Kind verschließt sich vor Familie

  • Hallo 🤗

    Meine 3-jährige ist ein wirklich wundervolles Kind. Sie ist wortgewandt, lustig, hilfsbereit- einfach ein super Mädchen. Leider bekommen das aber nur mein Mann und ich zu sehen...

    Seit circa einem halben Jahr lehnt sie konsequent jedes andere Familienmitglied ab. Sie möchte mit niemandem sprechen, klammert sich an uns, dreht sich weg und und ignoriert bestmöglich.

    Sie war schon immer etwas schüchtern und hat ihre Zeit gebraucht "warm" zu werden. Aber im letzten halben Jahr hat es sich immer weiter zugespitzt. Sie möchte nicht mal bei Oma kurz stehen bleiben wenn ich was im Auto vergessen habe.

    Bis vor Kurzem waren ihre beiden älteren Cousinen noch etwas ganz tolles für sie. Mit ihnen ist sie aufgeblüht. Jetzt ignoriert sie diese ebenfalls.

    Komischerweise ist sie in der Kita aufgeschlossen und auch wenn sie an der Kasse von einer Kassiererin angesprochen wird, reagiert sie aufgeschlossen und freundlich. Nur die Familie (sowohl meine Seite, als auch die Seite meines Mannes) legt sie komplett auf Eis.

    Wir wissen, dass sie hochsensibel ist und ich habe mich zu dem Thema auch sehr belesen. Ich weiß also, dass sie Erwartungen von ihrem Umfeld sehr deutlich wahrnehmen kann und diese zu Blockaden führen können. Wir sind in den letzten 3 Monaten auch gemeinsam mit der Familie den Weg der Verständnis gegangen (haben ihr gesagt das sie frei entscheidet mit wem sie spricht etc,dass sie nichts muss, dass sie das Tempo bestimmt...). Aber es wird gefühlt immer schlimmer.

    Uns belastet es, weil ihr die eigentlich doch so wichtige Bindung zu Großeltern etc fehlt. Und diese sind ratlos, weil die Kleine ihnen keine Chance zu geben scheint.

    Es ist verzwickt und wir sind wirklich ratlos, was in dieser Situation denn nun hilfreich ist? Es kann schließlich auch immer mal sein, dass sie von den Großeltern aus der Kita abgeholt werden muss, weil wir es nicht schaffen. Und da sind dann Geschrei und Tränen vorprogrammiert... Sind das noch "normale" Verlustängste? Ist das ein Extrem der Hochsensibilität? Oder sind wir etwas falsch angegangen und haben das ungewollt verursacht?


    Der Text ist lang, und dabei habe ich mich bereits kurzgefasst. Tut mir leid. Ich hoffe es ist irgendwie erkennbar wo hier das Problem liegt.

    Für Erfahrungen und Anregung wäre ich sehr sehr dankbar 🌸

  • Hallo! :)


    Hochsensibilität ist ein spannendes Thema. Da kann es durchaus sein, dass sie implizite "Erwartungen" an sie ziemlich spürt und vielleicht deshalb ein wenig dicht macht? Oder einfach eine generelle Überforderung... Ist denn vor einem halben Jahr sonst etwas Erwähnenswertes passiert? Hat sich familiär etwas verändert? Irgendwelche Verluste oder Geburten?


    Grundsätzlich finde ich das Verhalten in dem Alter nicht ungewöhnlich, auch engen Bezugspersonen gegenüber nicht. Kinder agieren so durchaus häufiger, vor allem, wenn Mama/Papa anwesend sind. Wie ist es denn, wenn ihr nicht vor Ort seid? Werden die Großeltern dann auch abgelehnt, wenn sie z.B. aufpassen, oder findet sich eure Kleine dann rasch zurecht?


    Wichtig finde ich in Anbetracht des jungen Alters des Kindes vor allem, dass das Verhalten akzeptiert und nicht problematisiert wird. Je unbefangener und lockerer man mit der vermeintlichen (!) Ablehnung (es ist ja keine tatsächliche Ablehnung, da steckt wahrscheinlich eher Überforderung dahinter) umgeht (und sie vor allem nicht persönlich nimmt), desto sicherer wird sich das Kind fühlen und vermutlich früher oder später auch wieder offener agieren.


    Alles Liebe! :)

  • Guten Morgen 😊

    Vielen Dank für die schnelle Antwort!

