In denem Beitrag hab ich das Hin- und Hergerissen-Sein empfunden, weil er quasi seit Jahren vertröstet wird ("Wenn du 12 bist"; "Wenn du 14 bist"...) und auch emotional aufreibenden Gesprächen zwischen den Eltern beiwohnt (wo er hinterher wieder vertröstet wird). Ich denke auch nicht, dass ein 11-jähriger dahingehend eine langfristige Entscheidung treffen kann, sondern beide Elternteile eine Entscheidung im Sinne des Kindes treffen sollten. Seine Meinung einbeziehen, klar... Ihn die Entscheidung treffen lassen, ist aber nicht sein Job. Das müssten die Erwachsenen tun...
Sich die Erziehungsarbeit sinnvoll zu teilen wäre eventuell eine Möglichkeit, das kann ich nicht einschätzen... Oder den Umgang so regeln, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen. Dass ein Vater ein dreiviertel Jahr sein Kind nicht sieht wegen Corona sollte nun wirklich nicht sein...
Die Sache vor Gericht ausfechten würde ich allenfalls dann ins Auge fassen, wenn gar keine Lösung möglich ist und/oder das Kindeswohl gefährdet ist... Solche Geschichten sind immer massiv dynamisch und es gibt leider mehr als eine Seite... In dem Fall wohl insgesamt fünf Seiten, wenn man die jeweils neuen Partner mitrechnet... Irgendwo dazwischen steht das Kind...
Mich würde es grundsätzlich (in allen solchen Fällen, nicht nur in diesem speziellen) eher wundern, wenn sich das Kind eben NICHT Hin- und Hergerissen fühlen würde. Gemeinhin lieben Kinder ja beide Elternteile und wollen es auch beiden recht machen!
Man könnte auch - sofern die Mutter mitspielt - einmal ein "Wohnen auf Zeit" ausprobieren und schauen, wie es allen Beteiligten geht, wenn sich der Alltag zum Papa hin verschiebt...
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Ich weiß, heikles Thema... Aber schlussendlich haben wir hier einen ganz kleinen Ausschnitt aus einer Scheidungs-/Trennungssituation heraus. Zu raten, lass es übers Gericht laufen, hol dir das alleinige Sorgerecht oder Aufenthaltsbestimmungsrecht, würde ich persönlich wohl allenfalls bei engen Freunden oder Familienangehörigen, wo ich die Sachlage tatsächlich einschätzen kann und mir zutraue, das zu beurteilen. Das kann ich in dem Fall ja nicht... Bleibt zu sagen: Sucht gemeinsam nach einer guten Lösung für den Sohn, mit der alle Beteiligten leben können...
Alles Liebe!