Jugendlicher nicht mehr unter Kontrolle

  • Hallo,


    Ich bin mit meiner Tochter alleinerziehend und sie leidet seit ihrem 11 Lebensjahr an einer Mittelschweren Depression. Also sie ihm Grundschulalter war, habe ich mich von ihrem Vater getrennt (häusliche Gewalt) und wir sind in das Frauenhaus geflüchtet. Ich habe schnell eine eigene Wohnung gefunden und nach nur paar Wochen in unsere erste eigene Wohnung gezogen. Die ersten Jahre alleine mit ihr verliefen einigermaßen ruhig. Man stellte allerdings bei ihr ADHS fest und sie war dann 2 Jahre lang nachmittags im HPT nach der regulären Schule. Die beiden Jahren waren sehr gut und die kleinen Probleme fingen an sich zu lösen. Dann kam sie auf dieMittelschule. Nach ca einem Jahr fing sie an, die Schule zu verweigern. Sie wurde aggressiv, und drehte komplett durch bei dem Thema Schule. Das ging so weit, das sie dann bei ihrer Kinderpsychaterin konkrete Suizid Gedanken äußerte. Wir brachten sie in eine Klinik und dort nahm man sie wegen selbstgefährdung auf. Sie verbrachte einige Wochen in der Klinik und kam dann wieder raus. Man stellte bei ihr eine Mittelschwere Depression fest und sie bekam antidepressiva. Zudem kam in der Klinik heraus, das sie über ein Jahr lang auf der Schule massiv gemobbt und ausgegrenzt wurde. Nach der Klinik war einige Zeit Ruhe in der Schule und nach einigen Monaten ging das ganze wieder los mit dem Mobbing. Die Schule versuchte immer wieder dagegen vor zu gehen und brachte es wieder unter Kontrolle. Allerdings nach einiger Zeit eskalierte es wieder. Wie entschlossen uns in der 8 klasse einen Schulwechsel zu machen. Das erste Jahr in der neuen Schule verlief ok, dann ging auch die Ausgrenzung und mobbing wieder an der neuen Schule los. Ich muss auch dazu sagen, sie sieht anders aus wie die meisten. Sie trägt nur schwarz, hat immer gefärbte Haare und läuft nicht mit der Masse mit. Nach einiger Zeit wollte sie die Schule wieder nicht besuchen und tickte aus. Ihre Ärztin konnte nicht ausschließen dass sie wieder eigengefährdet ist und sie musste wieder in die Klinik (sie ist mittlerweile 15 Jahre alt). Die Klinik ist derzeit aber so voll und sie wurde wieder innerhalb einer Woche entlassen. (Begründung ausreichend stabil, kann sich von Suizidalen Gedanken distanzieren) derzeit gibt es keine freien stationären Therapieplätze mehr und außerdem solange sie nicht akut fremd gefährdend und eigengefährend ist keine Chance auf eine stationäre Aufnahme. Dazu kommt sie möchte auch nicht in eine Klinik und solange sie die Bereitschaft nicht hat sich auf eine Therapie einzulassen wird sie auch nicht aufgenommen wenn ein Platz frei wäre. Ich kann sie gegen ihren Willen nicht einweisen außer sie ist fremd oder Eigengefährdend. Zu Hause lässt sie sich auch nicht helfen. Von der Schule ist sie erstmal befreit bis Juli, Gott sei Dank ist sie eigentlich ein schlaues Mädel und hat gute Noten und bekommt ihren Abschluss da sie alles von zu Hause aus macht. Nun sagte sie mir sie können ihre Ausbildung ab September nicht machen da es ihr nicht gut geht und sie kann keine Schule mehr besuchen. Sie fängt das Zittern an wenn sie nur das Wort Schule hört. Die dreht komplett durch. Neulich hat sie mir die Wohnungstür eingeschlagen. Ich war schon zweimal im Jugendamt und bat um inobutnahme, diese verweigerte mir aber das Jugendamt. Mit der Begründung, anmalena würde weg laufen wenn man sie gegen ihren Willen inobutnehmen würde. Auch eine Jugendwohngruppe wäre nur denkbar wenn sie das freiwillig will. Ich kann nicht mehr. Sie wird mir die Berufsschule nicht mehr besuchen, zudem auch die Heckscher beim zweiten Mal ihr massive Soziale Ängste und Schulangst diagnostiziert hat. Helfen lässt sie sich nicht, sie geht nicht freiwillig in die Klinik. Ein Vorgespräch hatten wir schon für einen stationären Therapieplatz in einer andern Klinik. Ohne Bereitschaft ihrerseits unmöglich. Sie ist nur noch schlecht drauf. Schlägt wenn es ihr nicht gut geht alles kaputt. Einen erziehungsbeistand hatte sie schon, nach einem Jahr brach er die Hilfe ab, da sie sich weigerte mit ihm zu treffen. Er war der Meinung die Hilfe hat so keinen Sinn.


