Falsch gehandelt??

  • Hallo, versuche mein Problem kurz zu schildern:
    meine 4 jährige Tochter war gerade nicht anwesend, und ihre Cousine ebenfalls 4 Jahre hat mich gefragt, ob sie das Fahrrad meiner Tochter haben könne. Ich habe es erlaubt, dann aber kam ´meine Tochter und wurde sofort wütend und hat geschrien, da ihre Cousine nicht sie selbst gefragt hatte, ob sie ihr Fahrrad haben dürfe. Ich hab mein Kind eigentlich so erzogen, das man da immer fragen muss. Mein Mann und ich sind dann auf die Kinder zu, und haben die Cousine gebeten, meine Tochter einfach noch zu fragen, die hat sich aber geweigert!! Weil sie ja mich schon gefragt hatte, nach langem hin und her, fragte sie dann doch, aber da war meine Tochter schon so sauer, das sie "NEIN" sagte, was sonst eigentlich kein Problem war. Ich habe dann noch versucht zu schlichten und auf die Kinder dazu zu bringen, abwechselnd mit dem Fahrrad zu fahren. Als dann aber die Cousine einfach mit dem Rad davon fuhr, meinte ich, ich werde das Fahrrad wieder in die Garage bringen, bis sie sich einigen würden. Darauf hin aber, wurde ich von meiner Schwägerin, der Mutter der Cousine auf das hefitgste beschimpft und ich solle meine Erziehung überdenken!!! Seit dem bin ich total verstört und frage mich immer, ob es wirklich so falsch ist bzw. war!!!! Kann mir da jemand helfen??

  • Liebe carla,
    die Situation, von der Sie uns erzählen, ist für mich ein Paradebeispiel für unglückliche Umstände, bei denen dann die Emotionen überkochen. Ich könnte jetzt auch noch nicht einmal sagen, wer denn Schuld an dieser Eskalation haben könnte. Sie haben es schließlich nicht böse gemeint, als Sie das Fahrrad Ihrer Tochter verliehen haben, sondern wollten der Cousine einfach einen Gefallen tun. Ihre Absichten waren also gut. Andererseits hat Ihre Tochter aber natürlich das Recht darauf zu bestehen, dass sie selbst gefragt wird. Warum dieses Versäumnis sie in diesem Moment jedoch derart aufgewühlt hat, kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht hatte sie einen schlechten Tag oder es besteht ohnehin ein unterschwelliger Besitzkampf zwischen den beiden oder sie ist ihr schlichtweg auf den Nerv gegangen. Sie darf sich aber natürlich das Recht vorbehalten, in einem solchen Moment Nein zu sagen. Die Cousine kann ich aber auch verstehen, sie hatte gefragt, hatte die Erlaubnis, die ihr dann wieder entzogen wurde. Das frustriert.


    Alles in Allem gibt es meiner Meinung nach keinen Schuldigen in diesem Moment. Es war eine unglückliche Situation, die aus einer eigentlich guten Absicht entstanden ist. So etwas geschieht manchmal. Ihre Reaktion darauf ist für die einzig sinnvolle. Sie haben zunächst versucht, eine friedliche Einigung zu finden, das hat aber nicht funktioniert. Danach wollten Sie schlichtweg eine Eskalation verhindern.


    Machen Sie sich also keinen Kopf, Sie haben richtig gehandelt. Und die Kinder denken wahrscheinlich schon gar nicht mehr an den Vorfall und das ist doch die Hauptsache.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Danke, ihre Antwort hat mir sehr geholfen, denn mir ist klar, das ich schon falsch gehandelt habe, aber es gar nicht bös gemeint habe!! Hätte von Anfang an auf meine Tochter verweisen sollen, aber nachher ist man immer schlauer!!!
    Mittlerweile hat meine liebe Schwägerin, aber nicht nur meine Erziehung sondern auch meine Beziehung kritisiert!! So schwer es mir auch fällt, vor allem der Kinder wegen, hab ich nun diese Beziehung auf Eis gelegt, da ich einfach nicht bereit bin, mein Leben nach anderen zu richten. Mein Mann und ich waren bis dahin bzw. sind mit unserer Erziehung unseres Kindes sehr zufrieden, (auch wenn wir es manchmal etwas verwöhnen, war ein Wunschkind, nach zwei künstlichen Befruchtungen und einem Abgang) sind wir mächtig stolz auf unsere Kleine!!
    Aber danke nochmal, für die Hilfe!!!! lg

