Tochter bringt keine Gegenleistung

  • Hallo,


    ich bin leider seit 8 Jahren verwitwet, meine Töchter sind aktuell 12 und 19 Jahre alt. Und manchmal fehlt mir einfach der Rat des Papas, und nun ist es wieder soweit, dass ich etwas ratlos bin, wie ich mich hier verhalten soll. Deshalb habe ich mich jetzt einfach hier angemeldet in der Hoffnung, dass man mir einen Tipp geben kann.


    Meine Große macht zur Zeit eine Ausbildung in der Pflege, und erwähnte gestern, dass es toll wäre, wenn Sie ein tablet für den Unterricht hätte. Sie wolle sich etwas von ihrem Erbe dafür auszahlen lassen.


    Wie ich so bin, bin ich gleich heute in den MediaMarkt gefahren, und habe mich beraten lassen, welcher denn so am besten wäre. Wie ich schon ahnte, da wir alle  Geräte nutzen, war es das iPad Pro und ich kaufte ihr das als Überraschung, weil ich nicht wollte, dass sie für die Schule selbst so viel Geld ausgeben soll, und irgendwie sehe ich mich dafür verantwortlich.


    Nun gut, sie hat sich sehr gefreut, hat auch gleich alles eingerichtet.

    Ich muss jetzt erwähnen, dass sie extrem unordentlich ist. Und ich meine wirklich extrem. In ihrem Zimmer kann man nicht laufen, und was da manchmal für Gerüche rauskommen…, ich frage mich, woher sowas überhaupt kommen kann. Da findet man von verschmutzter Unterwäsche, die 3 Wochen da rumliegt, oder verschimmelter Kaffee bis ACHTUNG benutze Kondome, die einfach auf den Boden geworfen werden.


    Wir führen einen recht gehobeneren Haushalt würde ich mal sagen. Ich bin schon immer sehr ordentlich und sauber, und wir hatten bis zum Tod meines Mannes auch zusätzlich eine Putzhilfe. Beide Kinder sind also so groß geworden. Aber ihr Zimmer ordentlich zu halten scheint ihnen sehr schwer zu fallen. Beiden. Die Kleine räumt wenigstens auf, wenn ich es ihr sage, aber bei der Großen ist es, seitdem sie 18 Jahre alt ist, echt schwierig geworden. Immer und immer wieder bekomme ich zu hören, dass sie jetzt ja neunmal ihr eigenes Leben lebt. Ich versuche ihr immer wieder klar zu machen, da sie bereits in Erwägung zieht, in ein oder zwei Jahren auszuziehen, wie wichtig es ist, nicht im Chaos zu versinken, und das wir, solange wir in einem Haushalt leben, leider auch ein oder zwei Verpflichtungen hat. Ich kann ja auch nicht machen, was ich will.

    Sie muss hier nichts abgeben, aber dafür sollte sie dann mal einkaufen gehen. Aber auch da passiert nichts. Ihr Geld geht nur für Klamotten weg.


    Na ja, auf jeden Fall sagte ich ihr, nachdem ich ihr das teure Teil übergeben hatte, dass ich mich sehr darüber freuen würde, wenn sie es vielleicht mal schaffen könnte, ihr Zimmer ETWAS ordentlicher zu halten. So als kleines Dankeschön für die Mama.

    Und was soll ich sagen, sie liegt seit heute Mittag um 15 Uhr in ihrem Zimmer und hat rein garnichts gemacht! Keinen Handschlag!


    Ich bin enttäuscht. Ich bin jetzt auch kein Goldesel, der sich die Sachen aus dem Ärmel schütteln kann. Wollte ihr eine Freude machen, und hätte mich wirklich sehr darüber gefreut, wenn sie einfach aus Respekt und Dank mal ein wenig ihr Zimmer aufgeräumt hätte.


    Wenn es nach mir geht, würde ich ihr das iPad am liebsten wieder abnehmen. Wirklich. Sie hat kaum Zeit, weil sie sich ständig verabredet, lässt daher erst recht alles stehen und liegen. Heute war sie den ganzen Tag zu Hause, und es passiert nix. Noch nicht mal als kleines Dankeschön.


    War das von mir zu viel verlangt, mal eine Stunde Zeit zu investieren und der Mama eine Freude zu machen? Wie soll ich jetzt damit umgehen? Warum ist sie so? Ich bin ganz ruhig, aber innerlich koche ich, weil ich ihr Verhalten irgendwie respektlos finde. Es wäre einfach eine nette Geste gewesen.


    Meine Kinder müssen schon eh nicht viel im Haushalt machen, und das, obwohl ich Vollzeit arbeiten gehe, außer sich um ihr Zimmer zu kümmern, denn da mache ich nichts, oder mal die Spülmaschine ausräumen.

