Brauche Hilfe/Rat bezüglich Kindeswohl und Sorgerecht

  • Hallo zusammen,
    ich wusste nicht wohin mit meinem Anliegen deshalb versuche ich es unter Sonstiges. Falls das Thema hier falsch sein sollte bitte ich es zu verschieben.
    Zum Thema:
    Mein Sohn ist 7,5 Jahre alt und lebt bei seiner Mutter. Seit 4,5 Jahren sind wir getrennt und seitdem hole ich ihn alle 14 Tage ab und nehme so mein Umgangsrecht war. Da ich ihn dementsprechend viel seltener sehe als die Mutter habe ich auch weniger Einfluss auf mein Kind. Mein Sohn wohnt leider in einer anderen Stadt und deshalb ist es organisatorisch und finanziell nicht möglich ihn öfters abzuholen.


    Das grosse Problem ist das er eine Essstörung hat, bzw. sich bisher rigoros weigert Dinge zu probieren.
    Das einzige was er isst sind Fertigprodukte für Kleinkinder ab 0,5 Jahre, solche Dinge wie Mini Rigatoni und Spaghetti Bolognese.
    Und Vanille und Griess Puddings sowie Bananenjoghurt und Erdbeerjoghurt. Das wars aber auch schon, alles in allem nur Babysachen.
    Sicher trage ich eine Mitschuld weil ich ihn bisher auch nicht zum Essen bewegen konnte....
    Aber wann immer ich mit seiner Mutter das Thema anschneide um es zusammen in Angriff zu nehemen, ist für sie alles in bester Ordnung, das geht soweit das sie mir eine Geisteskrankheit unterstellt und ich mich untersuchen lassen sollte nur weil ich sage das ich Sorge habe mein Sohn könnte Enticklungsstörungen entwickeln oder krank werden.
    Jede Kritik prallt an ihr ab. Dazu kommt noch das er Bettnässer ist und seinen Pipidrang im Schlaf nicht bemerkt, aber auch das scheint sie nicht zu stören. Zu Bett geht er nie vor 21h was einfach viel zu spät ist und er schläft auch immer nur bei Mama im Bett anstatt in seinem eigenen.
    Nun bin ich mir sicher das das Kindeswohl bei ihr in Frage gestellt werden muss und ich überlege das alleinige Sorge und Aufenthaltsbestimmungsrecht zu beantragen.
    Was meint Ihr dazu ? Kann mir jemand Rat geben ?


    Vielen Dank im vorraus !!!

  • hallo und herzlich willkommen


    Gleich das alleinige Sorgerecht beantragen finde ich doch ziemlich drastisch!
    Ich würde es anders angehen! Zum Beispiel so:
    Das nächste mal wenn ich das Kind bei mir hätte, würde ich mit ihm das Essen zu einem Spiel machen.
    Ich würde verschiedene Lebendsmittel auf kleine Teller legen ohne das er es sieht. Mit verbundenen Augen würde ich ihm Stück für Stück in den Mund stecken. Nach jedem Stück sollte er dann sagen , wie es ihm schmeckt.
    Ich würde mit Dinge anfangen, die Kinder gerne mögen. Nutellabrot / Brötchen, Apfel, Banane, Fischstäbchen und so weiter.
    Zu dem Bättnässen: da würde ich einen Kinderarzt zur Rate ziehen und ihn Nachts wecken und zur Toilette bringen.


    Zudem würde ich mich beim Jugendamt erkundigen, die können dir genau sagen, was du tun kannst und welche Schritte du erstmal probieren kannst. Wenn alles nichts bringt, wird das Jugendamt dich auch unterstützen , wenn du das Sorgerecht beantragst.

  • Hallo ratloser Vater,


    herzlich willkommen.
    Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihren Sohn machen. Und es ist immer wieder so schade, dass sich Eltern, die getrennt leben, so schwer miteinander arrangieren können. Da wird die Verletzung, die zwischeneinander steht größer als das Wohl des/ der Kinder. Dass das in der Tat ratlos machen kann, kann ich gut nachvollziehen. Ich weiß nicht, wie Sie mit Ihrer ehemaligen Partnerin sprechen (können), ob "normale" Gespräche möglich sind, oder ob gegenseitige Vorwürfe und Angriffe im Vordergrund stehen. So wie Sie beschreiben, scheint leider eher letzteres zuzutreffen...


