Wieviel Strenge ist akzeptabel?

  • Hallo,


    ich möchte Euch gerne um Rat fragen, wieviel Strenge bei der Erziehung von Kleinkindern angemessen ist.


    Ich bin ein sehr gutmütiger Typ, und es fällt mir sehr schwer streng zu sein. Meine Frau sagt mir, es ist nicht in Ordnung, immer nur geduldig zu sein, es sei nötig dem Kind Grenzen zu setzen. Das kann ich prinzipiell auch akzeptieren, aber manchmal verhält sich meine Frau wirklich ziemlich streng, und es fällt mir schwer dem zuzusehen.


    Ich möchte Euch gerne ein Beispiel beschreiben, und Euren Rat hören, ob das so in Ordnung ist, und ob entweder ich meine Frau vollständig unterstützen sollte, oder ob eher meine Frau zu weit geht.


    Beispiel heute morgen: Kind (2 Jahre 5 Monate) wurde geweckt für die Kita. Kind wollte nicht aufstehen. Dadurch gab es Verzögerungen. Wir waren unter Zeitdruck. Ich habe Kind gegen seinen Willen aus dem Bett gehoben und zur Frau gebraucht, Windel wurde gewechselt. Gegenwehr.


    Frau wollte Kind Gesicht abwaschen und Zähne putzen. Kind wehrt sich lautstark und ist nicht kooperativ. Frau wird laut und schimpft mit dem Kind. Kind weint stark. Frau gibt auf und sagt ich soll das übernehmen.


    Das Kind zuhause lassen ist keine Option. Frau und ich arbeiten beide im Home Office. Kind muss schnell in die Kita gebracht werden.


    Ich konnte in dieser Situation nicht streng sein. Das Kind hat mir leid getan. Ich habe das Kind in den Arm genommen und beruhige es. Frau schimpft weiter lautstark vor dem Kind und beschuldigt mich zu weich zu sein.


    Ich habe es geschafft das Kind zu beruhigen, und Jacke und Schuhe anzuziehen und erfolgreich und ohne weiteres Weinen in die Kita gebracht (Gesicht ungewaschen, Zähne ungeputzt).


    Ist es akzeptabel, dass meine Frau laut wird und versucht das Kind gegen ihren Willen zum Zähneputzen und Waschen zu zwingen?

  • Ich möchte noch nachtragen, dass es ansonsten sehr friedlich bei uns abläuft. Niemals körperliche Gewalt, keine Ohrfeigen etc. Es geht nur um die Situationen, in denen aus der Sicht der Erwachsenen eine notwendige Routine unbedingt gemacht werden muss, und das Kind sich dann heftig wehrt.

  • Drachenherz

    Hat den Titel des Themas von „Wieviel Strenge ist akzeptabl?“ zu „Wieviel Strenge ist akzeptabel?“ geändert.
  • Hallo papa07, herzlich willkommen


    Zugegeben , ich muss schmunzeln! Euer kleiner Mann ist doch erst 2 ,5 Jahre alt.


    Ich drücke mich mal so aus:

    Recht habt ihr beide, du sowie deine Frau auch! Konsequent sein ist der richtige Weg, laut werden muss und sollte man aber nicht. Wenn deine Frau den Kleinen anschreit und das öfter vorkommt, muss sie sich nicht wundern, wenn der Kleine das bald auch macht, denn Kinder lernen vom anschauen, abschauen vor allem von den Eltern.

    Routinierte Abläufe sind für Kinder sehr wichtig und unvermeidbar und auch morgens gehören sie dazu. Ohne Zähne putzen und waschen in die Kita, geht gar nicht, aber das ist meine Meinung ebenso wie ohne Frühstück. Zusammen frühstücken mit dem Kind ist ein wichtiger Schritt in einen guten Tag. Egal ob der Kleine in der Kita frühstückt oder nicht.

    Also, was ich euch empfehle ist, steht morgens eine Stunde früher auf, nehmt euch die Zeit um den Kleinen in Ruhe für die Kita fertig zu machen, frühstückt zusammen und vor allem hört dem Kleinen zu. So könnt ihr solchen Stress von heute morgen vermeiden, denn Leidtragend ist der Kleine.


    Davon mal abgesehen, das wenn ihr Zuhause arbeitet, ihr euch die Zeit hättet nehmen können denn ein Kind muss nicht pünktlich um 8 Uhr in der Kita sein.

  • Danke für den Rat. Ja, ich denke wir müssen wirklich früher aufstehen und das entspannter abwickeln. Ich hoffe das heute war und bleibt eine Ausnahme.


    Wir waren leider unter Zeitdruck, wir beide hatten Meetings, und wir mussten die Abgabe bis zu einer bestimmten Uhrzeit schaffen, weil das die Kita-Regeln sind.

  • Hallo! :)


    Ich kann mich Gilfy nur anschließen...


