Das Leben meines Sohnes läuft nur noch über das Handy

  • Hallo liebe Community,


    ich bin neu hier und möchte erst einmal alle hier begrüßen. Einen ganz großen Dank auch an die, welche hier das Forum betreiben und sich so viel Arbeit machen!!!


    Ich will gleich zum Thema kommen für welches ich mich hier angemeldet habe, meinen Sohn Marc (Name geändert) macht mir Sorgen.


    Was man im Voraus über Marc wissen sollte


    Marc ist 21 Jahre alt und hat 2 Brüder (18 und 11 Jahre). Allerdings ist Marc seinem Alter etwas hinterher und man würde ihn vom Wesen eher auf 16 – 17 Jahre schätzen.


    Früher war er schon im Kindergarten immer aktiv, war sozial eingestellt und half immer zu den Schwächeren. Er hatte vielseitige Interessen, war im Fußballverein und war einfach lebendig.


    Mit meinem ersten Ehemann, Marcs Vater, war ich zusammen bis er 8 Jahre alt war. Marcs Vater ist etwas schwierig und behandelt seine beiden erwachsenen Söhne immer noch wie kleine Kinder.

    Mit meinem zweiten Ehemann war ich dann zusammen bis Marc 18 Jahre alt war. Von ihm trennte ich mich dann, weil er Drogen nahm und völlig entgleiste. Er verstarb ein halbes Jahr nach unserer Trennung. Seit Anfang 2019 bin ich mit meinem neuen Lebenspartner zusammen.


    Marc hat letztes Jahr seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann erfolgreich beendet und hat seit 01.01.2022 eine neue Arbeitsstelle, da ihn sein Ausbildungsbetrieb aus finanziellen Gründen nicht weiter beschäftigen konnte.


    Seit Juni 2020!!! macht Marc seinen Führerschein Klasse B und ist bisher 3-mal durch die Theorie gerasselt.


    Marcs Handy ist wichtiger als alles andere


    Mit 16 bekam Marc seine erste Playstation. Wir hatten schon damals Probleme, weil er nicht von der Konsole wegkam und mussten die Spielzeit begrenzen. Vor 2 Jahren haben wir auf seinen Wunsch dann ein neues Handy bestellt, das er auch selbst bezahlt hat. Von da an scheint er sich nicht mehr weiter zu entwickeln, mir kommt es sogar so vor als würde er sich zurück entwickeln.


    Marc hängt jede mögliche Minute seiner freien Zeit am Handy. Früh ist es das erste was er in die Hand nimmt, er hat es sogar auf der Toilette dabei und schläft mit ein. Bis auf das Abendessen, wo wir keine Handys dulden, nimmt er dieses nicht aus der Hand. Aber auch hier ist er der letzte wo zu Tisch kommt und der erste wo geht. Freunde gibt es nur online, welche die er nie gesehen hat und wahrscheinlich nie sehen wird. Wird er zu viel beim zoogen gestört wirkt er genervt und patzig. Und wenn ihn sein kleiner Bruder mal das Handy versteckt wird er aggressiv. Eigentlich sind das überhaupt keine Eigenschaften von Marc.


    Marc bekommt nichts auf die Reihe


    Er interessiert sich für nichts und bekommt nichts auf die Reihe. ich möchte mal ein paar Punkte auflisten:

    • Marc ist den ganzen Tag am Handy, ist aber nicht in der Lage (seit 2 Jahren) seinen Wecker so einzustellen das er sonntags nicht klingelt.
    • Wir mussten ihn bei der Fahrschule anmelden, jede einzelne Theoriestunde online buchen und jeden Schriftverkehr mit der Fahrschule erledigen, weil sonst nichts passieren würde.
    • Wir müssen ihn darauf hinweisen, dass er sich pflegen und in die Dusche gehen soll, dass er frische Kleidung anziehen oder neue kaufen soll.
    • Mein Lebensgefährte musste sich darum kümmern das er sich beim Arbeitsamt arbeitssuchend meldet, er schrieb seinen Lebenslauf und seine Bewerbung für eine neue Arbeitsstelle, er suchte die Arbeitgeber bei denen er sich bewerben kann. Ansonsten wäre Marc jetzt arbeitslos.
    • Wir haben einen Arbeitsplan für den Haushalt wo jeder am Tag mal 15 Minuten Einsatz am Tag zeigen sollte. Zu 80% müssen wir Marc daran erinnern, bzw. dazu drängen seine Arbeit zu machen.
    • Er verlässt außer zur Arbeit nie die Wohnung!

    Um es kurz zu fassen besteht Marcs Tagesablauf aus: Aufwachen, Handy, evtl. zur Arbeit, Handy, Schlafen. Alles andere ist für ihn eine Qual! Auch die gefühlten 20 intensiven Gespräche mit ihm haben daran nichts geändert. Sobald er den Raum verlässt bleibt alles wie es war.


    Die Gründe für sein Verhalten sind unklar


    Sicher hatte es Marc nicht immer leicht. Jetzt lebt mein 3. Partner im Haus. Der erste war sehr bestimmend, wollte selbst aber nichts machen. Der 2. wie gesagt drogensüchtig mit cholerischen Anfällen. Er ist körperlich sehr schmächtig und ihn zieht es eher zu wesentlich jüngeren „Freunden“ hin als zu gleichaltrigen.