    Was Sie bezüglich der Essgewohnheiten Ihres Sohnes beschreiben ist sicherlich kein "gesundes" Verhalten. Was Sie selbst machen können, ist so wie Gilfy beschreibt, mit dem Essensthema spielerisch umzugehen und eine Art "Spiel" daraus zu machen. Die verbundenen Augen würde ich eher nicht anwenden, da das ein großes Vertrauen braucht, dass man sich auf solch ein Schmeckspiel einlassen kann. Das wäre aus meiner Sicht dann eher Phase 2 oder 3.


    Aber wieso nicht einfach mal die Spaghetti Bolognese gemeinsam selbst kochen inklusive Soße würzen? Auch könnten Sie mal Pizza selbst backen und diese gemeinsam belegen. Also einfach in ganz kleinen Schritten von den Fertigprodukten weglenken. Ebenso können Sie es mit dem Grießpudding machen und mit dem Joghurt. Ein selbst gemachter Grießpudding schmeckt einfach anders als ein fertig gekaufter. Kinder mögen eigentlich auch gerne selbst gekochten Milchreis, den man dann ja mit Apfelmus oder Zimt und Zucker oder mit Roter Grütze noch aufpeppen kann.
    Es ist wichtig, dass Ihr Sohn kennenlernt, wie verschiedenes Essen schmeckt und dass er auch ein Gefühl dafür entwickelt, das Essen aus der "Dose" einen anderen Geschmack hat als Essen aus dem Kochtopf. Schulen Sie ganz spielerisch seinen Geschmackssinn. Kinder kochen in der Regel gerne gemeinsam mit Ihren Bezugspersonen.


    Wenn das gut klappt - und das braucht Zeit und Geduld - können Sie neue Gerichte ausprobieren und ganz langsam mehr in Richtung gesunde Ernährung lenken. Aber das erst in einem 2. Schritt.


    Wegen dem Bettnässen würde ich Ihnen auch raten, zum Kinderarzt zu gehen. Es ist durchaus möglich, dass Ihr Sohn in seiner Entwicklung einfach noch nicht so weit ist, dass das mit dem Urinhalten nachts klappt. Natürlich können auch traumatische Erlebnisse und dazu gehört auch Trennung der Eltern und Streit/ Krisen zwischen den Elternteilen mit eine Rolle spielen, warum ein Kind (wieder) bettnässt. Lassen Sie das am besten einfach zuerst medizinisch abklären, um so organische Ursachen auszuschließen.


    Grundsätzlich ist es natürlich auch wichtig, dass Sie versuchen, mit Ihrer ehemaligen Partnerin ins Gespräch zu kommen, in dem die Sorge um Ihren gemeinsamen Sohn Thema sein sollte. Und in diesem Gespräch sollte es nicht um gegenseitige Vorwürfe gehen oder um Schuldzuweisungen, sondern darum, wie Sie beide Ihren Sohn am besten in seiner Entwicklung unterstützen können. Das ist nach einer Trennung nicht leicht, aber Sie sollten auf jeden Fall den Versuch wagen, miteinander zu sprechen. Dazu könnten Sie sich auch zur Vorbereitung beraten lassen, z.B. auf dem Jugendamt.


    Alles Gute
    Klara

  • Vielen Dank für den Rat an euch beide. Ich werde es mal genauso versuchen allerdings tatsächlich ohne die Augen zu verbinden, ich glaube das würde sonst nicht klappen. Vielleicht habe ich bisher zuviel Druck ausgeübt da ich immer eher mit Schimpfen und Moralpredigten versucht habe meinen Sohn zum Essen zu bekommen.
    Mit Spaghetti Bolognese selber kochen hatte ich es schon mal versucht aber ist auch schon ein Jahr her.
    Ich werde es mit Dingen wie Schokolade, Apfelmus, Banane und Milchreis für den Anfang versuchen.


    Die Kommunikation mit der Ex Partnerin stellte sich bisher immer als das grosse Problem dar, da sie sich bei jedem Einwand persönlich angegriffen fühlt.

  • Hi, kann es sein, dass da noch andere Probleme zwischen der Ex und dir schlummern? Finde es auch zu viel, gleich Sorgerecht etc. anzugreifen. Was sagt denn der Kinderarzt zum Entwicklungsstand und zur Ernährung, sicher hast du ein Auskunftsrecht? Wie läuft es mit der Schulspeisung?


    Aber ich kann voll verstehen, wie man sich reinsteigert, wenn Kinder nicht richtig essen, erleben wir auch regelmäßig...


