Wie kann ich meinem Sohn helfen?

  • Hey und guten Morgen, vielleicht könnt ihr mir ja einen Tipp oder Ratschlag geben, manchmal sieht man ja vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

    Seitdem mein Sohn 4 ist, sind seine Mutter und ich getrennt. Sie wollte, dass er bei ihr wohnen bleibt und argumentierte mit seinem gewohnten Umfeld das die Bindung zur Mutter sowieso immer stärker ist als zum Vater etc., da ich mitten in einer Ausbildung steckte, mir das was sie sagte alles plausibel erschien und ich einfach nur noch meine Ruhe vor ihr haben wollte, stimmte ich allem was sie wollte zu.

    Nach meiner Trennung fand ich sehr schnell eine neue Beziehung und nachdem wir uns sicher waren das es was ernstes werden könnte, lernte sie meinen Sohn kennen ( ich sagte ihr aber auch direkt, wenn mein Sohn dich nicht akzeptiert, dann wird es nichts mit uns beiden) Aber er hat sie auf Anhieb in sein Herz geschlossen und sie auch ihn. Die beiden verstehen sich so gut, das ich früher fast eifersüchtig war, weil wenn sie da war, war ich immer abgemeldet. Sie arbeitete im Schichtdienst und hat ihre Schichten so gelegt, das mein kleiner Schatz immer so viel er wollte bei uns sein konnte, damit immer jemand da ist der auf ihn aufpasst, wenn ich eben arbeiten war.

    Worauf ich hinauswill, seit unserer Trennung, also seitdem mein Sohn 4 ist, äußerte er immer wieder den Wunsch, das er lieber bei mir leben möchte.

    Als er noch so klein war argumentierte seine Mutter mit seinem gewohnten Umfeld und das er so eine weitreichende Entscheidung ja gar nicht überblicken könne, daher stimme sie dem ganzen nicht zu.

    Da er zu diesem Zeitpunkt ja noch in den Kindergarten ging, habe ich immer wieder das Gespräch mit ihr gesucht. Das man es doch durchaus probieren könnte in der Zeit, so könne er sich von beiden Leben ein Bild machen und für sich selbst herausfinden wo er wohnen möchte.Aber sie lehnte es ab, fragte ihn sogar mehrfach warum er denn zu Papa ziehen will und das er ihr dann keine vernünftige Erklärung geben konnte ( er sagte zB weil ich bei Papa ein Hochbett habe) war für sie dann Grund genug, es gar nicht erst in Erwägung zu ziehen.

    Nun gut da er wie gesagt noch im Kindergarten war, sah es dann so aus das er 2/3 des Jahres mehr oder weniger bei uns war, denn entweder war seine Mutter krank und bat mich darum ihn zu nehmen und für ihn zu Sorgen, er war selbst krank oder der Kindergarten hatte zu und ja manchmal blieb er auch einfach so bei mir, um einfach mehr Zeit bei mir zu haben. Der Wunsch zu mir bzw uns zu ziehen bestand weiterhin und jedesmal wenn es wieder zurück zu Mama ging, weinte er viel und kränkelte. Und sie berichtete dann immer davon, das er sich schwer Tat mit der Eingewöhnung wieder bei ihr.

    Ich ging damals zum Jugendamt, erzählte von alldem ( es sind leider auch viele Dinge vorgefallen auf die ich nicht näher eingehe) und bat um ein gemeinsames Gespräch. Mir wurde vom damaligen Mitarbeiter zugesichert, das er neutral ist, er aber auch die Kindesmutter erst einmal zu einem einzel Gespräch einlädt in der er sich ihre Sichtweise auf die Dinge anhört, ihr aber natürlich nicht sagt worüber wir gesprochen haben und es danach zu einem gemeinsamen Gespräch kommen wird. Das ganze sah dann so aus, das sie ihr Einzelgespräch mit ihm hatte und mich danach anrief und mir die Hölle heiß machte, wie ich denn dazu käme dem Jugendamt solche Dinge zu erzählen. Da der Mitarbeiter des Jugendamtes ihr alles erzählt hatte, was ich gesagt habe, war das Vertrauensverhältnis und die Neutralität des Jugendamt nicht mehr gegeben und ich sagte dann das gemeinsame Gespräch ab, daraus machte das Jugendamt dann noch, das ich mich quer stellen würde.

