Weitere Erziehungs-News

Die Sinneswahrnehmung bei Kindern fördern

von Redaktionsassistenz

Kind spielt

 

Unsere Sinne setzen wir den ganzen Tag über ständig für die unterschiedlichsten Aufgaben ein. Wir sind mit ihnen vertraut und denken kaum über sie nach. Bei Babys und Kleinkindern sind die Sinne jedoch erst noch die neuen Werkzeuge, mit denen sie sich die Welt erschließen und versuchen, zu verstehen und zu entdecken, wie was funktioniert. Genau, wie etwa auch eine Sprachentwicklung und -förderung von Anfang an wichtig ist, steht es auch um die Förderung der Sinneswahrnehmung. Eltern sollten sie stets gezielt anregen und fördern. Das ist gar nicht kompliziert und macht sogar meistens auch den Eltern eine Menge Spaß.

 

Die Bedeutung der sieben Sinne der Kleinsten

Der Mensch nimmt seine Umwelt über die jedem bekannten, fünf Hauptsinne wahr:

  1. Den Sehsinn

  2. Den Hörsinn

  3. Den Geruchssinn

  4. Der Geschmackssinn

  5. und den Tastsinn.

 

Es gibt allerdings noch zwei weitere Sinne, die meist unterschlagen werden:

  • Der Gleichgewichtssinn

  • und der Muskelsinn, zu welchem man auch die Tiefensensibilität zählt.

 

Alle diese Sinne sind in jedem Menschen schon gleich nach der Geburt vorhanden. Um eine Interaktion mit der Umwelt zu ermöglichen, werden sie nach und nach immer besser entwickelt. Mit den Sinnen werden äußere Reize wahrgenommen und verarbeitet. In der heutigen Zeit sind viele Eltern schockiert, wie leicht reizbar ihre Kinder oftmals sind. Wie viel sie herumzappeln, wie schlecht ihre Konzentrationsfähigkeit ist und wie schnell sie aggressiv werden.

Das kann natürlich viele Ursachen haben, nicht selten spielt aber eine Wahrnehmungsproblematik, bzw. eine unzureichende Ausprägung der Sinne eine entscheidende Rolle. Können Reize und Signale von außen nämlich nicht wahrgenommen oder mangelhaft verarbeitet werden, kommt es zu Verhalten, das nicht den Erwartungen des Umfeldes entspricht. Die Reaktionen darauf, wirken sich dann auch wieder in negativer Weise auf den Zustand und die Entwicklung des Babys oder Kleinkindes aus. Und in manchen Situationen können unzureichend ausgebildete Sinne auch gefährlich werden – man denke etwa nur an den Straßenverkehr oder den heißen Herd.

Nur ein koordiniertes Zusammenspiel aller Sinne garantiert, dass äußere Reize gut verarbeitet werden können. Um das zu garantieren, sollten Eltern ihr Baby und Kleinkind in allen Wahrnehmungsbereichen unterstützen und mit kleinen Übungen oder Spielchen fördern.

 

Der Sehsinn

Viele Menschen in Europa würden wohl den Sehsinn als ihren wichtigsten Sinn bezeichnen. Zu betonen ist zwar, dass andere Kulturen andere Sinne als wichtiger wahrnehmen, für uns ist der Sehsinn aber wohl in der Hierarchie ganz weit oben. Das zeigt alleine schon ein kleiner Test: Man muss nur jemanden fragen, ob er spontan die fünf Sinne schnell hintereinander aufzählen kann. Der Sehsinn wird meist zuerst genannt. Darüber hinaus sind die menschlichen Augen für die meisten ein echtes Wunderwerk. Und rein objektiv ist der Sehsinn der am meisten genutzte Sinn, da uns rund 80 % aller Sinneswahrnehmungen über die Augen erreichen.

Grund genug also, die Sehfähigkeit der Kleinsten entsprechend zu fördern. Wenn sie auch erst im Kindergartenalter voll entwickelt sein wird. Der Sehsinn lässt sich recht einfach fördern, indem Babys und Kleinkindern immer wieder neue Sehreize vorgesetzt werden. Das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern oder das Zusammenbauen von Puzzeln sind gute Methoden der gezielten Förderung. Im Kindergartenalter kommen Spiele wie "Ich sehe was, was Du nicht siehst" oder auch Memory als sinnvolle Methoden hinzu.

