Beißen, schlagen, kratzen, schubsen - warum machen Kinder das?

  • Viele Kinder zeigen irgendwann im Laufe ihrer Entwicklung ein aggressives und damit unerwünschtes Verhalten: sie schlagen, beißen, kratzen, zwicken, schubsen, brüllen wie am Spieß und toben oder machen Gegenstände kaputt.
    Hier fragt man sich als Eltern schnell, was man falsch gemacht hat, ob man in der Erziehung versagt (hat), ob etwas mit dem eigenen Kind nicht stimmt und und und. Taucht ein solches Verhalten im öffentlichen Raum auf, entstehen Gefühle von Scham.
    Viele Kinder durchleben in ihrer Entwicklung eine Phase, in der sie aggressiv reagieren. Man könnte sagen, solch ein Verhalten ist für viele Kinder ein wichtiger Entwicklungsschritt.


    Ursachen und Gründe für aggressives, unerwünschtes Verhalten bei Kindern können sein:

    • spielerische Aggressionen
      Kinder testen in Spielen ihre Kräfte und ihren eigenen bzw. den Körper des Gegenübers aus. Für Eltern natürlich unverständlich, aber für Kinder ganz normal ist es auch, über Aggressionen Kontakt aufzunehmen. Lautes Schreien oder Schubsen kann gerade bei Jungs völlig harmlos sein.
    • Ein starkes Temperament
      Gerade Kinder, die besonders viel Temperament und Energie haben, nutzen "Gerangel" um diesen Überschuss an Energie loszuwerden. Wie bei uns Erwachsenen auch, sind manche Kinder schneller reizbar und fühlen sich schneller angegriffen. Schnell fahren sie dann bei Angst und Unsicherheit aus der Haut.
    • Suche nach Aufmerksamkeit
      Kinder lernen schnell, dass sie mit aggressivem Verhalten schneller und mehr Aufmerksamkeit von anderen bekommen, als über eine positive Handlung
    • Druckmittel
      Bereits Kleinkinder stellen früh fest, dass sie ihren Körper auch als eine Art Waffe einsetzen können.
      Auch wenn diese Feststellung zu erst nur versehentlich eintritt, motiviert die Beobachtung „Hey, wenn ich beiße, dann reagieren alle um mich herum auf mich und die kleine Nervensäge hört endlich auf mit meiner Puppe zu spielen“ wahrscheinlich zur Wiederholung dieses Verhaltens.
    • Aggression als Ausdrucksform
      In den ersten drei Lebensjahren sind es eher Kinder, die sich mit dem Sprechen noch schwer tun, die mit aggressivem Verhalten auffallen. Wie auch in der Trotzphase wissen sich diese Kinder, in Situationen in denen sie sich unverstanden fühlen, nicht anders zu helfen.
    • Häusliche / familiäre Probleme
      Kinder, die mit familiären Problemen, wie Scheidung oder Tod umgehen müssen, flüchten sich oft in die Aggression. Wut ist leichter zu ertragen als Trauer und lässt sich einfacher zeigen. Auch Stress und Überforderung durch einen Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens kann zu ähnlichem Verhalten führen.
    • Zu enge oder fehlende Grenzen
      Beide Extreme tragen nicht dazu bei, ein besonnenes Kind groß zu ziehen. Ein überbehütetes Kind kann nicht lernen, selbst Konflikte auf friedliche Art zu lösen, weil es keine Chance dazu bekommt. Ein Kind ohne Grenzen stößt oft erst viel zu spät auf die notwendige Konfrontation durch fremde Personen.
    • Aggression als Antwort auf die Opferrolle
      Es kommt auch vor, dass Kinder völlig friedlich sind, bis sie von einem anderen Kind permanent angegriffen werden und sich irgendwann wehren. Die Problematik ist hier, dass diese Kinder nun feststellen, dass sie mit aggressivem Verhalten dieser Opferrolle entgehen. Dieses Verhalten
      eignen sie sich dann unter Umständen auch präventiv an, um gar nicht erst wieder in diese
      Rolle zu gelangen.


    Was kann man tun, wenn das Kind schlägt, kratzt, beißt?

    • Ursachenforschung
      Zu erst muss man sich fragen, woher das Verhalten kommen kann. Ist etwas Außergewöhnliches passiert in der letzten Zeit? Kinder ab ca. 3 Jahren kann man zum Teil auch direkt in einer ruhigen Minute fragen, was sie bedrückt. Man sollte allerdings nicht fest damit rechnen, eine ehrliche
      oder aufschlussreiche Antwort zu erhalten, da das meiste Verhalten bei Kindern keinen für sie eindeutig zu benennenden Grund hat und sie noch nicht in der Lage sind, sich selbst und ihr Verhalten ausreichend zu reflektieren und zu analysieren.
    • Mitgefühl und Interesse
      Wichtig ist es, Interesse und Verständnis zu zeigen. Oftmals ist es so, dass Kinder, die rebellieren, um
      Aufmerksamkeit zu bekommen, sich durch eine Haltung von Interesse (also Aufmerksamkeit) wieder aufgehoben fühlen. Gemeinsam kann nach einer Lösung gesucht werden, um mit der Problematik anders umzugehen. Natürlich muss dem Kind aber auch unmissverständlich klar gemacht werden, dass das Verhalten zwar grundsätzlich nachvollziehbar, dennoch deshalb noch lange nicht in
      Ordnung ist.
    • Alternative Methoden zur Konfliktlösung anbieten
      Gerade bei Kindern, die sich in einer Opferrolle sehen ist es wichtig, ihnen deutlich zu machen, dass man auf Aggressionen anderer nicht mit Gegenaggression reagieren muss. Manchmal kann man einer Situation auch einfach entgehen (beispielsweise durch weglaufen) oder man versucht ruhig zu
      bleiben und dem aggressiven Gegenüber den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    • Ein Vorbild sein
      Als Eltern sollte man seinem Kind eine "gute" Konfliktlösung bei jeder möglichen Situation aufzeigen. Kinder lernen durch Nachahmung. Werden in der eigenen Familie Konflikte über Gewalt und laute aggressive Äußerungen gelöst, ist dies logischerweise kontraproduktiv, denn das Kind wird vermutlich genau diese Art, Konflikte zu lösen, für sich selbst übernehmen.
    • Konsequenz
      Bei Aggressionen, die rein auf dem „Ausprobieren“ (Kräfte messen, Grenzen testen) basieren gilt es,
      konsequent und eindeutig und klar zu sein. Verhalten wie Kratzen, Beißen oder Zwicken, dass nur darauf aus ist, zu sehen, wie weit man gehen kann, darf nicht toleriert werden. Große Aufmerksamkeit darf dem Verhalten aber auch nicht geschenkt werden. Eine gute Möglichkeit ist es, das aggressive Kind kurz zu distanzieren, es mit ruhigen erklärenden Worten beispielsweise in eine andere Ecke des Zimmers zu setzen, um ihm nicht die Möglichkeit zu geben, sich weiter auf diese unerwünschte Art zu verhalten.
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