    Nun gut, ich vermute sie hat dann lange mit unserem Spatz gesprochen, denn danach äußerte er den Wunsch zu mir zu ziehen 2 Monate gar nicht mehr und danach fing er wieder an. Ich suchte das Gespräch mit ihm und er sagte einfach immer, er fühle sich bei uns besser. Ich habe sie dann um ein Gespräch gebeten und versucht vernünftig mit ihr über alles zu reden und auch sie erklärte mir ihre Sichtweise und es klang wieder sehr plausibel ( also reden kann sie, man geht mit der eigenen Meinung ins Gespräch und mit ihrer Meinung geht man raus. (Mein Sohn erklärte mir als er 10 war das ganze so. Bevor man mit Mama redet ist man eine schöne Blume, wenn man aus dem Gespräch mit Mama kommt , ist die Blume geknickt.)

    In besagtem Gespräch sagte sie dann, das er wenn er 12 ist und der Wunsch dann immer noch da wäre, dann könnte er zu mir ziehen. Sie holte ihn dann sogar zum Gespräch dazu und fragte ihn ob er lieber bei Papa oder Mama wohnen möchte. Er sagte bei Papa und sie sagte ihm dann das sie dann aber ganz traurig wäre und das er so eine Entscheidung noch nicht treffen kann und er mit 12 das entscheiden darf.

    Bevor er dann eingeschult wurde, suchte ich nochmal das Gespräch, aber sie sagte nein. Ich holte ihn alle 14 Tage und er verbrachte alle Ferien bei mir, damit war sie zumindest einverstanden. Als er dann auf die weiterführende Schule wechseln sollte, suchte ich erneut das Gespräch mit ihr. Denn nun sah es so aus, das er jedesmal wenn er am Wochenende zurück nach Hause musste, ganz arg weinte, wenn die Ferien fast vorbei waren konnte er die letzten Tage gar nicht mehr geniessen, weil er immer schon daran dachte das die Zeit vorbei ist und mir davon erzählte das er bei Mama eine Rolle spielt und sie anlügt, damit sie denkt das er glücklich ist.

    Ich habe daraufhin mir einen Termin bei seiner Klassenlehrerin geben lassen und wollte aus ihrer Sicht mal hören, wie sie ihn empfindet und sie erzählte mir von einem ausgeschlossen, entspannten freundlichen Jungen.

    Ich habe ihn dann darauf angesprochen und er meinte das ist die Rolle die er spielt, aber er möchte die nicht mehr spielen sondern endlich glücklich sein, aber er traut sich nicht das Mama allein zu sagen und bat mich mit seiner Mama zu sprechen. I

    ch machte einen Termin mit ihr aus, der zweimal verschoben wurde weil sie gesundheitlich angeschlagen war, beim dritten Termin ging es ihr gesundheitlich auch nicht so gut, daher fragte ich sie, ob sie überhaupt bereit sei, aber sie sagte ja absolut kein Problem. Das Gespräch fand statt und auf seinen eigenen Wunsch, nahm ich meinen Sohn mit ( es war Papawochenende und er war bei mir) Er ging dann in sein Zimmer und ich erzählte ihr von allen Dingen, die er mir berichtet hatte und wie er sich bei mir gibt. Sie fiel aus allen Wolken und erzählte mir dann von ihrer Auffassung und war felsenfest davon überzeugt das er mich anlügt. Daher holte sie ihn dann zu dem Gespräch dazu.

    In dem Gespräch sagte er aber dann, dass er sie die ganze Zeit belügt und er weiterhin zu mir ziehen will. Sie fing an zu weinen und sagte dann, ok wenn es wirklich dein Wunsch ist dann darfst du zu Papa ziehen. Mein Sohn wirkte auf der Rückfahrt ( es war ja immer noch Papawochenende) richtig gelöst und entspannt.

