Ich komm an meine Tochter nicht mehr ran...

  • Hallo liebes Forum,


    ich hoffe ich finde hier Rat und etwas Aufmunterung.


    Ich bin 32 Jahre alt und meine Tochter ist 12 Jahre alt. Wir haben unser Leben schon immer irgendwie allein gemeistert. Der Kindsvater wollte von meiner Tochter nie was wissen und vor zwei Jahren ist er leider verstorben. Meine Tochter hat Ihn nie kennen gelernt.


    Meine Tochter war immer ein sehr pflegeleichtes, lustiges Mädchen, dass nie, wirklich nie Probleme gemacht hat...


    Vor vier Jahren habe ich meinen Partner kennen gelernt und auch die Beiden haben sich immer gut verstanden. Wir wohnten 200 Km auseinander und die Thematik Zusammen Ziehen, kam natürlich irgendwann auch zur Sprache. Nach langem Hin und Her, habe ich den Entschluss gefasst, alles in meinem Wohnort aufzugeben und mit meiner Tochter zu meinem Partner zu ziehen! Seitdem geht es nur noch bergab.


    Meine Tochter war mit dem Umzug von Anfang an nicht zufrieden und es gab einige Tage, wo Sie viel geweint hat.


    Seitdem zieht Sie sich nur noch zurück. Sie vergräbt sich im Zimmer und es gibt kaum noch Tage, wo ein "normales" Familienleben möglich ist. Unternehmungen werden nicht mehr gemacht, weil Sie zu nichts mehr Bock hat. Wenn wir trotzdem los ziehen, ist der Ausflug durch die schlechte Laune auch ganz schnell beendet.


    Um mit Ihren Freundinnen Kontakt halten zu können, bekam Sie WhatsApp und eine WLAN-Verbindung aufs Handy. Allerdings wurde das WLAN auch ganz schnell dazu genutzt, Stundenlang Videos bei YouTube zu schauen!


    Das nahm so Überhand, dass meine Tochter sich teilweise um 4 Uhr morgens den Wecker gestellt hat, um vor der Schule noch Videos anzuschauen.


    Gespräche sind an sich super - allerdings habe ich das Gefühl, sobald ich aus dem Zimmer raus bin, ist auch schon alles vergessen.


    Mit der Pubertät kam auch das heimliche Essen - immer wieder werden Süßigkeiten und Co. im Zimmer gegessen und die leeren Verpackungen landen einfach unterm Bett, in den Schränken oder sonstwo.


    Wir haben schon massig Fliegen und neue Spezies gezüchtet - immer und immer wieder habe ich erklärt, gebeten, und am Ende dann nur noch gewarnt. Ich habe angedroht, ihr das WLAN abzuklemmen, wenn ich wieder Essen unterm Bett finde.


    Heute morgen war es dann soweit.


    Beim Sauber machen holte ich wieder alles Mögliche unter dem Bett hervor.
    Nachdem Sie aus der Schule kam, habe ich Ihr gesagt, dass ich beim Putzen wieder leere Verpackungen gefunden habe und das ich angekündigt hatte, ihr das WLAN abzuklemmen, wenn das nochmal der Fall ist. Nun ist es weg!


    Ich weiss einfach nicht mehr, was ich machen soll. Wie ich an Sie ran komme. Ich höre aktiv zu, ich spreche ausschließlich in Ich-Botschaften. Ich versuche Verständnis aufzubringen ... aber glaube das die momentane Allgemein-Situation, auch der Umzug und alles andere es verdammt schwer machen.


    Ich habe Angst, dass Sie sich mehr und mehr zurück zieht, nur noch vor sich hin vegetiert und irgendwann in Depressionen verfällt.


    Die zwei Wochen Herbstferien hat Sie ausschließlich im Bett / Zimmer verbracht. Sie hat in der Schule zwar direkt Kontakte geknüpft, hat aber überhaupt kein Interesse, mit denen mal was zu unternehmen.


