Sorgerecht behalten oder abgeben?

  • Ich bräuchte mal einen Rat.
    Ich bin Mutter von 2 Mädels (4 & 6 ) und einen 14 Jährigen Jungen der seit etwas über einem Jahr nicht mehr bei uns in der Familie lebt. Ich möchte dieses Thema um meinen Sohn gerne etwas vertiefen.
    Ich bin ziemlich früh Schwanger geworden und habe mich damals entschlossen meinen Sohn mit einem halben Jahr in die Pflegefamilie zu geben. Vor 8 Jahren wurde er dort rausgeholt weil es dort ein Fall von Kindesmisshandlung gegeben hat. Ich habe sofort meine Chance ergriffen und wollte mein Sohn wieder zu mir holen. Er kam erst in die Diagnosegruppe, von dort aus ins Heim um die Bindung zu mir auf zu bauen ( er wußte bis dahin nicht das ich seine Mutter bin) .
    Vor 6 1/2 Jahren (zur Geburt meiner Tochter) holte ich ihn dann zur ganz zu uns. Wir hatten Begleitung vom Jugendamt und eine Familienhilfe. Es war von Anfang an schwierig mit ihm. Aber er gehörte zu mir. Ich war bereit wie schwer es auch werden würde niemals aufzugeben und alles für ihn zu tun.
    Es kamen Schwierigkeiten in der Schule, Therapie, Tagesgruppe. Vor 4 Jahren kam dann unsere jüngste Tochter zur Welt. Es war irgendwie alles zu schaffen. Bis ein sexueller Übergriffe von ihm (11) auf seine Schwester (3)passierte. Es gab Gespräche mit Sozialpädagogen, Psychologen und der Kinder und Jugendschutzbund wurde eingeschaltet. Für die Psychologen und dem Jugendschutzbund war es wohl nur ein Doktorspiel. Seit dem war er unter Beobachtung. Zuhause hörte ich auf alles was er machte, es wurde immer schwieriger, kaum auszuhalten. Ständige anrufe aus der Schule, hielt sich an keine Regeln. Die Sozialpädagogen sagten es wäre nur ein testen ob wir ihn halten. Ich kämpfte weiter so gut ich konnte.
    Ende letzten Jahres passierte der Sexuellen Übergriff auf seine Jüngste schwester von ihm. Ich rief an dem Abend die Polizei und ich brachte ihn dann in die Psychatrie mit meinem Mann. Denn er konnte nicht mehr bei uns bleiben. Für mich ist die Welt zusammen gebrochen. Ich wollte sofort den kontakt zu ihm abbrechen , aber er ich wollte nicht das er sich ganz aufgibt. Er kam danach erst in eine Diagnose Gruppe und dann in eine Wohngruppe. Ich treffe mich ein mal im Monat mit ihm. 2 mal die Woche telefonieren wir zusammen. Mehr Kontakt halten ich nicht aus. Ich nehme an keinem HPG teil und auch an keine Gespräche mit den Psychologen. Telefoniere aber regelmäßig mit den Bezugsbetreuer.
    Das Jugendamt möchte jetzt gerne das Sorgerecht haben. Ich bin mir so unsicher ob ich das machen soll.

  • Liebe Ine,


    herzlich willkommen hier im Forum Kindererziehung. Ich kann gut verstehen, dass Sie Rat und Entscheidungshilfe suchen, doch letztlich liegt die Entscheidung, die von Ihnen nun verlangt wird, ganz allein bei Ihnen.


    Sie beschreiben eine sehr tragische und auch traurige Geschichte, die Ihnen und Ihrem ersten Kind widerfahren ist. Es verwundert nicht, dass Ihr Sohn nach allem, was er bisher erlebt hat, starke Auffälligkeiten zeigt. Hier sind Traumata im Spiel, die ihre Wirkung zeigen und Ihr Sohn leidet und benötigt dringend Unterstützung und professionelle Hilfe, die er ja, wie Sie beschreiben, auch durch das Jugendamt bekommt. Auch Ihnen als Mutter würde ich dringend empfehlen, sich professionelle und damit meine ich therapeutische Unterstützung zu holen, um all die Themen, die im Raum schweben, für sich selbst zu ordnen und zu verarbeiten.


    Ich finde es stark und mutig und zugleich wunderschön, dass Sie sich entschieden hatten, Ihren Sohn doch in Ihr Leben zu integrieren und bei sich aufzunehmen. Doch nun stecken Sie in dem Dilemma, dass Sie sich einerseits gegenüber Ihrem Sohn verpflichtet und vielleicht auch schuldig fühlen und andererseits müssen Sie Ihre beiden jüngeren Töchter schützen und dies leider vor Ihrem Sohn, um zu verhindern, dass auch diese traumatisiert werden. Dass Sie hier an Grenzen stoßen, ist absolut verständlich und hat nichts damit zu tun, dass Sie als Mutter versagt haben! Sie können nichts dafür, dass Ihr Sohn so grauenvolle Erfahrungen in der Pflegefamilie machen musste. Ihr Sohn scheint stumm nach Hilfe zu schreien und zeigt dies in schrecklichem Fehlverhalten (sexuelle Übergriffe). Dies können Sie als Mutter nicht auffangen.


    Warum das Jugendamt nun das Sorgerecht von Ihnen haben möchte, verstehe ich nicht. Warum denn jetzt?
    Und was würde sich ändern, wenn Sie das Sorgerecht tatsächlich abgeben würden? Könnten Sie dennoch in Kontakt bleiben mit Ihrem Sohn oder würde man Ihnen dies verwehren? Haben Sie sich diesbezüglich schon in Ruhe beraten lassen? Und wie steht Ihr Sohn zu diesem Thema? Wie sieht er das?


    Ich wünsche Ihnen alles Gute, für Sie selbst und Ihre Familie!
    Klara

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