    In der selbigen Nacht bekam ich eine Mail in der sie mir Vorwarf ihre gesundheitliche Verfassung ausgenutzt zu haben und er dürfe auf keinen Fall zu mir ziehen erst wenn er 12 ist, aber er könnte ja die Ferien wieder komplett bei mir verbringen. Am nächsten Morgen erzählte ich ihm das Mama sich gemeldet hat und es mit dem Umzug eben doch nicht klappt und man merkte richtig, wie er sich verschloss und zurückzog.

    Von da an hatte er aufeinmal ganz viele Freiheiten bei seiner Mama und er äußerte den Wunsch zu mir zu ziehen immer weniger. Da ich ihm immer gesagt habe, ich möchte nur das er glücklich ist und das er darauf schauen soll, das es ihm gut geht. Freute mich das ungemein für ihn, er fand Freunde, verstand sich sehr gut mit dem Partner seiner Mama und sie schrieb immer wie glücklich er ist. Er selbst wollte nicht mit uns telefonieren, weil er uns dann so vermissen würde.

    Da es immer wieder zu Streitigkeiten wegen der Ferien kam, denn erst bot sie mir an ihn alle Ferien zu nehmen, später sagte sie, sie verzichte ja auf ihre Qualitästzeit weil ich mir ja immer alles greife und mich nicht an absprachen halte. Haben wir einen Ferienplan erarbeitet. Dies und Corona führte dazu das mein Spatz nun fast ein 3/4 Jahr nicht mehr bei uns war. Wirklich telefonieren wollte er in dieser Zeit auch nicht ( er sagt dann vermisst er uns nur noch mehr) und da ich weder von ihm, noch von ihr etwas gehört habe, ging ich davon aus das es ihm gut gehen würde.

    Jetzt war er in der Ferien zwei Wochen bei uns und schon am zweiten Tag fing er ganz schlimm an zu weinen und sagte zu Hause sei alles Scheisse, der Partner meiner Ex würde ihn nur noch nerven und er müsse immer alles alleine mit ihm machen, weil Mama nur ihre Dinge macht oder schläft oder krank ist. Außerdem will Mama jetzt aufeinmal einen Hund haben, dabei bewegt sie sich doch gar nicht und will bestimmt das er sich komplett um den Hund kümmern muss. Er sei ja nun bald 12 und dann kann er ja endlich zu mir ziehen. Ich habe in den Ferien mehrfach das Gespräch mit ihm gesucht, versucht herauszufinden, warum er sich mit dem Partner nicht mehr versteht, denn früher hat er immer freudestrahlend erzählt was sie alles cooles machen und das er so froh ist das der Partner da ist, weil Mama ja nie etwas mit ihm macht. Habe ihn ermutigt das Gespräch mit beiden zu suchen, denn nur so kann man etwas ändern und wie sollen die beiden wissen das er unglücklich ist, wenn er ihnen das glückliche Kind vorspielt .

    Habe versucht ihm die Nachteile eines solchen Umzuges aufzeigen ( neue Schule, Freunde, andere Regeln, weniger Handy usw usw. ) Und das er sich darüber in Ruhe wirklich Gedanken machen soll, denn es könnte ja genauso sein das er wenn er bei mir wohnt, dann doch sein zu Hause vermisst. Er sagte er hätte sich schon Gedanken gemacht, aber er versprach sich nochmal Gedanken zu machen.

    Seit den Ferien meldet er sich jetzt jeden Tag und sagt wie sehr er uns vermisst und liebt.

    Gestern rief er uns weinend an, er habe das Gespräch mit Mama gesucht, aber sie sagt nun er darf es erst mit 14 entscheiden.


    Nun meine Frage: Wie kann ich ihm helfen oder ihn unterstützen?

  • Borr, was für eine Mutter!!!


    Herzlich willkommen Ranger


    Zuallererst mal muss ich dir schreiben, das ich es echt ganz toll finde, wie du mit deinem Sohn umgehst, mit ihm die Gespräche suchst, auf seine Wünsche, Wohlbefinden und Gefühle eingehst. Hut ab, da können sich so manche Eltern ein paar Scheiben abschneiden.