    Doch seit 3 Jahren sollte es eigentlich aufwärts gehen. Seine beiden Brüder haben sehr gute Fortschritte gemacht. Mit meinem Lebenspartner versteht er sich super, fragt ihn auch immer ohne Hemmungen, wenn er Hilfe braucht. Mein Partner hat ihn auch 2 Jahre lang immer zur Arbeit gefahren, hat seine Arbeit und seinen Führerschein organisiert.


    Dennoch, wenn man ihn fragt warum er sich hinter dem Handy versteckt, warum er keine anderen Interessen wie Verein, Sport oder sonstiges hat dann weiß er keine Antwort. Eine Freundin würde er sich wünschen, dafür etwas tun damit er eine bekommt will er aber nicht.


    Mir fällt keine Lösung mehr ein. Jeder Vorschlag an ihn sein Leben zu ändern läuft ins Leere. Selbst ihn zu einem Psychologen oder einer Selbsthilfegruppe zu schicken sehe ich keine Erfolgschancen, da er es ja nur widerwillig machen würde.


    Vielleicht fällt der Community hier Möglichkeiten ein wie man Marc zu etwas bewegen kann. Er vergeudet sein ganzes Potenzial in einer so wichtigen Lebensphase!



    Vielen Dank für eure Hilfen im Voraus!!!

  • Hallo sternchen, herzlich willkommen

    Als ich das alles gelesen habe, dachte ich, wie ähnlich Marc doch mit seinem Verhalten meinem Sohn ist, nur das mein Sohn erst 14 Jahre alt ist und nicht 21.


    Wir haben unserem Sohn das komplette Internet gesperrt und Handy hat er auch keines mehr und das wirkt richtig gut.

    Ok, bei deinem Sohn wird das wohl eher nicht funktionieren mit dem sperren.


    Ich kann dir nicht wirklich sagen oder einen Rat geben, was du tun kannst. Aber was mir aufgefallen ist, das du schreibst das er nichts auf die Reihe bekommt. Ich lese aber auch das er eine Ausbildung abgeschlossen hat und ebenfalls arbeiten geht.

    Wenn etwas nicht funktioniert oder er es nicht gleich alleine schafft oder sich bewegt, nehmt ihr es in die Hände, dein Lebensgefährte oder du selbst, denkst du da nicht, wenn du genau überlegst, das es an euch selbst liegt das Marc nichts mehr von selbst erledigt? Für mich klingt das Handeln von Marc nur logisch, er muss nur lange genug warten und dann macht ihr das für ihn.


    Habt ihr ihm schon mal vorgeschlagen , das er sich eine eigene Wohnung sucht?

    Helfen die Brüder mit Zuhause?

  • Ich lese aber auch das er eine Ausbildung abgeschlossen hat und ebenfalls arbeiten geht.

    Marc ist schon bewußt das er die Arbeit braucht und wir es nicht dulden würden das er nicht arbeitet.

    Und wie gesagt, hätte sich mein Lebensgefährte nicht darum gekümmert wäre er jetzt arbeitslos!

    Wenn etwas nicht funktioniert oder er es nicht gleich alleine schafft oder sich bewegt, nehmt ihr es in die Hände, dein Lebensgefährte oder du selbst, denkst du da nicht, wenn du genau überlegst, das es an euch selbst liegt das Marc nichts mehr von selbst erledigt? Für mich klingt das Handeln von Marc nur logisch, er muss nur lange genug warten und dann macht ihr das für ihn.

    Nein, er wartet nicht bis wir es machen. Es interessiert ihn gar nicht. Das Handy hat erste Priorität! :(

    Habt ihr ihm schon mal vorgeschlagen , das er sich eine eigene Wohnung sucht?

    So weit möchte ich nicht gehen solange ich nicht weiß was mit ihm los ist. Ich glaube nicht das es gut wäre, falls er psychische Probleme hat, dass er zurecht kommen würde.

  • Hallo! :)


    Gilfy hat zwei wesentliche Punkte genannt, die ich auch anmerken wollte:


    --> Er hat eine Ausbildung fertiggemacht und arbeitet. Das ist eine irrsinnige Leistung! :)


    --> Er hat keinen Grund, selbst etwas zu tun. Es wird ja für ihn getan...


    Zweiteres ist mir sofort durch den Kopf geschossen. Wenn man zu viel abgenommen bekommt, tut es nicht Not, selbst aktiv zu werden. Auch fehlt einem die Erfahrung, was passiert, wenn man eben nichts macht (kein Führerschein, kein Geld zb für Handy, kein nichts,...). Manche werden erst dann wach, wenn etwas "passiert". Eventuell wäre das bei deinem Sohn auch eine gute Antriebsfeder... Dach über dem Kopf hat er ja, wenn ich das richtig verstanden habe. Also Wohnung verlieren etc. ist kein Thema. Dann würde ich es beizeiten einmal ein wenig "drauf ankommen" lassen, die Unterstützung reduzieren und schauen, wie er damit tut...


    Zum Handy: Ich fürchte auch, bei einem erwachsenen Menschen hat man da kaum mehr Handhabe... Man kann ihn eigentlich nur immer wieder sehr deutlich dafür sensibilisieren, dass hier ein Suchtverhalten vorliegt bzw. es sehr deutlich in die Richtung geht. Ehrliche Rückmeldung und andere Wege aufzeigen (so wie ihr es tut: beim Essen kein Handy; evtl. auch ausweiten auf: bei Ausflügen/Spaziergängen kein Handy; bei gemeinsamen Spielen kein Handy etc.).


    Alles Liebe!

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