Die Benotung in der Schule

  • Ich weiß nicht, ob nur ich so empfinde aber es ist schrecklich. Ich bin schon älter und als ich zur Schule ging, da gab es die Fächer: Rechtschreibung, Lesen, Grammatik noch. Jedes Fach wurde extra benotet-heute wird es im Fach Deutsch zusammengefasst und nicht nur das: die Hauptfächer, wie Deutsch, Mathe, Englisch und ein Hauptwahlfach bilden die Grundlage und können ausgeglichen werden. Was soll das denn sein? Wer in Deutsch ne Niete ist, der gleicht in Englisch aus? Schreiben diese Kinder dann später im Berufsleben alle englisch oder müssen sich die Arbeitskollegen, dann die vielen Fehler antun? Bei den Nebenfächern ist es das Gleiche. Egal, welches Fach es betrifft-eine 5 kann mit zwei Zweiern ausgeglichen werden und das Kind schafft das Klassenziel. Aber die Neureglung haut dem Fass den Boden raus. Jetzt können Kinder nur alle 2 Jahre sitzen bleiben. Was soll das nun wieder? Noch mehr lese-und schreib schwache Azubis?

  • Hallo Fulte1971,


    herzlich willkommen hier im Forum und danke für Ihre sehr kritischen Gedanken und Impulse.
    Ich bin zwar selbst nicht bis in die Tiefe informiert, was das aktuelle Bewertungssystem des deutschen Schulsystems betrifft, doch ich kann Ihre kritischen Gedanken und Fragestellungen nur allzu gut nachvollziehen.
    Letztlich bleibt einem als Eltern nur ein Ausweg aus dieser Benotungsmisere:
    Den eigenen Nachwuchs entsprechend fördern und fordern (ohne zu überfordern), auf dass keine 5en mit zwei 2en ausgeglichen werden müssen und damit das Klassenziel der eigenen Kinder nicht nur fragwürdig als erreicht gesehen werden kann.
    Die Bildung der Kinder und die Wissensvermittlung allein den Schulen zu überlassen wird also tatsächlich mehr und mehr fragwürdig.
    Hier sind mehr denn je die Eltern gefragt... als Kontrollinstanz (kommt mein Kind im Unterricht mit, wird der Unterrichtsstoff so vermittelt, dass mein Kind ihn verstehen und begreifen kann, hat mein Kind Lust zu lernen an dieser Schule, benötigt mein Kind zusätzliche Förderung und wer kann diese leisten usw.), als Unterstützer, Vermittler, Förderer....
    denn ansonsten ist die Gefahr vermutlich tatsächlich groß, dass es noch mehr lese- und schreibschwache Azubis geben wird... :S

  • Ich weiß nicht, ob das mit dem nur noch alle zwei Jahre sitzenbleiben inzwischen tatsächlich überall durchgesetzt wurde, aber es war zumindest im Gespräch, ebenso, ob man sitzenbleiben nicht generell abschaffen sollte.


    Persönlich halte ich nicht so viel davon, Schüler eine Klasse wiederholen zu lassen. Zumindest nicht pauschal an "zwei 5en im Zeugnis" festgemacht. Die Pubertät ist eine schwierige Zeit und nicht immer sind schlechte Noten Ausdruck von schlechter Leistung. Es gibt noch viele andere Faktoren, die dazu führen können, dass ein Zeugnis nicht so gut ausfällt.
    Ich würde eine individuelle Regelung bevorzugen, bei der darauf geschaut wird, WARUM die Leistungen eines Schülers schlecht sind oder schlecht zu sein scheinen. Das kann an familiären Schwierigkeiten liegen, an einem bestimmten Lehrer, an Prüfungsangst (obwohl der Stoff ansonsten beherrscht wird), an persönlichen Problemen, schlichter Faulheit oder tatsächlich daran, dass zu viel Stoff versäumt oder nicht verstanden wurde.
    Manchmal ist es dann eine gute Lösung, die Klasse zu wiederholen, manchmal ist das aber auch kontraproduktiv, z.B. bei Schülern, die persönliche und familiäre Schwierigkeiten haben und sich in ihrem Klassengefüge geborgen fühlen, oder bei Schülern, die den Stoff eigentlich beherrschen, ihn aber bei Klassenarbeiten nicht abrufen können, oder die vielleicht sogar unterfordert sind. Bei letzteren verschlimmert man das Problem durch diese Maßnahme noch, denn der Schüler wird sich logischerweise nun noch mehr langweilen.


