Ich verliere zu schnell die Nerven

  • Ich war eigentlich immer ein sehr ruhiger und gefasster Mensch, stressresistent kann man es auch nennen, nichts und niemand schaffte es, dass ich die Nerven verlor.


    Mit dem Kinderkriegen wurde es anders. Es gab eine Zeit, in der alles nicht ganz so rund lief. Stress auf der Arbeit, vor allem Stress mit dem Partner, dazu die Kinder. Zum ersten Mal gab es Situationen, in denen ich die Kontrolle verlor, mich selbst so hilflos fühlte, dass ich die Nerven verlor, herumheulte und losbrüllte.


    Jetzt ist alles wieder im Lot, schon eine ganze Weile. Aber ich bin nicht mehr wie vorher. Noch immer gibt es Situationen, in denen ich die Nerven verliere. Und das ziemlich oft. Beispiel: Ich reagiere über, fahre die Kinder ungerechtfertig zu sehr an. Sogar, wenn mir ein Kind unbeabsichtigt weh tut, mir z.B. die Finger in der Schublade einklemmt (als Beispiel), brülle ich los und schicke sie weg. Ich kriege es nicht mehr in den Griff, wie früher einfach "aua" zu sagen und gut ist, weil sowas einfach mal passieren kann.


    Es gibt so oft Momente, in denen mir alles zu viel wird, was aber eigentlich ganz normaler Familienalltag ist.
    Wie krieg ich meine Nerven von früher wieder?

  • Kommt mir leider auch alles viel zu bekannt vor. Ich glaube, dass man sich mittlerweile als Mutter einfach viel zu viele Gedanken macht. Einfach mal locker bleiben. Der Haushalt muss nicht immer perfekt sein und man muss auch nicht direkt nach der Elternzeit wieder 100% arbeiten.

  • Hallo Manuela,


    erstmal Danke für deinen Beitrag und deine Ehrlichkeit. Es ist nie einfach sich selbst einzugestehen, dass man überfordert ist aber ich freue mich, dass du den Mut dafür aufbringen konntest.


    Ich möchte dir die Möglichkeit einer Mutter-Kind-Kur ans Herz legen. Keine Mutter sollte sich dafür schämen mit der Arbeit des Erziehens überfordert zu sein. Wenn du es dir vorstellen kannst möchte ich dir auch die Inanspruchnahme eines Erziehungsbeistandes ans Herz legen. Das ist weder verwerflich, noch moralisch bedenklich. Ich bin mir sicher du bist eine tolle Mutter. Allein, dass du hier im Forum um Rat fragst zeigt mir das schon, denn du machst dir selbstreflektiert Gedanken über die Situation.


    Lass dich nicht unterkriegen! Ich bin mir sicher du tust dein Bestes für deine Kinder (ich konnte nicht herauslesen ob du Kinder im allgemeinen, also vllt im Beruf als Erzieherin, oder nur deine eigenen meinst).


    Solltest du als professionelle Fachkraft feststellen, dass du gegenüber Kindern in der Einrichtung schnell die Nerven verlierst, würde ich dir raten eine Supervision zu beantragen.


    beste Grüße

  • Es geht um meine eigenen Kinder.


    Doch wenn ich ehrlich bin, gefällt mir die Idee, einen Erziehungsbeistand in Anspruch zu nehmen, überhaupt nicht.
    Es muss doch auch eine andere Möglichkeit geben. Mein Stress ist schließlich weg, mir geht es gut, meine Kinder sind vergleichsweise unkompliziert und ich fühle mich im Grunde auch nicht überfordert.


    Es ist eher so, als wenn ich irgendwann eine unsichtbare Schwelle überschritten habe, was dazu geführt, dass ich manchmal überreagiere - in Momenten, die mir früher nichts ausgemacht haben. Manchmal ist es ganz impulsiv, manchmal sehe ich es kommen, z.B. wenn ich plötzlich drei Augen und fünf Arme gebrauchen könnte.


    Ich kann mir schlecht vorstellen, dass es weggeht, nur weil hier eine pädagogische Fachkraft herumspaziert. Urlaub nur mit den Kindern habe ich auch schon gemacht. Das war auch sehr schön, hat aber nichts geändert.

  • Man darf eine Mutter-Kind-Kur nicht mit Urlaub verwechseln. Eine Mutter-Kind-Kur ist mehr sowas wie ein therapeutisches Erholungszentrum mit methodischen Ansätzen die Beziehung zwischen Mutter und Kind wieder auf ein Gleichgewicht zu bringen, sodass weder das Kind, noch die Mutter unter Einflüssen des Alltags leiden muss, wenn dir zum Beispiel fünf Arme fehlen.


    Leider nehmen viele Mütter zu dieser wunderbaren, von der Kasse bezahlten, drei wöchigen, äußerst intensiven Mutter-Kind-Bindungs-Chance Abstand, weil sie es so interpretieren als stimme irgendwas nicht mit ihnen, dabei ist das humbug.


    Genau das Gleiche auch mit einem EZB. Ein EZB stiefelt nicht zwingend in der Wohnung herum. Er/Sie geht mit den Kindern z.B. auf den Spielplatz oder unternimmt andere Dinge mit ihnen. Auch hier kostet es viele Mütter einfach Überwindung sich diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist aber eigentlich nichts anderes als ein vom Staat Finanzierter, guter bis bester Freund mit einer "Babysitter"-Funktion. Ich bin selbst EZB beim Jugendamt und Betreue dort im Moment einen 14 Jahre alten Jungen. Dessen Mutter hat schlicht nicht noch mehr Zeit, ist aber im Prinzip auch nicht überfordert. Sie läuft aber im Schnitt auf 90%, kommen da 11% dazu, dann wird es emotional komplex und genau darum geht es. Die Erziehungsberechtigten in ihrem Alltag mit den Kindern zu entlasten, sodass das Kindeswohl nicht von Umwelteinflüssen des täglichen Lebens maßgeblich beeinträchtigt wird. Es muss nicht zwingend eine Identitätskrise o.ä. vorliegen. Es gibt Kinder, die werden von EZB betreut, weil der Vater keinen Sport mit ihnen macht (natürlich hängt da noch ein bisschen mehr dahinter aber tatsächlich ist das die Begründung, heruntergebrochen). Dann kommt der EZB zwei Stunden die Woche vorbei und geht mit dem Kind beispielsweise Schwimmen.



    Wenn du selber "überschwappst" und es auch kommen siehst, ist es eigentlich "nur" eine Frage der Zeit und deiner Selbstreflektionsfähigkeit und so wie du dich in diesen Situationen beschreibst mache ich mir keine Sorgen, dass du das schaffen wirst. :)

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