Droht bald Streit um Ferienzeiten?
von Newsredaktion

Seit 1966 haben Schüler, Eltern und Lehrer in Nordrhein-Westfalen erstmals wieder eine Woche Pfingstferien gehabt. Sie sind offenbar auf den Geschmack gekommen, denn die Schulministerin des Landes will durchsetzen, dass diese Ausnahme zur Regel wird. Von vielen Seiten hat sie dafür Zustimmung. Doch es droht Streit mit den anderen Bundesländern, denn die Ferienzeiten sind in Deutschland aufeinander abgestimmt, und das zu Gunsten und Ungunsten einzelner Ländern.
Änderungen der Ferienzeiten
So will die Ministerin das Thema der Ferienregelung in der kommenden Kultusministerkonferenz ansprechen. Sie sieht Gesprächsbedarf zu den Ferienzeiten. So haben Baden-Württemberg und Bayern immer zum Schluss Sommerferien. Jedes einzelne Bundesland hat dabei seine Interessen, sodass es schwer wird, die Ferienregelung zu ändern. Außerdem stehen bis in die Schuljahre 2023/24 ohnehin die Ferien bereits fest. Eine schnelle, kurzfristige Entscheidung bzw. Änderung ist also eher unwahrscheinlich. Die aktuellen Ferienzeiten wurden bereits 2014 festgelegt.
Späte Sommerferien attraktiv
Für die Bundesländer sind Pfingstferien und späte Sommerferien besonders attraktiv. Beide Zeiträume liegen außerhalb der Hauptreisezeit von Mitte Juni bis Mitte August und ermöglichen daher den Familien günstiges Reisen. Der Hochsommer bietet außerdem meist warmes, sonniges Wetter. Auch aus pädagogischer Sicht spricht einiges für den späten Ferienbeginn im Sommer. In diesem Fall wäre die Zeit zwischen Weihnachten und Sommerferien kurz aus. Außerdem gilt es, die Prüfungszeiten nach Ostern zu berücksichtigen. Diese müssten sonst komprimiert werden, was zusätzlicher Stress zum Lernen und Korrigieren für Schüler und Lehrer bedeutet.
Rollierendes System
Außerdem stimmen sich die Bundesländer mit den Ferienzeiten ab, um Staus auf den Autobahnen und lange Wartezeiten an den Flughäfen zu vermeiden. Dies kommt den Bedürfnissen der Tourismusindustrie entgegen. Dauert die Feriensaison insgesamt länger, ist die Auslastung der Unterkünfte besser und der Umsatz erhöht sich. Der Zeitraum für die Ferien von 90 Tagen soll möglichst ausgeschöpft werden, also die Zeit zwischen dem 20. Juni bis zum 15. September. Allerdings gibt es Jahr zu Jahr Wechsel. Das hängt davon ab, ob Ostern und Pfingsten spät fallen und damit auch die Ferien spät liegen. Dann starten auch die ersten Bundesländer später in die Sommerferien.
Extrawurst für den Süden
Damit es möglichst gerecht zugeht, wurde ein rollierendes System eingeführt. So starten alle Bundesländer mal etwas früher, mal etwas später in die Ferien. Damit sollen alle Schüler, Eltern und Lehrer die Vorteile später Sommerferien genießen können. Allerdings wollen Baden-Württemberg und Bayern seit jeher eine Sonderbehandlung und bekommen sie auch. Konkret heißt das: die beiden Südländer scheren aus und bestehen auf die späten Ferientermine von Anfang August bis Mitte September, das rollierende System gilt de facto nur für die 14 übrigen Bundesländer. In früherer Zeit gab es das Argument, dass die Kinder bei der Ernte helfen müssten. Das ist heute obsolet. Daher sehen viele Bundesländer die „Extrawurst“ für Baden-Württemberg und Bayern zu Recht kritisch und wollen Änderungen.