Hilfe! 15-Jährige nicht mehr kontrollierbar!

  • Hallo,


    ich wende mich an dieses Forum, weil ich wirklich total ratlos bin. Es geht um unsere 15-jährige Tochter. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll......
    Am besten ganz am Anfang. Meine Tochter ist im Alter von 5 Jahren von ihrem Onkel zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden, was ich als Mutter nicht bemerkt habe. Als es heraus kam, habe ich natürlich sofort jeglichen Kontakt unterbunden. Ich habe damals gedacht, indem ich es dabei belasse, schütze ich sie vor sämtlichen Folgen wie z. B. Aussagen vor Gericht usw. Heute weiß ich, dass dies mein größter Fehler meines Lebens war. Anstatt sie damit zu schützen, habe ich sie enttäuscht. Dies ist das was sie mir tagtäglich vorhält und dem ich nicht widersprechen kann. Ich leide seit dieser Zeit und es macht mich kaputt, aber wahrscheinlich ist das nichts im Vergleich zu dem was es mit meiner Tochter gemacht hat.
    Heute nimmt sie mich überhaupt nicht mehr für voll. Sie beschimpft mich tagtäglich, macht was sie will. An Uhrzeiten hält sie sich überhaupt nicht mehr und ich weiß nie, ob und wann sie nach Hause kommt. Ich versuche so oft es geht im Ruhigen und Vernünftigen mit ihr zu reden und ihr klar zu machen, dass ich mir Sorgen mache, wenn ich nicht weiß wo sie ist und wann sie nach Hause kommt. Sie blockt dann jedes Mal total ab und hält mir vor, dass ich mich nicht um solche Kleinigkeiten zu kümmern habe, da ich schließlich ihr Leben zerstört habe und es mich als sie klein war auch nicht interessiert hat. Aber das stimmt nicht. Ich mache mir immer Sorgen und Gedanken darum. Ich habe ihr angeboten, dass wir gemeinsam zu einer Beratungsstelle gehen. Aber das lehnt sie strikt ab. Hinzu kommt, dass sie seit ca. einem Jahr eine Essstörung hat. Auch dabei will sie keine Hilfe von mir oder irgendjemand anderem annehmen. Momentan eskaliert es immer wieder. Wenn ich sie anspreche, rastet sie total aus und wird selbst gewalttätig gegenüber mir. Da ich noch eine kleine Tochter im Alter von 3 Jahren habe, möchte ich nicht, dass diese das mitbekommt. Aber manchmal bin ich nicht schnell genug, um sie aus dieser Situation zu nehmen. Dann bekommt sie doch einen Bruchteil mit, fängt an zu weinen und bekommt Angst vor ihrer großen Schwester. Wie gesagt, ich versuche immer vernünftig mit meiner großen zu reden, aber das klappt überhaupt nicht. Sie ist sofort auf 180 und es eskaliert. Ich gehe dann meist weinend und hilflos aus dieser Situation. Normalerweise würde ich dies nicht tun, aber da versuche ich meine kleine Tochter zu schützen und wahrscheinlich mich selbst auch. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Ich bin völlig am Ende. Wenn ich meine kleine Tochter nicht hätte, hätte ich wahrscheinlich schon meine Sachen gepackt und wäre weit weg gegangen. Ich liebe meine große Tochter über alles und ich habe einen großen Fehler in ihrer Kindheit gemacht. Diesen würde ich gern ungeschehen machen, aber es geht nicht. Ich weiß nicht wie ich es wieder gut machen soll. Das habe ich ihr auch schon mehrfach gesagt, aber es wird einfach nicht besser. Vielleicht habe ich wirklich versagt. Und nun habe ich Angst, dass sich dies auch noch auf meine kleine Tochter auswirkt. Was kann ich nur tun? Ich bin der Meinung das meine Tochter professionelle Hilfe benötigt, aber sie verweigert sich. Ich kann sie doch da nicht mit Gewalt hinbringen..........

  • Hallo Nic,


    das ist ein sehr schlimmes Trauma, das Ihre Tochter und auch Sie selbst erlebt haben. Ihre Verzweiflung kann ich sehr gut nachvollziehen und ebenso das Verhalten Ihrer Tochter, die mit diesem Trauma und zudem mit Ihrer Pubertät zu kämpfen hat. Eine explosive Mischung, das verwundert überhaupt nicht.


    Ich möchte gar nicht viel fragen, denn im Grunde ist alles gesagt, was wichtig ist. Nur eines: Es kommt sehr häufig vor, dass bei Essstörungen (insbesondere Magersucht, aber auch bei Bulimie - und sehr häufig sind es Mischformen aus beiden Krankheitsbildern) eine sexuelle Gewalterfahrung wie sexueller Missbrauch, Nötigung oder mehr in der Vergangenheit der Betroffenen vorkommt.


    Ich möchte Ihnen dringend raten, selbst eine Beratungsstelle aufzusuchen, um sich als Mutter beraten zu lassen. Zum Einen, um das eigene Trauma, die Tochter als Kind nicht beschützt zu habe bzw. das schreckliche Erlebnis Ihrer Tochter nicht verhindert zu haben, zu verarbeiten, sich verzeihen zu können - und auch, um sich Rat und Hilfe zu holen, was die Essstörung Ihrer Tochter betrifft.


    Essstörungen sind eine sehr ernte Krankheit und können äußerst hartnäckig und schwer überwindbar sein, vor allem, weil die Betroffenen kaum krankheitseinsichtig sind. Bestehen Sie deshalb nicht weiter darauf, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter zu einer Beratungsstelle gehen und verabschieden Sie sich im Moment von dem Wunsch, Ihre Tochter zur Krankheitseinsicht bringen zu können, sondern suchen Sie sich zuerst für sich selbst Hilfe! Dann machen Sie den nächsten Schritt und helfen, soweit dies möglich ist, Ihrer Tochter.


    http://www.bzga-essstoerungen.de/


    Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute, liebe Nic!
    Klara

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