wissen nicht mehr weiter

  • Hallo,


    villeicht kann uns ja hier jemand weiterhelfen !
    ich hoffe es sehr !!!!!
    unser sohn ist jetzt 19 und wir kommen nicht an ihn herran ! wir habne ihn eine eigene kleine anliegerwohnung eingerichtet in der wir ihn alles machen lassen es sei denn er wünscht hilfe oder es ist so schmutzig, dass wir eingreifen müssen ! er kümmert sich um nix keine lehre oder andere arbeit keine ordnung rein absolut nichts und wenn wir ihn darauf ansprechen dann sind wir " wixer" schweine die letzten hureneltern usw. wir sind auch schon mit ihm zu bewerbungsgesprächen oder auch aufs amt gegangen um ihm beizustehen, alles ohne erfolg und nur mit dem resultat, dass wir wieder beschimpft werden ! wenn wir dann aber mal laut werden und sagen stopp so geht es nicht weiter, dann wirds noch viel schlimmer! ich als vater kann und will auch net so reagieren wie ich es glaube ich würde wenn ein fremder mich und meine frau so behandeln würde ! in unserem kleinen geschäfft haben wir ihm eine stelle gegeben, damit er den einstieg ins arbeitsleben besser lernt und auch die verhältnissmässigkeit zwischen eigener arbeit und geld zu verdienen ! 16 monate lang mega stress und terror, schon das wecken früh dauerte 30 min und länger ! jetzt haben wir ihm nach 1000den ankündigungen , gekündigt und schon sind wir " scdhweinescheißeltern" was können wir machen wir wissen nicht mehr weiter ! wenn wir in ruhe mit ihm reden wollen, dasnn heist es immer jetzt nicht, keine zeit und wenn wir dann im geschäft sind ruft er an und sagt dann ich will reden , er weis aber genau das das nicht geht ! bitte bitte helft uns es zerstöhrt uns !!!!!!

  • Hallo Bernd,
    ich freue mich, dass Sie zu uns ins Forum auf Kindererziehung gefunden haben. Herzlich willkommen!


    Sie beschreiben die momentane Situation mit Ihrem Sohn und man kann Ihre Verzweiflung und Ihre blanken Nerven und auch Ihre große Angst um ihn und seine Zukunft deutlich spüren und in Ihren Zeilen mitlesen.
    Sie machen da wirklich etwas mit! :(


    Für mich klingen die beschriebenen Reaktionen Ihres Sohnes nach einer riesigen Überforderung.
    Ich habe den Eindruck, dass er mit sich und der Frage, in welche Richtung sich sein Leben weiter entwickeln soll, maßlos überfordert ist. Er scheint mir voller Zweifel, offener Fragen und dies ist so viel und unüberschaubar für ihn, dass er voller Angst steckt, die sich in geballter Wut und Aggression Ihnen als Eltern gegenüber äußert und ein Stück weit entläd. Ihr Sohn schreit im Grunde nach Hilfe. Die Art und Weise, wie er das tut, stößt dabei verständlicherweise wenig auf Verständnis, das ist klar, aber ich denke, ihm ist das nicht klar. Er greift an und bekommt entsprechende Reaktionen darauf.
    Ich möchte Ihren Sohn nicht in Schutz nehmen.
    Sein Verhalten ist nicht akzeptabel und dazu noch sehr anklagend und verletztend.
    Doch ich möchte versuchen, hinter seine wütende Fassade zu blicken und sehe eben einen hilflosen, sehr verängstigten Jungen (keinen jungen Mann), der aus voller Kehle schreit (schimpft), weil er überfordert ist.
    Ich denke, er weiß, dass er sich entscheiden muss, wohin seine Lebensreise gehen soll, aber er hat furchtbare Angst, sich zu entscheiden, denn er könnte sich ja auch "falsch" entscheiden. Dazu noch der Druck von außen, der ihn noch mehr spüren läßt, dass die Uhr tickt und er sich entscheiden MUSS.
    Dabei haben wir in jedem Moment die Wahl und können uns neu entscheiden und entschließen.


