Weitere Erziehungs-News

Kitas stehen angesichts hoher Krankenstände vor dem Zusammenbruch

von Newsredaktion Familie

Bub lächelt

Laut der Gewerkschaft GEW können die Kitas in Deutschland den Andrang nicht mehr verkraften. Neben den ohnehin zu geringen Plätzen kämpfen sie aktuell mit einer Infektionswelle, die große Lücken im Personal hinterlässt.

Vor einigen Wochen erregte eine Studie der Bertelsmann Stiftung großes Aufsehen. Diese prognostizierte, dass sich gerade eine große Versorgungslücke auftut. Ihr zufolge sollen in wenigen Jahre in Deutschland 384.000 Kita-Plätze fehlen. Das würde zu großen Problemen in der Betreuung von Kindern führen.

An der Grenze der Belastbarkeit

Doch schon jetzt sind viele Kitas an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gelangt. Sie können ihrem Auftrag und ihrem Anspruch nicht mehr gerecht werden. Das liegt nicht nur an den seit Jahren bekannten Missständen, sondern auch an einer Infektionswelle, die einen Personalmangel verursacht. Kitas stehen angesichts hoher Krankenstände vor dem Zusammenbruch.

Sie diagnostiziert, dass derzeit verschiedene Faktoren zusammenkommen, die alle Beteiligten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt. Einerseits gäbe es nach wie vor zu wenig Plätze, andererseits sei das Personal nach den Corona-Jahren erschöpft. Daneben führen die grassierenden Infektionen und eine hohe Fluktuation dazu, dass man den Bedürfnissen der Kinder nicht mehr gerecht werden könne.

Nicht mehr zu verantworten

Die Bedingungen in den Kitas seien nicht mehr zu verantworten, schrieb Doreen Siebernik, Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW, in einem Artikel für die „Welt am Sonntag“. Es handle sich nur noch um eine Form der Verwahrung. Manche Häuser würden bereits über Krankenstände in Höhe von 50 Prozent des Personals klagen.

Das führe dazu, dass die Kitas die Betreuungszeiten kürzen müssten, manche waren sogar zu einer vollständigen Schließung gezwungen. Die Situation sei dramatisch. Verantwortlich macht Siebernik dafür allerdings nicht nur die grassierende Grippewelle.

Zu wenig Plätze, Pandemie und geflüchtete Kinder

Auch der Mangel an Personal und die fehlenden Kitaplätze hätte zu dieser Situation geführt. Damit nicht genug, müssten die Mitarbeiter die Auswirkungen der Pandemie bewältigen und die Aufnahme geflüchteter Kinder bewerkstelligen. Die Krankheitswelle träfe derzeit auf ein ohnehin geschwächtes System, das keine weiteren Belastungen vertrage.

Der Grund für die großen Probleme läge im fehlenden politischen Handeln. Noch immer fehlen in den Kitas die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Arbeit und das Einkommen. Solange diese nicht geschaffen würden, werden nicht mehr Menschen als Erzieher in den Kitas arbeiten wollen. Gefragt seien ein Ausbau der Plätze ebenso wie eine Qualitätsentwicklung.

Die Zahl der Kleinkinder sinkt

Schon jetzt fehlen in Deutschland 266.000 Plätze für Kleinkinder. Das klingt viel, doch die Situation war vor drei Jahren noch dramatischer. Damals waren es rund 360.000 Plätze. Die Lücke hat sich also etwas geschlossen, doch dieser Effekt droht gerade zu verpuffen.

Die Bundesländer haben in den letzten Jahren daran gearbeitet, die Lücke zu schließen. Gleichzeitig sei die Zahl der Kleinkinder unter 3 Jahren in Deutschland gesunken. Daneben hätten während der Pandemie weniger Eltern Plätze für ihren Nachwuchs gesucht. Doch jetzt dreht sich der Wind.

Es gäbe keinen Grund für eine Entwarnung, ganz im Gegenteil. Die Lage könnte sich wieder verschärfen, das bestätigte zuletzt auch eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie geht davon aus, dass die Zahlen aus dem Jahr 2019 wieder erreicht und sogar übertroffen werden. Dann fehlen in Deutschland mehr als 380.000 Kita-Plätze.

Weitere Erziehungs-News