Kinder haben mehr Freiheit, oder?
von Newsredaktion
In den letzten Tagen machte ein Restaurant auf Rügen Schlagzeilen, weil es am Abend keine Kinder und Jugendlichen mehr zulässt. Während die einen fürchten, dass Deutschland damit kinderfeindlicher wird, erklären die anderen das Gegenteil. Psychologen wissen, was Kinder für eine gute Erziehung brauchen.
Keine Anpassung mehr
Die Entscheidung des Restaurants stieß auf ein breites Medien-Echo und löste eine Debatte aus. Nach 17 Uhr müssen Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren draußen bleiben. Welche Konsequenzen hat das? Die Aktion einerseits hart kritisiert, andererseits auch begrüßt. Der Besitzer kritisiert die Eltern, die die Verantwortung gern an der Tür abgeben. Psychologen erklären dazu, dass die Gesellschaft toleranter gegenüber Kindern geworden ist. Immer seltener wird verlangt, dass Kinder sich benehmen und anpassen. Während früher alle am Tisch saßen, die Kinder still waren und die Erwachsenen sich unterhielten, fließen heute Tränen, fallen laute Worte oder wird mit Essen geworfen.
Mobiler und individueller
Die Experten erklären das mit einem zunehmenden Trend der Individualisierung. Die Menschen sind mobiler und materiell unabhängig. So gehen sie ihren eigenen Weg und entscheiden über ihr Leben. Das gilt auch für die Erziehung. Die Eltern wollen den Kindern nicht alles vorschreiben oder Regeln aufstellen. Die Kinder sollen selbstständig werden und lernen. So wird der Umgang häufig schwierig. Für eine gute Erziehung brauchen Kinder vor allem Wärme, Geduld und Lenkung.
Aussperren keine Lösung
Viele Eltern scheinen jedoch nicht aufnahmebreit, wenn sich die Kinder daneben benehmen. Sie reagieren ablehnend, wenn Lehrkräfte kritisieren, dass die Kinder sich nicht ins Klassengefüge einfügen können. Heute hinterfragen wir stärker Autorität und Kompetenz als früher. Das kann zu Konflikten im Alltag etwa in der Schule mit Lehrkräften führen. Dennoch sehen einige Experten eine Niederlage im Aussperren der Kinder aus dem Restaurant. Es zeigt, dass man überfordert ist und die Situation nicht anders meistert. Dennoch können kinderfreie Zonen in der Öffentlichkeit keine Lösung sein. Kinder können ja auch nicht der Schule fernbleiben, wenn es Anpassungsschwierigkeiten hat. Restaurantbesitzern wäre wohl eher damit geholfen, klare Regeln festzulegen. Etwa, dass Kinder nicht zwischen den Tischen herumrennen und fangen spielen dürfen. Allerdings muss es auch möglich sein, dass ein Restaurant Ruhe und Zweisamkeit bietet. Andere wiederum bieten Spielplätze an und sind explizit auf Familien mit Kindern eingestellt.