    War es richtig Ihr das WLAN abzuklemmen?
    Was kann ich machen? Hat jemand Tipps und Ratschläge?


    Vielen Dank für´s Lesen



  • Hey !
    Ich selbst bin zwar selbst erst 16 Jahre alt, jedoch glaube ich
    das ich mich gradedeswegen sehr gut in die Situation ihrer Tochter einfühlen kann,
    hier also mal ein lieb gemeinter Rat aus einem anderen Blickwinkel ;)
    Ich denke das ihre Tochter mit den vielen Süßigkeiten
    versucht die Trennung zu ihren Freunden zu kompensieren ....


    Gerade in diesem Alter sind Freunde sehr einflussreich, sogar einflussreicher als die Eltern,
    wenn sie nun ungewollt umzieht und diese Beziehung verlohren gehen ist das wirklich schwer zu verkraften, vorallem inerhalb der Pubertät ist nichts wichtiger als Menschen an denen man sich halten kann !
    Die einzige Verbindung die sie noch zu ihren Freunden hat geht übers Web, und das ist auch wenn es wohl die meisten Erwachsenen glauben auch für uns Jugendliche kein Ersatz zu einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht !


    Nun jetzt auchnoch die letzte Verbindung zu ihren Freunden zu unterbinden halte ich für sehr fragwürdig, außerdem halte ich Youtube für ein wirklich sehr wichtiges Medium, man glaubt nicht um wie viel lehrreicher Videos sein können als der Schuluntericht ;) Natürlich ist es wirklich besorgniss erregend, wenn ihre Tochter um 4 Uhr dafür aufsteht ! Niemals würde ich früher aufstehen, als ich muss 8| Aber ich denke, das ein ernsthaftes Gespräch mit anschließender Aufhebung des W-Lan Verbotes die bessere Lösung darstellt ...


    Geht ihre Tochter keinen Hobbys nach ?!
    z.B. ein Verein schafft schnell neue Kontakte :)


    MfG, Florian S.

  • Hallo Einfachnurich,


    herzlich willkommen hier im Forum und danke, dass Sie offen über Ihre Sorge um Ihre Tochter schreiben.


    Ich finde auch den Beitrag von Floh S. sehr interessant und hilfreich, denn auch ich denke, dass es eine extreme Veränderung im Leben Ihrer Tochter ist, aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen zu werden. Ein Umzug ist grundsäzlich ein Ereignis, das Krisencharakter hat und manche Menschen meistern diese "Krise", andere leiden darunter und tun sich schwer. Ich denke wie Floh S., dass Ihre Tochter in einem Lebensabschnitt ist (Pubertät), in dem ein Umzug einfach fatal ist und eine schwere Krise bedeutet.
    Bedenklich und Besorgnis erregend klingt für mich der extreme Konsum von Youtube-Videos (sie steht um Stunden fürher auf dafür) und auch das Essverhalten. So, wie Sie die Situation beschreiben, habe ich Sorge, dass Ihre Tochter eine ernst zu nehmende Essstörung entwickelt und auch das Internet-Konsumverhalten zeigt Suchtmerkmale auf. Sie scheint sich ja regelrecht aus der Realität, ihrem wirklichen Leben zu flüchten und abzutauchen in eine Art "Traumwelt".
    Ihre Tochter scheint sehr zu leiden unter der neuen Situation und möglicherweise hat sie bereits eine leichte Depression, denn Sie schreiben ja, dass sie sich extrem zuückzieht und sich "abkapselt".


    Ich fände es sehr wichtig, ins Gespräch mit Ihrer Tochter zu gehen und ihr zu sagen, welche Sorgen Sie sich machen, ihr mitteilen, dass Sie wahrnehmen, dass es ihr offensichtlich alles andere als gut geht. Es würde ja auch nichts dagegen sprechen, vor ihr einzugestehen, dass das WLAN - Verbot ein Fehler war, dass Sie nochmal nachgedacht haben und Sie natürlich nicht wollen, dass sie ihre Freunde verliert. Ich denke, es wäre gut, Ihrer Tochter die WLAN-Verbindung wieder herzustellen, aber dennoch mit ihr ins Gespräch zu gehen, dass Sie sich sehr sorgen.


