Weitere Erziehungs-News

Noten vermiesen Freude am Lernen

von Newsredaktion

Grundschule

Die Diskussion um Schulnoten reißt nicht ab. Nun kritisieren der Kinderschutzbund die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Pläne der Landespolitik in Schleswig-Holstein, in Grundschulen wieder Noten einzuführen. Außerdem sollen schriftliche Empfehlungen für den Schulübergang in der vierten Klasse einzuführen. Derzeit gibt es in Schleswig-Holstein keine Noten an Grundschulen.

Freude am Lernen sinkt

Die Experten vom Kinderschutzbund halten die Vermutung für überholt, dass Kinder ohne Schulnoten nicht richtig lernen. Sie verweisen vielmehr auf Studien, die zeigen, dass durch Schulnoten die Motivation und Leistung beeinträchtigt werden. Schulnoten fördern demnach den Leistungsdruck, Ängste und nehmen den Spaß und die Freude am Lernen. Außerdem entsprechen die Noten nicht den Gütekriterien für vergleichende Messverfahren. Die Studien zeigen auch, dass auch fachfremde Faktoren wie der Leistungsstand der Klasse, das Geschlecht der Schüler, der familiäre Hintergrund im Bereich Bildung und Migration und ähnliches Auswirkungen auf die Noten bzw. die Notenvergabe haben.

Empfehlungen können benachteiligen

Die Vertreter vom Kinderschutzbund können auch nicht nachvollziehen, dass die Grundschulempfehlungen eingeführt werden sollen, da die schriftlichen Empfehlungen keine bindende Wirkung haben sollen. Der aktuelle Weg ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, den passenden Bildungsweg zu wählen. Schriftliche Empfehlungen könnten Kinder benachteiligen und den Zugang zum Gymnasium erschweren. Darin sieht der Kinderschutzbund einen Rückschritt im Bereich der Bildungsgerechtigkeit.

Beratungsgespräche der Lehrkräfte erfolgreich

Ähnlich sieht es auch die Bildungsgewerkschaft GEW. Die Pläne der Landesregierung könnten den Schulfrieden stören und alte Diskussionen unnötiger Weise aufwärmen. Dazu dürfen Schülerinnen und Schüler nicht über einen Kamm scheren, was durch Schulnoten geschieht. Um Inklusion und individuelle Förderung zu gewährleisten, wären individuelle Einschätzungen und spezifische Hinweise zur Förderung besser geeignet. Auch die GEW hält die bisherigen Beratungsgespräche der Lehrkräfte für ausreichend. Die Lehrer kennen die Schüler über vier Jahre und können einschätzen, welcher Bildungsweg geeignet ist. Dennoch zeigen Studien, dass trotz gewissenhafter Einschätzung der Lehrkräfte viele Empfehlungen falsch liegen. Zudem bekommen Kinder von Eltern mit hohem Bildungsstand häufiger eine Empfehlung fürs Gymnasium als Eltern ohne Studium, obwohl die Kinder gleiche Leistungen erzielen konnten.

Kein Kurswechsel nötig

Beide Verbände können die Pläne auch daher nicht nachvollziehen, das Schleswig-Holstein im IQB-Bildungstrend gut abschneiden konnte. Im Vergleich der Viertklässler haben die Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein häufig besser abgeschnitten als viele Schüler in anderen Bundesländern. Somit wirken sich die aktuellen Regelungen offenbar positiv auf die Kompetenzentwicklung der Schüler aus. GEW und Kinderschutzbund warnen davor, diese vielversprechende Entwicklung durch einen unnötigen Kurswechsel in der Bildungspolitik zu gefährden.

Weitere Erziehungs-News