Unser Sohn hört nicht mehr auf uns

  • Hallo,
    Unser 10-jährige Sohn Max macht uns nur Probleme. Eigentlich ist er ein wirklich liebes Kind, aber in letzter Zeit hört er nicht mehr so richtig auf uns, vor allem auf mich nicht. Er macht seine Hausaufgaben auch nach langen Diskussionen nicht und sein Zimmer ist ein einziger Saustall. Nur möchte ich ihm auch nicht immer alles hinterherräumen, sondern hätte gern, dass er auch mal etwas von sich aus tut. Er wird auch immer unglaublich schnell bockig und hört mir nie richtig zu. Manchmal denke ich, dass ich nicht streng genug bin und sicher ganz viele Erziehungsfehler mache. Darum stelle ich an euch die Frage: Kennt jemand vielleicht ein paar Tipps, ein gutes Buch oder auch Erziehungsprogramm, was mir weiterhelfen könnte? Ich bin langsam wirklich verzweifelt und hoffe auf viele konstruktive Antworten.
    Eure Susanne

  • Hallo Susanne,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    Was Sie schildern, kennen sicherlich ganz viele Familien. Die Themen "Hausaufgaben machen" und "Zimmer aufräumen" führt immer wieder zu Diskussionen und allgemeinem genervt sein. Für Kinder gibt es so viel spannenderes als die kostbare Zeit mit solch lästigen Pflichten zu verbringen ^^ . So gesehen erst mal verständlich, dass die Einschätzungen darüber, wie wichtig eine aufgeräumtes Zimmer oder die Erledigung der Hausaufgaben zwischen Eltern und Kindern auseinandergehen.

    Trotzdem finde ich es gut und richtig, dass Sie möchten, dass Ihr Sohn diese Aufgaben erledigt. Er ist ja auch in einem Alter, in dem er lernen muss, dass man nicht nur das tun kann, was Spaß macht, sondern dass man auch Pflichten hat.

    Ich kann gut verstehen, dass Sie Ihrem Sohn nicht alles hinterher räumen möchten und ich denke, das wäre auch nicht gut. Er würde dann lernen, wenn ich es nicht mache, wird es für mich gemacht und ich bin fein raus :D .

    Meine Erfahrung ist außerdem, dass lange Diskussionen oftmals zu nichts führen, sondern alle nur ermüden. Ich denke, was hilfreich ist, ist Klarheit. Also nicht erst dann sagen "du musst mal dringend wieder dein Zimmer aufräumen", wenn man eigentlich schon über den Zustand genervt ist, sondern feste Zeiten für die Erledigung der Aufgaben festlegen. Ob die Aufgaben dann erledigt worden sind, muss man dann als Eltern natürlich auch kontrollieren. Falls die Aufgabe nicht erledigt wurde, darf das Kind dann solange nichts anderes machen (z.B. Fernsehen, mit Freunden treffen,...) bis die Aufgabe erledigt ist. (Ausnahmen bestätigen die Regel und müssen vorher abgesprochen werden.)

    Vielleicht können Sie Ihren Sohn bei der Festlegung, wann welche Aufgaben zu machen sind, beteiligen, damit er sich nicht so bevormundet fühlt. Sie können ihm auch vermitteln, was Ihre Aufgaben sind, die Sie u.a. für ihn tun. Vielleicht erkennt er dann, dass das, was er tun soll, nicht zu viel verlangt ist.

    Vielleicht können Sie beim ersten Mal auch gemeinsam mit ihm aufräumen, um ihn zu motivieren. Sie könnten gemeinsam überlegen, ob die Ordnungssysteme, die es gibt, noch angemessen sind oder ob er sich vielleicht etwas anderes wünscht. Sie können gemeinsam "durchmisten", ob wirklich noch alles gebraucht wird (manchmal führt ein Zuviel dazu, dass Kinder damit überfordert sind, aufzuräumen).

    Vielleicht fragen Sie ihn auch einfach mal, ob er eine Idee hat, wie Sie diese Schleife, in der sie sich befinden, beenden können und sagen ihm, dass sie sich nicht ständig mit ihm wegen dieser Themen streiten möchten. Womöglich hat er einen guten Vorschlag, weil er sicherlich auch nicht glücklich damit ist.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Vielleicht mögen Sie berichten, wie sich der Zimmerzustand bei Ihrem Sohn weiter entwickelt. Ich würde mich freuen!

    Alles Gute

    Anne

  • Liebe Anne,


    Ich bin unglaublich dankbar für dieses lange und hilfreiche Feedback. Es tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte, aber ich hatte eine Menge um die Ohren.


    Mein Sohn war ein bisschen perplex als ich ihn fragte wie er das Problem angehen würde, aber ich glaube, das war ein ganz wichtiger Schritt. Seine neue Selbstbeteiligung hat ihn zu ein paar richtig guten Vorschlägen beflügelt und nun haben wir einen festen Aufräumtag in der Woche, wo wir alle gemeinsam die Wohnung aufräumen und zwar jeder seinen Bereich, dann fühlt er sich damit auch nicht so alleine.


    Auch das Entrümpeln hat geholfen. Er konnte sich von vielen Sachen nur schwer trennen, aber jetzt ist er glaube ich erleichtert, endlich mal wieder etwas Platz im Zimmer zu haben. Dann möhlt er auch nicht immer alles so voll.


    Auf jeden Fall haben Ihre lieben Ratschläge uns sehr geholfen.


    Ich muss trotzdem nochmal fragen, ob Sie das aus einem Buch beziehen oder ob diese tollen Tipps einfach Ihre eigene Erfahrung widerpiegeln. Ich würde mich nämlich auch sehr gerne noch zusätzlich belesen, um auch in Zukunft vielleicht noch anderen Konflikten vorbeugen kann.


    Liebe Grüße,
    Susanne

  • Hallo Susanne,

    vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es freut mich, zu lesen, dass Ihnen die Tipps geholfen haben und Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn gute Lösungen finden konnten.

    Ich kann verstehen, dass Sie gerne weiteren Konflikten vorbeugen möchten und sich dazu Wissen aneignen möchten. Allerdings ist es tatsächlich so, dass meine Tipps aus meiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Familien stammen (aus der Praxis also). Bei Erziehungsprogrammen oder Erziehungsratgebern sehe ich die Schwierigkeit, dass die Individualität der Kinder und auch der Erziehenden nicht berücksichtigt werden kann. Ich denke, es geht immer darum, individuelle Lösungen zu finden, die zum jeweiligen Kind passen, zum jeweiligen Erziehenden und auch die sonstigen Umstände (besondere Ereignisse in der Familie, Familienkonstellation, Alter des Kindes,...) berücksichtigen. Es gibt in der Erziehung eigentlich keine Standardlösungen und was bei einem Kind gut funktioniert, funktioniert bei einem anderen noch lange nicht ^^ .

    Mein Ratschlag lautet daher eher: Vertrauen Sie sich selbst und Ihrem Bauchgefühl, sprechen Sie mit Ihrem Sohn, wenn es Probleme gibt und versuchen Sie gemeinsam (kreative) Lösungen zu finden. Und ansonsten dürfen Sie auch gerne wieder hier anfragen :) .

    Alles Gute wünscht
    Anne

  • Folgendes Buch enthält Lösungsansätze zu den Schwierigkeiten, die Sie beschreiben:


    "Kinder fordern uns heraus" von Rudolf Dreikurs


    Ich würde es jedem empfehlen, der sein Denken und Handeln zu Kindererziehung verändern möchte:
    Das Buch ist schon recht alt, aber immer noch sehr hilfreich.

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