Plötzlicher Kindstod

  • Liebe Eltern,


    es ist das Horrorszenario aller Eltern: Morgens beugt man sich über das Bettchen des geliebten Babys und muss feststellen, dass es nicht mehr atmet. Todesursache: Plötzlicher Kindstod.


    Der plötzliche Kindstod, auch plötzlicher Säuglingstod oder SIDS nach der amerikanischen Begrifflichkeit Sudden Infant Death Syndrom genannt, ist in westlichen Industrieländern die häufigste Todesursache von Säuglingen und Kleinkindern im ersten Lebensjahr. Und obwohl die Medizin sehr wohl um dieses Syndrom weiß und pausenlos in diesem Bereich forscht, konnten bislang noch keine eklatanten Ergebnisse zu Ursache und Prävention erzielt werden.


    Was bleibt ist die Angst der Eltern und die Trauer der Betroffenen.


    Doch glücklicherweise waren die vielen Forschungsjahre nicht gänzlich umsonst. Risikofaktoren wurden ermittelt, Präventionsstrategien entwickelt und Aufklärungskampagnen gestartet. So konnte die Zahl tatsächlicher Todesfälle deutlich reduziert werden. Aber noch immer sind in Deutschland pro Jahr rund 200 Kinder und damit Familien betroffen.


    Aus diesem Grund möchte ich hier im Forum dieses Thema eröffnen und damit besorgen Eltern, aber natürlich auch Betroffenen, die Möglichkeit geben, ihre Fragen, Ängste und Sorgen rund um das Thema plötzlicher Kindstod zu äußern. Darüber hinaus werde ich die nächsten Tage dafür nutzen, hier Informationen rund um Risiken und Vorbeugung einzustellen.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Vom plötzlichen Kindstod wird dann gesprochen, wenn ein Säugling oder Kleinkind ohne für Mediziner erkennbare Ursache plötzlich verstirbt. Es handelt sich demnach um eine medizinische Diagnose, die nach dem Ausschlussverfahren gestellt wird.


    Wird ein Kind tot aufgefunden, so wird automatisch die Suche nach der Todesursache eingeleitet. Kann der untersuchende Mediziner keinerlei Grund für den Tod erkennen, das Geschehen also nicht auf Krankheiten, Infektionen, genetische Defekte, Fehlbildungen, Geburtsschäden, äußere Gewalteinwirkung oder sonstige erklärbare Ursache zurückführen, so steht die Diagnose Plötzlicher Kindstod im Raum.


    Ebenso unsicher wie die Diagnosekriterien für den plötzlichen Kindstod ist auch dessen Ursache. Fakt ist allerdings, dass es sich bei ihm um die häufigste Todesursache im Säuglingsalter handelt. Rund 0,04 % aller Säuglingstode in Deutschland gehen mit dieser Diagnose einher.


    Laut Statistiken ereigneten sich die meisten der registrierten Fälle von plötzlichem Kindstod im Winter, Jungs waren dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Die größte Gefahr besteht im Säuglingsalter von zwei bis vier Monaten. Kinder, die älter als sechs Monate sind, sind nur noch selten betroffen, Einjährige fast gar nicht mehr. In Deutschland kann von durchschnittlich 200 betroffenen Kindern pro Jahr ausgegangen werden, wobei diese Zahl in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Schuld daran im positiven Sinne ist die pädiatrische Forschung, die zwar keine Ursache aber dennoch eindeutige Risikofaktoren, die es zu vermeiden gilt, definieren konnte.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Obwohl die Medizin seit Jahren unentwegt damit beschäftigt ist die Ursache des plötzlichen Kindstods zu erforschen, konnten bis heute noch keine eindeutigen Ergebnisse präsentiert werden. Den Auslöser schlechthin scheint es also nicht zu geben. Vielmehr musste man sich darauf einigen, dass gewisse Risikofaktoren existieren, die einen plötzlichen Kindstod begünstigen. Diese Erkenntnisse entstammen Studien um den plötzlichen Kindstod, die gewisse, übereinstimmende Rahmenbedingungen im Umfeld betroffener Kinder und Familien feststellen konnten. Will man das individuelle Risiko des eigenen Kindes für einen plötzlichen Kindstod so gering wie möglich halten, sollte das Vorhandensein der medizinisch festgestellten Risikofaktoren minimiert werden. Diese Risikofaktoren sind


    • schlafen in Bauchlage,


    • eine zu warme Schlafumgebung,


    • Kissen, Decken oder weiche Matratze im Bett,


    • Zigarettenkonsum der Mutter in der Schwangerschaft, rauchende Eltern oder eine nikotinbelastete Umgebung,


    • anderweitige Suchterkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft,


    • eine ausschließliche Flaschenernährung mit gänzlichem Verzicht auf Stillen und


    • widrige soziale Rahmenbedingungen.


