Druck in den Schulen

  • Gestern beim Elternabend führte das Gespräch irgendwann zum Druck auf den Gymnasien. Unsere Rektorin erzählte uns, das die dort von einem Thema zum nächsten huschen, ohne die jeweiligen Themen überhaupt geübt zu haben. Der Leistungsdruck sei dort sehr hoch. Eingeführt wurde das wohl mit der Regelung, Abi nach 12 Jahren. Das mit dem Abi nach 12 Jahren wurde zumindest hier wieder abgeschafft, aber der Lehrnstoff wurde so beibehalten und somit auch das Tempo. Das was also die Kinder sonst in 13 Jahren hatten, müssen sie auch heute noch in 12 Jahren machen. Da sind auch reichlich Themen und Sachen bei, die die Kinder nicht verstehen, noch Kindgerecht sind. Dazu kommt dann noch,das die Kinder von der Reife her noch gar nicht soweit sind.
    Die Rektorin von Luca seiner Grundschule weiß das so genau, weil sie das mit ihrer ältesten Tochter gerade erlebt.


    Wie ist eure Meinung dazu?

  • Klingt erst mal doof, aber wenn ich an mein Abi denke, war ich knapp 18 und kein Kind mehr und hab schon recht viel verstanden. Sicher ist es anfangs in den unteren Klassenstufen erst mal eine enorme Umgewöhnung, da wurde man schon ganz schön gedrillt, aber man hat sich doch dran gewöhnt und dann lief es? Glaube nicht, dass das eine Jahr so unglaublich viel mehr Druck bringt, oder es ist eine besonders tolle hardcore-elite Schule?

  • es betrifft alle Klassen , also ab der 5 auf dem Gymnasium. Unsere Rektorin ist ja auch Lehrerin, ich denke sie hat jede Menge Erfahrung in ihrem Beruf. Nun erlebt sie an ihrer Tochter diesen Leistungsdruck, der auf die Kinder gemacht wird. Und das ist auch nicht alles! Die Kinder die mal was nicht verstanden haben, bleiben auf der Strecke,das die Lehrer da keine Rücksicht drauf nehmen und auch keine Zeit um es nochmal zu erklären. Die machen einfach weiter.

  • Doch, der Druck ist schon sehr hoch. Wir haben auch einige im Bekanntenkreis, die verkürztes Abi hatten. Nicht alle würden es wieder machen. Einige sagen wirklich, dass sie die anderen beneidet haben, weil sie noch Freizeit hatten. Die hat man mit den 12 Jahren nicht mehr. Und dann sind auch viele unter 18, wenn sie abgehen. Ob reif oder nicht muss man im Einzelfall beurteilen. Es gibt aber Einschränkungen in den Dingen, die sie hinterher machen wollen. Auslandsjahr, Work & Travel? Schwierig, wenn das Kind noch nicht volljährig ist.

  • Hallo,


    ich finde ja, dass der Leistungsdruck bereits in der Grundschule enorm zugenommen hat in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten. Das betrifft bei weitem nicht nur das Gymnasium. Und ich denke, auf dem Gymnasium war wohl schon immer ein anderer Leistungsdruck als auf Haupt- und Realschule. Ich hatte in meiner eigenen Schulzeit über ein knappes Schuljahr eine Klassenkameradin, die eine Einserschülerin auf der Realschule war und deshalb wurde der Versuch unternommen, dass sie aufs Gymnasium wechselt. Dort verschlechterten sich ihre Noten dann in kürzester Zeit erheblich und sie schrieb nur noch 4en und 5en. Am Ende wechselte sie zurück auf die Realschule und machte dort ihren Aschluss und holte anschließend über das Wirtschaftsgymnasium ihr (Fach-)Abi nach.


    Man mag diesen Leistungsdruck finden, wie man will, Fakt ist, er ist da und es geht letztlich darum, abzuwägen, ob ein Kind diesem Druck, der auf dem Gymnasium höher ist als auf anderen Schularten, gewachsen ist oder nicht.
    Dass alle Lehrer einfach weitermachen, gleichgültig, ob die Schüler den Stoff verstanden haben oder nicht, wage ich zu bezweifeln. Es gibt solche und solche Lehrer...wie das eben mit allen Berufen ist. Nur intensive "Nachhilfe" ist eben im Unterrichtsalltag einfach nicht drin.


