Ich stelle es mal hier rein, denn es hat nicht nur was mit Erziehung zu tun, sondern zieht sich durch unser ganzes Leben.
Das Thema ist mir in letzter Zeit oft begegnet, und ich dachte mir, vielleicht passt es ganz gut zu diesem Forum, denn mit dem Lügen fangen wir schon als kleine Kinder an.
Offenbar ist die Lüge in uns fest verankert, ein Bestandteil von uns, vielleicht sogar ein natürlicher Instinkt, den wir haben, um uns Situationen entziehen zu können, die uns bedrohen.
Eine Lüge kann uns vor Bestrafung retten, davor, dass unsere Beziehungen in die Brüche gehen, vor Unannehmlichkeiten aller Art.
Als Kind bekommen wir ständig gesagt, dass wir nicht lügen dürfen. Wir müssen immer die Wahrheit sagen, das sei viel besser. Wir lernen, dass das manchmal sogar stimmt. Einen Fehler zu zugeben, kann erleichternd sein und sich viel besser anfühlen als eine Lüge, in der man sich leicht verstricken kann.
Wir lernen aber auch, dass es Momente gibt, in denen eine Lüge trotzdem besser ist, weil sie uns schützen kann.
Und mit diesem Balanceakt gehen wir dann durch's Leben, wägen ständig ab, wann es besser ist, die Wahrheit zu sagen, und wann es besser ist, zu lügen.
Das ist ein sehr schmaler Grad, auf dem man sich da bewegt. Oft stellt man im Nachhinein fest, dass es besser gewesen wäre, eine kleine Notlüge zu gebrauchen, oder dass es besser gewesen wäre, geradeheraus zu sagen, was Sache ist.
In der Politik und der Wirtschaft gehört die Lüge fast schon zum Alltag. Gelegentlich nennt man sie auch "Diplomatie" oder "Verhandlungsgeschick", manchmal sogar "Loyalität", was dann letztlich eine doppelte Lüge darstellt.
Auch in Beziehungen und vielen Lebensentwürfen ist sie zu Hause. Für einen Mann ist es einfach gesünder, wenn er auf die Frage "Bin ich zu dick?" mit "Nein" antwortet. Wobei sich natürlich auch die Frage stellt, warum die Frau das überhaupt fragt, wenn sie doch gar keine ehrliche Antwort möchte.
Und sie spielt eben auch in der Erziehung eine Rolle. Wir lügen unsere Kinder ziemlich oft an.
"Das tut gar nicht weh." - "Morgen kommt der Weihnachtsmann." usw.
Gleichzeitig verlangen wir aber Ehrlichkeit von ihnen.
Ich versuche, so wenig wie möglich zu lügen, sehe aber, dass es Situationen gibt, in denen es tatsächlich besser ist, nicht die Wahrheit zu sagen, einfach, um andere nicht zu verletzen oder um unbequemen Dingen aus dem Weg zu gehen.
Was sind eure Gedanken zu diesem Thema?