    Ich denke, es könnte Ihrem Sohn gut tun, wenn Sie diese Gedanken für sich mitdenken und mit offenem Herzen die Angst in ihm erkennen. Sprechen Sie ihn darauf an, welchen Eindruck sie haben und dass sie seine Angst nachvollziehen und verstehen können. Machen Sie ihm deutlich, dass sie für ihn da sind, gleich wie er sich entscheidet, für welchen weiteren Schritt auch immer (Ausbildung, Studium, weiterführende Schule, FSJ, BFD....).
    Wir haben heutzutage so viele Wahlmöglichkeiten, was unser berufliches Leben betrifft, so viele wie nie zuvor und so schön diese große Auswahl ist, so überfordernd kann diese ebenfalls sein. Die Qual der Wahl.


    Wichtig finde ich dennoch, dass Sie Ihrem Sohn deutlich machen, wo Ihre Grenzen bezüglich seines Verhaltens sind. Dass Sie es eben nicht tolerieren, dass er auf diese respektlose, herablassende und demütigende, verletztende Art mit Ihnen umgeht. Der Ton macht eben doch vor allem die Musik ^^


    Vielleicht wäre es ein guter Gedanke, Ihrem Sohn vorzuschlagen, dass er zu einer Beratung zum Thema "Berufsorientierung / Berufsfindung" geht. Also bitte keine Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit, denn dort - so leider meine Erfahrungen - geht es nicht um den individuellen Menschen mit seinen Stärken, Talenten und Wünschen, sondern um eine an der jeweiligen Wirtschaftslage orientierten Berufsberatung. Erkundigen Sie sich bei Trägern der offenen Jugendarbeit (Jugendhäuser, Mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, CVJM....) oder bei Trägern, die ein Freiwilliges Soziales Jahr FSJ oder ein freiwilliges ökologisches Jahr anbieten nach solchen Angeboten.


    Ich vermute, Ihrem Sohn ist noch gar nicht klar, was er gut kann, was er sich wünscht und was ihn beruflich erfüllen, ihm Freude machen kann.


    Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Verständnis und einen guten Moment, um offen mit ihm zu sprechen (wenn das gar nicht geht, könnte auch ein Brief helfen).


    Alles Gute für Sie!
    Klara

  • Hallo Bernd,


    das ist eine wirklich schwierige Situation, die sich da aufgebaut hat. Und ich bewundere Sie für Ihre Geduld und Ihr Engagement Ihrem Sohn gegenüber. Dass Sie langsam an einem Punkt ankommen, an dem Sie so nicht mehr weiter machen wollen und können, finde ich absolut verständlich! Mit der Kündigung Ihres Sohnes haben Sie meiner Meinung nach das absolut richtige Signal gesendet! Nämlich: An diesem Punkt ist jetzt Schluss! Er hat viel Unterstützung und Entgegenkommen von Ihnen erfahren und scheint dies nicht im geringsten wertzuschätzen. Das heißt er zeigt Ihnen, dass er Ihre Hilfe derzeit nicht annehmen kann oder will. Also ist es in Ordnung, wenn Sie Ihr Engagement zurücknehmen. Ich habe nach Ihrer Schilderung den Eindruck, dass Ihr Sohn versucht die Spielregeln vorzugeben (Gespräche sollen dann stattfinden, wenn ER will und nur dann) und er Ihre Unterstützung als Selbstverständlichkeit oder sogar als Schwäche (daher respektlose Beschimpfungen?) bewertet. Wenn dem so ist, sollten die Realitäten (wieder) gerade gerückt werden. Es muss deutlich werden, dass es IHRE Wohnung, IHR Geschäft, IHRE Zeit ist, die Sie im zur Verfügung stellen. IHR Geld, von dem er profitiert und IHR Leben, das er belastet, wenn er sich derart respektlos Ihnen gegenüber verhält. Und dass Sie ihm das alles nicht zur Verfügung stellen MÜSSEN, sondern es freiwillig tun.


