Normales Verhalten oder doch belastet durch die Scheidung der Eltern?

  • Hallo Zusammen,


    ich bin ehrlich gesagt mit meinem Latein etwas am Ende und bin dankbar um jeden Tipp, den ich hier bekomme.


    Mein Freund hat sich vor ca 3 Jahren von seiner Frau getrennt und seit 2019 geschieden. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder (6 und 9Jahre, beides Mädchen) hervor. Die Trennung der Eltern, war keine leichte Zeit für die Kinder, was wohl für kein Kind leicht ist. Mein Freund und ich haben uns vor 3 Jahren kennengelernt. Vorab, ich bin nicht der Grund, warum die Ehe in die Brüche ging. Die Kinder haben mich von Anfang an ins Herz geschlossen und nach kurzer Zeit, kamen Sätze wie "Warum kannst du nicht unsere Mama sein, du bist viel lieber." Ein Satz, der schon sehr viel aussagt. Die Kleine hatte schon immer sehr damit zu kämpfen, aller zwei Wochen wieder zurück zur Mutter gehen zu müssen. Die Rückkehr war teils sehr tragisch, mit hysterischen Schrei- und Heulkrämpfen, sie flehte ihren Vater an, bei ihm bleiben zu können. Jedoch ohne Erfolg. Ich vermute stark, dass die Kleine einen "Knacks" weg hat, aber zu wenig hingeschaut wird. Bei ihrer Mutter, muss sie sehr oft "unten durch" und ihr wird nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Hilfe vom Jugendamt können wir nicht erwarten, haben wir schon zweimal versucht, jedoch ohne Erfolg. (Ich könnte einen ganzen Roman schreiben, was bei der Mutter alles schief läuft... :( ) Die Kleine hat eine starke Bindung zu ihrem Vater. Mit der Grossen haben wir ausser die üblichen Zickerein keine Probleme.


    Nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Seit geraumer Zeit ist mir aufgefallen, dass sie meinen Freund und mich immer wieder aufs Neue versucht gegeneinander auszuspielen, vor allem negativ gegen mich agiert. Erzählt meinem Freund irgendetwas, was ich gesagt habe, was nicht der Wahrheit entspricht. Ich konfrontiere sie jeweils damit, sie reagiert entweder "bockig" oder möchte nichts davon wissen. Mein Freund bekommt die Situation nie wirklich mit, sie macht das sehr geschickt, es passiert immer hinter seinem Rücken. Er versucht es allen Recht zu machen, was für ihn auch ein ziemlicher Spagat ist. Was ich auch nachvollziehen kann. Ich würde mir manchmal mehr Konsequenzen von ihm für das Verhalten seiner Tochter wünschen, da sie ihm doch ganz schön auf der Nase herumtanzt, was er nicht wirklich mitbekommt und ihr dann doch gewisse Sachen erlaubt, wo ich strikt dagegen bin.
    Er meint halt, dass sie schon bei ihrer Mutter genug leiden müsse, dann wolle er dass bei uns gerne vermeiden.
    Es ist echt schwierig für mich. Mich macht das total wütend, obwohl ich weiss, dass sie am Wenigsten dafür kann. Vielleicht kommt auch noch dazu, dass sie seit September in die Schule geht und alles Neu für sie ist. Wie kann ich ihr Verhalten deuten, hat es was mit mir zu tun, testet sie ihre Grenzen, versucht sie sich gerade selber in der neuen Rolle als Schülerin zu finden und allen gerecht zu werden oder sind es doch Folgen der Trennung?



    Ich freu mich über jede Antwort :)

  • Hallo! :)


    Fein, dass du hier so involviert bist und dir so viele Gedanken um dein "Bonuskind" (den Ausdruck mag ich) machst. Das finde ich toll...


    Wie war denn das Verhalten und Verhältnis zwischen euch in den letzten drei Jahren? Sind diese Verhaltensweisen der Kleinen neu, oder waren sie die letzten Jahren auch tendenziell vorhanden (gegeneinander ausspielen etc.). Wie oft sind die Kinder bei euch? Bist du dann in der Erziehung fix mit eingebunden? (Und wird das akzeptiert?)


