Vater akzeptiert Kind nicht - was tun??

  • Hallo ihr lieben,


    ich wende mich mit einem großen Anliegen an euch bei dem ich einfach an meine Grenzen stoße und momentan nicht weiter weiß.


    Mein Mann hatte selbst eine schwere Kindheit (Der Vater war Alkoholiker und hat versucht seine Family (meinen Mann, Schwester +Mutter) bei einem Autounfall zu töten, da war er etwa 5 Jahre alt. Die Mutter konnte dem ganzen ein Ende setzen und ihn verlassen so dass mein Mann zum größten Teil bei seiner Oma aufgewachsen ist.Ich denke das prägt sein jetztiges Verhalten auch in einiger Weise.


    Wir haben 2 Söhne, der eine ist 7 der andere 8 Monate alt. Bei dem großen wurde nach zahlreichen Tests ADHS festgestellt wogegen er jetzt Medikamente bekommt was natürlich in Bezug auf die Schule und Hausaufgabensituation erleichterung schafft. Jedoch hat er noch andere Probleme vorallem in seinem impulsiven Verhalten, Aggressivität, Wutanfälle, Umgang mit anderen Menschen. Er macht einem das Leben nicht einfach. Ich weiß genau dass er bei einem Verbot in die Luft gehen wird (ich versuche das Verbot so zu formulieren dass es nicht mehr so schlimm aussieht, ihm gleich Alternativen mit an die Hand zu geben etc.) ich bemühe mich wirklich sehr irgendwie den Familienfrieden zu bewahren aber es funktioniert einfach nicht das der Vater nicht mitzieht. Es ist mittlerweile soweit dass er ihn absolut nicht akzeptieren kann. Es wirkt so aus das der kleine oft ignoriert wird wenn der Vater mit ihm redet (ja ich weine jetzt auch beim schreiben von diesen Worten), das er nichts mit ihm macht und nur zu hören bekommt wie dumm er ist. Mein Sohn weiß selbst dass er zb in Deutsch total hinten dran hängt und das macht ihn selbst so fertig. Ich übe das lesen täglich mit ihm, bestärke ihn indem ich mich nach jedem Erfolg übertrieben freue und mit ihm durch die Wohnung tanze aber mein Mann macht schnell alles zu nichte. Natürlich haben wir oft darüber geredet, ich sage ihm so oft dass er anders mit ihm umgehen muss, dass er ihn akzeptieren lernen muss so wie er ist und ihn nicht dafür bestraft dass er nicht so ist wie er ihn gerne hätte... das er mal etwas mit ihm unternehmen muss (Vaterperson ist in diesem Alter besonders wichtig) und dass er ihn einfach mal SEHEN muss. Er sieht nicht seine Augen wenn er ihn mal wieder ignoriert und beschimpft, er sieht nicht wie er sich anstregend, er sieht nicht die guten Dinge, er sieht es einfach nicht. Ich habe so oft versucht ihm klar zu machen wie toll unser Sohn er ist, was er alles kann (und ja er ist wirklich ein starker, tapferer kleiner Junge der trotzdem er so viel aneckt und Schwierigkeiten hat nicht seinen Lebenswillen verliert, nicht resigniert und der beste große Bruder der Welt ist) aber er sagt nur er kann nichts mit ihm machen, er kann sich nicht "normal" gegenüber ihn verhalten. Es ist als ob er garnicht da ist.. er ist zwar Anwesend aber nicht präsent (falls das einen Sinn macht) ...und das ist nich nur meine Wahrnehmung sondern auch die der heilpädagogischen Tagestätte in der mein Sohn ist. ich möchte einfach das mein Mann lernt ihn zu akzeptieren, ihn als Mensch (als seinen eigenen Sohn!) wahrzunehmen, sich auf ihn freut, dass die beiden Spass miteinander haben (was für ein Traum) aber ich bin mit meinem Latein am Ende und weiß nicht mehr was ich machen soll.... ich versuche zu animieren dass die beiden was miteinander machen aber entweder wird von vornherein dagegen abgeblockt (oft beidseitig mittlerweile schon, früher nur von meinem Mann), oder es endet nach 2 Minuten im Disaster... es hat sich einfach eine unüberwindbare Distanz eingeschlichen...


    Mein letzter Ausweg erscheint mir eine Vater-Kind-Kur zu sein, für die mein Mann aber natürlich "keine Zeit" hat , er muss ja arbeiten...ja er weiß das man dafür freigestellt wird aber das ist seine Art zu sagen dass er es nicht will und zwingen kann ich ihn natürlich nicht, das bringt ja dann auch nichts.


    Die Trennung will ich nicht. Ich liebe ihn ja, will meinen Kindern den Vater nicht wegenhmen aber sein Verhalten schadet meinem großen gerade sehr und macht alles nur immer schlimmer... früher war es so schlimm da konnte mein sohn zeitweise die schule nicht besuchen (ist jetzt in der 2. Klasse)...


    Vielleicht hat ja hier jemand einen Rat. Bin für alles dankbar und vielen Dank fürs lesen und zuhören <3


    Liebe Grüße

  • Hm, ist es denn so, dass dein Mann es grundsätzlich einsieht, dass sein Verhalten falsch ist?
    Ich würde mir noch eine Alternative zur Kur suchen. Vielleicht regelmäßige Sitzungen bei einem Familientherapeuten o.ä.? Und dann würde ich ihn vor die Wahl stellen, würde ihm klipp und klar sagen, dass ich mir das nicht länger mit ansehe. Entweder er macht die Kur oder er geht über einen längeren Zeitraum zu solchen Sitzungen.
    Andere Ideen habe ich jetzt sponatn nicht. Du machst ja wirklich schon eine ganze Menge. Vielleicht hat Klara als Fachfrau noch einen guten Tipp.