    Ich halte es für wichtig, den Machtkampf zwischen Ihnen und Ihrem Sohn ein Ende zu bereiten! Mein Vorschlag: Ziehen Sie die Notbremse und stellen Sie ihn vor vollendete Tatsachen:


    • Teilen Sie dem jungen Mann sachlich mit, dass Sie das Gefühl haben, dass er Ihre Unterstützung nicht will und Sie ihn deswegen nun in das Erwachsenenleben entlassen. Ab sofort ist er selbst für sein Leben verantwortlich!
    • Die Wohnung hat er nun selbst in Ordnung zu halten, lässt er sie verwahrlosen, bekommt er auch hier die Kündigung (zahlt er eigentlich Miete? Sollte er! Gibt es Geld, dass er als Kaution hinterlegen kann? Dann wäre auch das sinnvoll)
    • Die Arbeitssuche gehört ebenfalls in seinen Zuständigkeitsbereich (von was lebt er jetzt? Bekommt er etwas vom Arbeitsamt oder kommen sie komplett für ihn auf. Falls letzteres der Fall ist, geben Sie ihm nicht mehr, als er vom Amt bekäme)
    • Wenn Sie das noch möchten, bieten Sie ihm an, bei bestimmten Fragestellungen Ratgeber zu sein (z.B. Gegenlesen einer Bewerbung, Ausfüllen eines Antrags o.Ä. - die Vorarbeit dafür muss er selbst erbringen und alltägliche Dinge, wie Wecken, staubsaugen, einkaufen usw. kann er als Erwachsener ohnehin selbstständig!)
    • Gespräche finden dann statt, wenn der Zeitpunkt auch Ihnen passt und werden umgehend beendet, wenn er aggressiv oder beleidigend agiert


    Wenn Sie ihm diese Dinge mitteilen, bleiben Sie, wenn es irgendwie möglich ist sehr sachlich! Schreien, Schimpfen, Bitten und Jammern werden dazu führen, dass die Situation sich weiter zuspitzt und Ihr Spross sich überlegen fühlt. "Verkaufen" Sie ihm die Sache nicht als "Strafe" oder weil Sie nicht mehr wissen, was Sie noch machen sollen, sondern als logische Konsequenz. Etwa: "Unsere Unterstützungsversuche bringen dich nicht weiter und deine Beleidigungen zeigen uns, dass du unsere Hilfe nicht willst, dann ist es das Beste, du übernimmst nun selbst die Verantwortung für dein Leben". Vielleicht können Sie einen "Unterhändler" einschalten? Gibt es jemanden, mit dem er ganz gut klar kommt und der bei dem Gespräch dabei sein kann oder notfalls die "neuen Regeln" überbringt?


    Ich denke, dass "A und O" ist es, dass Sie und Ihre Frau sich selbst wieder ernst nehmen. Dann kann es Ihr Sohn vielleicht auch bald wieder tun! Wie Sie schon geschrieben haben, von jemand Anderen würden Sie sich derart nicht behandeln lassen, warum dann von Ihrem eigenen Kind? Wissen Sie welche Ursachen dahinter stecken, dass Sie trotz dieses respektlosen Verhaltens Ihren Sohn noch so stark unterstützen? Ist es das Verantwortungsgefühl und die Angst, er könne komplett den Boden unter den Füssen verlieren? Oder war er schon immer ein Problemkind und der junge Mann hält Sie schon lange so auf Trapp, dass das "Helfen" schon zum Selbstläufer geworden ist? Vielleicht haben Sie auch das Gefühl etwas wieder gut machen zu müssen, weil in der Vergangenheit etwas vorgefallen ist, das in Ihnen Schuldgefühle auslöst? Oder haben Sie Angst vor Ihrem Sohn und seiner Reaktion?


    Welche Gründe auch immer dahinter stecken: Machen Sie sich klar, dass Ihr Sohn erwachsen ist und die Verantwortung für sein Leben nun selbst zu tragen hat. Hilfe bekommt man dann, wenn man freundlich darum bittet und auch zu Gegenleistungen bereit ist. Sie möchten doch, dass er im echten Leben klar kommt, dann muss er es jetzt lernen und sich mit der Realität auseinandersetzen. Scheinbar reicht es Ihrem Sohn nicht aus, zu hören, was passiert wenn.... Er muss die Erfahrung vielleicht selbst erst (schmerzhaft) machen. Wie fühlt es sich an im Dreck zu hausen, was kann ich noch zu Essen kaufen, wenn nur noch 3,50 EUR im Portemonaie sind, wie löse ich das, wenn das Arbeitsamt mir aufs Dach steigt etc.