    ---


    Das Verhalten, das Kinder probieren, ihre nächsten Bezugspersonen gegeneinander auszuspielen beziehungsweise sich selbst in Szene zu setzen, ist so untypisch nicht. Da geht es viel um Unsicherheit und Aufmerksamkeit. Dass ein direkter Zusammenhang mit dem Schulbeginn besteht, ist sehr wahrscheinlich. Auch wenn das eine aufregende Zeit ist, die Kinder sind dann doch sehr damit beschäftigt, sich an die neue Situation zu gewöhnen, sich in der Klassengemeinschaft einzufinden etc. Das kann sehr verunsichern und anstrengend sein und entsprechende Gefühle werden in der Regel daheim ausgelebt. Dort, wo sie sich eben sicher fühlen! :)


    Nachdem der Schulanfang noch nicht lange her ist und auch Corona wirkt, würde ich das Verhalten erst einmal weiter beobachten. Auf keinen Fall bagatellisieren, aber auch nicht zu "streng" nehmen. Wichtig ist es, dass ihr Erwachsenen an einem Strang zieht und das auch so vermittelt (dann ist ein Gegeneinander ausspielen nicht nur nicht möglich, sondern diese Grenzen geben dem Kind auch Sicherheit).


    Für das Kind ist eine "einheitliche Meinung" wichtig. Dass der eine Dinge erlaubt, der andere nicht, ist schwierig. Es sollte hier zumindest bei den Basics (Ernährung, Freizeit, Schlafenszeit etc.) einen Konsens geben, der dem Kind vermittelt wird. Da müssen auch die Erwachsenen mitunter Kompromisse schließen. Dass dein Partner der Kleinen viel durchgehen lässt, weil er "Leid vermeiden" möchte, ehrt ihn, bringt die Kleine aber dauerhaft nicht weiter... Das ist aber auch ein Entwicklungsprozess, einzusehen, dass man nicht der "Böse" ist, wenn man seinem Kind - liebevoll - Grenzen setzt! :)



    Alles Liebe euch,


    Dani!

  • Guten Morgen Dani,


    herzlichen Dank für deine prompte Antwort.


    Ja, ich mache mir sehr viel Gedanken über meine zwei "Bonuskinder" :) Denn sie haben mich vom ersten Moment an in ihr Herz geschlossen und ich sie ebenso.


    Das Verhältnis war bis jetzt immer gut, sehr gut würde ich fast meinen. Wie ich schon erwähnt habe, möchten BEIDE, dass ich doch ihre leibliche Mutter wäre. Die Kleine nennt mich auch manchmal Mama, was mich sehr ehrt und mir schon im Herzen weh tut, dass ich es einerseits nicht bin und andererseits zu erahnen, was bei der eigenen Mutter "abgeht". Da die Kleine schon immer eher ein Papakind war, "klebt" sie auch viel an ihm. Sie sucht auch meine Nähe, legt sich zu mir und möchte gestreichelt werden. Dieses gegeneinander ausspielen, ist seit Sommer für mich deutlich sichtbar geworden, also ca 3 Monate.
    Sie schreit auch ihre Oma an (Mutter der Mutter), bei der sie sehr häufig ist und versucht sich, wie du schon sagst, in Szene zu setzen. Bei der Mutter selbst, legt sie dieses Verhalten nicht an den Tag, weil sie weiss, dass sie von ihrer Mutter eine geklatscht bekommt. Ja, es tut mir sehr weh, dass zu schreiben. Leider sind nun mal die Tatsachen so.


    Im Grossen und Ganzen, ziehen mein Partner und ich an einem Strang, sind uns in den Basics einig. Er lässt mir da auch freie Hand und ich darf in der Erziehung genauso mitreden. Was keinesfalls selbstverständlich ist. Leider sind die Kids nur alle zwei Wochen bei uns. Was auch jedes mal eine neue Herausforderung ist, da sie mindestens 24h brauchen, bis sie sich wieder an unsere Regeln und Struktur gewöhnt haben.


    Mich verletzt das Verhalten der Kleinen sehr. Ich habe ihr das auch schon so rückgemeldet. Mit solchen Infos kann sie nur sehr schwer umgehen, auch wenn ich es auf Kindesebene versucht habe. Es wurde/werden sehr viele Sachen unter den Tisch gekehrt und es wurde auch nie über so Vorfälle gesprochen. Was ich persönlich sehr sehr wichtig finde.