    Klara

  • Auf dem 1. Elternabend meiner Kollegin, meinte der Gymnasiallehrer, er sei dazu da um Schüler auszusortieren! :evil:
    Da fällt einem doch nichts mehr ein und zeigt, unter was für einem enormen Druck Kinder und Jugendliche heutzutage stehen!
    Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass er nicht der Einzige ist, der so denkt!

  • Naja, aussortieren ist vielleicht gar nicht der unpassendste Ausdruck. Die müssen schließlich auch ihre Prüfung schaffen. Dann lieber gleich von Anfang an etwas fordern, sodass die "Aussortierten" woanders ihre Chance finden.


    Ich finde den Druck auch zu groß. Dabei sind wir selbst noch gar nicht betroffen. Bei uns fängt die Schule erst noch an. Aber was man so hört...

  • Naja, aussortieren ist vielleicht gar nicht der unpassendste Ausdruck. Die müssen schließlich auch ihre Prüfung schaffen. Dann lieber gleich von Anfang an etwas fordern, sodass die "Aussortierten" woanders ihre Chance finden.

    Ist es nicht die Aufgabe der Schule "das Gelingen zu organisieren, anstatt das Misslingen zu dokumentieren"??
    Wozu braucht es denn dann noch Lehrer, wenn sie bei jeder Herausforderung das Handtuch schmeißen und Schüler aufgeben?

  • Hallo,


    das ist wirklich ein harter Kommentar von diesem Lehrer.... Wie er genau auf diese Schlussfolgerung kommt, wäre interessant. Denn dieser Satz ist ja in diesem Fall aus dem Kontext gerissen und war vielleicht ja anders gemeint... vielleicht ja als traurige Feststellung...


    Nichtsdestotrotz: Es sollte die Aufgabe der Lehrer sein, die Schüler zu fördern und sie zu unterstützen, dass sie den Leistungsdruck bewältigen können.


    Klara

  • Ich sehe das zweigeteilt, es ist ein Mass an Leistung vom Schüler nötig, dann kann man da auch fördernd drauf eingehen. Abi ist Abi und nicht einfach Schulabschluss, das heißt hi6er sollte auch mehr geleistet werden. Ziel ist es doch nicht, alle Kids da durch zu bekommen...


    Im übrigen höre und merke ich bei unseren derzt. Grundschulbesichtigungen eher, dass das Niveau kontinuierlich runter geschraubt wird, damit überhaupt alledieChancehaben, in die Grundschule einzusteigen...

  • Hallo,


    ich denke, dass ein Kind von sich heraus Wissen erwerben und mit seiner sozialen Umwelt kooperieren und in ihr funktionieren möchte. Ist dies nicht der Fall, liegt ein Problem vor, das man gesondert betrachten muss, so ähnlich wie eine Hürde, die genommen werden muss, dann müssen die Lernumstände diesen persönlichen Umständen angepasst werden.
    Im Prinzip möchte aber, wenn eine solche Hürde nicht gegeben ist, jedes Kind lernen. Das Problem ist, dass wir Erwachsenen in unserem Lehrsystem vergessen haben, dass Kinder und Menschen durchaus freiwillig wachsen wollen.
    Anstatt das Wissen und den Lernfortschritt zu überprüfen, um eventuelle Lücken oder Schwierigkeiten oder nicht bzw. nicht richtig Verstandenes herauszufinden, und dann an diesem Punkt anzusetzen und den Kindern/Menschen zu helfen, das Wissen und Können zu vervollständigen, begnügen wir uns mit Systemen, in denen das Feedback, das durch die Note gegeben wird, Selbstzweck geworden ist. Es ist kein Feedback mehr, das sagt: So ist dein Stand, nun weißt du, an welchen Stellen du noch arbeiten kannst, sondern ein Stempel. Du bist in Mathe/Deutsch/Mandarin/Sport gut mangelhaft befriedigend oder auch 2 oder 4 oder 1.
    Ich möchte, dass meine Tochter ein Mensch wird, der ins sich authentisch ist, der weiß, wie man sich wissen aneignen kann, und der sein kann, wer er ist. Nicht wer er sein soll oder wer er in Relation zu irgendwelchen abstrakten Anforderungskatalogen sein sollte. Und wenn dabei ein Nobelpreis herausspringt, feine Sache. Und wenn dabei ein Handwerksberuf herausspringt, ebenfalls feine Sache. Solange es ihr gut dabei geht.
    Denn was ist Wert, oder welcher Wert ist es, wenn ich ein Kind habe, das auf Japanisch rückwärts Ballett fahren kann, aber unter Schulstress und Depressionen leidet?
    Wir versuchen so gut es geht diesen Stress der Anforderungen zu entgehen und es so zu handhaben, dass wir uns wohl fühlen.
    Zum Glück haben wir eine gute Grundschule gefunden und auch eine passende weiterführende Schule, die uns das ermöglichen. Und so versuchen wir es auch in anderen Bereichen des Alltags zu handhaben. Dass das nicht immer geht, ist leider so. Aber wir versuchen es.