    Dabei als Eltern tatenlos zuzusehen, ist sehr schwer, aber er hatte die Möglichkeit, den leichteren Weg (mit Ihrer Unterstützung) zu wählen, doch er scheint sich für einen anderen Weg entschieden zu haben. Und nur, weil er den Übergang vom Jugendlichen zu einem eigenverantwortlichen Erwachsenen nicht ohne "Stolpern" schafft, heißt das nicht zwangsläufig, dass er scheitern wird. Mancheiner ruht sich aus, wenn er weiß, dass er sich auf ein "Netz und doppelten Boden" verlassen kann und nimmt sein Leben erst dann in die Hand, wenn er spürt, wie hart die Landung auf dem "Boden der Tatsachen" sein kann.


    Vielleicht hört sich das in Ihren Ohren hart an, aber manchen Menschen hilft man, in dem man Ihnen nicht hilft. Und es geht nicht nur um Ihren Sohn, sondern auch um Ihr Leben, was er Ihnen - wie Sie sagen - zerstört; und dazu hat er kein Recht!!!


    Scheuen Sie sich nicht Hilfe zu holen; von den Wohlfahrtsverbänden gibt es oft Beratungsstellen oder Krisenzentren, die Ihnen sicher zur Seite stehen können.
    Ist Ihr Sohn früher schon auffällig gewesen oder ist bekannt (oder der Verdacht da), dass er eine psychische Erkrankung hat? In dem Fall gäbe es weitaus mehr Unterstützungsangebote, für Betroffene, wie Angehörige.


    Ich wünsche Ihnen jedenfalls von Herzen, dass sich diese Situation bald entschärft und Sie und Ihre Frau wieder etwas zur Ruhe kommen können!
    Lassen Sie gern wieder von sich hören!


    Viele Grüße
    K. Gandras

  • Hallo Bernd,


    auch für mich klingt die Schilderung Ihrer Situation so, dass dringend neue Wege beschritten werden müssen und ich denke, dass dafür die Initiative von Ihnen und Ihrer Frau ausgehen sollte. Wenn sich in dem Miteinander von Menschen etwas festgefahren hat, sich dann eine Seite völlig neu und anders verhält, dann bewirkt das in der Regel, dass auch die andere Seite das Verhalten ändert.


    So wie K. Gandras finde ich ebenfalls, dass es an der Zeit ist, dass Ihr Sohn lernt, für sich selbst und sein Leben Verantwortung zu übernehmen und dass es dafür wichtig ist, dass Sie ihm deutlich machen, dass Sie sich sein Verhalten so nicht mehr bieten lassen.


    Ich bin grundsätzlich eine Befürworterin von klaren Absprachen und einer Beteiligung von allen Personen, die von einem Konflikt betroffen sind und habe (gerade wenn es Konflikte zwischen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen und deren Eltern gegeben hat), gute Erfahrungen mit dem Aushandeln von Verträgen gemacht. Für solche Verträge ist es wichtig, dass beide Seiten sagen, was sie stört und was sie sich vom jeweils anderen wünschen. Sie als Eltern können klare Bedingungen an das weitere Wohnen in Ihrem Haus knüpfen, an die sich Ihr Sohn dann halten muss. Auf der anderen Seite kann Ihr Sohn auch sagen, was er sich von Ihnen (an Hilfe?) wünscht. Wie bei Vertragsverhandlungen üblich, kommt man dann gemeinsam zu einer Lösung, die für alle akzeptabel ist. Der Vorteil eines solchen Aushandelns ist, dass man auf gleicher Augenhöhe kommuniziert und Ihr Sohn das Gefühl vermittelt bekommt, dass Sie ihn mit seinen Anliegen als Erwachsener ernst nehmen. Auf der anderen Seite bekommt er aber auch nicht alles geschenkt, sondern muss auch etwas tun und leisten. Der Charakter von "Vertragsverhandlungen" trägt außerdem oftmals dazu bei, dass die Emotionen nicht so hoch kochen, sondern dass Gespräch eher sachlich verlaufen kann.


