Bald neue Rolle der Religion in der Erziehung?
von Newsredaktion

Was lernen Schüler, insbesondere Grundschüler über Religion und die Bibel? Gehört die Schöpfungsgeschichte der Bibel in den Unterricht an Grundschulen? Eher säkular geprägte Lehrer empfinden das Bildungssystem als stark religiös geprägt. Doch die Lehrpläne sehen die Evolutionstheorie erst in Klasse neun vor. Einige Didaktiker wollen das Thema Evolution künftig in der Grundschule vermitteln.
Religionsunterricht an den Schulen
Fakt ist, dass Kinder nicht am Religionsunterricht teilnehmen müssen, obwohl Religion in fast allen Bundesländern zu den ordentlichen Lehrfächern zählt. Somit haben die Eltern die Möglichkeit, die Kinder vom Religionsunterricht abzumelden und sie so religionsfrei zu erziehen. Tatsächlich ist das im Schulalltag nicht so einfach. Einige Schulen haben sich nun dazu entschlossen, religionsfreie Erziehung anzubieten. Vor allem in westlichen Bundesländern sieht der Lehrplan die religiöse Erziehung vor. Dazu gehört, verschiedene Religionen kennenzulernen und den eigenen Glauben zu praktizieren, etwa in Schulgottesdiensten. In ostdeutschen Bundesländern wird hier mehr Freiraum gegeben.
Kirche und Erziehung
Experten wie der Schweizer Professor für Pädagogik Fritz Osterwalder erklären, dass vor allem in Westdeutschland die Kirche die Erziehung, das Bildungswesen stark beeinflusst haben, und dass die Pädagogik aus der Theologie entstanden ist. So haben viele Eltern immer noch die Vorstellung, dass die kirchlichen Einrichtungen spezialisiert sind auf Erziehung. Bis heute hat sich die Pädagogik nicht ganz von der Theologie gelöst.
Lehrmaterial für Grundschulen
Daher sehen viele weltlich orientierte Lehrkräfte ein Missverhältnis zwischen den kirchlichen bzw. religiösen und den weltlichen bzw. naturwissenschaftlichen Weltdeutungen. Eine Gruppe von Lehrern regt jetzt daher an, Aspekte der Evolutionstheorie nicht erst in der Mittelstufe, sondern bereits in der Grundschule zu vermitteln. Dazu soll in den kommenden Wochen ein Pilotprojekt starten, wobei an verschiedene Schulen in Deutschland entsprechende Lehrmaterialien für Schüler der dritten Klasse geschickt werden. Damit soll gezeigt werden, dass das Thema Evolution bereits Grundschülern vermittelt werden. Kinder können so angeregt werden, über die Entstehung der Welt nachzudenken und ebenso über das Verhältnis von Glauben und (Natur)Wissenschaft. Religiöse Kinder sollen so jedoch keinesfalls von ihrem Glauben abgebracht werden.