    Nachgewiesenermaßen trifft zumeist mindestens einer, meist sogar mehrere dieser Risikofaktoren auf die am plötzlichen Säuglingstod verstorbenen Kinder zu. Darüber hinaus werden als weitere Risikofaktoren benannt


    • ein junges Alter der Mutter bei der Geburt,


    • SIDS in der Geschwisteranamnese,


    • eine Frühgeburt und ein geringes Geburtsgewicht

    ,

    • Organfehlbildungen,


    • vorangegangene Infekte mit Fieber oder Atemwegsbeteiligung sowie


    • bereits im Vorfeld aufgetretene, besorgniserregende Gesundheitssituationen des Kindes.


    Außerdem wurden in der Medizin auch noch andere Erklärungsansätze diskutiert, von denen jedoch keiner bislang als tatsächlich ausschlaggebend für den so genannten Krippentod benannt werden konnte. Diese Ansätze befassen sich inhaltlich mit


    • Störungen in der Regulation von Blutfluss und Blutdruck,


    • hormonellen und funktionellen Defiziten im Gehirn,


    • speziellen Krankheitserregern,


    • Impfzusammenhängen,


    • Phosphatmangel im Blut und


    • der toxischen Wirkung von speziellen Pilzen, die sich im feucht-warmen Milieu des Kinderbetts ideal vermehren können.


    Mittlerweile sind sich die Mediziner insoweit einig, dass vermutlich das Zusammentreffen mehrerer Risikofaktoren das größte Gefahrenpotenzial des plötzlichen Kindstods birgt. Folglich wird Eltern konsequent angeraten, genau diese Risikofaktoren so gering wie möglich zu halten. Nachweislich konnte dadurch die Zahl der tatsächlichen Fälle von SIDS deutlich reduziert werden.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Liebe Eltern,


    alle Forschungen und Erkenntnissen rund um den plötzlichen Kindstod kommen immer wieder auf den gleichen Punkt zurück: Gänzlich verhindern kann man ein solch schreckliches Ereignis nicht, aber man kann die Risikofaktoren minimieren. Welche Studien man auch verfolgt, die meisten benennen suboptimale Schlafbedingungen als größtes Risiko des Krippentods. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Herstellung einer für Babys optimalen Schlafumgebung elementar für die Vermeidung des plötzlichen Säuglingstods ist.


    Wissenschaftler haben sich inzwischen darauf geeinigt, dass Babys im ersten Lebensjahr ideal unter folgenden Bedingungen schlafen:


    • Ausschließliche Rückenlage mit vollkommenem Verzicht auf die Bauchlage. Auch die Seitenlage ist mittlerweile umstritten


    • Verzicht auf Schlafpositionierer, die das Kind am Umdrehen hindern sollen. Sie können den Kindstod sogar begünstigen.


    • Kompletter Verzicht auf Decken und Kissen, da Kinder darunter zu ersticken drohen.


    • Stattdessen Schlafsack in passgenauer Größe auswählen.


    • Kauf einer luftdurchlässigen, idealerweise festen Matratze, die allerdings nagelneu sein sollte, um den Milbenbefall möglichst gering zu halten.


    • Keine wärmenden Felle oder luftundurchlässigen Wasserschutzeinlagen im Bett, da sie ein ideales Milieu für Keime bilden und eine gefährliche Überwärmung begünstigen.


    • Baby ohne Kopfbedeckung schlafen lassen.


    • Kritische Betrachtung von Betthimmel und Nestchen – darunter ist die Luftzirkulation eingeschränkt. Allenfalls äußerst luftdurchlässige Materialien verwenden.


    • Kuscheltiere und Schmusetücher außerhalb des Bettchens aufbewahren.


    • Absolut rauchfreies Babyschlafzimmer.


    • Kühle Raumtemperatur zwischen 16 und 18 Grad.


    • Im ersten Lebensjahr sollte das Baby im Elternschlafzimmer schlafen, idealerweise im eigenen Bett.


    In der Quintessenz geht es also um drei elementare Risikofaktoren, die es auszuhebeln gilt


    1. Überwärmung
    2. Erstickungsgefahr
    3. Keimbelastung


    Als Leitlinie hierzu wurde die so genannte „3-R-Regel“ entwickelt. Sie empfiehlt für den Schlaf des Kindes „Rückenlage – Rauchfrei – Richtig gebettet“.