    Zu einem solchen Gespräch sollte man sich konkret und gezielt verabreden, also einen Termin vereinbaren, mit dem alle Beteiligten einverstanden sind. Hilfreich ist auch, das Vereinbarte dann tatsächlich auch schriftlich festzuhalten. So kann man sich dann, wenn sich jemand nicht an die Vereinbarungen hält, darauf beziehen. Nach einer Probezeit kann man sich wieder zusammensetzen und überprüfen, ob die Vereinbarungen angepasst werden müssen oder gut gewählt sind.


    Einen solchen Vertrag zu vereinbaren, klingt für viele erst einmal komisch - aber wenn man als Familie in einer Situation steckt, in der scheinbar nichts mehr funktioniert, wie es sollte, ist es oftmals hilfreich, auch Dinge auszuprobieren, die zunächst ungewöhnlich erscheinen.


    Auch ich wünsche Ihnen Mut und Kraft für den Weg, für den Sie sich entscheiden.


    Anne

  • Hallo Bernd,


    ich habe eine ähnlicheSituation selbst hinter mir, konnte diese aber rechtzeitig wieder in Ordnungbringen.Die Schwierigkeit ist, dass dieser Zustand bei Ihrem Sohnoffensichtlich schon recht lange anhält. Je länger er keine Lösungen für seinLeben findet, je weiter sinkt er emotionell nach unten. Das bedeutet, dass erimmer weniger Lebensenergie hat, um ursächlich sein Leben in die Hand zunehmen.


    Um ihn zu einer ursächlichen Lebenseinstellung zu bewegen, ist vielGeduld und Selbstbeherrschung von Ihrer Seite gefordert. Das, was Ihrem Sohn inerster Linie fehlt, ist Selbstvertrauen (typisch für dieses Alter). DiesesSelbstvertrauen gilt es als erstes aufzubauen. Dies gelingt aber nur, wenn Sieihm nicht sagen, was er tun soll. Geben Sie ihm keine Ratschläge und bewertenSie seine Ideen nicht! Geben Sie ihm keine Hilfe, außer er fragt Sie danach. StellenSie ihm sachlich und ohne Emotion Fragen. Fragen Sie ihn nach Interessen imLeben, nach seinen Zielen u.s.w. Gibt es darauf keine Antworten, dann fragenSie ihn, was er früher einmal gerne machen wollte oder was ihm Spass gemacht hat. Was auch immer er antwortet,sagen Sie nicht ob Sie das gut oder schlecht finden. Drängen Sie IhreKommunikation nicht auf. Lassen Sie Ihren Sohn alle Entscheidungen bezüglichseines Lebens selbst fällen. Führen Sie am Anfang kürzere Gespräche und seienSie dann geduldig.


    Interessieren Sie sich ernsthaft für Alltagsbelange IhresSohnes und fragen Sie ihn kurz danach. Wenn Sie keine Antwort erhalten oderabfällige Bemerkungen erhalten, ignorieren Sie seine Kommunikation.


    Wenn Ihr Sohn Sie beschimpft,dann sollten Sie dies nicht auf sich beziehen. Eigentlich richtet sich diese
    Beschimpfung gegen ihn selbst, Sie sind nur das Ventil, da er die Schuld beianderen sucht. Dies istebenfalls ein Indikator für mangelndesSelbstbewusstsein. Wenn Sie eine andere Person kennen, die sich Ihres Sohnesannehmen könnte, wäre das ein Vorteil, da die Spannungen zwischen Ihrem Sohnund Ihnen offensichtlich schon sehr fest gefahren sind. Es nützt auch nichts,nach Fehlern oder Gründen in der Vergangenheit zu suchen. Gespräche darüberwären in diesem Stadium eher kontraproduktiv. Lenken Sie die Aufmerksamkeit aufdie Zukunft und trauen Sie Ihrem Sohn zu, diese in seinem Interesse auchmeistern zu können. In jedem Mensch steckt viel mehr Energie und Fähigkeit, alsman meistens von außen erkennen kann. Sie müssen diese nur frei lassen.