    Vielleicht wäre es eine Idee, zu zweit mit Ihrer Tochter etwas zu unternehmen, ohne Ihren neuen Partner.
    Vielleicht können Sie das ja sogar zu etwas Regelmäßigem werden lassen und ein Mal die Woche etwas Schönes machen?!


    Vielleicht haben Sie Lust, uns zu erzählen, wie die Geschichte weitergeht?!


    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und viel Kraft und Fingerspitzengefühl für das Mutter-Tochter-Gespräch!


    Alles Gute
    Klara

  • Hallo Florian,


    vielen Dank für deinen Beitrag!


    Ich bin selbst erst 32 - aber man will es kaum glauben: Man vergisst ganz schnell, wie die eigene Pubertät war.


    Schön, dass Du mich nochmal daran erinnert hast :)


    Ich denke schon, dass der Umzug wirklich ein tiefer Einschnitt war, zumal wir 200 Km weg gezogen sind und hier alles anders ist.


    Wir haben eigentlich nichts gegen das Medium YouTube - waren dieses Jahr sogar mit Ihr auf dem VideoDay in Köln, schauen auch mal gemeinsam Videos an, allerdings nahm das einfach so Überhand, dass Sie nichts anderes mehr getan hat, als dieses Videos zu schauen.


    Auch Ihre Stimmung nach dem Besuch in Köln war unterirdisch. Wir sind mit Ihr zu dem VideoDay gefahren, damit Sie von ihrem YouTube Star ein Autogramm bekommen kann. Als Sie aber ohne Autogramm nach Hause fahren musste, konnte man Sie Tagelang nicht ansprechen.


    Ich habe einfach Angst, dass Sie sich in eine Welt verrennt, die nichts mit der Realität zu tun hat! Schwärmen, Verliebtsein ... das ist alles schön und gut, aber wie kann ich Ihr begreiflich machen, dass das nichts mit der normalen Welt zu tun hat und man dennoch Wert auf andere Sachen legen muss?


    Was fruchtet bei einem Teenager in der Pubertät?


    Grüße

  • Hallo Klara,


    auch Dir einen ganz lieben Dank für deinen Beitrag und die Zeit, die Du Dir genommen hast.


    Ich teile deine Meinung. Der Konsum von Internet, genauso wie das heimliche Essen gehen in eine Richtung, die mir Sorgen machen müssten und das auch tun.


    Wenn ich mit anderen Müttern spreche, dann scheint das heimliche Essen bei Mädchen sehr oft vorzukommen. Allerdings ist es eine Sache, die ich für mich so nicht hinnehmen will. Gespräche in Bezug auf das Essen scheitern generell. Ich habe das Gefühl, als wenn meine Tochter das Gesagte abnickt und sobald ich aus dem Zimmer raus bin, ist auch schon alles vergessen.


    Ich weiss, dass der Umzug Ihr sehr schwer gefallen ist. Und auch gerade die ersten Wochen hier in der neuen Umgebung waren sehr, sehr anstrengend. Sie hat viel geweint und war auch sehr sauer auf uns.


    Natürlich haben wir versucht, Ihr den Einstieg hier zu erleichtern. Sie reitet zum Beispiel schon seit vielen Jahren und eine ganz große Priorität für uns war, sofort einen neuen Reiterhof zu finden, der Ihr fachlich das bieten kann, was Sie braucht. Sie reitet dort schon seit einigen Wochen und findet es auch klasse dort.


    Natürlich habe ich lange Hin und Her überlegt, wie ich das Problem mit dem Internet-Konsum lösen kann. Auch hier haben zig Gespräche im Vorfeld stattgefunden. Doch der Effekt war der Gleiche! Kaum war ich aus dem Zimmer raus, war alles Gesagte vergessen.