    Das, was du beschreibst, ist der ganz normale Wahnsinn mit kleinem Kind. Da ist der Alltag oftmals stressig, weil man ja irgendwie trotzdem "funktionieren" muss (Job, Pünktlichkeit,...). Wie man mit solchen Situationen umgeht, ist nicht nur von der Persönlichkeit abhängig, sondern auch von der eigenen Stressresistenz und der Tagesverfassung... An manchen Tagen packt man das alles mit einem Lächeln, an anderen ist man eher fertig mit den Nerven. ;) Ganz normal...


    Solange keine Grenzübertretungen dem Kind gegenüber passieren (und das ist bei euch nicht der Fall), ist eigentlich alles gut. Ein wenig leichter macht es - wie Gilfy schon schrieb - ordentlich Zeitpuffer einzubauen. Auch Rituale machen die Morgengestaltung oft einfacher...


    Und: Es wird leichter! Sie bleiben nicht immer so klein... :)


    Zu der noch mitschwingenden Frage: Beim Zähneputzen hat es bei uns NIE Kompromisse gegeben, dazu fühl ich mich für die Zahngesundheit meiner Kinder zu sehr verantwortlich. Wahrscheinlich haben die Kinder das auch instinktiv gespürt, weil da gab es keine Probleme - nie... Man versucht es im Zweifelsfall wohl mit Tricks und gut zureden, aber im Endeffekt ist es so: Was muss, das muss... Ähnlich etwa beim Impfen, Blutabnehmen etc. Klar tun einem die Kleinen dann leid, aber es gibt dann schlicht keine andere Option...


    Alles Liebe!

  • Ich hätte da noch eine kleine Idee, die das Zähne putzen dem kleinen Mann vielleicht etwas Spaß bringt!

    Mit 2,5 Jahren ist er schon groß genug um das alleine zu probieren ( natürlich müsst ihr Eltern nach putzen )

    Es gibt Handzahnbürsten, die leuchten mit LED Licht so lange wie die Putzzeit dauert. Gesehen habe ich das bei meinen Enkelkindern. Dadurch das sie hübsch leuchten, macht es den Kleinen Spaß zu putzen. Versuche es doch mal, schau im Internet wo du so eine bekommen kannst!😉

  • Also meine Erfahrung als Papa von einem kleinen Sohn, 4, ist dass Druck überhaupt nichts bringt.

    Zeitdruck am morgen geht gar nicht. keine Termine im HO vor 8.30Uhr zB.
    Oft wehrt sich mein Sohn gegen Zähne und Gesicht etc. putzen und dann lässt man Ihn 5-10min und plötzlich ist es ganz toll.


    Teil haben wir es beim Wickeln mit ca. 2 Jahren mit festhalten probiert, aber das einzige Ergebnis war das er einen totale Abneigung gegen das Wickeln entwickelt hat und das wieder Monate gedauert hat bis es besser wurde...


    Zähne putzen riesen Thema bei uns. Er darf Abend zB oft ein Video auf dem Handy sehen damit er still hält. Bücher gekauft zu dem Thema etc etc. schwierig.


    Dani was heißt keine Kompromisse? Mein Sohn ist so extrem stur, den müsste ich den Mund in einen Schraubstock spannen damit er brav den Mund öffnet. Mit Zwang haben wir da keine Chance. Er würde uns den Finger abbeißen....



    Achja: Ein Kind mit 2,5 Jahre hat doch überhaupt kein Zeitgefühl! Woher soll es kapieren das es Eilt oder das Mama/Papa arbeiten müssen. Ihn dafür verantwortlich zu machen ist doch Unsinn!

  • Achja und ein 2,5 Jähriges schimpfen und laut werden finde ich nicht gut. Es kapiert doch überhaupt nicht warum wieso, etc. Also wenn man das übertreibt finde ich es psychische Gewalt!

    Weiter schimpfen wenn das Kind stark weint ist nicht in Ordnung, da es doch schon weint. Hier ist trösten angesagt.


    Ich bin auch schon laut geworden - bin da kein Heiliger...

  • Keine Kompromisse im Sinne von: Da wurde nicht viel diskutiert... Kraftaufwand war aber eben nie notwendig. Ich glaube, instinktiv haben meine beiden das wohl geahnt, dass das Zähneputzen keine Option ist. Da hatte ich aber einfach nur Glück. Bei einem Kind mit "Finger-abbeiß-Qualitäten" weiß ich nicht, was ich getan hätte. Ich kann mich aber sehr wohl erinnern, dass - selten aber doch - bei uns zB einer das Kind festhalten und ablenken musste, der andere schnellstmöglich notwendige Medikamente ins Kind hineinbekommen... Auch übergriffig und diskussionswürdig, aber wenn die Alternative dann ein Venenzugang für eine Infusion ist, wählt man wohl zwangsläufig das geringere Übel...


    Bei einem Kind, das sich die Zähne nicht putzen lässt, riskiert man wiederum Karies und entsprechende Zahnschäden, wenn man es nicht hinkriegt... Schwierig...


    Dafür waren mir solche Dinge wie Kleidung etc. (also zum Beispiel keine Winterschuhe im Winter, keinen Schal etc.), weil ich - bei zugegebenermaßen zwei sehr gesunden Kindern - keinen mittelbaren Schaden gesehen habe...


    Aber generell: Spannendes Thema! :)

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