 

Der Hörsinn

Anders als der Sehsinn ist der Hörsinn bereits vor der Geburt sehr gut entwickelt. Das heißt natürlich nicht, dass er durch verschiedene Erfahrungen nicht ebenfalls weiter ausgeprägt und verfeinert werden kann und muss. Das räumliche Hören etwa kann sich erst ausbilden, wenn entsprechende Hörerfahrungen im Laufe der Zeit gemacht werden.

Das funktioniert nur, wenn das Kind sich in einem Raum befindet, in dem keine akustische Reizüberflutung herrscht. Oder in welchem es sogar ganz still ist. Wird hier dann gemeinsam mit dem Kind gespielt oder werden gezielt Geräusche von verschiedenen Stellen des Raumes aus gesendet, kann das Kind lernen, räumlich zu hören und akustische Signale an verschiedenen Bereichen zu verorten.

Grundschulkinder profitieren etwa auch von gemeinsamen Nachtwanderungen, bei denen das Gehör noch intensiver beansprucht wird, um Feinheiten in der Natur akustisch zu erkunden. Und letztlich fördert natürlich auch Musik die Entwicklung des Kindes und im Speziellen des Hörsinns. Gemeinsames Musizieren, aber auch schon Klatschen oder Klopfen in einem bestimmten Takt trägt zur auditiven Wahrnehmung des Nachwuchses bei.

 

Der Geruchssinn

Der Geruchssinn lässt sich als spezieller, bzw. komplizierter beschreiben, als etwa der Hör- oder der Sehsinn. Obwohl ständig Gerüche in der Luft liegen, nehmen wir viele davon gar nicht (mehr) wahr. Oft fällt ein bestimmter Geruch erst dann auf, wenn er besonders intensiv ist. Wenn also etwas sehr gut oder auch sehr schlecht riechend wahrgenommen wird.

 

Kind riecht an einer Blume

 

Interessant ist auch, dass Gerüche sich schwer beschreiben lassen. Fragt man jemanden etwa, nach was eine Banane riecht, so wird er sagen wollen: "Nach Banane". Was natürlich letztlich für jemanden, der noch nie an einer Banane gerochen hat, keinen Hinweis auf die Qualität des Geruchs gibt.

Jeder muss also seine eigenen Geruchserfahrungen machen. Um Kindern den Geruchssinn näherzubringen, sollten Eltern mit ihnen ins Freie gehen. Dort sind die interessanten Gerüche am stärksten zu finden und zu erleben. Im Garten etwa kann an Pflanzen oder in den Händen zerriebenen Blättern und Kräutern, aber auch an der Erde gerochen werden. Ähnlich ist es beim Kochen: Die verschiedenen Lebensmittel und Gewürze haben einen ganz starken Geruch und sind für Kinder wahnsinnig interessant. Warum auch nicht einmal ein Spiel spielen, bei dem die Kleinen mit geschlossenen Augen an etwas riechen und raten müssen, um was es sich handelt?

 

Der Geschmackssinn

Wo wir schon beim Kochen sind: Auch der Geschmackssinn bedarf, gerade heute, einer gezielten Förderung durch die Eltern. Denn bewusstes Schmecken ist eine Fähigkeit, die nicht nur vielen Kindern in unserer modernen Zeit abhandengekommen ist. Die riesige Auswahl an Fertigprodukten, Fast Food und Süßigkeiten sowie stark vorgewürzter Lebensmittel wirkt sich auf den Geschmackssinn aus. All diese Lebensmittel können ihn desensibilisieren, also dauerhaft abschwächen. Nur ein bewusster Verzicht auf zu viel dieser Dinge wirkt dagegen an.

Da frische Zutaten außerdem deutlich gesünder sind, sollten gerade die Kleinsten möglichst frisch und selbst zubereitet essen. Kinder können schon in frühem Alter unter genauer Aufsicht beim Kochen mithelfen und bald auch vorsichtig Gemüse schnippeln oder eine Brühe anrühren und etwa Plätzchen fürs Backen formen. Die verschiedenen Stadien der Lebensmittel – vor, nach und während des Kochens – sind hinsichtlich des Geschmacks wahnsinnig interessant. Und auch hier kann mit verbundenen Augen ein Geschmacksratespiel gespielt werden, um die Sinneswahrnehmung zu verfeinern.

