"Kein Heim für Plastik" - eine Familie will's wissen

  • Na, da hat uns die Familie Krautwaschl etwas vorgemacht:
    Einen ganzen Monat ohne Plastik leben. Auf den allerersten Blick, mag man vielleicht noch denken : "das könnte ich auch, ist ja halb so wild", aber bei einem kritischen Gang durch die Wohnung wird einem schnell bewusst, wie sehr sich Kunstoffe in unseren Alltag eingeschlichen haben: Schampoo- und Duschgelflaschen, Reingungsmittel, Lebensmittelverpackungen, Cd-Hüllen, technische Geräte, Kleidung, Messergriffe, Spielzeug und, und, und.


    Und darauf hat die fünfköpfige Familie aus Österreich freiwillig verzichtet? Warum eigentlich? Im Grunde genommen ist Plastik doch eine "feine Sache", es ist leicht, sehr strapazierfähig, pflegeleicht und man kann es in jede erdenkliche Form bringen. Wieso sollte man denn da auf den Stoff verzichten, der unseren Alltag doch so schön bequem gemacht?


    Umweltaspekte
    Auch wenn Plastik recht stabil ist, der überwiegende Teil an Kunststoffen wird für die reine Verpackung benutzt, ist also schon als Wegwerfprodukt hergestellt worden. Auch andere Produkte, wie Wäschekörbe, Wäscheklammern, Spielzeug und ähnliches, gehen schnell kapputt und werden dann zu einem echten Umweltproblem. Zwar wird ein großer Anteil an Plastikmüll wiederverwertet, aber es landeten allein in Deutschland in 2007 noch eine Millionen Tonnen Kunstoffverpackungen, im Restmüll. Nun und dass sich Kunststoff nicht wie natürliche Rohstoffe zerzetzt, ist hinreichend bekannt. Und so stößt man allmählich an immer mehr möglichen und unmöglichen Stellen der Erde auf Kunststoffe oder dessen, teils giftigen Bestandteile. Südöstlich von Hawaii kreiselt ein Müllstrudel im Pazifik, dessen Größe mit dem US-Bundesstaat Texas zu vergleichen ist. Sonne, Wasser und Wind, zerreibt die Kunststoffteile zu winzigkleinen Bestandteilen, die dann über das Meer und die Luft auf der ganzen Welt ( für die Menschen unsichtbar) verteilt wird. Die Meeresbewohner verwechseln die Teilchen mit ihrer Nahrung (schließlich befindet sich mittlerweile 6x mehr Plastik als Plankton im Meer) und fressen diese. Und wir wiederum, essen den mit Kunstoffen belasteten Fisch. Kein Wunder also, dass nicht nur im Meer, am Strand und im Hausstaub Kunststoffe nachweisbar sind, sondern bereits im Blut von Menschen und Tieren.


    Gesundheit
    Viele Bestandteile von Kunststoffen gelten als giftig. Besonders diese, die "ausdünsten", so dass wir sie über die Atemluft aufnehmen können. Ganz besonders zu nennen, ist hier die Chemikalie Bisphenol A, die in der Kunststoffherstellung verwendet wird, um Plastik zu härten. Unter Wärmeeinwirkung löst sich die Chemikalie und kann großen Schaden anrichten. Bisphenol A steht im Verdacht, Nervenschäden, Nieren- und Leberkrankheiten und Blutbildveränderungen auszulösen und aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung, negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern zu haben. Auch Einschränkung der Zeugungsfähigkeit, Fehlgeburten oder Chromosomabweichungen, werden mit diesem Stoff in Verbindung gebracht.


    Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, sollte sich den Film "Plastic Planet" (auch bei Youtube zu sehen) ansehen. Dieser war auch der Auslöser für die Familie Krautwaschl-Rabensteiner, ihr Projekt "Kein Heim für Plastik" ins Leben zu rufen und durchzuziehen. Die Grazer machen übrigens weiter und räumen dem Plastik nur noch sehr wenig Platz in ihrem Leben ein. Was als Experiment begann, hat sich jetzt als Alltag eingebürgert. Und was mir persönlich besonders gut an der Familie gefällt: sie sind weder dokmatisch oder rigoros noch versuchen sie Andere zu bekehren; sie sind einfach mit Spaß bei der Sache. Aber schauen Sie selbst mal bei den Krautwaschls vorbei! Auf www.keinheimfuerplastik.at/familie-krautwaschl/ können Sie Videos über ihre Erfahrungen mit dem Plastverzicht sehen und erhalten jede Menge Tipps, wie auch Sie Kunstoffe vermeiden oder reduzieren können.


