Bildung, Lernen, Förderung das sind die Schlagworte, die einem heutzutage das ganze Leben lang begleiten. Förder- und Fortbildungsinstitute sprießen wie Pilze aus dem Boden und verbuchen Umsätze, wie nie zuvor.
Aber braucht ein Dreijähriger Steppke den Kurs "Englisch für Kindergatenkinder" wirklich? Oder die 12-jährige den "Kinderkochkurs"? Hilft dem Jugendlichen das Bewerbungstraining tatsächlich bei der Lehrstellensuche? Und darf man als erwachsener Mensch nicht einfach einmal auf das Wissen und die Erfahrungen zurückgreifen, die man sich bereits angeeignet hat? Fühlt man sich nicht manchmal furchtbar "unfertig" und inkompetent, wenn einem permanent suggeriert wird, dass man dringend noch den Computerkurs, das Achtsamkeitsseminar oder die Fortbildung XY braucht? Selbst Senioren sind nicht sicher vor dem "Bildungswahn". Da werden "Handykurse für Senioren" oder Exkursionen in die Domstädte als unabdingbares "Muss" verkauft. Darf man selbst mit 70 nicht einfach in seinem Schrebergarten sitzen und ab und an einmal ein Kreuzworträtsel lösen? Ist es vielleicht sogar nur Geldschneiderei, derart viele Kurse, Seminare, Fort- und Weiterbildungen auf den Markt zu bringen?
Aber wiso springen so viele Menschen auf den Zug auf? Denn sicher ist: die Nachfrage ist da. Viele Kurse sind schnell ausgebucht und Firmen, wie Privatpersonen sind bereit viel Geld und Zeit zu investieren.
Ich denke ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass es von uns verlangt wird. In einer Welt, die derart vom gesellschaftlichen Wandel und technischer Weiterentwicklung geprägt ist, muss man einfach am Ball bleiben, um mithalten zu können. Wer keine Bereitschaft zeigt, sich mit dem neuen Computerprogramm vertraut zu machen oder verweigert den ein oder anderen englischen Begriff in den Mund zu nehmen, zieht nicht nur schnell den Ärger des Chefs auf sich, sondern entzieht sich im Extremfall selbst die eigene Arbeitsgrundlage.
Ein weitere Punkt liegt meines Erachtens, darin, dass wir die Möglichkeiten zur (Weiter)Bildung überhaupt haben. Arbeitszeitgesetze sorgen dafür, das es noch freie Zeiten für Weiterbildung gibt. Ordentliche Gehälter für die einen, Bildungsschecks und andere staatlichen Fördermöglichkeiten für die anderen, ermöglichen (fast) jedem sich fortzubilden.
Und jetzt einmal ehrlich: macht es nicht auch richtig viel Spaß immer wieder Neues erfahren zu dürfen und seinen Horizont zu erweitern? Es ist doch toll, dass es heute denkbar ist, auch mit 40 noch einmal einen beruflichen Neustarthinzubekommen. Dass man auch neben dem Beruf studieren kann oder während der Elternzeit mittels eines Fernlehrgangs dafür sorgen kann, dass man den Anschluss nicht verpasst.
Daraüber hinaus liegt es auch in der Natur des Menschen zu Lernen. Nur durch das Beobachten, Reflektieren und Herstellen von Zusammenhängen, wird sein Überleben gesichert. Und dass wir soviel Lernen (können) ist ein untrügerisches Zeichen dafür, dass es uns gut geht. Denn bevor die Grundbedürfnisse des Menschen (z.B. nach Nahrung, Sicherheit, Zuwendung etc.) nicht erfüllt sind, entwickelt sich Neugierde und Wissensdurst erst gar nicht.
Vielleicht sollten wir uns an den Angeboten zur Weiterentwicklung freuen, denn schließlich haben wir (hoffentlich!) bereits eine ganz wichtige Fähigkeit gelernt: nämlich zu unterscheiden, was uns stresst und was uns gut tut. Wann uns Lernen nur Druck macht und welche Wissenserweiterung uns weiterbringt und vor allem auch Spaß macht!
Wie gehen Sie mit dem Thema um? In Bezug auf sich oder auf Ihre Kinder. Nervt Sie ständiges Lernen oder sind Sie bereits Stammgast bei der VHS und Co? Oder würden Sie gern einmal wieder einen Kurs belegen, aber Ihnen fehlt im Alltag die Zeit dazu?
Ich würde mich freuen, etwas über Ihre Meinungen, Erfahrungen und Ideen zu diesem Thema zu erfahren!
Viele Grüße
K.Gandras