 

Der Tastsinn

Der letzte der bekannten Hauptsinne ist der Tastsinn. Er wird auch als das umfassendste aller Sinnesorgane bezeichnet. Denn nicht nur die Hände können tasten – letztlich gehören vielmehr alle Berührungen der Haut zum Tastsinn. Die Hauptaufgaben der taktilen Wahrnehmung umfassen nicht nur die Wahrnehmung von "Berührung", sondern auch das Empfinden und die Differenzierung von Druck, Schmerz und Temperatur.

 

Kind läuft barfuß im Garten

 

Der Tastsinn lässt sich von allen Sinnen eigentlich auch am einfachsten trainieren. Genannt werden können auch hier wieder der Gang in den Garten oder das Kochen. Auch der Besuch von Barfußpfaden ist eine spannende Erfahrung für Kinder und Erwachsene. Besonders toll finden alle Kinder auch das Matschen und Spielen mit Farben, feuchter Erde, Knete oder Sand. Und natürlich gehört der liebevolle Körperkontakt mit den Eltern und Kuscheln und Schmusen sowie angenehmes Kitzeln unbedingt auch zur Förderung des Tastsinns.

 

Der Gleichgewichtssinn

Nur wenn der Gleichgewichtssinn trainiert ist, können Menschen ihre Bewegungen koordinieren und ein gesundes Gefühl für ihren Körper entwickeln. Kinder erkunden ihren Gleichgewichtssinn meistens ganz alleine durch verschiedene Spiele. Doch da Kinder immer seltener gerne im Freien spielen, sondern ihre Zeit oft schon von Klein auf vor Bildschirmen und ohne große Bewegung verbringen, kann auch hier eine Förderung hilfreich und wichtig sein.

Kinder mögen Herausforderungen, weshalb Eltern in Spielen ihre Kinder immer wieder anregen können, etwa so lange wie möglich auf einem Bein zu stehen. Oder über einen langen Baumstamm zu balancieren. Auf Spielplätzen gibt es die meisten Möglichkeiten, den Gleichgewichtssinn zu schulen – sei es auf einer Rutsche, auf einem Klettergerüst oder auch in einem Sandkasten mit unebenem Boden.

 

Der Muskelsinn oder die Tiefensensibilität

Und zu guter Letzt wäre noch der Muskelsinn zu nennen, der oft auch als Tiefensensibilität beschrieben wird. Er übernimmt die Aufgabe, innere Reize im Körper, wie zum Beispiel das Anspannen eines Muskels wahrzunehmen. Auch er ist ganz wichtig für eine gesunde Körperwahrnehmung, die wiederum die motorische Entwicklung auf entscheidende Weise beeinflusst. Denn der Muskelsinn informiert einen darüber, wo sich unsere Körperteile im Verhältnis zueinander befinden. Und wie viel Kraft wir etwa für eine bestimmte Tätigkeit mit welchen Muskeln aufbringen müssen. Ist der Muskelsinn schlecht ausgeprägt, verhalten wir uns ungeschickt oder gefährden gar uns und andere.

Ein einfaches Beispiel: Kinder lieben Haustiere und möchten sie am liebsten die ganze Zeit streicheln und auf dem Arm herumtragen. Abgesehen davon, dass Tiere ihre Ruhe und Freiheit brauchen und das sowieso nicht gut ist, haben viele Kinder ein Problem damit, die Tiere sanft zu behandeln. Ihnen fehlt oftmals einfach das Gespür dafür, wie viel Druck und Kraft beim Kraulen oder Streicheln angemessen ist. Nicht nur der Tastsinn, sondern eben auch der Muskelsinn muss für solche Dinge trainiert sein.

Der Muskelsinn lässt sich durch verschiedene Spiele und am effektivsten durch Bewegung fördern. Mit den Eltern im Spaß zu raufen und liebevoll zu kämpfen oder Armdrücken zu spielen kann eine Möglichkeit sein. Doch alleine auch zu Schwimmen, unterschiedlich schwere Bälle zu werfen, Trampolin zu springen oder Sackhüpfen zu spielen, fördert den Muskelsinn nachhaltig.

Weitere Erziehungs-News