    Du hast viel geschrieben und ich lese heraus, das dein Sohn großes Vertrauen zu dir und deiner Partnerin hat. Dennoch muss ich noch etwas fragen!


    Wie habt ihr das Sorgerecht geklärt, habt ihr es beide oder nur die Mutter?

    Stehst du als Vater in der Geburtsurkunde?


    Ich frage das, weil ich davon ausgehen, das du mit der Kindesmutter nicht verheiratet warst, richtig?


    Wenn ich die Antworten habe, kann ich dir bestimmt einige Tipps geben, denn du und vor allem dein Junge, ihr habt Rechte.


    Wie alt ist er jetzt?

  • Hallo Gilfy, danke für deine schnelle Rückmeldung.

    Doch ich war mit der Kindesmutter verheiratet. Wir haben beide das Sorgerecht. Bei der Scheidung wurde bezüglich unserem Sohn nie etwas vereinbart, da blieb alles so wie es ist und in der Geburtsurkunde stehe ich auch drin.

    Mein Sohn ist 11 Jahre alt und wird im Herbst 12.

  • Ok, das ist gut!

    Dann würde ich jetzt wie folgt vorgehen:


    Wenn dein Sohn das nächste Mal bei dir ist, suche nochmal ein Gespräch mit ihm, damit du sicher sein kannst, ob er wirklich zu dir umziehen möchte. Wenn es irgendwie geht, würde ich das Gespräch aufzeichnen.

    Dann holst du dir einen Termin beim Anwalt und beantragst das Aufenthaltsbestimmungsrecht.

    Gut wäre auch, wenn dein Sohn all das erzählt, was du oben schon geschrieben hast, wie er sich bei seiner Mutter fühlt, das sie nichts mit ihm macht, das sie ihn auch ständig belügt mit dem er darf mit 12 umziehen und so weiter. Ich würde ihn auch mit zum Gespräch des Anwalts nehmen, oder aber , die Möglichkeit besteht auch, das dein Sohn sich ein Anwalt nimmt ( du kannst das mit ihm zusammen machen).


    Das wird der Mutter natürlich nicht gefallen, sie wird sicher auch dann ordentlich Stress machen, aber wenn dein Junge sich selbst zum Anwalt begibt, denke ich, stehen seine Chancen sehr gut.

    Zudem werden Kinder immer angehört vor dem Familiengericht und auch der Wunsch des Kindes wird berücksichtigt.

    Lasst euch vom Anwalt für Familienrecht beraten.

    Ich würde die Mutter auch nicht vorwarnen, einfach machen. Es ist zum Wohle des Jungen.

  • Hmm ja, deine Antwort ist jetzt genau das, was ich eben auch schon recherchiert und mir gedacht habe. Ich hatte eben die Hoffnung das mein Kleiner ums Gericht herum kommt. Er ist eben auch sehr sensibel. Sie vorher informieren, auf gar keinen Fall, dann manipuliert sie ihn wieder fleißig ( in der Vergangenheit leider schon passiert) Ich werde nochmal in Ruhe mit ihm reden, ihn auf alles hinweisen und ihm alle Optionen erklären und mit ihm dann besprechen was er für sich als das Richtige ansieht.


    Weißt du Kindheit ist mit das wichtigste Gut was wir Menschen haben und es ist einfach traurig, dass er schon mit so vielen Dingen konfrontiert ist in seinem Alter. Das tut mir für ihn einfach unendlich leid.

  • Ja, ich weiß das die Kindheit das wichtigste Gut ist, viele Kinder müssen viel zu viel durchmachen auch meine 3 gehören leider dazu. Aber trotzdem können sie glückliche Kinder sein und auch glückliche Erwachsene. 2 meiner Kinder sind heute erwachsen und kommen sehr gut zurecht. Kinder lernen ja auch bei allem was sie erleben oder durchmachen müssen und es liegt an den Eltern dafür zu sorgen, das die Kinder in schwierigen Zeiten, lernen das Gute daraus für's Leben mitzunehmen.


    Du musst für dich überlege, was ist schlimmer für dein Sohn, das er weiterhin bei der Mutter wohnen bleibt und unglücklich ist oder vor's Familiengericht geht, was ja dann zu einem Ende führen wird, und hinterher vielleicht glücklich bei dir leben kann!!!