    Ich kann es nicht dulden, dass abends bis 24 Uhr noch mit alten Klassenkameraden über WhatsApp geschrieben wird oder aber sich um 4 Uhr der Wecker gestellt wird, um noch Videos zu schauen.


    Sie hat nun mal Schule und muss ausgeschlafen sein.


    Wo ich Ihnen beide Recht gebe, ist das der Weg wahrscheinlich der falsche ist. Sie soll Kontakt halten können und Sie soll auch mit dem Medium "Internet" aktiv umgehen.


    Gestern habe ich noch viel Zeit hier auf der Seite verbracht und mir aus einigen Threads noch Anregungen geholt.


    Gestern nachmittag haben meine Tochter und Ich lange am Tisch gesessen und einen Regelkatalog aufgestellt. Sie, genauso wie wir auch haben Regeln, an die wir uns halten müssen -> zum Beispiel, dürfen wir Ihr Zimmer nicht mehr betreten und das aufräumen! Im Gegenzug dafür, muss Sie das Essen im Zimmer lassen!


    Wichtig war mir dabei, dass Sie nicht als Teenager agiert und ich einfach Regeln aufstelle, sondern das Sie sich gleichberechtigt fühlt und merkt, dass ich Wert auf Ihre Meinung lege! Sie soll merken, dass ich gerne bereit bin, Ihr entgegen zu kommen, aber auch Dinge erwarte.


    Das WLAN wird mich noch beschäftigen, da ich nicht weiß, wie ich das unter Kontrolle bekommen soll.


    Wir hatten es eine ganze Weile per Timer eingestellt, so dass das WLAN sich automatisch um 21:00 Uhr deaktiviert hat und morgens um 07:30 Uhr wieder aktiviert hat. Somit konnte ich das schon mal einwenig eingrenzen!


    Allerdings ist der Faktor, dass wir auch das WLAN nicht mehr nutzen können, einer der stört.


    Da wir zum Beispiel das neue Regelwerk haben und wir das Zimmer nicht mehr betreten, haben wir natürlich auch gar keine Kontrolle, ob Sie sich an die Tatsache, den Internetkonsum einzuschränken hält. Da weiss ich auch nicht genau, ob das "Vertrauen" da ausreicht.


    Das wird mir noch viele grauen Haare bescheren.


  • Hallo Einfachnurich,


    die Regel, einen Timer einzusetzen, um den Internetkonsum zu steuern, ist doch eine hervorragende Idee!
    Schade, dass Sie diese Regel aufgehoben haben.


    Ich ertappe mich selbst auch immer wieder, wie ich abends länger im Internet bzw. am Computer bin, als ich ursprünglich vorhatte. Sich an dieser Stelle bewusst selbst zu disziplinieren, fällt einem auch als Erwachsene nicht unbedingt so leicht. Doch was spräche denn dagegen, dass auch Sie als Eltern Ihren Internetkonsum am Abend einschränken? 21 Uhr wäre doch in der Tat ausreichend, oder nicht? ^^ Umso mehr Zeit bleibt auf diese Weise für schöne andere Dinge und vor allem für Zeit zu zweit, Zeit gemeinsam mit der ganzen Familie etc. eben Zeit für tatsächliche Begegnungen und nicht nur angenehmer Zeitvertreib oder gar Zerstreuung im virtuellen Raum.
    Was spräche dagegen, anstatt Videos auf youtube, ab 21 Uhr gemeinsam einen schönen Spielfilm anzuschauen oder gemeinsam ins Kino zu gehen?


    Und ist es wirklich - egal für welche Altersgruppe - so wichtig, auch nach 21 Uhr noch zu chatten per What´s app? Anrufen tut man sich ab einer bestimmten Uhrzeit doch auch nicht mehr am Abend ;)


    Zum heimlichen Essen habe ich noch ein paar Fragen an Sie:
    Was genau isst Ihre Tochter denn heimlich (sie schreiben Süßigkeiten) und wie viel davon? Die Frage ist ja, ob es ein "Naschen" ist, das noch im Rahmen ist oder ob es ein übermäßiges Naschen in größeren Mengen ist.
    Gibt es eine Gewichtsveränderung bei Ihrer Tochter seit das heimliche Essen besteht?


