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Einfach nur mitgelaufen ist er weniger. Wir haben versucht herauszufinden was ihm liegt, mit ihm zunächst gemeinsam angegangen, sich Ausbildungssuchend zu melden, Praktika über berufliche Kontakte zu absolvieren, damit er mal schnuppert, was ihm liegt (gefiel ihm alles nicht, eines davon hat er ebenfalls im letzten Moment abgesagt, bevor es begonnen hätte). Beim Arbeitsamt wurde ihm eine Maßnahme angeboten mit unterschiedlichen handwerklichen Stationen. Dort ist er dann nicht hin und hat auch keine weiteren Termine beim Amt wahrgenommen. Ich bin relativ sicher, dass da auch ein großes "keinen Bock" mit reinspielt.
Es funktioniert ja auch. Er geht an zwei Wochenenden im Monat einem 450 Euro-Job nach. Muss seinem Vater nichts abgeben und hat so ja alle Annehmlichkeiten. Warmes Essen, die saubere Wäsche fliegt ihm zu und er zockt, schaut Fußball und ist mit dem Handy verwachsen.
Ursprünglich wollte er auch "schnell" einen Führerschein machen. Da er sein Geld aber immer direkt um die Ecke bringt, haben wir ihm angeboten, es für ihn an die Seite zu legen mit Belegen und als Anreiz für das Ansparen von Summe x 100 Euro dazu versprochen. Das scheint ihm dann aber doch nicht wichtig genug, sodass er der Meinung ist, der Papa "muss" ihn irgendwo hinfahren. Z.B. Zur fußläufig in 20 Minuten erreichbaren Sparkasse. Wo er den ganzen Tag Zuhause hockt und einmal die Woche zum Fußball "geht", bzw. gefahren werden möchte. Ein Mannschaftskollege nimmt ihn mit.
Ich habe versucht, ihm einfachste Gerichte (Spiegel- und Rührei) nahezubringen, weil er, wenn er Hunger hat, den kleinen schickt, zu fragen, wann es essen gibt. Die wenigen Male, die er die Spülmaschine ausgeräumt hat, landete alles irgendwo. D.h. Töpfe auf Tellern, Teller unsortiert irgendwie übereinander, nichts war dort wo es hingehört. Ich hatte ihn daher gebeten, sich den kleinen dazuzuzuholen, weil der weiß, wo was hingehört (die beiden verstehen und mögen sich - ich dachte, das sei ihm weniger blöd als wenn ich danebenstehe). Hat er einmal gemacht, funktionierte das eine Mal auch, danach wieder alles irgendwo reingepfeffert.
Ich finde das Vorgehen meines Partners zu lasch. Ich versuche Eigenverantwortung einzufordern. D.h. im kleinen. Wie, dass die Wäsche regelmäßig runter zu bringen ist, da sie sonst nicht gewaschen wird. Tut er aber nicht - braucht er ja auch nicht, weil Papa irgendwann die Wäsche holt oder ruft, er soll die Wäsche runterbringen. Seine Aufgabe ist es, den Müll aus der Küche rauszubringen und die Tonnen zur Abholung an die Straße zu stellen. Von 10 Mal nimmt er einmal selbstständig die überquillenden Eimer raus, 8 Mal nach Aufforderung und zwei Mal macht es Papa. Den Abholplan kann er lesen, bringt die Tonnen aber nur raus, wenn Papa wieder nachgefragt oder aufgefordert hat. Die leere Tonne holt dann auch wieder Papa rein oder der kleine, wenn er die nach der Schule dort stehen sieht.
Als ich meinem Partner sagte, ich würde seine Wäsche nicht mehr falten, weil er die ohnehin nur auf einen Haufen wirft, der Junge solle seine Wäsche selbst falten, stellte er sich dann hin und faltete die Wäsche seines Sohnes.
Ich würde am liebsten eine "Radikalkur" beginnen. D.h. Dem jungen Frist X geben, bis zu der er das Zimmer in Ordnung zu bringen hat (inklusive entfernen der Popel von den Wänden zuzüglich gegebenenfalls Farbe auf seine Kosten kaufen und neu Streichen, erklären von Waschmaschine und Trockner - Badezimmer reinigen hatte der Mann mit den Kindern schon zwei Mal gemacht. Der kleine kommt oft in unser Bad, weil er die Toilette oben eklig findet und er nicht die Sch... vom großen aus der Toilette wegmachen will), einen "Puztplan" aushängen und kontrollieren. So lange, bis ein Bewusstsein dafür da ist, dass nicht einfach alles konsequenzlos verranzt werden darf. Auch mit der Begründung dass alle sich am gemeinsamen Haushalt zu beteiligen haben. Wir gehen dafür arbeiten, einkaufen und sorgen für Essen sowie Ordnung in den restlichen Wohnbereichen, der kleine geht zur Schule und hilft mit, wie es passt und er hat sich dann eben mehr zu beteiligen, weil er die meiste Zeit hat. Ich denke, dass das durchaus auch motivieren könnte, sich mal etwas ernsthafter mit einer Ausbildung auseinandersetzen. Anstelle meines Partners würde ich ihm im Falle der Nichterfüllung auch das Taschengeld streichen (was ich ihm ohnehin schon gar nicht zahlen würde...).
Aber er sagt nichts. Sie sprechen über Fußball, er lässt sich sagen, dass er ihn zur Sparkasse fahren müsse und sagt nichts dazu.
(Ich wollte den Text eigentlich heute früh absenden, dachte aber, er sei nun verschwunden, weil "die Sitzung" abgelaufen war)