Eltern schwanken in ihrer Erziehung zwischen Unabhängigkeit und Kontrolle
von Newsredaktion Familie
Eine Umfrage zum Thema „Gesunde Erziehung“ stellt fest, dass Deutschland Eltern große Probleme haben, das richtige Gleichgewicht zwischen Selbstständigkeit ihrer Kinder und elterlicher Kontrolle zu finden.
Zwar mischen sie sich verstärkt in die Wahl der außerschulischen Aktivitäten des Nachwuchses ein, geben ihren Kindern jedoch gleichzeitig die Chance auf Selbstmanagement. Das hat eine Umfrage von Novakid, einer Online-Englischschule für Kinder, herausgefunden. Dieses Schwanken zwischen Planung und Unabhängigkeit prägt die Suche der Eltern nach der idealen Erziehung.
Kinder erledigen ihre Hausaufgaben mit wenig Hilfe
Die Umfrage zeigt, dass 62 Prozent der Befragten dies als große Herausforderung sehen. Fast die Hälfte der Eltern gab an, dass ihre Kinder die Hausaufgaben selbstständig, mit wenig Hilfe erledigen. Lediglich 14 Prozent der Familien lassen ihren Nachwuchs immer mit Hilfe oder unter Aufsicht eines Elternteils die Hausaufgaben machen. Eltern schwanken in ihrer Erziehung zwischen Unabhängigkeit und Kontrolle.
Ganz anders sieht es hingegen bei der Wahl von Nachhilfeprogrammen aus. Dort nehmen 84 Prozent der Erziehungsberechtigten Einfluss. Ähnliches gilt für die außerschulischen Aktivitäten. Viele Eltern machen sich Sorgen um die Karrierechancen ihrer Kleinsten und treffen auch hier die Entscheidung, was das Kind unternehmen soll.
Starker Einfluss bei der Wahl der Fernsehsender
67 Prozent reden bei der Auswahl des Sportprogramms mit, 48 Prozent beim Musikunterricht. Bei der Wahl der Freunde zeigen sich Deutschlands Eltern deutlich entspannter. Hier mischen sich nur 39 Prozent der Befragten in die Entscheidung ihrer Kinder ein. Besonders stark ist der Einfluss der Eltern, wenn es um die Wahl der richtigen Fernsehsender und Videoinhalte geht. Dann treffen neun von zehn Eltern die Entscheidung für ihre Kinder.
Eigenverantwortung gilt als wichtiger Aspekt einer gesunden Erziehung. Wer die Freiheit für seine Entscheidungen erhält, muss allerdings auch die Verantwortung dafür übernehmen. Das forderte zu Beginn des Jahres auch ein Erziehungsexperte in einem aufsehenerregenden Interview mit dem Spiegel. Er hält mehr Eigenverantwortung der Kinder für notwendig und wirft deutschen Eltern vor, ihren Nachwuchs zu „aufgeweichten Jammergestalten“ zu machen.
Experte warnt vor gravierenden Fehlern
Im Gespräch listet der renommierte Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch warnt davor, dass die Fehler, die Eltern in der Erziehung machen, gravierende Folgen für ihre Kinder haben können. Laut seiner Diagnose machen Eltern heute vorwiegend das, was ihre Kinder wollen. Sie verwöhnen ihre Sprösslinge, tun ihnen damit aber keinen Gefallen.
Seiner Meinung nach können diese Kinder kein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln. Eltern sollten daher aufhören, ihrem Nachwuchs alles abzunehmen und leicht zu machen. Er plädiert dafür, dass Eltern klar kommunizieren, wie sich Menschen zu verhalten haben, gleichzeitig aber darauf achten, dass die Kinder selbstständig werden.
Nicht mehr belastbar
Wird dies verabsäumt, dann werden Mädchen und Jungen nicht belastbar. Sie zeigen ein geringes Durchhaltevermögen und geben schnell auf. Der Wunsch, die Kinder zu beschützen, ist verständlich, doch er sollte nicht übertrieben werden.
Wunsch sieht Deutschlands Kinder verweichlicht. Sie glauben, viel zu können, und seien damit für die Herausforderungen des Lebens nicht gut gerüstet. Der Nachwuchs kann seiner Meinung nach mit Kritik nicht mehr umgehen und erwartet sich uneingeschränktes Lob. Dieses Verhalten sei ein Resultat falscher Erziehung.
Wer sich seinem Kind gegenüber als Freund beweisen wolle, tue ihm nichts Gutes. Wenn Eltern ihre Kinder vor Konflikten schützen, können diese nicht lernen, mit Herausforderungen klarzukommen.