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Familienzuwachs: Geschwister und das neue Baby

von Redaktionsassistenz

Kinder schmusen

So funktioniert die Familienroutine auch weiterhin, obwohl ein neues Mitglied hinzukommt.

Die Ein-Kind-Familie in Deutschland scheint auf der Kippe, denn die statistischen 1,59 Kinder im Schnitt stellen einen kleine Gegenbewegung im Vergleich zu früheren Jahren dar und nicht wenige Eltern wollen mindestens ein Geschwisterchen.

Allerdings sollte diese Angelegenheit sorgsam geplant und angegangen werden. Denn auch wenn es im Vorfeld nicht so scheint, kann ein weiteres Kind die austarierte Familienroutine empfindlich stören. Insbesondere mit Blick auf die Geschwister. Was Eltern mit Wunsch nach einem weiteren Kind beachten sollten, zeigt deshalb folgender Artikel.

 

1. Passt es mit dem Geld?

Bei vielen Eltern herrscht ein Irrglauben vor. Sie denken, dass ein zweites Kind das Gesamtbudget weit weniger belasten würde als das erste es tut. Tatsächlich ist die Differenz jedoch marginal: Ein deutsches Kind beispielsweise benötigt monatlich etwa 500 Euro Konsumausgaben; beim zweiten sind es immer noch rund 475 Euro – ähnlich sieht es auch in den anderen Euro-Nationen aus. Abgesehen von einigen Schwankungen sollte also klar sein, dass die Kindesausgaben sich mit der zweiten Geburt reell verdoppeln.

Und so hart es klingt, hier sollte man sehr nüchtern kalkulieren. Denn wenn die Familie sich wegen des zweiten Kindes zu sehr einschränken muss, wird es die Freude definitiv hemmen und hat auch das Potenzial, das Verhältnis zwischen den Geschwistern zu beeinflussen, wenn der Erstgeborene plötzlich mit sehr viel weniger zurechtkommen muss, weil das Budget nur begrenzt ist.

 

2. Der Zeitpunkt muss stimmen

Bruderliebe

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind gekommen? Für viele Eltern lautet die Antwort darauf „möglichst dicht nach dem ersten Kind, damit beide in etwa gleich alt sind“.

Ja, dieser Gedankengang macht mit Hinblick auf das Geschwisterverhältnis absolut Sinn. Allerdings sollte er nicht allein der ausschlaggebende Punkt sein. Konkret sieht es so aus:

Der richtige Zeitpunkt für Kind Nummer zwei ist gekommen, wenn die bestehende Familie und besonders der Erstlings-Alltag routiniert funktionieren.

Routiniert ist dabei alles, was über Monate gut läuft. Wer gleich nach der Geburt schon auf das Geschwisterchen hinarbeitet, ist dementsprechend vielleicht zu früh – denn dann kommt das nächste Kind, wenn der Erstgeborene noch nicht in der Kita ist oder gerade erst dort anfängt. Womit keine Routine vorhanden wäre, weil die Kita-Umstellung sowohl für das Kind wie die Eltern ein schwieriger Zeitpunkt sind. Ferner wäre es falsch, auf ein schnelles „Nachlegen“ zu pochen, wenn die Jobsituation der Eltern gerade unklar ist (Stichwort Elternzeit).

Im Klartext: Das zweite Kind sollte (möglichst) dann geboren werden, wenn der Erstgeborene sich in einer stabilen Lebensphase befindet. Darüber hinaus gibt es jedoch keine Faustregel, wie groß oder klein der Abstand sein sollte.

 

3. Nicht blindwütig (ver)kaufen

Das zweite Kind kostet, wie bereits angemerkt, Geld. Hier sollten vor allem Eltern, die anfangs noch nicht über Familienzuwachs nachdenken, sehr vorsichtig sein. Zu leicht ist man gewillt, Laufstall, Strampler und Co. zu verkaufen, sobald das Kind aus dem Alter rausgewachsen ist. Natürlich, denn das Geld dafür lockt.

Allerdings sollte man niemals die Spontaneität von Kindeswünschen unterschätzen: Sehr viele Eltern sind sich über Jahre hinweg sicher, kein weiteres Kind zu wollen – nur um urplötzlich (signifikant häufig, wenn Nummer eins in die Kita oder Grundschule kommt) die Meinung zu ändern. Wer dann alles bereits verkauft hat, zahlt noch viel mehr als notwendig.

Unser Rat deshalb: Restlos alles vom ersten Kind in Plastiktüten verpacken und so lange auf dem Dachboden deponieren, bis der Erstgeborene auf eine weiterführende Schule geht. Erst dann kann man mit guter Sicherheit sagen, dass die Familienplanung abgeschlossen ist. Und: So viel Geld bekommt man i.d.R. für die gebrauchten Sachen sowieso nicht, dass sich ein früherer Verkauf wirklich lohnen würde; der Wertverlust bei Babysachen ist oftmals dramatisch.

Das bringt uns auch zum zweiten Punkt: Wenn man sich felsenfest einen Zweitgeborenen wünscht, sollte man diese zeitliche Flexibilität nutzen, um dort, wo Neuware (etwa wegen des Geschlechts) zwingend erforderlich ist, auf Rabatte und Sonderaktionen zu warten. Babyshops haben sich häufig ändernde Sonderkonditionen, sodass man immer wieder seinen Blick auf Gutschein-Seiten werfen sollte, um diese mitzunehmen und von einer Ersparnis profitieren kann.