  • Liebe carla,
    herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich bin froh, dass Sie diese unglückliche Situation für sich nun richtig einordnen können und ihr keine allzu große Bedeutung beimessen. Wir sind schließlich alle Menschen und machen als solche auch mal Fehler, aus denen wir dann lernen. Das ist im Umgang mit unseren Kindern nicht anders und von dieser Warte betrachtet gibt es keinerlei Grund, sich wegen dieser einen unglücklichen Entscheidung zu grämen. Es scheint ja auch, dass Ihre Schwägerin im Moment, warum auch immer, vermehrt zu intervenieren versucht. Da kann es Sinn machen, einem Kontakt eine Auszeit zu gönnen, ehe man wieder auf einen gemeinsamen Nenner findet. Die Kinder müssen da ja nicht zwangsläufig darunter leiden, schließlich könnten diese sich trotzdem zum Spielen treffen. Allerdings kann die vergangene Streitigkeit ja auch ein Zeichen dafür sein, dass Ihre Tochter vielleicht selbst eine Auszeit von ihrer Cousine wünscht.


    Ich möchte aber noch kurz auf das Thema „Verwöhnen“ eingehen. Verwöhnen ist meiner Meinung nach Ansichtssache und wird häufig von Verfechtern traditionell-autoritärer Erziehung fälschlicherweise für demokratische Erziehungsstile verwendet.


    Geben Sie Ihrer Tochter einen Entscheidungsspielraum und Mitspracherechte? Gut so. Diskutieren Sie Entscheidungen mit Ihrer Tochter aus? Dadurch lernen alle Beteiligten, auch andere Blickwinkel wahrzunehmen! Und erfüllen Sie Ihrer Tochter ihre Wünsche? Das ist doch toll, wenn Sie dazu in der Lage sind und sicher hätten wir uns als Kinder das alle auch gewünscht. Verwöhnen ist also nicht grundsätzlich schlecht und so lange Sie das Gefühl haben, Ihr Mädchen zu einem lebens- und gesellschaftsfähigen Menschlein zu erziehen, auf das Sie auch noch stolz sein können, ist doch alles bestens.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Dankeschön nochmals, ja ich glaub wir verwöhnen sie indem Sinn, das ich ganz viel mit ihr spreche und erkläre, warum, wieso., weshalb...... sie darf mitreden bzw. mitentscheiden, wenn es angebracht ist, aber es gibt auch Grenzen und manchmal auch Anordnungen´, die sie einfach einhalten muss. Aber eins ist mir irgendwie wichtig, ich möchte das mein Kind, Kind sein darf, sie muss noch nicht perfekt sein, das sind auch wir bis heute noch nicht, sie darf auch mal schlimm, wütend und zornig sein, denn ich glaube das gehört einfach dazu, und ich bin froh, das sie ihre Emotinen zeigt und nicht in sich hineinfrießt!!! Und ich für mich ist einfach wichtig, nicht zehnmal überlegen zu müssen, mach ich das jetzt richtig, ist dies und das okay, ich mache in meiner Erziehung Fehler, aber die seien mir bitte gestattet!!!! Danke nochmal!!!!

  • Liebe carla,


    Sie haben einen sehr sehr guten Erziehungsweg gefunden und dazu kann ich Sie nur beglückwünschen.


    Erziehung ist immer ein Lernprozess, aber eben nicht nur für die Kinder, sondern für alle Beteiligten und ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sie genau das für sich verinnerlicht haben. Es geht schließlich nicht darum Perfektion zu leben oder Emotionen zu unterdrücken, sondern Fehler einzusehen, für diese gerade zu stehen, ein neues Verhalten für die Zukunft daraus abzuleiten und mit negativen Gefühlen angemessen umzugehen. Ein solches Verhalten können wir unseren Kindern nur schwer vermitteln, wenn wir uns selbst dagegen wehren.


    Und wie sollte ein Erwachsener wissen, dass man sich auch andere Standpunkte anhören muss, dass diese vielleicht besser sind und dass man auch mal von seiner Meinung oder Entscheidung abweichen darf, wenn er als Kind diese Erfahrung im Umgang mit seinen Eltern nicht machen durfte? Natürlich gibt es vollkommen indiskutable Themen, das Zähneputzen zum Beispiel, aber diese Rigorosität sollte man sich für dort aufheben, wo das Durchsetzen von Regeln tatsächlich unausweichlich ist.


    Also lassen Sie sich bitte nicht durch solche Aussagen Ihrer Schwägerin oder durch andere Außenstehende verunsichern, Sie sind in der Erziehung Ihrer Tochter auf einem wirklich guten Weg. Daumen hoch dafür! :thumbup:


    Viele Grüße
    Tanja

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