    Dein Sohn kann aber auch zum Jugendamt gehen und dort vorsprechen. Aber da kann ich dir nicht sagen was dann dabei raus kommen wird.


    Ich würde den Weg über's Familiengericht gehen, mir, bzw dem Jungen einen Anwalt organisieren.

  • Hallo! :)


    Eine rechtliche Beratung kann natürlich nicht schaden. Aber allen voran würde ich versuchen, mich gütlich auf ein Konzept zu einigen, dass nicht nur für euch Eltern passt, sondern vor allem für euren Sohn. Für mich klingt dieses "Ich will zu Mama/Ich will zu Papa" nicht unbedingt nach einer reflektierten Meinung, sondern nach dem Wunsch, irgendwo Halt zu finden. In deinem ganzen Beitrag kommt dem jungen Kerl irgendwie eine sehr unstete Rolle zu, er pendelt emotional massiv zwischen beiden Elternteilen, finde ich... Hängt ziemlich in der Luft...


    Ich würde einmal versuchen, ob sich über eine Mediation alle Parteien an einen Tisch bringen lassen (inklusive Kind) und man einmal herausarbeiten kann, wer/was/wann und wieso möchte. Da scheint es mir viele Fragezeichen zu geben...


    Alles Liebe,


    Dani

  • Wo hängt er denn in der Luft deiner Meinung nach wenn er seit 8 Jahren durchweg den Wunsch äußert das er bei mir leben will und von deiner Mutter immer zu hören bekam das er das mit 12 selbst entscheiden darf und er sich dem gefügt hat? Ich mein klar ich habe alles ja nur angerissen, aber wo liest du das heraus? Das sind ja die Denkanstöße die ich brauche um eben auch mal andere Sichtweisen zu sehen. Mit der Mutter kann man absolut nicht reden, egal wie sehr ich mich verbiege sie sieht immer alles als Kritik und sieht oft erst im Nachhinein das es nicht um sie geht, sondern um unseren Sohn. Es ist immer die Frage in welcher psychischen Verfassung man sie erlebt.

  • Stimmt Dani, mich würde auch interessieren wo du heraus ließt, das der Sohn hin und her gerissen ist?

    Ich lese das nämlich nicht raus, ich lese raus, das der kleine Mann seit 8 Jahren immer wieder fragt und sagt das er zum Vater ziehen möchte, das er immer wieder weint wenn er zurück zur Mutter muss, das er es auch seiner Mutter gesagt hat, das er sich ihr gegenüber verstellt ihr vorgaukelt ein glückliches Kind zu sein und das die Mutter ihn von Alter zu Alter vertröstet, belügt und sich nicht an ihre Absprachen hält!!!

  • In denem Beitrag hab ich das Hin- und Hergerissen-Sein empfunden, weil er quasi seit Jahren vertröstet wird ("Wenn du 12 bist"; "Wenn du 14 bist"...) und auch emotional aufreibenden Gesprächen zwischen den Eltern beiwohnt (wo er hinterher wieder vertröstet wird). Ich denke auch nicht, dass ein 11-jähriger dahingehend eine langfristige Entscheidung treffen kann, sondern beide Elternteile eine Entscheidung im Sinne des Kindes treffen sollten. Seine Meinung einbeziehen, klar... Ihn die Entscheidung treffen lassen, ist aber nicht sein Job. Das müssten die Erwachsenen tun...


    Sich die Erziehungsarbeit sinnvoll zu teilen wäre eventuell eine Möglichkeit, das kann ich nicht einschätzen... Oder den Umgang so regeln, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen. Dass ein Vater ein dreiviertel Jahr sein Kind nicht sieht wegen Corona sollte nun wirklich nicht sein...


    Die Sache vor Gericht ausfechten würde ich allenfalls dann ins Auge fassen, wenn gar keine Lösung möglich ist und/oder das Kindeswohl gefährdet ist... Solche Geschichten sind immer massiv dynamisch und es gibt leider mehr als eine Seite... In dem Fall wohl insgesamt fünf Seiten, wenn man die jeweils neuen Partner mitrechnet... Irgendwo dazwischen steht das Kind...