 

4. Das erste Kind einbinden

Kind boxt Schwangere

 

Natürlich, es ist primär Sache der Eltern, über Zeitpunkt und Anzahl ihrer Kinder zu bestimmen. Aber machen wir uns nichts vor, im späteren familiären Alltag ist das Verhältnis der Geschwister zueinander einer der wichtigsten Faktoren, der den Unterschied zwischen einer bloß halbwegs funktionierenden und einer wirklich glücklichen Familie ausmacht.

Der erste Baustein, den man dazu legen sollte, ist, den Erstgeborenen von Anfang an zu beteiligen „Mama und Papa wünschen sich noch ein Geschwisterchen für dich“ wäre ein guter Start. Dazu aber sollte man es ihm „schmackhaft“ machen, indem man folgende Punkte abarbeitet:

  • Es muss glasklar sein, dass sich an der elterlichen Liebe für den Erstgeborenen nichts ändert.

  • Dem Kind sollte vermittelt werden, welche Vorteile ein Geschwisterchen hat – etwa beim Spielen.

  • Offenheit sollte das Stichwort sein – auf alle Fragen, die das Kind haben sollte. Und auch, indem Baby-News mit ihm geteilt werden, etwa Ultraschallfotos. Viele Eltern berichten auch von dem großen Erfolg, den es bedeuten kann, dem Erstgeborenen Fotos und andere Unterlagen aus seiner eigenen Schwangerschaftszeit zu zeigen.

  • Das erstgeborene Kind ist ein gleichberechtigtes Familienmitglied. Bei Fragen zum Namen und Ähnlichem sollte es deshalb, sofern sein Alter es gestattet, durchaus einbezogen werden.

Hinzu kommt das Allerwichtigste: Gerade jetzt sollten Eltern sich besonders viel Zeit für Kind Nummer eins nehmen. Denn sonst kommt rasch das Gefühl auf, dass die Eltern es nun „ersetzen“ möchten – und damit Selbstzweifel und ein vielleicht lebenslang gestörtes Verhältnis zu Bruder oder Schwester. Bitte niemals unterschätzen, wie stark der Wunsch von Kindern ist, ihren Eltern allein zu gehören und wie groß deshalb der Neid werden kann.

 

5. Gemeinsam trainieren

In keinem Alter reagiert der Mensch empfindlicher auf plötzliche Veränderungen als in den ersten Lebensjahren. Und es steht wohl außer Zweifel, dass ein zweites Kind eine enorme Veränderung für jemanden ist, der jahrelang „Alleinherrscher im Königreich Familienland“ war.

So früh wie möglich sollten Eltern deshalb beginnen, ihr Kind auf die zwangsweise notwendige (etwas) größere Selbstständigkeit vorzubereiten. Im Idealfall schon dann, wenn Kind Nummer zwei nur eine Idee zwischen Mama und Papa ist.

Bedeutet, was man seinem Erstling zuvor noch durchgehen ließ – etwa das Hinterherräumen oder Helfen bei Dingen, die er eigentlich auch allein kann– sollte man nun nach und nach abstellen. Je früher man damit beginnt, desto sanfter, sprich unmerklicher ist der Übergang für das Kind und umso weniger einschneidend ist es, wenn das Geschwisterchen dann tatsächlich da ist.

Ebenfalls enorm wichtig: Kinder lernen nicht von selbst das Teilen. Sofern noch nicht geschehen, muss der Nachwuchs es deshalb jetzt sorgsam lernen, denn ohne diese Fähigkeit ist Neid gegenüber dem Geschwisterchen vorprogrammiert.

 

6. Ehrlich sein

Es ist, wie angemerkt, wichtig, seinem Erstling zu vermitteln, dass ein Geschwisterchen etwas Schönes ist, auch für ihn. Allerdings sollten Eltern sich bei allem Schmackhaft-Machen auch davor hüten, dabei zu sehr die rosarote Brille zu benutzen.

 

Mädchen spielen

 

Tatsache ist, dass:

  • es unweigerlich ist, dass die Eltern ihre Aufmerksamkeit künftig teilen müssen (auch wenn man alles dafür tun sollte, dass diese Teilung 50 /50 abläuft).

  • der Erstgeborene sich einschränken werden muss.

  • es nach der Geburt noch viele Monate dauern wird, bis aus dem Geschwisterchen wirklich ein Spielkamerad wird, mit dem man gemeinsam Dinge aushecken kann.

Das alles sollte dem Kind vermittelt werden, auch wenn es noch vergleichsweise jung ist. Und dazu gehört es aber auch, dass Eltern die eigene rosarote Brille ausziehen: Es wird höchstwahrscheinlich immer wieder knirschen; selbst in Familien, in denen das bisherige Einzelkind nicht wirklich verwöhnt wurde.

Aber: Es gehört zum Aufwachsen mit Geschwistern dazu, dass es auch mal Streit gibt. Zwei gleichrangige Kids, die sich zwar sehr nah sind, aber eben doch (charakterlich) unterschiedlich. Hier kann man Eltern nur raten, sich weitestgehend herauszuhalten und sich nur dann in den Geschwisterzank einzumischen, wenn wirklich Wut ins Spiel kommt. Und wenn, gehören beide gemaßregelt, sonst legt man im vermeintlichen Regulieren gleich die Wurzel für den nächsten Streit.

 

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