    Liebe Grüße,
    Lynn

  • Hallo,


    ich kann mich Lynn nur anschließen.


    Ich habe oft den Eindruck, dass der Leistungs- und Zeitdruck, der auf uns lastet - und dies betrifft ja nicht nur die Kinder, sondern ebenso die Erwachsenen und damit auch die Lehrer - dazu führt, dass eine Note tatsächlich einfach zu einem Stempel wird, dass es nicht mehr um Zielorientierung geht und um Entwicklung und Förderung, sondern nur noch um Bewertung. Stempel drauf, Schublade auf .... - und zack. Erledigt, abgehakt... nächster Punkt.


    Ich erlebe außerdem oft, dass Schüler die Lust am Lernen und damit am Sich-entwickeln verloren haben, dass sie motivationslos sind und manche regelrecht resigniert. Und der Knackpunkt scheint mir hier zu sein, dass Lernen oftmals völlig sinnbefreit geschieht und dann wundert es mich auch nicht, wenn jemand keine Lust hat oder nicht versteht oder nicht verstehen will. Wenn ich nicht begreife und mir niemand erklären kann, warum ich dieses und jenes in der Schule lernen soll, wie soll ich dann motiviert sein? Um das zu schaffen, braucht es ein hohes Maß an eigener Motivationsfähigkeit und die bringt eben nicht jedes Kind mit. Lernen muss sinnvoll sein, d.h. Kinder müssen wissen, warum sie Dinge lernen sollen und dies gelingt eben nicht, wenn der Stoff einfach nur durchgezogen wird.


    Klara

  • ich schließe mich Klara an, sie hat voll kommen Recht.
    Dazu kommt heute auch noch,das viele Lehrer sich auch nicht mehr wirklich bemühen, einfallslos sind und nur noch stumpf ihr Ding durchziehen. Ist ja auch egal ob die Kinder Spaß am lernen haben, sein Gehalt kommt ja trotzdem.
    Die Lehrer sind auch Mutivationslos.

  • Ich glaube, da kann man nicht allein den Lehrern die Schuld geben. Die haben schon zum Teil eine hohe Belastung. Ich habe in meiner Zeit viele motivierte Lehrer kennengelernt. Aber natürlich auch andere. Ich denke, man muss schon dafür geboren sein, damit man sein ganzes Arbeitsleben lang immun gegen Motivationkiller bleibt. Letzteres sind Schüler, die keine Grenzen kennen oder die ein Mehrbedarf an Förderung haben, anstrengende Eltern und die Mindestbesetzung bzw. die Einsparungen von staatlicher Seite.

  • Ich denke, den Schulunterricht von vor 15 Jahren, kann man auch nicht mit der heutigen Schulzeit vergleichen...
    Doch auch da gab es mit Sicherheit anstrengende Eltern und Schüler mit mehr Förderbedarf...