    Mich würde es grundsätzlich (in allen solchen Fällen, nicht nur in diesem speziellen) eher wundern, wenn sich das Kind eben NICHT Hin- und Hergerissen fühlen würde. Gemeinhin lieben Kinder ja beide Elternteile und wollen es auch beiden recht machen! :(


    Man könnte auch - sofern die Mutter mitspielt - einmal ein "Wohnen auf Zeit" ausprobieren und schauen, wie es allen Beteiligten geht, wenn sich der Alltag zum Papa hin verschiebt...


    ---


    Ich weiß, heikles Thema... Aber schlussendlich haben wir hier einen ganz kleinen Ausschnitt aus einer Scheidungs-/Trennungssituation heraus. Zu raten, lass es übers Gericht laufen, hol dir das alleinige Sorgerecht oder Aufenthaltsbestimmungsrecht, würde ich persönlich wohl allenfalls bei engen Freunden oder Familienangehörigen, wo ich die Sachlage tatsächlich einschätzen kann und mir zutraue, das zu beurteilen. Das kann ich in dem Fall ja nicht... Bleibt zu sagen: Sucht gemeinsam nach einer guten Lösung für den Sohn, mit der alle Beteiligten leben können...


    Alles Liebe!

  • Nachtrag:


    Das Kind ständig wieder in dieser Sicherheit zu wiegen, entscheiden zu dürfen, ist natürlich massiv grenzüberschreitend und instrumentalisierend, keine Frage...


    Ich glaube trotzdem, dass es in solchen Fällen sinnvoll ist, nach einem gemeinsamen Nenner zu suchen und dem Kind dadurch solche Dynamiken zu ersparen. Unterm Strich bleib ich dabei: Es liebt beide Elternteile und Loyalitätskonflikte wirken psychisch wirklich massiv. Ich wäre - wie meist in solchen Fällen - dafür, professionelle (= neutrale) Unterstützung in Form einer Meditation, Beratung o.ä. zu gewinnen und zu einer lebbaren Lösung zu gelangen...

  • Danke für deine Aufklärung, wie gesagt immer gut eine andere Ansicht zu kennen und nachzuvollziehen. Stimmt ich habe vieles nur groß angerissen, denn viele Dinge die nebenbei gelaufen sind, gehören hier einfach nicht hin und haben mit meiner Frage im aktuellen Fall ja auch einfach nichts zu tun. Ich verstehe nur deine Ansicht nicht ganz, in meiner Beschreibung geht es immer wieder von der Mutter aus das sie ein Veto einlegt, sie holt ihn zu Gesprächen dazu und sie ist diejenige, die solche Zusagen macht und sich dann nicht daran hält. Ich war derjenige der seit 8 Jahren immer gesagt hat, lass ihn doch bei mir wohnen und dann kann er selbst gucken was ihm gefällt bzw auch wir können dann schauen wo es besser läuft, aber sie sagte immer Nein. Daher kann ich deine Ansicht leider nur zum Teil verstehen, wenn es auf uns beide zutreffen würde, aber hier ist sie leider immer wieder die treibende Kraft.


    Ja gut Thema neue Partner, meine heutige Frau kennt mein kleiner nun auch seit fast 8 Jahren und dennoch wird ihm von der Mutter gesagt das sie eine Fremde wäre bzw wie eine Nachbarin ist , die man mal grüßen kann. Ihr neuer Partner ist seit glaube ich nun 4 Jahren an ihrer Seite und da erklärt sie meinem Sohn sogar er darf seine Klassenarbeiten unterschreiben weil er ja ein Erziehungsberechtigter wäre. Nur damit du mal einen kleinen Ausschnitt aus dem mitbekommst, von dem ich eben nichts erzählen will, weil es für meinen Sohn nicht förderlich ist und absolut nichts zum eigentlichen Thema beiträgt.