    Dass man eine 5 (allerdings in einem Nebenfach, nicht in einem Hauptfach) ausgleichen kann, finde ich nicht so schlecht. Es gibt immer irgendein Fach, das einem nicht so liegt. Eine 5 in Physik hat nicht viel zu bedeuten, wenn die übrigen Noten gut sind. Sie besagt nur, dass in diesem Fach irgendwas "schief gelaufen" ist. Dies gilt es zu ergründen, aber sollte nicht zu pauschalen Konsequenzen führen.


    Dass in den letzten Jahrzehnten immer mehr Schüler "durchgeschleust" werden, die eigentlich gar nichts können, hat andere, tiefliegendere Ursachen, die man weder mit konsequenterem Sitzenbleiben noch mit gar nicht Sitzenbleiben wird lösen können. Hierzu bräuchte man wiederum eine Sanierung des kompletten Bildungssystems.
    Da die nicht in Sicht ist, bleibt einem als Eltern leider nicht viel anderes übrig, als eine Art Kontrollinstanz aufzutreten und zu versuchen, die Kinder zusätzlich zu fördern, ohne sie dabei noch mehr unter Druck zu setzen.

  • Dass in den letzten Jahrzehnten immer mehr Schüler "durchgeschleust" werden, die eigentlich gar nichts können, hat andere, tiefliegendere Ursachen, die man weder mit konsequenterem Sitzenbleiben noch mit gar nicht Sitzenbleiben wird lösen können. Hierzu bräuchte man wiederum eine Sanierung des kompletten Bildungssystems.
    Da die nicht in Sicht ist, bleibt einem als Eltern leider nicht viel anderes übrig, als eine Art Kontrollinstanz aufzutreten und zu versuchen, die Kinder zusätzlich zu fördern, ohne sie dabei noch mehr unter Druck zu setzen.

    Traurig, aber wahr...
    Und dann frage ich mich, warum sich die Lehrerschaft nicht selbst für eine tatsächliche Reform stark macht, denn auch für die Lehrer dürften diese "Notpflaster" an Veränderungen doch alles andere als erfüllend und befriedigend sein... :S

  • Persönlich halte ich nicht so viel davon, Schüler eine Klasse wiederholen zu lassen.Das Kind wird ein bischen unsicher und dann werden die Probleme kommen... :S

  • Also um ehrlich zu sein, sind die Noten in der Schule gar kein Beweis für das Wissen unserer Kinder. Lehrer können meistens nicht die wahren Konpetenzen unserer Kinder erkennen. Die meisten Schriftsteller (Andersch, Hauptmann, Hoffmann (auch Nobelpreisträger ua.)) hatte keinen Schuleabschluß, so viel zu diesen Thema :D

  • Das gute an der beknackten Benotung: Die Eltern sind wieder gefordert!
    Wer sein Kind der Schule überläßt, hat das Nachsehen. Es ist doch so, daß sich immer mehr Eltern gar nicht wirklich um ihre Kinder kümmern. Alleine das deutschland- ach was, weltweite Geschrei nach Ganztagsschulen ist der beste Beweis, daß Eltern eigentlich nur Hobbyeltern sein wollen.
    Erziehung und Bildung übernehmen gesellschaftskonforme Instanzen. Wenn diese "anonyme", massenorientierte Er-Ziehung dann nicht klappt, wird geschrien. Wie immer. Daß man selbst viel Verantwortung trägt im Leben generell und bei (seinen) Kindern sowieso, ist den meisten Menschen gar nicht mehr bewußt. Die staatliche Massenhypnose hat ihr Ziel erreicht.