    Dennoch kann ich es nicht verstehen, dass ein Schulsystem, welches seit 1960 besteht nicht schon längst reformiert wurde... Man kann heute einfach nicht mehr so unterrichten wie vor 10, 15, 30 oder 50Jahren!


    Alles entwickelt sich weiter... Technik, Autos, Elektronik, Wissenschaft, Forschung, Ernährung, Fitness, Familie, Erziehung, Bildung,... und damit auch die Gesellschaft... doch am Schulsystem will man partout festhalten!

  • 100 000 Euro für Deutschlands beste Schule! Die Elisabeth-Selbert-Schule im niedersächsischen Hameln hat den Deutschen Schulpreis 2017 gewonnen.
    In der Elisabeth-Selbert-Schule (ESS) werden knapp 2000 Schüler aus 34 Nationen in Fächern wie Agrarwirtschaft, Gesundheit und Pflege oder Sozialpädagogik unterrichtet. Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur können die Schüler an der ESS jede Art von Abschluss machen.
    Die Jury lobte insbesondere die exzellente Betreuung von minderjährigen Müttern, Flüchtlingen und straffällig gewordenen Jugendlichen.
    Es gelinge der ESS besonders gut, die vielfältigen Biografien ihrer Schüler zu berücksichtigen, teilte die Robert-Bosch-Stiftung mit: Neben inhaftierten Jugendlichen würden aktuell 124 Jugendliche mit Fluchterfahrung in Sprachförderklassen unterrichtet und vorbildlich in den Schulalltag integriert.
    "Hier wird jeder so akzeptiert, wie er ist – egal, woher er kommt“, sagte Schüler Hasan(21), laut Gewinner-Broschüre. An seiner alten Schule habe sein Lehrer ihn in die Schublade „kleinkrimineller Ausländer“ gesteckt. An der ESS herrsche dagegen ein großes Wir-Gefühl, beteuern Schüler. Mobbing wie an anderen Bildungseinrichtungen gebe es kaum.
    Auch Angst, im Unterricht zurückzubleiben, müssen die Schüler kaum haben. Sie dürfen ganz offiziell Spickzettel verwenden. Und wer trotzdem strauchelt, bekommt notfalls nicht nur eine zweite, sondern auch noch eine dritte oder vierte Chance.
    Schülerin Belana (17) gefällt an ihren Lehrern: „Sie sind an uns als Menschen interessiert und stellen sich nicht über uns.“
    Für schwache Schüler gibt es individuelle Förderkonzepte. Ein Beratungsteam aus Lehrern, einer Pastorin und einem Sozialarbeiter bietet auch außerhalb des Unterrichts Hilfestellung. In jedem Klassenzimmer hängen die Telefonnummern des Teams – alle sind per Handy erreichbar.
    Jury-Sprecher Michael Schratz, Erziehungswissenschaftler an der Uni Innsbruck, lobt: „Durch das dichte Geflecht aus passgenauer pädagogischer Förderung und Fürsorge erzielen die Schüler hier Erfolge, die an anderen Schulen kaum jemand für möglich hielt.“
    Gepunktet hat die ESS auch mit Projekten, die Schule und Beruf verbinden. Zum Beispiel werden im Unterricht Produkte wie Marmelade, Senf, Kekse oder Kerzen hergestellt und dann übers Internet verkauft. Die dazu verwendeten Rohstoffe wachsen überwiegend im Schulgarten – die Schüler kümmern sich so um Anbau, Ernte, Verarbeitung, Lagerung, Vertrieb, Vermarktung und Verkauf.
    Die Schule hat in der Region einen ausgezeichneten Ruf. Aus ewigen Vierer-Schülern werden Zweier-Kandidaten. Und die Leistungen der Schüler verbessern sich nicht nur auf dem Papier. „Wer von hier kommt, der kann auch was“, erklärte ein Innungsmeister dem Team des Deutschen Schulpreises.
    Bei der Entscheidung über die Preisträger bewertete die Jury sechs Qualitätsbereiche: „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Unterrichtsqualität“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ sowie „Schule als lernende Institution“.

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