    Jetzt bin ich neugierig auf Ihre Einstellungen. Spielt Umweltschutz in Ihrem Alltag und bei der Erziehung Ihrer Kinder eine Rolle? Machen Sie sich diesbezüglich Sorgen um die Zukunft Ihrer Kinder, oder haben Sie eher den Eindruck, dass alles nur aufgebauscht wird? Haben Sie vielleicht Tricks und Kniffe zur Abfallvermeidung, Wiederverwertung oder Umweltschutz im Allgemeinen? Ich freue mich, wenn Sie uns an Ihren Haltungen und Ansichten teilhaben lassen und bin gespannt auf neue Anregungen!


    Viele Grüße


    K.Gandras

  • Hallo!


    Das regt wirklich zum Nachdenken an! Da muss man nur mal seinen Blick schweifen lassen und überall sticht es einem ins Auge, das Plastik. Sicherlich geht es heute nicht mehr ganz ohne, aber mal darüber nachzudenken, wo sich Plastik (oder Müll allgemein) vermeiden lässt, ist schon sinnvoll, auch vor dem Hintergrund, was wir der nachfolgenden Generation - unseren Kindern - hinterlassen :huh: !


    Plastik hat u.a. seinen Reiz, weil es oft bunt ist und damit unsere Sinne anspricht und weil es preiswert ist und man dadurch verleitet wird, es leichtfertig zu kaufen - kostet ja nix!


    Hier ein paar Ideen und Anregungen zum Ändern von vielleicht lieb gewordener Gewohnheiten:



    • Im Supermarkt keine Einkaufstüten an der Kasse kaufen, sondern die Einkäufe in den mitgebrachte Einkaufskorb, den Rucksack oder die Tragetasche verpacken (ist auf Dauer auch günstiger, auch wenn so eine Plastiktüte wenig kostet!) Am besten man hat immer eine Tasche/einen Korb im Auto, falls man spontan einkaufen fährt.
    • Soll das Kind wirklich ein Überraschungs-Ei (mit Plastikspielzeug in Plastikhülle) bekommen oder tut es auch eine andere Süßigkeit?
    • Beim Kauf von Spielzeug überlegen, ob es wirklich das Plastikspielzeug sein muss oder ob es nicht eine schöne Variante in Holz gibt.
    • Für Seifen, Waschpulver, bestimmte Lebensmittel,... Nachfüllpackungen kaufen. Diese haben weniger Verpackung und größeren Inhalt. (Auch auf Dauer günstiger!)
    • Für Topfpflanzen Ton- oder Keramiktöpfe nehmen statt Plastiktöpfe. Statt neue Pflanzen zu kaufen, Saat kaufen und Blumen in bereits benutzten Töpfen selber ziehen.
    • Wäscheklammern aus Holz statt aus Plastik verwenden.
    • Bei Holzkochlöffeln kommt ja schnell das Argument, das diese weniger hygienisch sind, weil sie sich nicht so gut reinigen lassen. Mit stellt sich dabei die Frage, was eigentlich schädlicher für die Gesundheit ist?
    • Kein Plastikeinweggeschirr für Partys und Kindergeburtstage verwenden.
    • Keine Einwegfeuerzeuge, sondern Streichhölzer oder nachfüllbare Feuerzeuge verwenden.
    • Für Aufbewahrungssysteme keine Plastikboxen kaufen, auch wenn diese gut aussehen und praktisch sind, sondern alte Kartons (z.B. Schuhkartons) umfunktionieren. Damit es hübscher aussieht kann man diese bemalen oder bekleben.
    • Bilder nicht in Plastik-, sondern in Holz- oder Glasbilderrahmen präsentieren.
    • Wenn etwas kaputt geht, brauche ich es neu oder lässt es sich reparieren?
    • Wenn ich etwas nicht mehr haben möchte, freut sich vielleicht jemand anderes darüber? (Verschenken oder verkaufen?)
    • Wenn ich etwas haben möchte, muss es unbedingt neu sein, oder reicht auch gebraucht?
    • Obst und Gemüse im Supermarkt einzeln kaufen und nicht fertig in Folie abgepackt.


    Wär das was für Sie?


    Anne

  • Hallo Anne!
    Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben und uns Ihre "Plastikspartipps" aufgelistet haben. In vielen Bereichen ist es kaum möglich, die Produkte plastikfrei zu erhalten, zumindest nicht im "normalen Handel". Und ein tatsächlich plastikfreies Leben ist heute kaum realistisch umsetzbar. Aber trotzdem oder gerade deswegen habe auch ich nocheinmal ein wenig nachgedacht und mir sind noch folgende, leicht umzusetzende, Dinge eingefallen:


    • Kaffeebereiter, die mit Plastik- oder Metallpatronen befüllt werden boykottieren
    • Milch, Säfte und Joghurt im Glas kaufen
    • Küchenutensilien aus Holz, Metall oder Glas auswählen, meist sehen die sogar schöner aus - oder? Mittlerweile wurde sogar festgestellt, dass Holz nicht unhygienischer als Plastik ist: bei richtiger Pflege (an der Luft trocknen lassen, gelegentlich einölen) steht es Plastik in nichts nach, da es antiseptisch wirkt.
    • auf einzeln in Plastik verpackte Teebeutel verzichten
    • Eis in Pappschachteln statt einzeln verpackt oder in den Plastikdosen kaufen
    • Honig, Mais, Bohnen etc. im Glas statt in Dose oder Plastikverpackung kaufen
    • Pfand- (am besten aus Glas) statt Einwegflaschen auswählen.
    • Badezusätze, Masken und Peelings auch einmal selber machen, da spart man nicht nur die Verpackung, sondern verzichtet zusätzlich auf (oft allergieauslösende) Parfüm- oder sonstige Zusatzstoffe. Gerade die emfindliche Kinderhaut wird dafür dankbar sein.
    • Aufbewarungsdosen aus Glas, sind ebenso dicht und pflegeleicht wie die aus Plastik (und haben befüllt mit Reis, Nudeln, roten Linsen, Müsli etc. auch wirklich einen schönen Dekoeffekt)


    Bei den Dingen, die dann doch aus Plastik in meinen Haushalt geraten sind, versuche ich sie möglichst lang zu benutzen, so werden:


    • alte Nylonstrümpfe zu Haargummis oder Schuhpoliertücher
    • Duschvorhänge zu Mal- und Bastelunterlagen
    • Toilettenpapierverpackung zu Müllbeuteln
    • Schampooflaschen (mit etwas Farbe und Kreativität) zu Wasserspritztieren für den Sommer oder die Badewanne
    • in Eis- oder stabilen Aufstrichdosen wird noch etwas eingefroren
    • Joghurtbecher oder -eimer werden im Bastelkeller immer gebraucht (Eierfärben, Wasserfarbe, Farben oder Kleister anrühren etc.)
    • Ausgediente Zahnbürsten (gründlich gereinigt) gehen noch gut zum Putzen, Farbeffekte beim Basteln erzielen oder Schuheputzen
    • Styropor (mit Soff oder Tapete o.Ä. bezogen) kann noch eine tolle Pinwand werden oder eine Leiste um seine Ohrringe anzupinnen


    Und so halte ich es mit dem alten chinesischen Sprichwort:

    „Wenn viele kleine Leute viele kleine Dinge tun, können sie die Welt verändern.“

  • haushalt ohne plastik könnte ich mir gar nicht vorstellen. allein die ganzen babyflaschen und schüsseln, bestecke ... unmöglich ohne zu leben meiner meinung nach. hat ja auch einen praktischen aspekt :)

  • Das stimmt, Plastik ist sehr praktisch und ganz ohne Plastik kann ich mir auch nicht vorstellen, deswegen gibt´s bei mir im Haushalt auch eine ganze Menge aus Plastik ^^ .


    Aber gerade weil Plastik sehr praktisch (und in der Regel auch günstiger als Alternativen) ist, besteht die Gefahr, dass man allzu gedankenlos dazu greift, finde ich.


    Auch hier stellt sich mir wieder die Frage: Was leben wir als Erwachsene unseren Kindern vor? Wenn Kinder damit groß werden, dass "alles" um sie herum aus Plastik ist, werden sie sich noch viel weniger als wir heute fragen, ob diese Art des Konsumverhaltens eigentlich richtig ist.


    Anne

  • Auch ich bin der Meinung, so ganz ohne geht´s leider nicht.
    Ich habe auch in meiner Küche viele Schüsseln aus Kunststoff etc., achte aber beim Kauf zumindest darauf, das es nicht Billigheimer-Plastik ist, also entsprechend langlebig ist und nicht beim ersten "Anschauen" schon vor Angst auseinanderplatzt. Und für die Art der Weiterverwertung schließe ich mich Euch an: da werden Plastikverpackungen (Toilettenpapier, Küchentücher) zu Mülltüten, Zahnbürsten zum Putzen hergenommen, etc. Einkaufen geh ich nie ohne Korb und Stoffbeutel, und dann doch mal die eine oder andere olle Plastikschüssel haben die Kids im Garten zum "Matschsuppe kochen", bis diese dann dort endgültig das zeitliche segnet. Meinen Mädels erkläre ich dabei aber auch, das man Verpackungen auch zweckentfremden und weiterverwerten kann.
    Aber manche Sachen, gerade im Hygiene-Bereich bekommt man leider nicht ohne doppelt und dreifach Plastikverpackungen außen rum. Da hinkt die Industrie hinterher :thumbdown:

  • es gibt doch für die feuchtigkeitstücher die plastikpackungen wo man oben die tücher rauszieht. wisst ihr was ich meine? die bekleben wir immer mit folie (ich weiss, auch plastik) wenn die alle sind und basteln daraus sparbüchsen oder so was in der art. ist eigentlich ne schöne idee. oder blumen kann man auch rein setzen :)

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