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ADHS, Schulängste, Konzentrationsstörungen

von Redaktion

Kinder druecken die Schulbank

„ADHS, Schulängste, Konzentrationsstörungen – das alles kann eine gemeinsame Ursache haben“

HPU (Hämopyrrollaktamurie)-Expertin Sonja Ilitz im Gespräch

 

ADHS-Symptome, Konzentrationsprobleme, Allergien und Schlafstörungen – kommen viele verschiedene Symptome zusammen, sind Eltern in Alarmbereitschaft versetzt. Sie versuchen, mithilfe von Ärzten, die Ursache für diese Symptome zu finden. Dieses Unterfangen gestaltet sich jedoch oft schwierig. Mitunter ist die Ursache eine bislang sehr wenig erforschte Stoffwechselstörung: HPU. Wir haben die HPU-Expertin Sonja Ilitz zum Gespräch über die Störung und ihre Behandlungsmöglichkeiten getroffen.

 

Frau Ilitz, welche Symptome erleben Sie in Ihrem Arbeitsalltag häufig?

Die Symptombilder, mit denen Eltern und ihre Kinder zu mir kommen, sind vielfältig. Oft wenden sich Eltern an mich, die ihre Kinder bereits seit langer Zeit begleiten – mit ADHS, verschiedenen Allergien oder Ängsten, Magen-Darm-Beschwerden, chronischen Schmerzen und vielem mehr. Sie wissen nicht mehr weiter und möchten ihren Kindern dringend helfen. Denn der Leidensdruck ist meist sehr groß. Körperliche und mentale Symptome beeinträchtigen das tägliche Leben. Wir sprechen hier auch von Erkrankungen wie Reizdarm oder langfristigen Schlafstörungen, die die Konzentration beeinträchtigen. Diese diffusen Symptome machen es den Eltern schwer, die Ursache zu finden.

 

Was ist die Ursache?

Nun, es gibt verschiedene Gründe, weshalb die genannten Symptome gehäuft auftreten. Einer davon ist die Hämopyrrollaktamurie, kurz HPU. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, bei der das Häm-Molekül teilweise nicht richtig gebildet wird. Dieses Molekül ist Teil unseres Blutes. Wird es nicht richtig gebildet, entsteht Hämopyrrollaktam, kurz HPL, in größerer Menge. Dieser Stoff ist toxisch für unseren Körper und wird über den Urin ausgeschieden. Damit der Körper das HPL ausscheiden kann, benötigt er verschiedene Mikronährstoffe und Vitamine. Diese fehlen dann an anderer Stelle und lösen die oben genannten Symptombilder aus.


Leider ist die Forschungslage in Bezug auf HPU sehr dünn. Bislang wird angenommen, dass HPU genetisch bedingt ist. Bedauerlicherweise ist aufgrund der dünnen Forschungslage nicht genau bekannt, wie viele Menschen überhaupt an HPU leiden. Das liegt auch daran, dass die Stoffwechselstörung nur schwer diagnostiziert wird. Viele Ärzte und entsprechend auch die meisten Eltern wissen gar nicht, dass HPU die Ursache für die Symptome und den Leidensdruck ihrer Kinder ist. Ich habe deshalb einen detaillierten Fragebogen entwickelt, mit dem Eltern herausfinden können, ob HPU die Ursache für die Symptome ihrer Kinder sein kann. Im Anschluss kann ein Urintest schnell Gewissheit bringen, wenn die Anzeichen auf HPU hindeuten. Haben wir erst einmal die Ursache entdeckt, können wir verschiedene Ansätze nutzen, um den Leidensdruck zu mindern und das ursächliche Problem zu lösen. Wir müssen hier nicht symptomatisch behandeln, sondern können die Ursache gezielt angehen.

 

Welche Behandlungsmethoden halten Sie für sinnvoll?

Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema HPU bei Kindern. Mit HPU Kids habe ich mittlerweile eine Ressource geschaffen, die Eltern darin unterstützt, ihren Kindern bei der Stoffwechselstörung zu helfen. Hier versammeln sich verschiedene Behandlungsansätze, die Hand in Hand gehen. Wichtig ist zu sagen: Eine reine Nahrungsergänzung mit den benötigten Mikronährstoffen reicht nicht aus, um die Symptome von HPU zu behandeln. Der Körper benötigt vor allem Zink, Mangan und Vitamin B6, um HPL auszuscheiden. Natürlich ist es sinnvoll, diese Mikronährstoffe zu ergänzen. Doch das ist nur ein kleiner Baustein auf dem Weg.

Zu einer erfolgreichen Behandlung von HPU gehört auch eine Ernährungsumstellung. Da auch die mentale Gesundheit der kleinen Patienten unter den Symptomen leidet, ist eine intensive Unterstützung hier unabdingbar. Hinzu kommen moderne Behandlungsansätze wie Epigenetik und Hypnosen, die das Behandlungsangebot abrunden. Was ich jedoch für besonders essenziell halte: die Unterstützung durch die Eltern.

 

Sonja Ilitz

HPU-Expertin Sonja Ilitz

 

Wie sieht diese Unterstützung durch die Eltern konkret aus?

Ich möchte die Eltern darin unterstützen, der beste Coach für ihr eigenes Kind zu werden. Das hat zwei Gründe. Zum einen kennen die Eltern ihr eigenes Kind am besten. Sie wissen am besten wo es „hakt“, welche Lebensmittel es verträgt und welches Energielevel normal sein sollte. Zum anderen benötigen viele meiner Behandlungsansätze eine langfristige Umsetzung im Alltag. Hier sind die Eltern besonders gefragt. Damit die Eltern wissen, wie sie ihr Kind unterstützen können, habe ich den HPU-Kids-Kurs entwickelt. Dieser besteht aus verschiedenen Bausteinen, die den Eltern Hilfestellungen und Anleitungen geben, damit sie ihre Kinder langfristig unterstützen können.

Der Kurs besteht aus Videos, einem Kochbuch und altersgerechten Hypnosen, die bei der Regulation des Nervensystems unterstützen. Damit erhalten Eltern umfassendes Handwerkszeug, damit ihre Kinder gestärkt, vital und glücklich durchs Leben gehen können. Das bedeutet langfristig: Die Betroffenen werden unabhängig bis über die Pubertät hinaus!

 

Was passiert, wenn HPU nicht behandelt wird?

Leider verschwinden Stoffwechselstörungen in der Regel nicht von allein. Die Symptome, die durch HPU verursacht werden, verbessern sich also nicht. Häufig verschlimmern sie sich im Laufe des Lebens sogar. Wer nur symptomatisch behandelt, wird eine kurzfristige Besserung mit anschließender Verschlechterung feststellen. Wird HPU als Ursache nicht behandelt, kann das also zu immer mehr und immer stärker ausgeprägten Symptomen führen. Dabei ist es, insbesondere im Kindesalter, überraschend einfach, HPU in den Griff zu bekommen. Eine langfristige Begleitung und Veränderung des Lebensstils hilft Betroffenen dabei, sich fit, vital und glücklich zu fühlen und viele Folgesymptome entstehen erst gar nicht.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gern!

 

Bildquellen:

Bild 1: Kindererziehung.com

Bild 2: © ANNA VON HAFENBRÄDL PHOTOGRAPHY

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