    Sie schreiben, dass die leeren Verpackungen unterm Bett oder unterm Schrank landen. Wie sieht denn das Zimmer Ihrer Tochter insgesamt aus? Ist es aufgeräumt oder neigt Ihre Tochter eher dazu, von "Chaos" umgeben zu sein, sprich: Hat sie keine Lust, aufzuräumen?


    Herzliche Grüße
    Klara

  • Hallo Klara,


    erstmal möchte ich mich bedanken, dass Sie sich mit mir und meinem Anliegen beschäftigen. Das Schreiben tut mir schon arg gut und regt mich zu neuen Gesichtspunkten an.


    Heute habe ich die Zeit genutzt und mit meiner Tochter nochmal ein sehr langes und ausführliches Gespräch geführt. Auch habe ich Ihr den Zugang zum WLAN wieder ermöglicht. Allerdings mit Bedingungen!


    Den Timer finde ich generell nicht verkehrt und Sie haben Recht - uns als "Elternteil" schadet das auch nicht. So haben wir mehr Zeit für uns und falls man dann unbedingt was Googlen muss, kann man das auch mit dem Handy tun.


    Ich habe bei dem Gespräch den Internetkonsum angesprochen und auch das heimliche Essen! Ich habe Ihr gesagt, dass ich mir Sorgen mache und auch Angst habe um Sie. Sie hat dabei geweint und man hat Ihr angemerkt, dass es Ihr ganz unangenehm ist.


    Die Angst, sie könnte die Süßigkeiten als Frustkiller benutzen habe ich schon und das Abkapseln was ich bereits geschrieben habe, das Zurückziehen in die Welt der Videos lässt mich ebenfalls unruhig schlafen. Ich habe möglichst direkt versucht, Ihr zu erklären, worum es mir geht und Ihr versucht zu vermitteln, dass ich Ihr damit nichts Böses will, sondern es mir darum geht, Sie einfach auch zu schützen.


    Bei dem heimlichen Essen geht es nicht nur um Süßigkeiten. Auch Müsli, Joghurts und Co. werden heimlich im Zimmer gegessen. Das Problem was ich da sehe ist das Sie kein Maß hat. Sie isst zum Beispiel nicht einen Joghurt, sondern vier. Wenn es eine Packung Kinderriegel ist, dann wird nicht ein Riegel gegessen, sondern die ganze Packung an einem Tag.


    Meiner Meinung nach hat das nichts mehr mit Naschen zu tun ..


    Die Süßigkeiten haben wir quasi schon so weg gepackt, dass es fast unmöglich ist, dass wir nichts mitbekommen.
    Allerdings hat Sie uns da eines Besseren belehrt. Die Sachen wurden sich dann morgens, wenn wir am Wochenende noch geschlafen haben oder aber spät abends geholt, wenn wir schon im Bett gelegen haben.


    An Gewicht hat Sie schon einige Kilo´s zugelegt. Sie ist nicht dick, aber schon gut geformt. Ich kann schlecht einschätzen, ob das alles allein vom Essen kommt, oder aber ob die Gewichtsschwankungen auch mit der Pubertät einhergehen.


    Meine Tochter war schon immer ein Chaos-Kind - Aufräumen war noch nie Ihre Lieblingsbeschäftigung. Und genau so sieht auch das Zimmer aus! Unaufgeräumt, unorganisiert und Sie stört es auch nicht.


    Wenn ich ins Zimmer kam und Sie "genötigt" habe aufzuräumen, wurde vieles einfach in den Schrank gesteckt und der Rest woanders "verteilt" - um das lästige Thema "Aufräumen" schnell hinter sich zu bringen.


    Wenn es mich dann gepackt habe und ich bin rein um da Ordnung zu machen, habe ich dann natürlich die ganzen Ausmaße gesehen und war nur noch am Predigen, wurde sauer und habe geschimpft.