    Dazu wird angeraten, das Kind möglichst nur in einer komplett rauchfreien Umgebung aufwachsen zu lassen. Außerdem hat Stillen einen positiven Einfluss auf die Gefahr eines plötzlichen Kindstods. Im Idealfall werden Babys sechs Monate lang voll gestillt, aber auch kürzere Stillzeiten können bereits positiv Einfluss nehmen.


    Tatsächlich konnte festgestellt werden, dass nach Veröffentlichung dieser Präventionsmaßnahmen zum plötzlichen Kindstod die Zahl der registrierten Fälle signifikant zurückgegangen ist. Ein Zusammenhang ist deshalb mehr als wahrscheinlich.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Liebe Eltern,


    das Tückische am plötzlichen Kindstod ist definitiv, dass er eben so unvorhersehbar ist und auch vollkommen gesunde Kinder treffen kann. Es muss also keineswegs Warnzeichen geben, die auf eine erhöhte SIDS Gefahr hindeuten. Nichtsdestotrotz kann es sie geben und deshalb sollten bei allen Eltern die Alarmglocken schrillen, wenn sie bei ihrem Kind folgende Zeichen feststellen müssen:


    • starkes Schwitzen in der Nacht


    • auffallende Blässe


    • Blaufärbung im gesamten Gesicht oder im Mundbereich


    • Atemaussetzer im Schlaf, die länger als 15 Sekunden andauern


    • kurze Atempausen, die jedoch mit Blässe oder Blaufärbung einhergehen


    • extremer Tiefschlaf des Kindes, das sich nur mühsam wecken lässt


    • häufiges Schreien mit nur beschwerlichem Beruhigen


    • gehäuftes Erbrechen


    • schlechtes Trinkverhalten mit ggf. Nahrungsverweigerung


    • vermehrte Infekte


    • Fieberattacken


    • schlaffer Muskeltonus


    Diese Symptome müssen natürlich kein Anzeichen für einen drohenden plötzlichen Säuglingstod sein, allerdings sollten Eltern stets auf Nummer sicher gehen und mit dem Kinderarzt ihre Beobachtungen besprechen. Dieser kann weiterführende Untersuchungen in die Wege leiten und gegebenenfalls auf eine Schlafüberwachung setzen.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Liebe Eltern,


    der Gedanke, das eigene Kind könne am plötzlichen Kindstod versterben, ist logischerweise eine absolute Horrorvorstellung und versetzt viele Eltern in Angst und Schrecken. Genau dies bildet die ideale Plattform, aus den Ängsten der Eltern einen kommerziellen Nutzen zu ziehen: Entstanden ist die Idee, preislich erschwingliche Atemüberwachungsgeräte auf den Markt zu bringen, die sozusagen als Frühwarnsystem des plötzlichen Kindstods fungieren sollen.


    Doch was genau tun diese Atmungsüberwachungsgeräte überhaupt?


    Fakt ist, bei den im Handel erhältlichen Atemüberwachungsgeräten handelt es sich ausdrücklich NICHT um medizinische Gerätschaften. Stattdessen arbeiten diese Produkte mit einer Sensormatte, die unter der Matratze des Babys platziert dessen Atmung registrieren soll. Verbunden ist diese Sensormatte mit einem Empfänger, an den die ermittelten Werte, sprich Atmung oder nicht, gesendet werden. Die Registrierung der Atmung erfolgt dabei über die Atembewegung. Hört das Kind nun auf zu atmen und die Sensormatte kann über 20 Sekunden hinweg keine Atembewegungen feststellen, so wird ein akustisches und optisches Warnsignal gegeben – die Eltern können nach ihrem Kind sehen und sollen somit rechtzeitig Hilfemaßnahmen einleiten.


    Was sich in der Theorie wirklich viel versprechend anhört, birgt allerdings in der Praxis gewisse Gefahren:


    1. Ausbleibender Alarm
    Atembewegungen des Kindes durch eine Matratze hinweg registrieren zu können, erfordert eine hohe Sensibilität der verwendeten Sensormatte. Folglich muss diese extrem empfindsam eingestellt werden. Im Resultat wird zwar die Atembewegung registriert, allerdings auch eine Vielzahl anderer Vibrationen beispielsweise durch vorbeifahrende Autos oder Bewegung im Schlafzimmer. So kann es durchaus vorkommen, dass die Sensormatte fälschlicherweise andere Vibrationen als Atmung einstuft und keinen Alarm schlägt, obwohl das Kind nicht mehr atmet.