    GehenSie nicht auf Konfrontationskurs mit Ihrem Sohn, ansonsten werden Sie ihnverlieren. Er ist in seinem Zustand nicht in der Lage, Vorschriften von IhrerSeite zu befolgen oder sich in irgendeiner Form anzupassen. Sie würden ihndamit noch weiter hinunter drücken und es wäre nicht auszuschließen, dass er
    dann eines Tages wortlos verschwunden ist.


    Natürlich ist es sehr schwierig,ohne Ihren Sohn zu kennen, einen Weg für ihn zu finden, damit er einglückliches Leben führen kann. Aber ich hoffe, meine Ansätze helfen Ihnen einwenig. Bei meiner Tochter und anderen Kindern in diesem Alter hat es jedenfalls geholfen.Wenn sich die Situation mit Ihrem Sohn ändert oder Sie weiterhin nicht klar kommen, dann melden Sie sich einfach noch einmal. ;)


    Achim Dohr

  • Hallo Achim,
    ich freue mich sehr über Ihren sehr wertschätzenden Beitrag, zumal Sie ja, so wie Sie beschreiben, selbst aus Erfahrung sprechen.
    Ich denke, wir meinen im Grunde dasselbe. Sie sprechen von fehlendem Selbstvertrauen und was dies verursacht ist eben große Angst und Unsicherheit. Angst lähmt und führt letztlich dazu, dass das Selbstvertrauen noch mehr schwindet. Die Angst, sich entscheiden zu müssen und sich womöglich "falsch" zu entscheiden.

    Das, was Ihrem Sohn inerster Linie fehlt, ist Selbstvertrauen (typisch für dieses Alter). DiesesSelbstvertrauen gilt es als erstes aufzubauen. Dies gelingt aber nur, wenn Sieihm nicht sagen, was er tun soll. Geben Sie ihm keine Ratschläge und bewertenSie seine Ideen nicht! Geben Sie ihm keine Hilfe, außer er fragt Sie danach.

    Ich denke auch, dass der unvermeidbare Schritt, den dieser junge Mann, der momentan wohl lieber weiter ein "Junge" wäre (und im Grunde verhält er sich wie ein überforderter, ängstlicher "kleiner Junge") der ist, sich zu entscheiden, also Veranwortung für sich und sein Leben zu übernehmen. Und genau deshalb ist es wichtig, als Eltern keine Ratschläge zu geben und ihm keine Verantwortung abzunehmen. Die Verantwortung muss bei ihm bleiben, so bitter das momentan auch für ihn schmeckt.


    Als Eltern können Sie im Grunde lediglich "da sein", ihm signalisieren, dass Sie gerne helfen, ihm ihre Hilfe anbieten, ohne diese aufzudrängen. Wie sie helfen können bzw. sollen, das ist wiederum die Entscheidung Ihres Sohnes.

    Fragen Sie ihn nach Interessen imLeben, nach seinen Zielen u.s.w. Gibt es darauf keine Antworten, dann fragenSie ihn, was er früher einmal gerne machen wollte oder was ihm Spass gemacht hat. Was auch immer er antwortet,sagen Sie nicht ob Sie das gut oder schlecht finden. Drängen Sie IhreKommunikation nicht auf. Lassen Sie Ihren Sohn alle Entscheidungen bezüglichseines Lebens selbst fällen

    Die Beschimpfungen sehe ich auch als Ventil, um diesen enormen Druck (von außen und auch, weil ihm klar ist, dass er sich "irgendwann" entscheiden MUSS), der sich aufgebaut hat, zumindest teilweise zu entladen und abzugeben. Und ja, es scheint mir auch ein verzweifelter Versuch zu sein, die Verantwortung an andere abzugeben und abzuwälzen, um den Tag der Entscheidung weiter hinaus zu zögern.
    Sicherlich geschieht hier vieles auch unbewusst.
    Ich möchte auch noch einmal betonen: Bitte nehmen Sie als Eltern diese Beschimpfungen nicht persönlich, sondern schauen Sie hinter diese aggressive Kulisse und Sie sehen im Grunde ein ängstliches Kind.


