Erkenne mein Kind nicht mehr

  • Hallo. Ich bin verzweifelt und suche ggf rat. Mein Sohn ist fast 8. letztes Jahr im März hatten wir eine Totgeburt in der 39 ssw was für ihn sehr schlimm war genauso wie für uns. Wir als Eltern sind in Therapie sofort und haben mit unseren Therapeuten zusammen immer ein Auge auf unseren Sohn gehabt. Laut deren haben wir die Situation gut gemeistert mit ihm. Im August diesen Jahres kam dann sein geschwisterchen aber es fing alles schon viel früher an im herbst Winter letzten Jahres ca wurde er immer frecher und respektloser bis jetzt wurde es Stetig schlimmer. Zwischen durch hab es kurz Phasen wo es aufhört. Die Folgeschwangerschaft nach der stillen Geburt war für alle nicht leicht ich war am Ende 3 Wochen im Krankenhaus er durfte mich nur draußen besuchen wegen Corona. In der Zeit haben meine Eltern sowie mein Mann ihm viel durch gehen lassen. Er vergreift sich massiv im Ton ist frech Vorlaut respektlos diskutiert ewig und flippt bei jeder Kleinigkeit aus wenn er was nicht darf ( wenn wr zb nicht zur Oma darf oder zu seinen Freunden schreit und weint er wie ein verrückter) heute dann wieder ein Tag wo er total daneben war. Am Abend platze dann die Geduld und ich verbannte seine Alexa aus dem Zimmer. Als ich dann an ihm vorbei ging durch die Tür berühren wir uns unvermeidbar und er drückte mich mit dem Ellenbogen gegen den Türrahmen. Wie wenn zb ein Betrunkener ein anpöpeln will und den so weg drückt. Ich bin so fassungslos über dieses Verhalten und weiß nicht mehr weiter was wir falsch machen dass er so mit uns umgeht. Er macht das auch nur mit uns bei Freunden deren Eltern oder meinen Eltern macht er das nicht. Klar is er da auch mal frech aber das im normalen kindlichen Verhalten.


    Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter er kriegt nur noch Ärger weil er mir mit seinem Verhalten überhaupt kein Raum dafür lässt schöne Zeiten mit ihm zu haben.


    Natürlich ist es für ihn nicht leicht jetzt seine Eltern mit dem brüdercheb zu teilen und er muss warten zurück stecken und leise sein was er vorher nicht musste. Er hat kein böses oder negatives Verhalten sienme Bruder gegenüber dass man denken könnte es wäre Eifersucht


    Er hat für das heute Abend Hausarrest bis einschl. Sonntag und Medien verbot.


    Und jetzt sitz ich hier frage Was aus meinem Kind geworden ist und wie es soweit kommen konnte was habe ich falsch gemacht

  • Hallo! :)


    Zunächst einmal möchte ich meine Anteilnahme zur Totgeburt aussprechen. Es ist ein großer Verlust, der lange nachwirken wird - und das vermutlich auch jetzt noch sehr dynamisch tut (es ist schlicht noch recht wenig Zeit vergangen).


    Hatte dein Sohn therapeutische Unterstützung? Wenn nein, würde ich raschestmöglich jemanden suchen. Ist er in therapeutischer Behandlung, würde ich genau schauen, ob der Therapeut zu ihm passt. Die Chemie zwischen Kind und Therapeut ist absolut nicht zu unterschätzen. Professionelle Hilfe kann fachlich super sein, wenn sie keinen Draht zu Kindern findet oder die Chemie eben nicht stimmt, muss man weitersuchen!


    Ebenfalls würde ich schauen, ob es bei euch in der Nähe Gruppen für verwaiste Geschwister gibt. Manchen Kindern hilft das total gut, sich mit anderen Kindern austauschen zu können, die ähnliches erlebt haben. Das wird therapeutisch begleitet und ist eine wirklich, wirklich gute Sache...


    ---


    Dein Sohn hat einige Ausnahmesituationen/Traumata/Krisensituationen in recht kurzer Abfolge durchgemacht. Das Geschwisterchen, auf das er sich sehr gefreut hat, ist verstorben. Die Eltern (und er selbst) waren in Schockstarre/einem Trauerprozess. Die erneute Schwangerschaft war von Angst besetzt (da können unbewusst Mechanismen zum Selbstschutz laufen - "Nur nicht auf das neue Geschwisterchen einlassen, was wenn das auch wieder geht" - das ist nicht zu unterschätzen). Die Mama war im Krankenhaus und er durfte nicht zu ihr. Abschließend kommt halt jetzt auch die "Entthronung" durch das neue Geschwisterchen dazu...


    Das ist viel! Wirklich viel! Bei deinem Sohn passiert innerpsychisch wahrscheinlich so einiges, was ihn auf euch wie "ein anderes Kind" wirken lässt. Er braucht Zeit, Verständnis und - ganz wichtig - engmaschige professionelle Unterstützung, um das Geschehene zu verarbeiten und zu integrieren.


