Beiträge von morfus

    Hallo Jessy,


    meine Tochter ist mittlerweile 16 und ich kann leider nicht sagen, dass bei uns "alles wieder gut ist". Nach einer stationären Therapie ging es zwar ein paar Monate ganz gut - sie war stabil und hatte Strategien, um mit ihren starken emotionalen Schwankungen umzugehen, auch relativ stabile Freundschaften.

    Vielleicht haben wir auch nur vieles nicht mitbekommen. Seit letzter Woche ist klar, dass sie wieder mit Drogen und Medikamenten zugange ist. Wie bei deiner Tochter gibt es kaum eine Grenze, die sie nicht überschreitet, kein Risiko, das sie nicht einzugehen bereit ist.

    Daneben zustehen und nichts tun zu können, ist wirklich kaum zu ertragen.


    Immerhin ist sie gerade in einer Phase, in der sie es noch mal mit Therapie versuchen möchte.

    Wir Eltern versuchen ihr zu helfen und sie zu unterstützen, immer am Rande der Belastbarkeit.


    Leider kann ich dir nichts Positives berichten bzw. dir mit Lösungen helfen.


    Liebe Grüße!

    Hallo Dani,


    ganz herzlichen Dank für deine Ideen und Hinweise.


    Ein Zimmertausch würde in der Tat ein Rausschleichen zumindest erheblich erschweren. Wir waren im Sommer auch bereits dabei, diese Konsequenz umzusetzen. Im Vorfeld hatte mein 12-jähriger Sohn dem Tausch zugestimmt – als es soweit war, wollte er dann aber doch nicht mehr in den Keller ziehen, um nicht „isoliert“ zu sein, weshalb wir die Aktion abgebrochen haben.


    Danke für deinen Hinweis, auch die positiven Seiten nicht zu vergessen. Das rufe ich mir auch regelmäßig ins Gedächtnis, denn eine starke, unabhängige Persönlichkeit ist meine Tochter in der Tat. Trotz aller Probleme bin auch immer noch davon überzeugt, dass sie vielleicht noch etliche Grenzen überschreiten aber letztendlich den richtigen Weg einschlagen wird.


    Eine Therapeutin für mich gibt es, was eine große Hilfe ist. Sie erinnert mich regelmäßig daran, meine eigenen Grenzen nicht aus den Augen zu verlieren und gerade in schweren Zeiten möglichst gut für mich zu sorgen.


    Noch ein paar Worte zum heutigen Termin beim Jugendamt:


    Nach meiner Schilderung unserer Schwierigkeiten sollen nun gemäß dem systemischen Ansatz zeitnah Gespräche mit beiden Elternteilen, unserer Tochter alleine, der kompletten Familie etc. geführt werden.


    Erst dann soll beraten werden, welche Maßnahmen für uns in Frage kommen.


    Ich finde diese Vorgehensweise einerseits gut, um die Situation ganzheitlich einzuschätzen und die Kompetenzen der Familie zu stärken. Auf der anderen Seite heißt das dann, dass wir erst mal akzeptieren müssen, dass es keine schnelle Lösung oder Handlungsanweisung gibt.


    Insofern hast du sicher Recht, und ich muss lernen die Situation „auszuhalten“ und mich von dem Gedanken verabschieden, dass es für jede Handlung immer eine wirksame „Gegenmaßnahme“ gibt. Das fällt mir zugegebenermaßen sehr schwer. Trotz allem tut es gut, die Verantwortung ein Stück weit teilen zu können und so viel Unterstützung zu bekommen.


    Ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute! :)

    Hallo Gilfy,


    vielen lieben Dank für deine Antwort.


    Bei der Drogenberatung waren wir auch schon. Das Ergebnis überrascht dich vermutlich nicht: das geht sie alles nichts an, sie hat ja kein Problem mit Drogen...


    Was die ADHS-Diagnose angeht:

    Ich habe nach jedem Strohhalm gegriffen weil ich ihr Verhalten so gerne erklären und ändern möchte. Ich bin auch froh, in der Praxis viel Hilfe und Unterstützung zu finden.

    Darüber hinaus ist es aber wohl richtig, dass ein Kind mit einem auffälligen Verhalten auch eher eine Diagnose erhält.


    Tatsächlich haben wir auch einiges versucht, um das Abhauen zu erschweren. Mehrere Kameras und/oder abgeschlossene Türen haben allerdings nur dazu geführt, dass sich meine Tochter heimlich Schlüssel hat nachmachen lassen, tote Winkel genutzt oder aus Fenstern geklettert ist.

    Aus Brandschutzgründen schließen wir jetzt nicht mehr ab. Leider mit der Folge, dass sie noch öfter unterwegs ist.

    An erholsamen Schlaf ist damit allerdings nicht mehr zu denken was die Situation noch schlimmer macht.

    Hallo zusammen,


    da ich in diesem Forum selbst schon einige hilfreiche Berichte und Erfahrungen für mich nutzen konnte, möchte ich nun auch meine Geschichte teilen.

    Im Voraus danke für's Lesen - ich versuche mich auf das Wesentliche zu beschränken.


    Ich bin 44 Jahre alt und habe mit meinem Mann drei Kinder von 14, 12 und 3 Jahren.

    Mit unserer Tochter ist es seit Anfang des Jahres sehr schwierig. Sie ist 14 Jahre und war noch nie „pflegeleicht“. Sie wollte immer alles alleine machen und bestimmen. Eine geringe Impulskontrolle und Frustrationstoleranz führten innerhalb der Familie häufig zu Ärger, während sie sich in Kindergarten und Schule lange Zeit gut anpassen konnte.