    2. Fehlalarm
    Will man den ausbleibenden Alarm aufgrund der Registrierung von Umgebungsbewegungen verhindern, muss man den Empfindlichkeitsgrad der Sensormatte herabstufen. Ältere Säuglinge, die sich bereits im Bett bewegen, können natürlich den direkten Kontaktpunkt zur Sensormatte verlassen. Ist diese unempfindlich eingestellt, registriert sie nunmehr keine Atmung und schlägt Alarm. Für die Eltern ist dies einerseits ein Schock, andererseits lässt es sie jedoch abstumpfen, wenn bereits mehrfach Fehlalarm geschlagen wurde.


    3. Trügerische Sicherheit
    Auch ideal eingestellten Atemüberwachungsgeräten haftet ein großes Manko an: Sie wiegen die Eltern in Sicherheit, so dass diese leicht versucht sind, über die medizinischen Hinweise zur Vermeidung des plötzlichen Kindstods hinweg zu gehen – das Risiko steigt.


    Alles in allem dürfen kommerzielle Atmungsüberwachungsgeräte keineswegs als echte Präventionsmaßnahme zur Vermeidung oder rechtzeitigen Erkennung des plötzlichen Kindstods angesehen werden. Darauf verweisen bereits die Hersteller in ihren Bedienungsanleitungen. Nichtdestotrotz bergen sie für Eltern zumindest einen psychologischen Effekt, der sie beruhigter schlafen lässt. Inwieweit tatsächlich Kindstode dank dieser Überwachungsgeräte vermieden werden können, wurde in Studien bisher nicht untersucht. Zumindest jedoch steht ihrer Verwendung nichts entgegen, insofern die Eltern sie als Ergänzung und nicht als Ersatz der tatsächlich medizinisch benannten Präventionsmaßnahmen einsetzen. Und sollte auch nur ein Kind dadurch vor dem plötzlichen Säuglingstod bewahrt werden, so hat sich die Existenz dieser Überwachungssysteme berechtigt.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Liebe Eltern,


    trotz aller Vorsicht und auch unter Einhaltung der strengsten Präventionsmaßnahmen kann der schlimmste Fall eintreten: Sie kommen an das Bettchen Ihres Kindes und stellen fest, dass es nicht mehr atmet.


    So schwer es nun fällt, ist es das A und O, dass Sie in dieser Situation versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn nur so sind Sie in der Lage notwendige Maßnahmen einzuleiten, die vielleicht das Leben Ihres Kindes retten können, insofern der Herz-Kreislauf-Stillstand noch nicht allzu lange andauert.


    Folgende Schritte sollten Sie zwingend durchführen:


    • Versuchen Sie Ihr Kind durch Ansprache, Berührung und notfalls auch mit leichtem Schmerzreiz zu wecken. Nehmen Sie es aus dem Bettchen heraus.


    • Überprüfen Sie Atmung und Pulsschlag.


    • Verständigen Sie umgehend den Notarzt.


    • Leiten Sie falls nötig Wiederbelebungsmaßnahmen ein.


    Gerade bei der Überprüfung der Kreislauffunktion sowie der Wiederbelebung eines Säuglings tun sich viele Erwachsene schwer. Aus Angst, einen Fehler zu machen, lassen sie wichtige Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes ungenutzt verstreichen. Handlungssicherheit kann hier der Besuch eines Kurses zur Ersten Hilfe am Kind vermitteln. Auch das Thema plötzlicher Kindstod findet dort seine Besprechung.


    Sollte Ihr Kind diese prekäre Situation überstehen, so ist es wichtig, zahlreiche medizinische Untersuchungen in die Wege zu leiten, um die mögliche Ursache herauszufinden. Auch ein medizinisches Überwachungsgerät, welches in der Nacht die Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz Ihres Babys aufzeichnet und bei Bedarf Alarm schlägt, ist nun unabdingbar und sollte kompromisslos von Ihnen eingefordert und angewandt werden.


    Manchmal laufen jedoch alle medizinischen Versuche, das Leben des Kindes zu retten, ins Leere. Dann bricht für die gesamte Familie eine schwere Zeit heran, die durch die Obduktion zum Herausfinden der genauen Todesursache und polizeiliche Ermittlungen als Muss bei ungeklärten Kindstoden erschwert wird. Eine psychologische Beratung und Begleitung der Familie, der Austausch mit anderen Betroffenen und der Besuch einer Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern können dann hilfreich und angeraten sein.


    Viele Grüße
    Tanja

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