    Ich will auch gar nicht immer wieder auf Sie einreden müssen. Ich denke damit komme ich auch nicht weiter. Sie muss allein für sich sagen: Nee, so gefällt mir das nicht. Ich hätte es lieber schön.


    Ich verbleibe mit einem netten Gruß

  • Hallo Einfachnurich,


    ich finde es klasse, dass Sie ein Gespräch mit Ihrer Tochter geführt haben und ich denke, die Tränen, die dabei flossen, zeigen doch, dass Sie sie berührt haben mit Ihren Worten, dass die Botschaft, die Sie senden wollten, auch ankam.


    So wie Sie das Essverhalten Ihrer Tochter beschreiben, klingeln bei mir nach wie vor die Alarmglocken. Das sind bereits viele Symptome, die auf eine ernsthafte Essstörung hindeuten. Und in Essstörungen rutscht man so rein, ohne dass man es selbst als Betroffene so richtig realisiert, wie tief man da schon drinsteckt.
    Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA hat sehr gutes Infomaterial rund um das Thema Essstörungen. Vielleicht finden Sie dort Rat und vielleicht auch Materialien, die Sie sich gemeinsam mit Ihrer Tochter anschauen können, ehe diese zu tief drinsteckt und ohne therapeutische Hilfe und viel Willenskraft nicht mehr so einfach rauskommt.
    http://www.bzga-essstoerungen.de/


    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter alles Gute
    Klara

  • Hallo nochmal,


    nach dem Thread habe ich ein wenig im Internet gelesen und auch gesucht. Ich bin auch auf die BZgA gestoßen und hatte mir schon einige Broschüren bestellt. In ungefähr 5-7 Tagen müssten diese bei mir eintreffen.


    Ich werde natürlich weiterhin ein Auge darauf haben und immer wieder versuchen das Gespräch zu suchen.


    Ich danke Ihnen für Ihre Ratschläge und Ansätze


    Grüße

  • Hallo einfachnurich,


    witzig, da hatten wir offenbar denselben Gedanken :D
    Ich persönlich finde die Broschüren der BZgA zum Thema Essstörungen sehr gut und informativ. Vielleicht gibt es in der Nähe Ihres Wohnortes ja auch eine Beratungsstelle zum Thema, bei der Sie sich Rat holen könnten. Hier in Stuttgart gibt es z.B. den "Mädchengesundheitsladen", der sehr kompetent auf dem Gebiet ist.
    Besonders schön finde ich, dass Sie sich so liebevoll um Ihre Tochter sorgen, so anstrengend diese in ihrer Pubertät auch sein mag.
    Wie schrieben Sie in dem anderen Beitrag so schön?
    Ich wünsche Ihnen eine Portion Kraft, einen Teller Nerven und eine Kanne Geduld. ^^


    Klara

  • Hallo zurück :)


    Da wir ja gerade umgezogen sind, kenn ich mich noch nicht gut aus und weiss auch gar nicht, was für Angebote es hier gibt. Aber ich werde mich die Tage mal schlau machen und auch nach Beratungsstellen Ausschau halten :)


    Vielleicht finde ich etwas Passendes!


    Vielen Dank für Ihre Mühe

  • Hallo Einfachnurich,


    wie geht es Ihnen und Ihrer Familie? Haben Sie schon eine Anlaufstelle für sich selbst oder für Ihre Tochter finden können?
    Ich helfe Ihnen gerne bei der Suche, wenn Sie das möchten.


    Herzliche Grüße und noch eine schöne Woche
    wünscht
    Klara

  • Hallo und einen wunderschönen guten Tag :)


    Bei uns ist es ganz okay. Wir hatten ja den neuen Regelkatalog zusammen erstellt und bis auf ein paar Anschupser in die Richtung klappt das ganz gut.
    Der Timer auf dem Router ist wieder eingestellt um das Ganze einwenig unter Kontrolle zu bringen und naja, die Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen.