    Wir geben unsere Verantwortung ab, in jeder Hinsicht. Als Kind kommen wir in die Ganztagsschule, als Alte kommen wir ins Altenheim. Mitmenschlichkeit ist ein Fremdwort geworden, Eltern sind auch nur noch private Instanzen. Liebe? Verständnis? Vertrauen? Das ist das, was Kinder brauchen. Und die kann niemand von Erziehern erwarten. Dafür waren eigentlich mal die Eltern zuständig.


    ---
    Bevor man Kinder ins Leben schicken kann, muß man sich erst selbst erzogen haben.

  • Ich denke es ist immer schwer Regeln im Schulsystem aufzustellen, die für alle passen und mit denen jeder zufrieden ist!! Ich selber arbeite im Schulsystem, nicht als Lehrerin, aber in einer Behörde. Es müssen eben Entscheidungen getroffen werden, um ein funktionierendes Bildungssystem aufrecht zu erhalten, das mit dem in anderen Ländern konkurrenzfähig ist und dazu muss es ständig reformiert und verbessert werden, es werden aber keine Entscheidungen leichtfertig getroffen, da sind viele Gremien mit Experten beteiligt...


    Als Mutter selber finde ich es ganz gut, dass Kinder, deren Begabungen eher einseitig ausgeprägt sind (Sprachbegabung aber Schwierigkeiten mit räumlichem Vorstellungsvermögen zum Beispiel), in der Schule Fächer ausgleichen können um so einen Schulabschluss zu erreichen. Diese Menschen können dann später im Berufsleben ja großartige Sachen vollbringen, die auf ihren Stärken beruhen, ich finde dies genauso wertvoll wie Menschen mit sehr breitgestreuten Begabungen...

  • Die Pubertät ist eine schwierige Zeit, aber die haben wir auch alle durch. Bei mir gab es das nicht, dass ich das Klassenziel der 8. Klasse auf jeden Fall erreichte auch wenn ich stinkend faul war. Bei uns gab es das aber auch nicht, dass man bis zu r 3. Klasse mit Bleistift schrieb. Ich finde es war nicht schlecht was wir hatten und ich frage mich, wer dann später im Beruf auf die Jugendlichen Rücksicht nimmt. Dann müssen sie doch auch machen, was von ihnen verlangt wird.

  • Hallo,
    mir ist das Nicht-Sitzenbleiben aus dem Projekt "Fördern statt Sitzenbleiben" bekannt. Dieses wird an vereinzelten Schulen durchgeführt und beinhaltet, dass in den Klassenstufen 5 und 6 Kinder immer versetzt werden, jedoch bei auftauchenden Defiziten ein besonderer Förderunterricht initiiert wird. Aus pädagogischer Sicht macht es sicher mehr Sinn, ein Kind gezielt zu fördern, statt es mit einer Ehrenrunde zu bestrafen. Denn wenn sich ein Kind in Mathematik schwer tut, dann werden diese Probleme sicher nicht im nächsten Jahr verschwinden, nur weil es die Klasse und damit den Stoff wiederholt. Wenn diese Gleichung aufgehen würde, bräuchte man ja nur Zuhause nochmals den Stoff durchzuarbeiten ... Gleichzeitig steht es den Eltern jederzeit frei, eine Zurückstufung der Kinder zu beantragen, was bedeutet, dass das Kind auf Wunsch der Eltern und nicht auf Beschluss der Klassenkonferenz die Klasse wiederholt. Ich finde dieses Konzept nicht schlecht, weil dadurch die Verantwortlichkeiten dort bleiben, wo sie hin gehören: die Schule fördert und die Eltern entscheiden.
    Viele Grüße
    Tanja

  • Ich finde es ganz schlimm, dass dem fach Deutsch nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wie viele Schüler schreiben heute fehlerfrei? Es ist schlimm. Wer es nicht glaubt, meldet euch mal bei Facebook oder so an und lest mal die Kommentare. Generell dürfte niemand durchgeschleust werden. Später in der Ausbildung werden auch keine Augen zugedrückt und im Beruf muss jeder sein Bestes geben. Oder sollen die Kinder in der Schule schon auf Hartz IV vorbereitet werden?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!