    Natürlich gibt es immer zwei Seiten der Medaille und ich muss zugeben ich habe mich früher oft hinreißen lassen und wurde unsachlich. Aber nach vielen Jahren des , ich nenne es wirklich Kampfes, habe ich zwei Dinge begriffen 1) in ihren Augen hat sie immer Recht und sie gibt ratschläge, die sie selbst nicht befolgt und 2) es geht nur um meinen Sohn, ihre Befindlichkeiten darauf habe ich viel zu lange Rücksicht genommen, ich bin freundlich sachlich und in der kürze liegt die würze.


    Warum man seinen Sohn ein 3/4 Jahr nicht sieht, darüber solltest du dir bitte kein Urteil bilden. Das hatte vielerlei Gründe, aber wie gesagt die gehören hier einfach nicht hin. Nur wir sind alle Menschen und irgendwann kann man einfach nicht mehr....


    Und zu guter letzt, wenn sie sich doch an ihre Absprachen halten würde, die sie ihm wiederkehrenden seit so vielen Jahren gesagt hat, müsste man ja gar nicht irgendwelche rechtlichen Schritte in Betracht ziehen oder?

    Vor allem in so vielen Dingen behandelt sie ihn schon wie einen jungen Erwachsenen und bei so einer Entscheidung zückt sie dann du bist noch nicht reif genug Karte?!?

    Filme ab 12 schaut er seitdem er 6 ist. Er wurde im Urlaub in einem fremden Land allein im Hotel gelassen, weil er keine Lust hatte mit shoppen zu gehen, selbst wenn Schule hat bleibt er oft bis 23 Uhr wach an Wochenenden und Ferien oft bis 2 oder 3 und wenn er dann morgens zu müde ist bekommt er seitdem er 9 ist Kaffee mit Zucker. Auch hier versteh mich nicht falsch, er lebt bei ihr, es sind ihre Regeln und ihre Erziehung. Natürlich habe ich diese Dinge angesprochen, aber egal wie ich versucht habe es anzusprechen sie hat es immer als persönliche Kritik genommen und wurde sehr ausfallend. Ich will einfach nur auf dieses mit zweierlei Maß messen hinaus, auf der einen Seite darf er so viele Dinge und auf der anderen Seite findet sein beständiger Wunsch kein Gehör weil er angeblich zu jung ist.


    Wobei ich nochmal betonen möchte, wenn er bei mir wohnen würde, das wäre ja nicht in Stein gemeißelt.

  • Hallo Ranger!


    Ich glaube, du hast mich falsch verstanden... Es ging mir definitiv nicht darum, die Situation zu beurteilen (wie könnte das jemand, der euch nicht persönlich kennt, nur anhand eines Beitrags?), das stünde mir - und auch niemandem sonst - nicht zu. Dass sich Kinder in einer Dynamik zwischen getrennten Eltern hin- und hergerissen fühlen, das glaube ich aber schon. Nicht mehr und nicht weniger... Ob es nun auf ein Konzept hinausläuft, bei dem der Umgang zu gleichen Teilen aufgeteilt wird, euer Sohn weiterhin bei der Mutter wohnen bleibt, oder ein Umzug zu dir möglich wird, ist offen. Mein Ratschlag war dazu, eine neutrale Person mit einzubeziehen... Eine rechtliche Beratung (= neutral; da kannst du ausloten, wie deine Chancen laut professioneller Erfahrung stehen) oder Mediation (= neutral, da könnte man evtl. doch noch zu einer gemeinsamen Lösung kommen) wären da eben meine Ansätze...


    Und tatsächlich habe ich keine Sekunde gezweifelt, dass du nicht absolut im Sinne deines Kindes agierst und du dürftest wirklich einen langen Atem haben. Meist sind es ohnehin die Väter, die es gut schaffen, Dynamiken nicht am Rücken der Kinder auszutragen, weil sie objektiver/nüchterner agieren... Mein Corona-Satz war übrigens auch nicht auf dich bezogen, weil du den gleich persönlich genommen hast. Ein Urteil maße ich mir auch da nicht an. Dass es nicht sein sollte, dass ein Kind wegen der Pandemie auf ein Elternteil verzichten muss, war auf die Pandemie (die so vieles kaputt macht) bezogen, nicht auf dich bitteschön! Nur zur Klarstellung!