    Wichtig finde ich, das Signal zu geben, dass man als Eltern auch hinter seinem Nachwuchs steht, wenn sich dieser für einen Weg entscheidet, der einem selbst nicht so gefällt und zusagt. Dies kann bei der Berufswahl durchaus passieren :D Wichtig ist dabei natürlich, dass sich dieser junge Mann zu einer selbstständigen und eigenverantwortlichen Persönlichkeit weiter entwickelt, die mit beiden Beinen im Leben stehen kann.


    Ich wünsche weiterhin alles Gute und viel Geduld und ein offenes Herz!
    Danke nochmals an Achim für diese wertvollen Ergänzungen und Erfahrungen! :)


    Klara

  • Hallo,
    ich habe einen Sohn (21). Ich bin mit meinem Latein am Ende und vielleicht kann mir hier jemand helfen?? Schon seit vielen Jahren gibt es Schwierigkeiten mit meinem Sohn.
    Schulschwierigkeiten, Schulwechsel, Schulabbruch ohne Schulabschluss, diverse Strafauffälligkeiten, Spielsucht... das volle Programm. Mit 18 hat er geheiratet und seit zwei Jahren hat er einen Sohn. Die Beziehung ist vor vier Monaten gescheitert. Erst hat er Unterschlupf bei seinem Vater gefunden. Diesen hat er bestohlen und ist deshalb von ihm vor die Tür gesetzt worden. Seit 2 Wochen wohnt er nun bei mir in einer 2-Zimmer Wohnung.
    Er hat immer mal wieder gearbeitet, aber nie zuverlässig oder lange. Im Moment ist er ohne Arbeit, geht bei mir ein und aus, "leiht" sich Geld, schläft bis Mittags und kommt irgendwann nachts heim. Keine Ahnung, wo er sich rumtreibt???
    Ich konnte ihn dazu bewegen zum Sozialamt zu gehen...einmal war er da...tausende von Anträgen, da hat er keinen Bock die auszufüllen...bzw. zum zweiten Termin zu gehen..Habe ihn heute morgen nicht aus dem Bett bekommen :(:S er wird dann aggressiv und blockt total, beleidigt mich usw...
    Die Wohnungssuche gestaltet sich auch schwierig, so richtigen Einsatz zeigt er nicht.
    Eigentlich müsste ich ihn auf die Straße setzen, habe aber große Angst, dass er noch mehr abrutscht...
    Ich fühle mich so hilflos und weiß einfach nicht mehr weiter.
    Habe den Eintrag von Bernd 69 gelesen und gedacht, das habe ich geschrieben.. würde mich sehr interessiern, wie das mit seinem Sohn weiter gegangen ist???
    Bin sehr verzweifelt und habe keine Idee mehr, was ich noch machen könnte, Gespräche helfen schon lange nicht mehr..Ich liebe meinen Sohn und möchte ihn nicht verlieren, bleibt denn wirklich nur die Möglichkeit, ihn auch raus zu werfen??

  • hallo,
    Das ist ganz schön schwierig! Lieben heißt nicht nur behüten und beschützen, sondern auch ihn Fehler machen zu lassen damit er seine eigenen Erfahrungen machen kann. Nur weil du ihn vor die Tür setzt, heißt es ja nicht, das du ihn nicht liebst, oder ihm nicht helfen wirst! Ich persönlich würde ihn vor die Tür setzen, denn du bist nicht verpflichtet ihn bei dir in deiner kleinen Wohnung mit wohnen zu lassen. Wenn du ihn immer hilfst, , ihm unterschlupf, essen, trinken und ein Schlafplatz gibst, wird ersich sagen, warum soll ich was tun, Mama macht ja! So wird er nichts ändern.
    Manchmal hilft man nur, in dem man nicht hilft :)