    VG

  • Nein, andere Probleme gibt es eigentlich nicht mit der Ex. Immerhin bin ich auch froh das sie mir in Punkto Besuch und Umgang nie Steine in den Weg gelegt hat. Es ist nur so das sie meine Sorgen und auch meine persönlichen Erziehungsansichten nicht Ernst nimmt, anders gesagt was immer ich zu diesem Thema sage wird ins lächerliche gezogen.
    Angeblich sagt der Kinderarzt es ist alles in Ordnung mit seiner körperlichen Entwicklung, auch war er schon in einer Therapie wegen der Essstörung, das hat aber absolut nichts gebracht und war meiner Meinung nach nur Geldmacherei seitens des Therapeuten.
    Zur Schule nimmt er dann seine Puddings mit. Dort wo er lebt können 7 Erwachsene Familienmitglieder auf ihn einwirken, das sind seine Mutter, Oma und Opa sowie beide Uromas und Uropas, die alle in der unmittelbaren Umgebung wohnen und er ist fast täglich bei Oma/Opa.
    Aber ich habe immer das Gefühl das interessiert dort niemanden wirklich, deshalb bin ich ja auch so ratlos.
    Stattdessen wird dann jeder Supermarkt abgegrast um die Dinge die er mag Palettenweise ranzuschaffen anstatt ihm das Essen zu lehren. Alles in allem leiden die anscheined unter einem Verdrängungsproblem und die Pflicht sehe ich deshalb bei mir.

  • Das klingt wirklich nicht gut, diese Art der Versorgung kenne ich auch aus unserer Familie, wird dann gern mit dem Spruch "Der Körper verlangt das, was er braucht" gerechtfertigt. Gerade die Urgrosseltern wollen bei uns aber nur verwöhnen, kann ihnen das nicht verübeln, wenn man bedenkt, in welcher Welt und unter welchem Mangel die gross geworden sind. Wenn das aber solche Auswirkungen bei uns hätte, würde ich da sicher ähnlich reagieren,...

  • Hallo ratloser Vater!


    "Getroffene Hunde bellen" - heißt es... und sie bellen auf unterschiedliche Weise. Manche Menschen reagieren mit Aggression auf Kritik, andere damit, dem Gegenüber die Schuld zuzuweisen und wieder andere ziehen das, was man ihnen sagt, ins Lächerliche und wiegeln eben auf diese Weise ab.


    Ich finde es wichtig, dass Sie Ihre Sorgen klar kommunizieren und dass Sie konstruktive Kritik äußern und diese scheint absolut angebracht, so wie Sie das Essverhalten Ihres Sohnes beschreiben.


    Leider gibt es viele Eltern (oder auch Groß- und Urgroßeltern), die Schwierigkeiten haben, auch mal Nein zu sagen und klare Grenzen zu setzen. Und natürlich ist es viel einfacher, Supermärkte nach Fertigpudding abzugrasen, als sich mit dem Sohn bzw. Enkel auseinanderzusetzen, der sicherlich nicht erfreut reagieren würde, wenn man ihm seinen Pudding versagen würde, den er nun schon so lange bekommt. Hier wird wohl ganz offensichtlich Stress vermieden. Und es scheint viel wichtiger, Stress/Konflikte zu vermeiden, als sich einzugestehen, dass dieses Essverhalten auf Dauer ungesund ist. Hier wirken also definitiv auch Verdrängungsmechanismen.


    Sie können letztlich nur eins tun: Gegenlenken, wenn Ihr Sohn bei Ihnen ist - und außerdem immer wieder versuchen, vorsichtig die anderen Familienmitglieder darauf hinzuweisen und sie auch sanft zu ermutigen, den Pudding langsam abzusetzen oder zumindest zum Nachtisch zu deklarieren und die Ernährung des Kindes in gesunde Bahnen zu lenken. Offene Kritik stößt in dieser Familie leider auf "taube Ohren". Dennoch würde ich dranbleiben, aber eher Vorschläge machen als so offen zu kritisieren, denn das scheint ja wie eine Kriegserklärung zu wirken.


    "Steter Tropfen höhlt den Stein" - auch das sagt man....


    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und einen langen Atem.


    Klara

  • Ich kann es mir total schwer vorstellen, dass ein Kind anderes Essen verweigert. Wenn es zu Hause überhaupt nicht funktioniert, würde ich mich über eine Kur oder Ähnliches informieren. Irgendwo hin "in den Urlaub" und da gibt es eben nichts anderes. Er wird ja nicht freiwillig verhungern.

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