    Die Broschüren sind mittlerweile auch gekommen! Ich habe Sie mir alle durchgelesen und denke schon, dass meine Tochter in eine Binge-Eating-Störung hinein schlittern könnte.


    Ich habe mit Ihr nochmal das Gespräch gesucht und Sie versichterte mir, dass das nicht so wäre. Seitdem ist Sie verdammt schlecht. Im Mittagessen wird meist nur herumgestochert und das was Sie am Tag isst, ist sehr wenig. Ich habe das Gefühl, als würde Sie sich nun beobachtet fühlen.


    Es wäre schön, wenn Sie mir helfen würden, einen passenden Ansprechpartner für dieses Problem zu finden.

  • Hallo Einfachnurich,


    ich finde es sehr gut, dass Sie den Timer wieder aktiviert haben und nun als ganze Familie den Internetkonsum steuern und dosieren. Dass dies auf wenig Begeisterung seitens Ihrer Tochter stößt, war ja im Grunde zu erwarten. ;)
    Ich denke, wichtig ist es jetzt, durchzuhalten und selbst mit "gutem Beispiel" voranzugehen.


    Ich finde es sehr schön, wie fürsorglich Sie sich um Ihre Tochter kümmern und dass Sie sich im Zuge dessen nun sogar durch Informationsbroschüren gearbeitet haben. Es ist gut, dass Sie ins Gespräch mit Ihrer Tochter gegangen sind und ihr Ihre Sorgen mitgeteilt haben.
    Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen, die von Essstörungen betroffen sind, dies vehement abstreiten und verleugnen. Denn das Bewusstsein, dass da etwas reichlich schief läuft, ist oftmals lange nicht vorhanden, da Essstörungen auch eine sehr verzerrte Wahrnehmung, v.a. Selbstwahrnemung bedeuten. Sicherlich fühlt sich Ihre Tochter nun beim Essen beobachtet und reagiert anders als bisher. Dies ist zutiefst verständlich.


    Nach wie vor denke ich, dass Ihnen und Ihrer Tochter eine Beratung diesbezüglich gut tun würde.
    Ich wünsche Ihnen dafür alles alles Gute!


    Klara

  • Vielen Dank für Ihren Beitrag!


    Es ist schwierig. Ich lese momentan viele Bücher zwecks Pubertät und wie ich meine Tochter optimal begleiten kann. Ich kann mich noch gut an meine Eltern und deren Selbstaufgabe bei uns erinnern und so soll es bei uns definitiv nicht laufen.


    Es wäre für mich ein derber Schlag, wenn ich feststellen und bestätigt bekommen würde, dass meine Tochter an einer Essstörung leidet. Dann wüßte ich, dass ich irgendwas falsch gemacht habe...


    Ich denke, dass uns eine Beratung sehr gut tun würde - mit 12 Jahren erziehe ich sicher nicht mehr, sondern begleite und stehe zur Seite. Da will man sicher auch nicht von Mama hören, dass man ein Problem hat.


    Unbeteiligte, loyale Menschen können uns da sicher andere Wege aufzeigen und uns helfen, die Spirale des "Frustessens" zu verlassen.


    Ich danke Ihnen für die tollen Beiträge und die Zeit, die Sie mir widmen.


    Grüße

  • Hallo einfachnurich,


    ich finde es sehr bewegend, wie viel Fürsorge sie zeigen und umsetzen. Es ist einfach schön, zu lesen, wie viele Gedanken Sie sich auch um Ihren Erziehungsstil machen und sich selbst dabei auch kritisch hinterfragen, sich reflektieren...
    Das ist außergewöhnlich und Sie dürfen stolz auf sich sein und auf sich als Mutter!


    Bitte denken Sie nicht, dass sie etwas falsch gemacht haben, wenn es sich tatsächlich bewahrheitet, dass Ihre Tochter eine Essstörung entwickelt (hat) - was ich ja nach wie vor befürchte.
    Es geht hier nicht um Schuld! Mit Schuldzuweisungen ist niemandem geholfen.