    Ich wünsche dir - und vor allem deinem Sohn - jedenfalls von Herzen alles Gute und dass ihr einen Weg findet, der euch beide zufriedenstellt! :)


    Alles Liebe!

  • Zunächst einmal möchte ich mich bei Dani und Gilfy für euren Rat bedanken.

    Andere Sichtweisen sind oft wichtig und obwohl ich schon eher auch zu dem was Gilfy gesagt hat , tendiert habe. Blieben meine Überlegungen bei Dani`s "geführtem gemeinsamen Gespräch" hängen. Somit würde mein Sohn, der eh sehr sensibel ist, wenigstens dem Gericht entgehen.

    Doch seit gestern Abend weiß ich nichts mehr. Das Gefühl in mir sagt aktuell ich muss ihn da sofort rausholen, aber 1) bin ich aktuell einfach zu emotional um rational entscheiden zu können und zweitens ist das durch die Entfernung auch alles nicht so einfach. Daher kam ja auch nie ein Wechselmodell oder ähnliches in betracht.


    Mein Sohn rief uns gestern gegen 20 Uhr an. Beim Abendessen wurde er gefragt was er sich zum Geburtstag wünscht und hat gesagt er wünscht sich das er endlich zu Papa ziehen darf. Daraufhin ist seine Mutter wohl sehr Vorwurfsvoll geworden. Sie hat ihn immer wieder gefragt warum er so undankbar ist, sie würde sich für ihn aufopfern und er trete es mit Füßen. Hat ihm dann wohl auch Dinge aufgezählt, wo sie ja für ihn da war und ich eben nicht. Er sei ein Psycho und ein Borderliner und sie müsse ihn zum Psychologen bringen. Das sind die Dinge an die er sich Erinnern konnte, während wir telefonierten kam sie dann auch mehrfach ins Zimmer und befahl ihm dann das er auflegen soll. Die Gute ist Erzieherin, da will mir einfach nicht in den Kopf wie man dazu kommt, seinem Kind solche Dinge an den Kopf zu knallen.

    Wie schaffe ich es mich mit ihr an einen Tisch zu setzen und sachlich zu bleiben? Und was ist die schnellste Möglichkeit das er Gehör findet? Soll er sich selbst ans Jugendamt wenden? Werden die schnell tätig wenn er ihnen alles erzählt? Oder reagiere ich gerade einfach über, weil mein Papaherz so emotional ist?

  • Er kann natürlich selbst zum Jugendamt gehen, mit der Sachbearbeiterin sprechen. Natürlich werden sie ihm genau zuhören und auch tätig werden, dennoch wird es nicht so sein, das die gleich sagen: dann ziehe zum Vater. Dann wird erstmal alles geprüft, geschaut wie es wirklich läuft bei der Mutter und natürlich wird das Jugendamt zum Gespräch einladen. Nicht nur mit der Mutter werden die sprechen, auch mit dir. Dann könnt/ solltet ihr, du und vor allem dein Sohn, alles erzählen.

  • Lieber Ranger!


    Ich würde mir an deiner Stelle wirklich rechtlichen Rat einholen, um auszuloten, welches deine Möglichkeiten sind und wie die Erfolgsaussichten dafür stehen... Dann kannst du vielleicht eine gute Entscheidung treffen, ob du es noch auf einer gemeinsamen Ebene probierst oder doch den Weg übers Gericht einschlägst (und was in zweitem Fall eben Sinn macht)... Das wäre für mich wirklich der erste Schritt...


    Alles Gute euch!

  • Nur so nebenbei am Rande, wenn du es vor Gericht machst, solltest du keine Angst haben oder ein schlechtes Gewissen wegen deinem Sohn, denn er wird beider Verhandlung nicht dabei sein, er wird vorher allein, ohne Eltern angehört.

    Und auch wenn er erst 11/ 12 Jahren ist, wird sein Wunsch berücksichtigt.


    Meine Eltern sind auch geschieden und meine Geschwister und ich wurden damals auch befragt und es wurde zu unserem Wunsch entsprechend entschieden. Das ist nun schon 40 Jahre her, und nein, wir haben alle keinen Schaden davon getragen.

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