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Missbrauch beim Kindergeld?

von Redaktionsassistenz

Kindergeld Grafik 2018

Geben Eltern das Kindergeld für Alkohol und Zigaretten aus? Kommt das Geld überhaupt bei den Kindern an? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem November 2018.

 

Zweckentfremdung von Kindergeld?

 

Die Bertelsmann-Studie beschäftigt sich mit der Frage, wofür geben Eltern ihr Kindergeld aus und wird es zweckentfremdet oder kommt es wirklich den Kindern zu gute? Die Antwort der Studie ist eindeutig: Eltern gehen sorgsam mit dem Kindergeld um. Sie geben zwar viel für den Konsum aus, aber Berichte in Junk-TV-Sendern überzeichnen ein Bild von faulen, betrunkenen und rauchenden Hartz-IV-Familien, das nicht richtig ist, denn der Alkohol- und Zigarettenkonsum zeigt fast keine Veränderung. Mit dem Landeserziehungsgeld wird hauptsächlich Zeit mit dem Kind erkauft.

 

Für die Studie wurden ca. 20.000 Personen aus 12.000 Haushalten befragt, dabei waren sowohl Paarhaushalte sowie Alleinerziehende und es konnten Daten zu 30.951 Kindern gesammelt werden. Durchschnittlich gab es 1,8 Kinder pro Familie im Alter bis 16 Jahren und die Alleinerziehenden machten einen Anteil von 17% aus. 27% der Befragten hatten einen Migrationshintergrund und das Bruttoeinkommen betrug 2.966,- Euro pro Monat und Haushalt.

 

Die Studie unterscheidet dabei die Zusatzeinkünfte durch das Landeserziehungsgeld (das nicht alle Haushalte erhalten und nur für ein Jahr gezahlt wird), sowie dem Kindergeld. Beim Landeserziehungsgeld wurde ein zusätzlicher Bonus von 230,- Euro errechnet, während es beim Kindergeld im Jahr 2016 etwa 363,- Euro waren.

 

Erkenntnisse zum Landeserziehungsgeld

  • Eltern verkürzen die Arbeitszeit und erkaufen sich mit dem Zuschuss Geld für das Kind
  • Das Nettoeinkommen steigt durchschnittlich um 47,- Euro pro Monat
  • Fast alles davon, ca. 46,- Euro, fließt in den Konsum, es wird wenig gespart
  • Weder gesteigerter Alkoholkonsum, erhöhtes Rauchverhalten noch übermäßiger Kauf von Unterhaltungselektronik konnte festgestellt werden

 

Erkenntnisse zum Kindergeld

  • Eine Erhöhung des Kindergeldes kommt fast 1:1 bei den Eltern an
  • Rund 77% werden für den Konsum ausgegeben
  • Ca. 14% werden gespart und 14% in die Miete investiert, die die Wohnungen durchschnittlich um 2,2% vergrößern.

 

Bertelsmannstudie

 

Fazit der Studie

 

Die Zweckentfremdung von Kindergeld in einkommensschwachen Familien für Unterhaltungselektronik, Zigaretten und Alkohol findet zwar statt, wird aber medial zu sehr ausgeschlachtet. Tatsächlich sparen die Eltern eher beim eigenen Konsum, denn den der Kinder.

 

Außerdem ist der Missbrauch von reinen Geldleistungen so gering, dass sich die Frage stellt, ob sich zweckgebundene Geldleistungen, die einen erheblich größeren Verwaltungsaufwand mit sich bringen, wirklich rechnen, denn z.B. beim Bildungs- und Teilhabepaket erreichen nur 70% das Kind, während 30% für Personal- und Sachkosten in der Verwaltung verloren gehen.

 

Vor allem beim Landeserziehungsgeld sieht es so aus, dass dies von den Eltern eingesetzt wird um ihre Arbeitszeiten zu reduzieren um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Da kein signifikanter Missbrauch des Kindergeldes festgestellt werden konnte plädieren die Ersteller der Studie auf den Verzicht eines Generalverdachts gegenüber Eltern in einkommensschwachen Haushalten zugunsten einer Reduzierung der Verwaltungskosten bei Sachleistungen und zweckgebundenen Geldleistungen.

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