  • Hallo, das klingt echt hart, Erfahrungen damit habe ich leider nicht, aber Bauchgefuehl und Verstand sagen mir auch, dass sich eure Wege räumlich trennen sollten. Wenn er nicht von selbst die Kurve durch Erfahrungen bekommt, dann macht er nicht nur sich sondern auch dich und den Vater mit kaputt, ich würde versuchen eine Distanz aufzubauen, wo er Hilfe bekommt hast du ihm gesagt. Er ist alt genug... Mal abgesehen davon bin ich kein Freund von antriebslosen Sozialamtsgaengern, Arbeitsamt würde ich ihm auch mal and Herz legen, um Grundlagen fürs Leben zu schaffen. Ist sicher aber nicht leicht für dich :(


    VG

  • Hallo Bibione,


    das ist eine sehr traurige und tragische Geschichte, die Sie da erleben.


    Ihr Sohn wirkt sehr antriebslos und unmotiviert. Dies kann natürlich auch mit der kürzlichen Trennung zu tun haben, die ihn in eine Krise gestürzt hat, eventuell sogar in eine Depression. Da er ein Kind hat, dürfte nun eben auch noch das Thema Unterhalt und Sorgerecht im Raume schweben.
    Andererseits schreiben Sie, dass Ihr Sohn bereits in der Vergangenheit eine ganze Reihe an Auffälligkeiten gezeigt hat, die alle sehr darauf hindeuten, dass er zudem auf "die schiefe Bahn" geraten ist. Ich befürchte ebenfalls, dass Sie hier mit Verständnis und Mitgefühl und Nachsicht nicht weiter kommen und keine positive Entwicklung erreichen werden.
    Leider ist es manchmal so, dass Menschen ein gewisses Maß an Leidensdruck spüren müssen, ehe sie Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen. Der Leidensdruck scheint hier leider noch nicht groß genug zu sein und mein Bauchgefühl sagt auch, dass es hier wichtig ist, dass Sie sich selbst schützen. Das heißt, Sie müssen sich abgrenzen, distanzieren und sollten dringend dafür sorgen, dass Sie sich auch räumlich von ihm trennen.
    Gerne können Sie ihm erneut Anlaufstellen nennen, vlt. ja sogar entsprechendes Infomaterial besorgen, wo er sich Hilfe holen kann. Aber dann haben Sie Ihre Pflicht sozusagen erfüllt.
    Achten Sie nun vor allem gut auf sich!


    Ich wünsche Ihnen alles alles Gute und viel Kraft und auch Konsequenz


    Klara

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank für die lieben, hilfreichen und motivierenden Antworten.
    Ich versuche konsequent zu sein, das ist nicht einfach.
    Der Kopf und das Herz streiten sich...aber es wird wohl darauf hinaus laufen, dass ich ihn vor die Tür setzen muss, da er leider seine Verhaltensweisen nicht ändert....
    :(

  • Hallo Bibione,


    nein, das ist sicherlich alles andere als eine leichte und auch keine angenehme Entscheidung.
    Ich kann auch gut verstehen, dass Sie sich innerlich regelrecht zerrissen fühlen.


    Da Ihr Sohn offenbar nicht bereit ist, sich zu ändern, müssen Sie an Ihrem eigenen Verhalten etwas verändern, um Bewegung in die Sache zu bringen. Wenn Sie selbst nichts unternehmen, wird sich die Situation eher verfestigen, aber sicher nicht von alleine auflösen und "zum Guten" wenden. Das ist leider eine bittere Erkenntnis.
    Verlieren Sie sich selbst dabei nicht aus dem Blick und schauen Sie, was Sie selbst brauchen, um sich zu schützen und damit es Ihnen gut geht. Es darf sich hier nicht alles nur um Ihren Sohn drehen, lassen Sie sich nicht ausnutzen.


    Wäre es denn eine Möglichkeit, dass Sie sich mit dem Vater Ihres Sohnes besprechen, um so gemeinsam mit ihm zu sprechen und ihn gegebenenfalls zum Gehen auffordern?


    Klara

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