Dürfen Kinder noch "Kind" sein?

  • Wie so oft, wenn wir nachmittags auf dem Spielplatz sind, ereignen sich regelmäßig dieselben Szenarien.
    Man sollte wirklich mal einen Film darüber drehen - das ist wie im Kino...


    Mütter sitzen mit ihren Kindern im Sandkasten(was ja grundsätzlich nichts schlimmes ist, solange es noch Platz für andere Kinder hat) ;)
    Was mich daran stört, dass sich Mütter in fast jede Auseinandersetzung zwischen ihren und anderen Kindern einmischen müssen.


    Viele Kinder heutzutage haben, meiner Meinung nach, verlernt zu streiten oder sich mit anderen Auseinander zu setzen!


    Wenn einem die Schaufel weggenommen wird, dann wird erstmal heftig gebrüllt und kurz darauf steht Mama da und regelt das...
    Oder wenn das eigene Kind etwas wegnimmt oder sich an den Sachen die im Sandkasten liegen bedient, wird sofort(!) reagiert...
    Auf dem Klettergerüst muss Mama erklären, wie man jetzt am Besten an den anderen Kindern vorbei kommt...
    Laufräder die herumstehen, müssen sofort zurückgebracht werden... usw.


    Warum können Eltern nicht abwarten und schauen was passiert, denn in der Regel können das Kinder, die sprechen, gut selbst regeln!


    Ich würde mir wünschen, das Eltern mehr vertrauen in ihre und andere Kinder haben und wenn sie dazwischen gehen, die Situation begleiten und nicht einfach nur handeln!


    Manchmal wird man regelrecht komisch angeschaut, wenn man sein Kind die Situation selber regeln lässt, da es ja auch nicht immer im gegenseitigen Einvernehmen endet.
    Dann wird gefragt: "Wo ist denn deine Mama"?


    Kinder müssen doch lernen zu "gewinnen" und zu "verlieren" - das geht aber nur, wenn man es selber erfahren und austesten darf!
    Kinder streiten nunmal anders als Erwachsene.


    Wie seht Ihr das? Kennt Ihr solche Situationen auch?

  • ich stimme dir voll und ganz zu. Ich gehöre nicht zu den Müttern, die immer gleich zur Stelle sind, sondern ich warte ab, schaue mir und höre mir immer alles sehr lange an. Ok, ich muss dazu sagen,das meiner nun schon 10 Jahre ist. Er kommt oft vom spielen heim und ist sauer, wütend oder weint. Hinnerk hat die und Hauke das das und und und. In den ganzen Jahren bin ich nur einmal hingegangen und das , weil die Zwillinge zusammen mit anderen Kindern sein Rad weg geschlossen hatten, so das meiner mit dem Rad von Hinnerk heim kam.
    Die Kinder können sehr wohl ihre Streitereien selber regeln und man sollte sie lassen.


    Doch es wird noch schlimmer! Nicht nur die Eltern lassen sie nicht, auch in den Schulen mischen sich immer gleich die Lehrer ein. Den Kindern wird rein weg jede Möglichkeit genommen, etwas selbst in die Hand zu nehmen. Das wird sicher Auswirkungen auf ihr späteres Leben haben!!!


    Ich finde das jedenfalls echt schlimm!!!

  • Genau, im Kindergarten sind es die Erzieherinnen und in der Schule die Lehrer.


    Ich denke auch, dass dies Auswirkungen auf das weitere Leben haben wird...
    Kann man denke ich jetzt nicht pauschalisieren, doch Kinder, Jugendliche,... werden, wenn ihnen nicht vorgelebt wird, wie man sich auseinandersetzen kann, den einfacheren Weg wählen und zwar sich prügeln, andere dazu anstiften o.ä. ...

