Hausaufgaben-Flut in Spanien
von Newsredaktion
Weil in Spanien immer mehr Hausaufgaben Schüler und Eltern belasten und verzweifeln lassen, wollen die Familien sich nun wehren und reagieren derzeit mit einem Boykott bzw. Streik der Hausaufgaben. Selbst Dreijährige bekommen in dem beliebten Urlaubsland Hausaufgaben. Die Lehrer verweisen auf andere Probleme.
Immer mehr Hausaufgaben
An Spaniens Schulen geben die Lehrer immer mehr Hausaufgaben auf. Viele Schüler reagieren mit Schlafstörungen, Angstzuständen, und Schulverweigerung. Und das liegt nicht an ernsthaften Problemen wie Mobbing oder Konflikte mit Lehrern oder Mitschülern. Für viele Familien mit schulpflichtigen Kindern wird die regelrechte Flut an Hausaufgaben immer mehr zur Belastung. Daher hat der landeweit aktive Dachverband der Familien mit Kindern an öffentlichen Schulen, kurz CEAPA, der im Land rund 12.000 Elternvereinigungen vertritt, dazu aufgerufen, die Hausaufgaben zu bestreiken. So sollen aktuell im November die Schüler an den Wochenenden keine Hausaufgaben mehr machen. Ziel der Aktion ist es, die Hausaufgaben gänzlich abzuschaffen.
Hausaufgaben schon für Dreijährige
Grundlage für die Aktion ist unter anderem eine jüngst durchgeführte Umfrage des Verbandes unter mehr als 1.500 Eltern in ganz Spanien. Das Ergebnis: etwa 50 Prozent der Eltern beklagen, dass die enorme Menge an Hausaufgaben auch das Familienleben belastet und negativ beeinflusst. Der Eindruck der Eltern ist, dass die Hausaufgaben, die deberes de casa, immer mehr zunehmen. An einigen Schulen wäre es inzwischen üblich, auch über die Sommerferien Hausaufgaben zu geben. Selbst Drei- oder Vierjährige bekämen an einigen Vorschulen bereits schon Aufgaben für zu Hause.
Vergleich der OECD
Die OECD, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, empfiehlt für Schüler maximal vier Stunden Hausaufgaben. Eine Studie aus 2012 rechnet vor, dass 15-Jäührige in den OECD-Ländern knapp fünf Stunden für ihre Hausaufgaben benötigen. In Deutschland liegt die Stundenzahl bei 4,7, in Spanien bei 6,5. Die CEAPA gab jedoch jetzt an, dass die Kinder häufig mehr als zehn Stunden zu Hause lernen müssten. So bleibt kaum Zeit zum Spielen und für Freizeit, was sogar einen Verstoß der UN-Kinderrechts-Konvention bedeutet. Zudem verweist der Verband darauf, dass Hausaufgaben nicht zwingend zu besseren schulischen Leistungen führen. Im Ländervergleich schneiden die spanischen Schüler in den Leistungen schlechter ab, während etwa in Finnland nur etwa drei Stunden Hausaufgaben gefordert werden und die schulischen Leistungen im Ländervergleich sehr gut ausfallen.
Stimmen der Lehrer
Ob in Spanien durch die Streiks etwas ändert? Die Lehrer jedenfalls unterstützen die Eltern beim Streik, sind aber nicht grundsätzlich gegen Hausaufgaben. Zum einen sehen die Lehrer die Schuld bei den Eltern, die den Lehrern ihre fachliche Kompetenz absprechen. Zum anderen fehlten nach der Finanzmittel für den Bildungsbereich, sodass etwa zahlreiche Lehrerstellen gestrichen wurden. So fordern die Lehrer, dass die Eltern auch dafür kämpfen, dass wieder mehr in Schulen und Bildung investiert wird.