    Wir haben einen Plan zusammen aufgestellt, weil hier einfach nichts umgesetzt wird. Aber auch das funktioniert nicht.

    Und hier fehlt mir einfach oft mein Mann, der dann eben auch mal was sagt.

    Ich muss ja alles sein. Mama, Papa, Freundin…, das ist echt nicht einfach.

    Ich weiß nicht, wie ich da weiterkommen soll.

    Mein Pubertier wird ja auch nicht einfacher…


    Vielleicht habt ihr ja einen Tipp für mich. Ich fürchte die Zwei sind zu verwöhnt, aber ich wollte ihnen nach dem Tod ihres Papa‘s einfach eine gute Mutter sein. Nur wie bekomme ich das wieder hin? Und welche Konsequenzen soll es haben, wenn eben nichts dergleichen passiert? Die Kids heutzutage sind irgendwie so unerschrocken.


    Danke und LG


    Michiii :)

  • Herzlich willkommen bei uns im Forum


    Gut kann ich dich verstehen, das du enttäuscht bist und traurig über das Verhalten deiner Tochter.

    Ich denke aber das dieses Verhalten normal ist! Ich an deiner Stelle hätte ihr das Tablet nicht gegeben, sondern den Spieß umgedreht, erst Zimmer aufräumen und dann das Tablet.

    Du solltest anfangen um zu denken, erst das was du möchtest und dann das der Mädels, vielleicht klappt es ja besser. Das wird natürlich nicht ohne Gegenwähr ablaufen, sie werden schimpfen und meckern und es wird eine gewisse Zeit dauern bis das funktioniert, aber vielleicht greift das ja.

    Außerdem kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, die Unordnung die vor allem deine Große derzeit führt, wird sich von alleine erledigen sobald sie ihren eigenen Haushalt / Wohnung hat. Das war bei meiner Tochter auch so.

    Natürlich ist es nicht zuviel von dir verlangt, das die beiden selbst für ihre Zimmer sorgen, die Frage stellt sich auch gar nicht.


    Zu deiner Großen: an deiner Stelle würde ich ihre Wäsche nicht mehr mit waschen. Sie ist alt genug um das selbst machen zu können. Somit wird sich wenn du Glück hast, das Problem mit der Schmutzwäsche in ihrem Zimmer von selbst erledigen.

    Das schmutzige und schimmelige Geschirr würde ich sie von Hand abwaschen lassen bis sie begriffen hat, es täglich in den Geschirrspüler zu räumen. Zu Weihnachten bekommt sie dann ein Staubtuch und Staubsauger.

    Das gibt lange Gesichter, zeigt ihr aber das du es ernst meinst und konsequent bist.


    Zu deiner Kleinen: wenn sie meint ihre Sachen nicht vernünftig weg zu räumen, würde ich mit einem Wäschekorb oder Karton durch alle Räume gehen, alles was ihr gehört einsammeln und weg auf den Dachboden schließen. Dann ist es weg und bekommt sie sobald auch nicht zurück.


    Oder du kippst alles in der Mitte in ihrem Zimmer auf einen großen Haufen aus und dann muss sie aufräumen, bevor du mit einem Karton kommst. Sie hat die Wahl.

  • Hallo! :)


    Als Denkanstoß: Von der 19jährigen wird etwas als "Gegenleistung" verlangt, das eigentlich völlig normal sein sollte. Das erhebt die simple Tatsache, dass man einen Haushalt sauber halten muss, ein wenig in unpassende Höhen. Du hast eine gewisse Erwartungshaltung und bist dann enttäuscht ("Ich mache und tue und schenke und SIE kann als kleines Dankeschön nicht einmal ihr Zimmer sauber halten!"), sie wiederum hat wahrscheinlich tatsächlich das Gefühl, etwas Besonderes (für dich) zu tun, wenn sie das Zimmer aufräumt.


    Dieses Ungleichgewicht (Erwartungshaltung; Zimmer aufräumen nicht als Normalität, sondern als Besonderheit) würde ich sehr schnell begradigen. Sie ist 19 und kein kleines Kind. Wenn sie in deinem (!) Haushalt (du bezahlst ja für alles) wohnen bleiben möchte, muss sie wohl oder übel zu einem gewissen Standard an Sauberkeit beitragen. Schimmeliges, Dreckiges oder benutzte Kondome im Zimmer und das über Wochen? Geht nicht!