  • Ich denke nicht, daß man generell sagen kann, im Kindergarten sind es die Erzieher und in der Schule die Lehrer. Ich arbeite ja nun auch im Kindergarten und ich sehe es nun von einer anderen Seite. Aso wenn mal Kinder eine Schramme vom Hauen oder so davon tragen dann informiere ich die Eltern. Ich sage dabei aber nicht, wer wen gehauen hat sondern sage nur, "Ihr Kind hat gehauen" und zur anderen Mutti "Ihr Kind wurde gehauen". Mehr sage ich nicht. Meistens erzählen es die KInder ja dann selbst zuhause. Teilweise ist es schon vorgekommen daß mich Eltern dann angesprochen haben weil sie es nicht schön fanden daß ich nicht gesagt habe, welches Kind ihr Kind gehauen hat.


    Oft kommen aber auch die Kinder meiner Gruppe zu mir und "petzen" wenn ein anderes Kind irgendwas mit ihnen gemacht hat, sei es nur an den Haaren gezogen oder sonst was. Ich bitte sie dann so weit es geht, es selbst zu klären und schreite nur ein, wenn es nicht anders geht.
    Ich kann auch nicht sagen, woran es liegt daß Eltern sich gern mal in die Streitereien ihrer Kinder einmischen oder eben Kinder wiederum oft Hilfe bei Erwachsenen suchen bevor sie es selbst versuchen. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß es einfach am Umfeld oder an den Umständen liegt. Es ist nicht jeder gleich und manche reagieren eben anders. Ich denke schon ,daß Kinder soweit es geht, Dinge untereinander klären. Denn meine Erfahrung zeigt auch, Kinder vertragen sich viel schneller wieder als die Erwachsenen und sind eigentlich in der Lage, es ganz gut zu können. Die Kinder meiner Gruppe sind auch keineswegs nachtragend.
    Das einzige, worauf ich in meiner Gruppe wirklich achte und was mir sehr wichtig ist, bei mir wird kein Kind von einem anderen ausgeschlossen, abgelehnt oder ausgegrenzt.

  • Hallöchen, dass kenne ich auch, aus dem Freundeskreis, aus der Kita usw., aber das ist ja von Person zu Person unterschiedlich, verallgemeinern kann man das nicht. Wir versuchen unser Kind in solchen Situationen allein agieren zu lassen und besprechen am Abendbrot Tisch eher, wie man sich durchsetzen oder wehren kann.

  • Nein, natürlich kann man nicht alle über einen Kamm scheren - zum Glück gibt es noch Erz.&Lehr. die anders denken und handeln.


    Während der Eingewöhnung meiner Tochter, war es dennoch so, dass es nicht gern gesehen wurde wenn sich Kinder gestritten haben... dort waren dann Sätze wie: "lieb sein"', "nicht streiten", "vertragt euch wieder", "ihr seid doch Freunde",... an der Tagesordnung.
    Es wurde gar nicht auf die Thematik eingegangen... was war der Auslöser/die Ursache, wie können wir das Problem gemeinsam lösen...
    Das meinte ich damit, als ich schrieb, dass Erwachsene(egal ob im Kiga oder außerhalb) viel zu schnell reagieren und sich einmischen.


    Ausgrenzung(aus Erwachsener Sicht) sollte in Kitas und Schulen grundsätzlich nicht stattfinden - dabei denke ich vor allem an das Thema "Inklusion" - diese Haltung müssen Pädagogen mitbringen!
    Doch wenn ich jetzt an den Kita-Alltag denke, sollte jedes Kind schon selbst entscheiden dürfen mit wem es spielen oder zusammen sein möchte...(Partizipation).

  • Ein bisschen fühle ich mich angesprochen. ;)
    Ich weiß nicht, ob ich im Sandkasten saß. Ich denke, das habe ich nur gemacht, als sie ganz klein waren.
    Ich mische mich aber ein bzw. habe es früher gemacht, bis meine Kinder im Kindergartenalter waren und einiges auch selbst regeln konnten.
    Auch wenn ich mir jetzt hier keine Freunde mache... Es gibt so viele A....l...-Kinder. Keine Ahnung warum, aber meine Kinder nehmen nicht einfach einem Kind ein Spielzeug weg. Und sie hauen auch nicht, nur weil sie gerade Lust drauf haben. Und genauso erwarte ich, dass andere Kinder mit meinen Kindern umgehen. Es ist also gar nicht mal meine Aufgabe, zu regeln. Es ist die Aufgabe der anderen Eltern, darauf zu gucken, was ihr Kind macht, bzw. diesen etwas Anstand mitzugeben. Was da heute für Kinder draußen rumlaufen... Sorry, aber ich glaube nicht, dass es in der Natur eines Kindes liegt, andere zu piesacken. Und wenn ich so ein "lebhaftes" Kind habe, ist es meine Aufgabe, diesem beizubringen, was es darf und was nicht.
    Dass die Kinder früher oder später immer mehr alleine regeln müssen, ist klar, aber mit bis zu 2/3 Jahre können es doch die wenigsten.