    Eine Essstörung ist eine Lösungsstrategie, die nicht funktioniert, eine Ersatzbefriedigung oder eine Selbstbestrafung, je nachdem - SIE tragen daran keine Schuld! Ihre Tochter hat sich entschieden - warum auch immer - aus bestimmten Gründen, die jenseits eines Hungergefühls liegen - zu essen. Das ist nicht Ihre Entscheidung gewesen, sondern die Ihrer Tochter.


    Ich finde es toll, dass Sie sich professionelle Unterstützung holen wollen und Ihre Tochter so aktiv unterstützen und stärken wollen, dieses ungünstige/ fehlerhafte Essverhalten wieder zu verändern.


    Ich wünsche Ihnen alles alles Gute!!!


    Klara

  • Hallo Klara,


    sie haben mir ja einige Anlaufstellen zukommen lassen und gestern hatte ich noch ein sehr gutes Gespräch mit einer Organisation. Das Gespräch hat gut getan, einfach mal zu reden und meine Befürchtungen auszusprechen.


    Kommende Woche habe ich einen Termin dort - erstmal alleine ohne meine Tochter. Das war von mir so gewünscht. Ich habe ein gutes Gefühl, aber auch Angst ...


    Ich werde auf jeden Fall ein kurzes Feedback durchgeben!


    Ich danke Ihnen für die Worte ... trotz allem macht man sich schon Gedanken, warum das Kind den Weg eines unnormalen Essverhaltens gewählt hat. Viel ist zusammen gekommen und ich glaube, das war auch einfach zu viel.


    Der Tod Ihres Vaters, der Umzug, Verlust der Freunde ... die Zeit war nicht einfach und ich hoffe, dass wir das Ruder wieder rum reißen können.


    Ich danke Ihnen für die Unterstützung

  • Hallo Einfachnurich,


    es freut mich sehr, dass Sie ein so wohltuendes Gespräch hatten und so schnell einen Beratungstermin bekommen haben.
    Das klingt doch super.


    Viel ist zusammen gekommen und ich glaube, das war auch einfach zu viel.


    Ja, manchmal kommt einfach viel zusammen und dann muss man sich neu sortieren, neu austarieren, wieder in die Balance zurückfinden.... Und ich bin mir sicher, dass Sie "das Ruder wieder rumreissen" können, denn Sie haben sich bereits auf den Weg gemacht und die Dinge beginnen ja bereits, sich zu verändern ;)


    Alles Gute!
    Klara

  • Guten Morgen,


    ich wollte mal ein kurzes Feedback geben, wie mein Termin gelaufen ist. Leider komme ich erst jetzt dazu, die letzten Tage stand doch sehr viel an und ich war etwas "ausser Atem"! :)


    Ich hatte den Beratungstermin, erstmal auf meinen Wunsch hin allein um meine Fragen zu beantworten. Es war gut, offen reden zu können und auch zu hören, dass die Essstörung, die im Raum steht nichts mit meinem Verhalten zu tun hat.


    Nächste Woche habe ich mit meiner Tochter einen gemeinsamen Termin dort. Sie ist natürlich wenig begeistert und hält mich für "übertrieben". Ich hoffe Sie arbeitet bei dem Termin auch einbisschen mit.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


    Grüße

  • Hallo einfachnurich,


    vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Sie klingen sehr "aufgeräumt", was mich vermuten lässt, dass Ihnen der Termin so richtig gut getan hat und sich vielleicht auch bereits einige Fragezeichen klären konnten.


    Ich drücke Ihnen die Daumen für den Termin dort mit Ihrer Tochter! Vielleicht wäre es gut, wenn der gemeinsame Termin zumindest teilweise auch ein Einzeltermin für Ihre Tochter sein könnte, also dass Sie selbst nicht über die gesamte Zeit mit dabei sind. Aber ich denke, das werden Sie sehen, wenn Sie dort vor Ort sind, wie der Bedarf ist! ^^


    Ich wünsche Ihnen alles alles Gute und ein gutes Beratungsgespräch


    Klara

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