  • Hallo Pumagirli,


    das, was Sie schreiben, macht mich auch traurig und auch wütend.


    Sie selbst haben ja schon so vieles versucht, um Ihrem Mann deutlich zu machen, wie wichtig er für die Kinder ist und wie wichtig dabei auch sein Verhalten ist.
    Es mag durchaus sein, dass er durch die Erlebnisse aus seiner eigenen Kindheit traumatisiert ist. Das kann aber nur eine Erklärung und darf keine Entschuldigung für sein jetziges Verhalten sein.


    Wenn Ihr Mann so große Schwierigkeiten hat, Ihren gemeinsamen Sohn anzuerkennen und mir ihm wertschätzend umzugehen, ist eine Vater-Kind-Kur sicherlich eine unglaubliche Überforderung, allein der Gedanke daran. Davon würde ich Abstand nehmen.


    Ich denke vielmehr, dass eine Therapie hilfreich sein kann und sogar notwendig ist. Ob Ihr Mann dabei zu einer Familientherapie geht oder auch eine Einzeltherapie macht, beides wäre ja durchaus möglich.
    Ich finde es wie Annike sehr wichtig, dass Sie Ihrem Mann ganz klar und deutlich sagen, dass er etwas verändern MUSS, dass er an sich arbeiten MUSS, denn er schadet massiv seinem eigenen Kind durch dieses ablehnende Verhalten. Das ist psychische und seelische Mißhandlung, was hier geschieht.
    Und Sie beide haben als Eltern Verantwortung für Ihre Kinder und damit auch Verantwortung für sich selbst, dass Sie Ihren Kindern nicht durch "Altlasten" oder sonstiges schaden.


    Klara

  • Eigentlich muss er es doch selbst einsehen. Gerade weil er selbst schlimme Erlebnisse in seiner Kindheit hatte. Er merkt doch an sich selbst, wie sehr sowas einen Menschen für sein ganzes Leben beeinflusst. Das kann er doch für seinen Sohn wollen.
    Ich würde auch erst Einzeltherapie o.ä. machen, denn so hätte er selbst auch eine Grundlage für spätere gemeinsame Therapie oder Kur.
    Wenn man das nun gleich als Vater und Kind zusammen macht, kann dies ein Kind bestimmt sehr überfordern.

  • Hallo pumagirli,


    wenn Ihr Mann so große Schwierigkeiten hat, Ihren gemeinsamen Sohn anzuerkennen und wertzuschätzen, wäre eine gemeinsame Vater-Kind-Kur eine regelrechte "Holzhammermethode", die im Grunde nur Druck und Stress verursacht und eigentlich nur scheitern kann.


    Der erste Schritt wäre, dass Ihr Mann seine persönlichen Schwierigkeiten in Angriff nimmt und an diesen arbeitet. Dies hat ganz klar mit der Übernahme von Verantwortung zu tun; VErantwortung für sich selbst und auch in seiner Rolle als Vater. Hierzu sollte er sich Unterstützung holen, denn alleine kann er dies vermutlich nicht bewältigen, denn sonst wären Sie als Familie nicht in dieser Situation.


    Klara

  • danke euch lieben. Mein Mann und ich hatten ein ausführliches Gespräch und er sieht selbst ein dass es so nicht weiter gehen kann. Da er nicht zu einer Therapie gehen möchte und sie beide wasserratten sind haben wir jetzt ein Wochenende im Tropical Island für die beiden gebucht. Wir hoffen das hilft.

  • Hallo pumagirli,


    der Begriff "Therapie" ist bei vielen Menschen leider negativ besetzt, was sehr schade ist. Viele denken dann, sie hätten versagt, seien selbst unfähig, ihre Probleme zu lösen, seien "Psychos", seien "verrückt".
    Das Wort Therapie kann regelrechte Ängste und schlimmste Befürchtungen auslösen.


    Dennoch denke ich, dass es Ihr Mann nicht schaffen wird, alleine alles aufzuarbeiten und diese schlechten Erinnerungen zu lösen etc.


    Es gibt außer Therapeuten auch Berater wie freie Coaches und Supervisoren. Das ist dann definitiv keine Therapie, sondern wirklich eine professionelle Beratung. Vielleicht kann sich Ihr Mann darauf einlassen?


    Klara

  • Hallo pumagirli,


    ich kann Pfiffi_k nur Recht geben. Ein einmaliger Ausflug von Vater und Sohn kann nicht aufarbeiten, was im "Argen" liegt. Solche Ausflüge und gemeinsamen Unternehmungen können sicherlich eine schöne Ergänzung sein und zeigen Ihrem Sohn zudem, dass er von seinem Vater wertgeschätzt wird, dennoch würde ich nach wie vor dringend ein Coaching oder sogar eine Therapie für Ihren Mann empfehlen.


    Klara

  • Ne, so ganz verstehe ich das auch nicht, aber man steckt nicht drin. Es gibt ja meist schon einen Grund, warum Menschen so sind. Wenn er aber sein Kind liebt, sollte es aber auch normal sein, dass er Bemühungen zeigt, sein Verhalten zu ändern. Wenn nicht, würde ich da schon meine eigenen Konsequenzen ziehen, aber auch das liegt immer an den beteiligten selbst.
    Ich wünsche euch auch alles Gute!

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