    Und ist es normal, wenn die Kleine einen Konflikt hatte, egal mit wem, sich ins Zimmer zurückzieht und mit Barbie spielt, was sie sonst nie tut?
    Wie soll ich mich bzw wir uns weiter ihr gegenüber verhalten? Hilft es, Regeln aufzustellen oder ist das eher kontraproduktiv? Wie könnten solche Regeln aussehen?


    Einen schönen Tag

  • Hallo! :)


    Dem Kind zurückmelden, dass Verhalten/Aussagen verletzend sind, das machst du richtig. Es ist auch wichtig, die eigenen Grenzen aufzuzeigen. Das können Kinder eigentlich aus durchaus gut nehmen (besser als so mancher Erwachsene ;)).


    Dass sich die Kleine in Konfliktsituationen zurückzieht, in eine eigene Welt flüchtet (Spiel), ist gar nicht ungewöhnlich. Es ist tatsächlich auch ein Weg, Konfrontation aus dem Weg zu gehen...


    Wie ihr euch ihr gegenüber verhalten sollt? Ich denke so, wie ihr das tut/vorhabt: Grenzen setzen, an einem Strang ziehen und liebevoll zugewandt sein... Wenn du schreibst, dass hier andere Problemfelder vorhanden sind (Mutter/körperliche Gewalt etc.), hat das Verhalten mit euch selbst wahrscheinlich wenig zu tun... Du schreibst, beim Jugendamt ward ihr aktiv, das hat nichts genutzt? Ich würde jedes Mal, wenn die Kleine stimmig von körperlicher Grenzüberschreitung berichtet ("bei der Mutter bekommt sie eine geklatscht"), neuerliche Meldung beim Amt machen (in dem Fall der Vater).


    Welche Regeln aufstellen? Im Zusammenleben? In Bezug auf das Verhalten? Klar, ohne geht es nicht... Es klingt aber ohnehin nicht so, als wäret ihr "regellos". Eventuell hilft es aber, diese für das Kind in Form von einprägsamen Bildern zu ver"schriftlichen". :)


    Eine Möglichkeit, das Besuchsrecht auszuweiten besteht (bzw. Interesse daran)?


    ---


    Alles Liebe

  • Guten Morgen


    Ich bin echt total beruhig, dass wir nicht ganz auf dem Holzweg sind und doch einiges richtig machen. :)


    Es ist ein ewiger Kampf und mein Partner ist müde und erschöpft mit seiner Ex zu streiten und sich mit ihr anzulegen. Sie zeigt keinerlei Einsicht und schafft es auch nicht, über ihren Schatten zu springen. Konfliktbewältigung gibt es bei der Mutter nicht, sie lässt eher die Hand "sprechen" und damit hat sich das auch erledigt. Ich könnte einen Roman schreiben, was in dem Hause der Mutter abgeht. Eine Gefährdung des Kindeswohl ist klar vorhanden. Mein Freund hat mehrmals beim JA angerufen und er wurde immer wieder mit dem Kommentar "Wenn sie handfeste Beweise haben, dürfen sie sich wieder melden" abgespeist. Wie soll man denn bitte beweisen, dass die Mutter mit einer Freundin im Auto raucht und 3 Kinder sitzen auf der Hinterbank? Die Mutter wurde vor kurzem auf der Autobahn angehalten, mit massivster Geschwindigkeitsüberschreitung (80km/h bei Regen) sie fuhr 70km/h zu schnell, mit den Kindern im Auto und die grosse hatte nicht mal einen Kindersitz. Selbst da, lacht sie noch...


    Der Kleinen ist es immer sehr unangenehm, wenn wir uns als Familie zusammensetzen, weil wir als Eltern einfach genervt von dem Verhalten der Kinder sind und dann das auch ansprechen und versuchen eine Lösung zu finden. Sie möchte dann jeweils das Thema wechseln oder hört gar nicht richtig zu, was auch normal für ein 6Jähriges Kind ist.


    Beide Kinder sagen immer wieder aufs Neue, dass sie gerne zu uns möchten.


    Ja, dass Ziel ist es in baldiger Zukunft gemeinsam mit einem Anwalt die Kinder zu uns zu holen. Mein Freund möchte das und ich steh da voll hinter ihm, da ich, wie schon gesagt, die Kinder von ganzen Herzen liebe. <3

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!