    Was kann ich tun? Wie kann ich ihr helfen? Wie kann es mit der Berufsschule weiter gehen? Warum lässt mich das Jugendamt so im Stich

  • Hallo!


    Könnte man sie zu einer ambulanten Therapie motivieren? Stationär bringt ohne eigenen Willen (und dann müsste es ohnehin Platz geben) tatsächlich nichts. Eine Akutunterbringung löst die Schwierigkeiten nicht. Ich würde tatsächlich so niederschwellig wie möglich agieren. Vielleicht sind einige Stunden/Woche Tagesklinik anfangs möglich? Oder ein niedergelassener Therapeut? Eventuell ein Therapeut, der Hausbesuche macht?


    Schulisch würde ich bei der Behörder anfragen, welche Möglichkeiten es für Menschen mit diagnostizierten sozialen Ängsten/Depressionen gibt. Eventuell kommt da etwas dabei raus? Bei uns gibt es hier so Schulversuche mit kleinen Klassen, angebundenen Therapeuten etc., damit auch bei entsprechenden Diagnosen ein Schulabschluss ermöglicht wird...


    Beim Amt möglichst nicht als Bittsteller auftreten ("Ich bräuchte bitte Hilfe"), sondern eventuell fordernder ("Das und das ist die Faktenlage, was können SIE anbieten?"). Ggf. Unterstützung für die Gesprächsführung mitnehmen...


    Was ihr für eure Tochter machen könnt: ernst nehmen, Struktur geben, zu heftigen Stress rausnehmen, niederschwellige Therapieangebote. Für mich klingt es nicht so, als wäre es ihr so bald möglich, in einen "geregelten" Alltag (viele Stunden täglich funktionieren) zu finden. Das wäre eventuell auch zu akzeptieren... Schule lässt sich später noch nachholen. Für mich wären psychiatrische/therapeutische Begleitung und wieder in Strukturen hineinfinden momentan dringlicher...


    Und ganz wichtig: Hilfe für dich als betroffene Angehörige!


    Alles Liebe!

  • Hallo,


    Vielen Dank. Sie bekommt Gott sei Dank ihren Abschluss (Mittelschulabschluss zumindest) da sie die letzten Wochen ihren Sachen von zu Hause aus gemacht hat. Sie war ja keine schlechte Schülerin und hatte gute Noten. Aber ab September wäre sie ja in Bayern Berufsschulpflichtig und die kann man nicht von zu Hause aus machen -auch mit einer schulbefreiung nicht. Der Druck durch die bald beginnende Berufsschule macht sie fertig das hat sie selbst auch zugegeben. Das trägt dazu bei das sie mir regelmäßig durch dreht. Bei uns ist auch teilstationär kein Platz frei und die Möglichkeiten sehr begrenzt. Auf einen ambulanten Therapieplatz stehen wir schon auf einige Wartelisten.


    Ich weiß nur der September ist bald da und sie wird mir da nicht hingehen und ich glaube sie schafft das auch nicht.

  • Dann mit der jeweiligen Schulbehörde (weiß nicht, wie das bei euch geregelt ist) einfach ganz ehrlich sprechen. Nicht arbeitsfähig ist nicht arbeitsfähig. Wenn du jetzt das Gefühl hast, sie wird es nicht schaffen, ist das von der Intuition her vermutlich richtig. Es trotzdem krampfhaft zu versuchen verbraucht wahnsinnige Energien, die ihr für anderes brauchen könnt...


    Wenn sie leicht lernt und schon einen Schulabschluss hat, sind die Bedingungen ohnehin denkbar gut, sich jetzt einmal kurzfristig auf Stabilität/Gesundheit und nicht auf Bildung/Funktionieren zu fokussieren...


    Unbedingt mit ihr besprechen. Sie ist alt genug, dass sie das vermutlich auch sehr gut und realistisch einschätzt...


    Alles Liebe

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