    Tatsächlich ist im Oktober unser zweites Kind geboren. Das ist natürlich, vorallem für sie, eine starke Veränderung. Anfangs hat sich ihr Verhalten jedoch nicht merklich geändert. Es waren auch alle sehr bemüht sie im Bezug auf den Kleinen mit einzubinden bzw das Verhältnis nicht zu verändern (das sie sich nicht zurückgesetzt fühlt oder ähnliches).

    Wie gesagt scheint es sich nun aber immer weiter zuzuspitzen...

    Ohne uns kann sie nirgends sein- außer in der Kita. Allein wenn das Thema aufkommt, dass z.B. Oma und Opa mit ihr ein Eis essen gehen, fängt sie direkt an zu weinen, klammert sich fest und sagt Sachen wie "Bitte komm mit.", "Ich will nicht!" oder auch "Ich habe Angst, bitte nicht.". Das verunsichert uns sehr stark. Wir wollen ja nicht das es ihr schlecht geht oder sie gar Angst hat (wofür es objektiv betrachtet überhaupt keinen Grund gibt). Sollte man sie weinend und schreiend trotzdem abgeben,sie also quasi von sich wegschieben/drücken und sie gegen ihren Willen ins Auto der Großeltern setzen? Das fühlt sich nämlich irgendwie falsch an...

    In die Kita geht sie problemlos und auch im Umgang mit mehr oder weniger Fremden hat sie kaum Berührungsängste. Es sind tatsächlich nur die engere Familie die für sie ein großes Problem darstellt...

  • Also im Prinzip ist die Frage die uns beschäftigt: Sollten wir das einfach akzeptieren und sie das Tempo vorgeben lassen (sie entscheidet wie und wann sie sich für jeden Einzelnen erwärmt, egal wie lang es dauert), oder sollten wir sie quasi "zwingen" sich zu öffnen indem wir ihr klar sagen das ablehnendes Verhalten verletzend ist und es nicht ok ist und sie eben auch offensiv gegen ihren Willen ihren Großeltern "überlassen"?

    Wir wissen einfach nicht, was das Richtige ist bzw womit wir das eventuell sogar weiter verschlimmern könnten...

  • Hallo! :)


    Na da gibt es ja eine ganz deutliche Erklärung... Die Geburt des Geschwisterchens. Kinder reagieren IMMER darauf, wenn sich die Familienkonstellation ändert. Gerade bei so kleinen Kindern geschieht das oftmals verzögert. Deshalb scheint auch erst alles "gut". In Wirklichkeit ist das aber nicht schlimm, weil es ist eine normale psychische Reaktion auf ein Verlusterlebnis. Durch das Geschwisterchen hat sie etwas verloren, nämlich die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mama/Papa beziehungsweise der Familie. (Dass sie auf lange Sicht ganz viel gewonnen hat, steht auf einem anderen Blatt :))


    So kleine Kinder reagieren da ganz häufig mit Trennungsängsten - ganz normal...


    ---


    Wie würdest du denn intuitiv reagieren? Ich schätze, du würdest dein 3-jähriges Mädchen nicht mit einem "Dein ablehnendes Verhalten ist verletztend!" panisch zu Oma und Opa zwingen...


    --> Unbedingt die Ängste ernst nehmen, keinen Druck machen und Kind Tempo bestimmen lassen. Das wird sich wieder ändern, unter Garantie... Stattdessen eher in die Trickkiste greifen... Kind nicht "abgeben", sondern Oma/Opa kommen zu euch (vertrautes Umfeld) und interagieren dort mit ihr, evtl. in einem anderen Raum (ihr seid in Hör-/Gehweite). Oder gemeinsamer Ausflug, Kind wird motiviert mit Oma Eis für alle holen zu gehen etc. (kurze Trennung, gleich bin ich wieder bei Mama/Papa). Also so kurze Trennungen...


    Dabei unbedingt im Hinterkopf behalten, dass es sich um ein kleines (!) Kind handelt, das gerade wahnsinnige Veränderung durchmacht (Geschwisterchen). Es muss nicht "funktionieren" oder sich sozial adäquat verhalten. Das auch mit den Großeltern besprechen... :)


    Alles Gute euch! :)

  • Ok,es beruhigt mich, dass mein Instinkt (ihr das Tempo zu überlassen) richtig war. Man lässt sich doch schnell durch die Erwartungen von außen unter Druck setzen bzw. verunsichern...

    Vielen lieben Dank für die sehr ausführlichen und hilfreichen Antworten!! 🌸

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