    Kinder funktionieren nicht wie Erwachsene und gehen auch mit Trauer und Traumata anders um. Von deinen Schilderungen her, dürfte eventuell eine leichte Regression stattfinden (er rutscht in Entwicklungsbereiche zurück, die er eigentlich schon gemeistert hat - zB das "Ausrasten" wegen Kleinigkeiten erinnert stark an die Zahnlückenkrise, mit acht ist man im Normalfall ja schon etwas ausgeglichener) und er dürfte einfach auch mit körperlicher Aggression reagieren. In seinem Fall absolut verständlich, die ganze Trauer und Wut müssen ja wo hin!


    Versuche, in diesem speziellen Fall, das Verhalten deines Kindes nicht als "mutwillige Verhaltensweisen" zu sehen, die "so nicht gehen", sondern als ein Ausdruck von Trauer, Wut und Verzweiflung. Das heißt nicht, dass du sie akzeptieren sollst. Du musst sie natürlich unterbinden (und ihn so liebevoll auffangen, wie es geht). Aber die Veränderung der Sichtweise hilft dir vielleicht dabei, seine Ohnmacht besser auszuhalten...


    In Anbetracht der Dinge, die in kurzem Abstand passiert sind, ist sein Verhalten übrigens absolut "normal", auch wenn es dich erschreckt. Er braucht jetzt Hilfe bei der Verarbeitung, um seine Gefühle kanalisieren zu können.


    Alles Liebe! Euch und dem kleinen Kerl! :)

  • Willkommen bei uns

    Auch ich möchte erstmal meine Anteilnahme zu eurem wirklich grośen Verlust zum Ausdruck bringen. Ein Baby zu verlieren ist nicht einfach zu verarbeiten!


    Ich schließe mich den Worten von Dani an, aber eine kleine Idee hätte ich da noch, die du vielleicht umgesetzt bekommst.


    Für deinen Sohn finde ich eine Therapie auch sehr wichtig, und ich weiß auch das die freien Plätze rah gesäht sind. Um diese Zeit zu überbrücken und/ oder nebenher würde ich folgendes machen mit meinem Sohn:


    Erstmal würde ich mit ihm zusammen losgehen und eine schöne Kerze oder Teelicht kaufen. Dein Sohn soll sie ruhig aussuchen. Zuhause sucht ihr zusammen einen Platz und du erklärst ihm, das dieses Licht ( Kerze anzünden ) für das verlorene Geschwistchen steht, das ihr es liebt und nicht vergesst, das es trotzdem zu euch dazu gehört. Vielleicht habt ihr ja auch einen Namen, dann sprecht es mit diesem an.


    WEnn dein Sohn das nächste Mal wieder soweit ist auszurasten, nehme ein Buch, nehme ihn in den Arm und lese ihm vor. Will er das du sein Zimmer verlässt und will alleine sein, dann gehe auch und gebe ihm 10 min Zeit. Es ist sein Recht und er braucht die Zeit dann auch. Nach einer Zeit gehst du wieder zu ihm mit dem Buch und versuchst es nochmal.

    Er wird vielleicht erstmal ein bisschen Zeit brauchen um zu verstehen was du da gerade machst, da er ja mit Schimpfe rechnet. Das ist aber ok. Er wird sich bestimmt darauf einlassen können.


    Bestrafungen find ich in eurem Fall auch nicht den richtigen Weg. Zuneigung heißt das Zauberwort bei euch.

    Nehme ihn in den Arm, sage ihm wie ihr euch fühlt mit dem Verlust und das er nicht alleine damit ist. Ihm tagelang Hauserrest und TV verbote zu erteilen macht keinen Sinn, zumal ein Kind von 8 Jahren kein Zeitgefühl hat und nicht wirklich weiß wie lange 6 Tage sind, auch wenn er die Wochentage aufsagen kann.


    Ich weiß das es dir derzeit schwer fällt unter diesen Umständen mit deinem Sohn was zu unternehmen, aber er leidet genauso wie du nur kann er es nicht in Worte fassen. Sage dir im stillen, das er traurig ist und du ihm helfen musst, dann schaffst du das auch.


    Alles Gute

  • Vielen Dank für eure lieben Worten und antworten.




    Wir haben Rituale und Kerzen eingeführt am Anfang haben wir jedem Abend über die Kerze ihm vom Tag erzählt bis unser Sohn dass nur noch nach Bedarf machen wollte. Unten im Wohnzimmer steht eine Kerze die immer brennt wenn wir zuhause sind.



    Ich werde jetzt hartnäckiger nach einem Therapeut suchen und hoffe er bekommt da eine gute Hilfe. Vielen dsnk

  • Super! :) Ja, bitte unbedingt einen Therapeuten suchen, wenn das noch nicht geschehen ist.


    Und bevor du anfängst zu suchen, lass dein Kind folgende Kriterien auswählen:


    Mann/Frau

    eher älter/eher jünger


    Das gibt ihm das Gefühl, selbst auch mitbestimmen zu können...


    Alles Liebe!

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