Unser Sohn stellt die ganze Familie auf den Kopf

  • Wir wissen langsam nicht mehr weiter und unsere Kräfte lassen ebenfalls stark nach:
    Unser Sohn, 5 Jahre alt, ist schwierig seitdem er 2 ist. Am Anfang dachten wir immer: Das ist nur so eine Phase. Doch eine Phase jagte die nächste, sodass uns irgendwann schmerzlich klar wurde, das sind keine Phasen: So ist er eben!!!
    Er ist unsagbar wütend, zerstörerisch und unberechenbar, sodass ich als Mutter manchmal etwas Angst vor ihm habe. Er schlägt seine Schwester (2) , wo er nur kann, haut mich auch, zerkratzt mir den Arm, beisst, ohne dass er irgendwann aufhören will.
    Wenn man ihm die eigenen Gefühle schildert, lacht er frech, hat überhaupt keine Empathie. Andererseits ist er sehr klug, bewegt sich nicht gern, ist sehr dürr, isst meist schlecht und will abends nie schlafen (bis 22.30 Uhr geht es manchmal).
    Wir haben es natürlich mit viel reden probiert, waren am Anfang noch sehr einfühlsam, aber mittlerweile sind wir einfach fertig, gereizt, schreien ihn viel an, ignorieren ihn.
    So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Deswegen bin ich jetzt hier. Dass ich das schreibe, hätte ich nie gedacht, aber es ist soweit gekommen.
    Er ist fulltime von 6 -22.30 Uhr. Die ganze Zeit passe ich auf, dass er mir nichts zerschlägt, die kleine Schwester nicht ständig haut, sodass ich manchmal nicht mal auf die Toilette gehe, weil in der Zwischenzeit was furchtbares passiert.
    Wo ist die Zeit zum gemeinsamen Spielen geblieben. Ach gar nicht daran zu denken. Während ich das eine aufwische, hat er in seinen Kleiderschrank gepullert und die ganze Wäsche ist voll.
    Ich weiß nicht mehr, was normal ist und was nicht. Wir haben keine Eltern, die uns mit guten Ratschlägen ausstatten. Ich hab keinen, der mir sagt, ob das okay ist,,so wie es ist, oder ob da arg was schief läuft.
    Und die ganze Zeit denke ich, ich habe alles falsch gemacht, weil er so ist.
    Vielleicht gebt Ihr mir mal Beispiele, wie Eure Kinder im vergleichbaren Alter so sind, sodass ich mir ein Bild machen kann. Oder natürlich auch andere Ratschläge gerne!
    Danke fürs Zuhören.

  • Liebe Yvonne,


    ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, mit der Sie Ihre Geschichte hier schildern. Man spürt auch ganz deutlich mit und zwischen den Zeilen, wie nervenaufreibend die Situation ist und wie verzweifelt Sie sind. Ich denke allerdings nicht, dass Ihr Sohn "eben so ist", sondern dass etwas anderes hinter diesem Verhalten steckt. Sie schreiben, dass er so seit seinem zweiten Lebensjahr ist. Seine jüngere Schwester ist zwei, er inzwischen fünf. Da liegt die Vermutung nahe, dieses zerstörerische, aggressive Verhalten könnte zu der Zeit begonnen haben, als er erfahren hat, dass er noch ein Geschwisterchen bekommen wird. Oder gab es zu der Zeit oder kurz vor der deutlichen Verhaltensveränderung einen Vorfall in Ihrem Familienleben oder eine Veränderung wie Umzug, Kita oder ähnliches?


    Oft ist es so, dass kennen wir doch auch als Erwachsene, dass sich hinter Aggression und Wut eigentlich eine tiefe Traurigkeit oder eine große Angst verbirgt, die man versteckt, weil sie (die Angst, dieTraurigkeit) uns Angst macht, weil wir nicht "schwach" sein wollen. Was auch immer genau bei Ihrem Sohn im Verborgenen liegt, was auch immer er hinter dieser Maske aus Wut und Zorn verbirgt, er schreit im Grunde lautstark nach Hilfe.


    Sein Verhalten ist sicher nicht "normal", aber was ist schon "normal"?! Ich bin mir sicher, dass er an bzw. unter etwas anderem leidet und für sich eben bisher nur das Wutventil kennt. Vielleicht spielt auch Eifersucht eine Rolle, die wiederum ja nichts als Angst ist. Angst davor, dass man ihn als den Älteren nicht mehr lieb haben könnte, weil da nun noch jemand ist.


    Vielleicht können Sie als Eltern gemeinsam darüber mit Ihrem Sohn sprechen. Ihm sagen, dass Sie seine Not sehen, dass Sie sehen und wahrnehmen, dass es ihm nicht gut geht, dass er unglücklich ist und dass Sie ihm sehr gerne helfen wollen. Gab es solch ein Gespräch denn schon?


    Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute! ^^
    Vielleicht haben Sie ja auch Lust, uns hier auf dem Laufenden zu halten?!


    Ihre Klara

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