  • Es liegt aber, denke ich, in der Natur eines Kindes herausfinden zu wollen wie jeder "tickt"... und das tut eben jeder anders...
    Das können sie nicht herausfinden, indem wir ihnen erklären, wie jeder zu sein hat, sondern in der direkten Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber...


    Ich rede ja auch nicht von gegenseitigem Verhauen, sondern von einem ganz normalen, kausalem Phänomen...
    Kleinkinder tun dass, indem sie eben die Sachen im Sandkasten von anderen Kindern wegnehmen und das aber nicht vorsätzlich böse, sondern weil es einfach ein natürlicher Forscherdrang ist und ein sehr einfacher dazu... denn es wird ja darauf reagiert --> Ursache-Wirkungs-Prinzip.
    Das sind dann u.a. die ersten "Streit-Erfahrungen"... und viele Eltern nehmen Kindern diese Möglichkeit!


    Streiten sollte nicht negativ besetzt sein, sondern selbständig herausfinden, was ein gesundes Maß ist und wann man zu weit gegangen ist... so lernen Kinder gleichzeitig die Grenzen von anderen kennen!

  • Das Wegnehmen von Spielzeug ist wichtig für das Lernen des Ursache-Wirkungs-Prinzip? Echt jetzt? Wusste ich nicht.
    Ich weiß nicht, ob ich es gut finde.
    Aber wenn ein Kind einem schüchterndem Kind etwas wegnimmt, wird das schüchternde Kind überfordert sein und - so denke ich - sich eher zurück ziehen, wenn es häufiger passiert. Das Wegnehm-Kind lernt aber so, dass es Kinder gibt, bei denen es erfolgreich ist und merkt womöglich irgendwann, dass man stille Kinder drangsalieren kann, weil sie sich nicht wehren. Deshalb finde ich das oben zu pauschal.

  • Jede Ursache hat eine Wirkung...


    Und wann hat das schüchterne Kind die Möglichkeit selbstwirksam zu sein?
    Ich denke nicht, wenn ihm immer geholfen wird, sobald sich eine herausfordernde Situation ergibt!


    Ich glaube nicht, dass Kinder im Kleinkindalter andere Kinder drangsalieren - das Denken haben Erwachsene, aber nicht Kinder!


    Auch das "Wegnehm-Kind" wird irgendwann die Erfahrung machen, das ihm etwas weggenommen wird...

  • Ich sehe das ähnlich und Kinder lernen voneinander. Sehe das bei unserer, totales Nachmacherkind, auch schüchtern, aber irgendwann macht sie alles nach, so auch das Wegnehmen und dann setzt da der sich quasi ja von selbst Regeln der Prozess mit Erfahrungen in Gang... Eltern können da entspannen, denke ich...

  • Da sind wir schon wieder ein bisschen beim "Abhärten", oder? ;)
    Meine Kinder sind auch nicht die selbstbewusstesten. Ich denke, man muss da einfach einen Mittelweg finden - ab einem bestimmten Alter - etwas zwischen "Selbstbewusstsein fördern" und "sich selbst überlassen".

  • Kinder müssen - und das passiert mE ganz automatisch- beide Seiten kennen lernen, die des Bösewichte und die des Geschädigten, so lernen Sie mit Erfolg und Frust umzugehen, das darf man ihnen nicht wegnehmen, sonst werden sie entweder verroht oder verzogen... Abhärtung ist ja nur die eine Seite, sensibilisieren für Schwäche die andere...

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