    Nachdem sie sich bei Wutanfällen selbst verletzte, haben wir auf Anraten der Erziehungsberatungsstelle eine Diagnostik beim Kinder- und Jugendpsychiater begonnen (damals war sie 5,5 Jahre). Ergebnis: kein Leidensdruck etc., sie sei wohl ein starker Charakter…


    In den Folgejahren haben wir uns damit arrangiert, dass unsere Tochter eben so ist wie sie ist. Sie hatte in der Grundschule eine enge Freundin, was die Situation insgesamt erleichterte auch wenn sie uns weiterhin sehr distanziert und verschlossen vorkam.

    Mit Beginn der Pubertät und dem Ende einer langen Freundschaft begannen dann die größeren Probleme.


    Anfang dieses Jahres (sie war gerade 14 geworden) haben wir bemerkt, dass sie nachts regelmäßig abhaute (ihr Zimmer ist im Wohnkeller mit separater Eingangstür). Auf den erfolgten Hausarrest reagierte sie mit Ausbruchsversuchen und Selbstverletzungen. Ich befürchtete eine Drogensucht. Schließlich stellte sich heraus, dass sie regelmäßig Cannabis konsumiert hatte, aber gerade aufhören wollte. Nach und nach erfuhr ich, dass sie auch etliche andere Drogen bis hin zu Kokain probiert hat, die „ihr aber nichts gebracht haben“. Ihre Risikobereitschaft ist sehr ausgeprägt, Angst scheint sie nicht zu kennen.


    Im April erhielt ich einen Anruf der Polizei, die gerade dabei war, ihr Zimmer zu durchsuchen. Ihr wurde vorgeworfen, zusammen mit drei Jungs ca. 15 Fahrzeuge beschädigt zu haben. Sie beteuert, nur „passiv“ dabei gewesen zu sein. Ein Strafrechtsverfahren läuft.


    Auch schulisch gab es zunehmend Probleme so dass noch vor den Sommerferien ein Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule stattfand (neben stark abfallenden Leistungen kam sie auch nicht mehr mit Mitschülern/Lehrern klar).


    Auf Anraten der Jugendgerichtshilfe haben wir im Frühsommer noch mal eine Diagnostik angestoßen, die zu der Diagnose „Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens“, sprich ADHS plus Verhaltensstörung, führte. Die empfohlene Verhaltenstherapie läuft seit letzter Woche.


    Dass hinter ihren Ausbrüchen Drogen stecken, ist Stand heute ziemlich sicher auszuschließen. Meistens geht es wohl „nur“ darum, mit (uns unbekannten) älteren Bekannten zu chillen.


    Durch ihre recht kalte, emotionslose Art sind in den letzten Monaten neu entstandene Freundschaften immer wieder schnell zerbrochen. Vermutlich hält sie deswegen auch so stark an Kontakten fest, die eher zweifelhaft sind.


    Bis heute haben wir als Eltern es nicht geschafft, unsere Tochter von den nächtlichen Streifzügen abzuhalten. Weder Konsequenzen, noch Kameras, oder wie zuletzt Belohnungssysteme hatten irgendeinen Einfluss. Gemeinsame Gespräche in der Kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis und der Psychologischen Beratungsstelle hatten ebenfalls keine nachhaltige Wirkung.

    Sie sagt uns auch ganz klar, dass sie nachts (nur dann macht es ihr „Spaß“) raus möchte, ohne dass sie jemand einschränkt. Verhandlungen längerer Ausgangszeiten sind damit hinfällig – sie möchte nicht verhandeln, sondern völlige Entscheidungsfreiheit haben. Unsere Sorgen und Ängste sind natürlich maßlos übertrieben und völlig überflüssig.


    Wir als Eltern sind mittlerweile absolut ratlos, ob und wie wir überhaupt noch auf sie einwirken können. Der behandelnde Kinder- und Jugendpsychiater rät hinsichtlich unserer Fürsorgepflicht dazu, das Jugendamt hinzuzuziehen. Morgen habe ich dort einen ersten Besprechungstermin.

    Meine Hoffnung ist immer noch, dass das Mitmischen des Amtes ihr zu der Einsicht verhilft, jetzt doch besser zu kooperieren und das Abhauen zu lassen.


    Falls jemand von euch noch Tipps, Erfahrungen oder Ähnliches hat – ich bin für jeden Gedankenanstoß dankbar!


    Sandra

    Liebe Marina,


    ich habe heute Einträge gefunden.

    Deine Kommunikation mit Dani war für mich sehr hilf- und aufschlussreich.


    Mit meiner 14-jährigen Tochter gibt es leider ähnliche Probleme, allerdings stehen wir vermutlich erst am Anfang dieser Entwicklung.

    Trotzdem gibt es viele Parallelen.


    Du musst eine unheimlich starke Persönlichkeit sein, wenn du es geschafft hast so lange und intensiv um deinen Sohn zu kämpfen. Vor allem wenn es immer wieder Tage gibt, an denen man sich vor Schmerz kaum vorstellen kann, die Situation noch länger aushalten zu können.

    Du genießt größten Respekt!!


    Bestimmt hat dein Austausch mit Dani auch anderen Eltern geholfen, die auf der Suche nach Hilfe/Erfahrungen sind.


    Ich würde gerne wissen, wie es dir dir und deinem Sohn gerade geht. Vielleicht magst du dich ja noch mal melden - ich würde mich sehr freuen.


    Herzliche Grüße!!