Weitere Erziehungs-News

Jugendämter stellen mehr Gefährdung von Kindern fest

von Newsredaktion

Kindeswohl

Nach aktuellen Zahlen stieg im Jahr 2015 eine akute Gefährdung des Kindeswohls um mehr als zehn Prozent der Fälle an. Die Jugendämter bearbeiteten im vergangenen Jahr 129.000 Verfahren zur  Prüfung.

Mehr Fälle für die Jugendämter

Die deutschen Jugendämter überprüfen häufiger, ob eine Gefährdung des Kindeswohls vorliegt. In 2015 waren 129.000 Verfahren in Bearbeitung. Laut Statistischem Bundesamt waren das gut vier Prozent mehr als Vorjahr. In rund 20.000 Fällen wurde eine akute Gefährdung des Kindeswohls festgestellt, ein Anstieg von 11,7 Prozent. Meist ging es in den Verfahren um Vernachlässigung (63 Prozent), in 27 Prozent ging es um psychische Misshandlung, in 23 Prozent um körperliche Gewalt und in vier Prozent der Fälle um Missbrauch bzw. sexuelle Gewalt. Das Statistische Bundesamt erhebt seit 2012 diese Zahlen. Dabei kann auch mehrfach im Jahr eine Familie überprüft worden sein.

Meldungen von Behörden

In 24.200 Fällen konnten die Mitarbeiter der Jugendämter eine Gefährdung der Mädchen und Jungen nicht ausschließen. In 43.200 Fällen benötigte die Familie Unterstützung, das Kindeswohl war jedoch nicht gefährdet. Die Zahlen zeigen, dass die Jugendämter häufiger auf schwierige Fälle aufmerksam werden bzw. aufmerksam gemacht werden. So kommen oft Hinweise von Behörden wie Polizei oder Staatsanwalt bzw. einem Gericht. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden die Jugendämter in 32.000 Fällen hinzugezogen. Das sind etwa 400 Fälle mehr als im Jahr davor. In etwa 9.000 Fällen lag eine akute oder latente Gefahr für das Kindeswohl vor.

Verdachtsfällen nachgehen

Besonders bedenklich dabei ist, dass vor allem Kleinkinder betroffen sind. In knapp 25 Prozent der Fälle geht es um Kinder unter drei Jahren. Der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut der TU Dortmund erläutert, dass die Jugendämter bei Hinweisen verpflichtet sind, dem Fall nachzugehen. Sie müssen dann Kontakt zur betroffenen Familie aufnehmen und sich ein Bild der Situation machen. Die Zahlen zeigen auch, dass die Jugendämter wohl auch besonders sensibilisiert sind und Hinweisen eher häufiger nachgehen. Außerdem ist ein Zusammenhang zwischen Armut, Gefährdung des Kindeswohls, Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder festzustellen. So ist die Kinderarmut im Allgemeinen angestiegen.

Einführung Willkommensgespräch

In Köln und zahlreichen weiteren Städten wurde ein so genanntes Willkommensgespräch eingeführt. Hierbei besuchen die Mitarbeiter der Jugendämter Familien mit Neugeborenen. Das ergibt mehr Kontrolle und Aufmerksamkeit. Bemerkenswert ist, dass von Schulen oder Kitas bzw. Kindergärten verhältnismäßig wenige Meldungen zum Thema kommen. Nur 12 Prozent der Fälle werden von einer Schule oder einem Kindergarten gemeldet. Offensichtlich üben hier die Lehrkräfte und Erzieher eher Vorsicht und Zurückhaltung.

Weitere Erziehungs-News