    Ich würde ganz klar eine Fristvereinbarung machen, bis wann das zu klappen hat und nicht klein beigeben. Sie weiß ja, wie man aufräumt, oder? Damit ist es nur Bequemlichkeit und ein Aussitzen ("Die Mama wird schon machen..." - Was ja stimmt!"). Sie beteiligt sich ohnehin nicht an den Einkäufen und gibt das Geld für Kleidung aus? In dem Fall würde ich - auch gemeinsam vereinbaren - Geld für eine Putzhilfe verlangen, so sie das mit dem Zimmer nicht alleine schafft. Diese Putzhilfe räumt dann alle zwei Wochen das Zimmer in einer knappen Stunde auf und ist von ihr zu bezahlen. (Alleine schon aus Schutz... Wer sagt die, dass sich bei Schimmeligem etc. kein Schädlingsbefall einstellt?) DU bist diese Putzhilfe nicht!


    Also entweder selbst machen (was man einer 19jährigen zumuten kann) oder extern auslagern und sie muss bezahlen. Ich denke, dann wählt sie rasch den günstigeren Weg und legt selbst Hand an. :)


    Was wirklich wichtig ist: Nicht nachgeben! :)


    Alles Gute euch!


    (Lass dich nicht ausnutzen. Auch - erwachsene - Kinder dürfen das nicht...)

  • Liebe Michii,



    ja, es nervt, wenn das Zimmer nicht ordentlich ist.

    Aber wir sollten uns einmal in deine Tochter hineinversetzen.



    Wer in einer solchen Unordnung lebt, hat meistens das gleiche Chaos auch in seinem Kopf und manchmal auch in der Seele.



    Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Tochter nicht aufräumen möchte. Ich denke, sie kann es einfach nicht. Dies zeigt auch ihr Verhalten, als du noch mehr Druck ausgeübt hast. Sie hat einfach gar nichts gemacht. Vielleicht hast du das auch schon mal erlebt. Du schiebst eine verhasste Aufgabe so lange, bis sie sie dir über den Kopf wächst. In dieser Situation ist deine Tochter gerade. Sie braucht jetzt keine Strafen, Pläne oder Druck.



    Sie wollte sich für das Tablet, einen Teil ihres Erbes geben lassen. Das heiß für mich, dass sie nicht in deiner Schuld stehen möchte. Für sie war es klar; Tablet nur gegen Gegenleistung. Sie ist deshalb auch enttäuscht. Natürlich freut sie sich und dann kommt wieder dieses ABER.



    Nimm sie in den Arm. Höre ihr zu was sie sagt. Frag sie was sie braucht, damit es gelingt. Sie hat bestimmt gute Ideen, aber sie schafft das nicht alleine.

    Wenn du mit ihr Pläne machst und Druck ausübst, ist das keine Unterstützung. Dann hat sie das Problem immer noch alleine.

    Wenn du ihr das Zimmer aufräumst und das Tablet besorgst, nimmst du ihr die Probleme ab und machst sie klein. Sie braucht niemanden, der alles regelt, sie braucht jemanden der sie unterstützt.



    Du hast gerade eine der schwierigsten Elternaufgabe. Auszuloten wann wir uns einbringen und wann wir uns zurückziehen sollten. Und so seltsam es klingt, aber die Antwort darauf weiß nur deine Tochter.



    Am besten du fährst mit ihr an einen See und ihr schaut einfach aufs Wasser. Sie wird irgendwann anfangen zu reden. Bitte sei vorsichtig, wenn sie sich endlich öffne, dann ist es wichtig, dass du ihr keine Vorwürfe machst. Denk daran, so sehr du deinen Mann vermisst, sie vermisst ihren Papa bestimmt noch viel mehr.


    Ich wünsche viel Kraft, ein gutes Ohr und ein offenes Herz.

    Silvia

  • Hm, für mich gestaltet sich die Situation - nur anhand des Ausgangsposts - anders. Die Threaderstellerin meint ja, seit die Tochter 18 ist, ist es ganz schlimm ("Ich bin erwachsen!"). Auch die vereinbarten Einkäufe tätigt sie nicht, sondern gibt das Geld für sich aus. Ich bin vorsichtig, weil wir kennen die genauen Umstände ja alle nicht, nur den einen Beitrag. Die Tochter macht eine Ausbildung in der Pflege, schafft es, ihrem Leben nachzugehen (benutzte Kondome, shoppen,...). Das klingt im ersten Moment nicht unbedingt nach "Überforderung", sondern eher nach "kein Bock, die Mama macht eh".


    Ich mag mich irren, da muss die Threaderstellerin mehr dazu sagen. Sie als Mama kann am besten einschätzen, ob das Verhalten aus einer Überforderung heraus oder Faulheit passiert... Eventuell ist es ja auch eine Mischung...


    Wäre spannend, wenn sich die Mama noch einmal zu Wort meldet! :)

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