Wir leben in einer Zeit der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.
Vorbei die Zeit, als der Sohn Bäcker wurde, weil schon der Vater und der Großvater Bäcker waren. Vorbei die Zeit, als Frauen in der Regel keine Ausbildung hatten und sich als Hausfrau und Mutter definierten, sich mit Nebentätigkeiten und Hilfsarbeiterjobs zufrieden gaben bzw zufrieden geben mussten. Vorbei die Zeit der Abhängigkeiten vom anderen Geschlecht und von vorgegeben Richtungen.
Jugendliche haben heute so viele Möglichkeiten, ihr Leben zu entwerfen und zu leben, wie nie zuvor. Die Möglichkeiten der Berufswahl sind riesiger denn je. Die Zahl der möglichen Berufe, die erlernt werden können, scheint inzwischen beinahe grenzenlos. Auch auf dem zweiten Bildungsweg, über Abendschule, Berufskolleg, Zusatzqualifikationen etc. steht im Grunde nichts einer beruflichen Wunschkarriere im Weg - außer die persönliche Motivation und der Wille.
Das ist großartig - hat aber auch seine Schattenseiten.
Denn je größer die Auswahl, umso schwieriger wird die Wahl,
umso unentschlossener werden wir - aus Angst, wir könnten uns "falsch" entscheiden.
Eben diese riesige Auswahl wirkt auf viele junge Menschen wie ein umbezwingbarer, unüberschaubarer Berg.
Und ehe man sich dann zu schnell entscheidet und es möglicherweise bereut, entscheidet man sich dann vielleicht lieber einfach gar nicht.
In der Konsequenz sind wir Erwachsenen dann oft ratlos, wenn nicht gar wütend und frustriert. Wir fragen uns, was mit der heutigen Jugend los ist, warum sie so unentschlossen, so lustlos, so unmotiviert ist, so blockiert, so gleichgültig,
so lethargisch ....
Mein Tipp - einfühlsam und offen sein:
Machen Sie sich die Sonnen- und auch die Schattenseiten dieser unbeschreiblich großen Auswahl an Möglichkeiten zur Berufswahl (die unbeschreiblich große Auswahl an anerkannten und möglichen Berufen über Ausbildung, Berufskolleg, Studium, Aufbaustudium, Weiterbildung...) bewusst.
Machen Sie sich ebenso die Vor- und Nachteile bewusst, die die vielfältigen Möglichkeiten, sein persönlichen Leben zu leben und zu gestalten, mit sich bringen (Single, WG, Heirat mit oder ohne Kindern, Unverheiratet zusammenleben mit oder ohne Kindern, Mehrgenerationenhaushalt, Lebenspartnerschaft mit getrennten Wohnungen, Heterosexualität, Homosexualität, Hausfrau/ Hausmann und Eltern, Berufstätigkeit und Eltern, Mietwohnung, Eigentumswohnung, Haus zur Miete, Hausbau.....)
Mein zweiter Tipp - Verständnis zeigen und Mut machen:
Nehmen Sie die Zweifel und die Ängste von Jugendlichen, sich womöglich "falsch" entscheiden zu können und sich deshalb erst einmal lieber gar nicht zu entscheiden,
wahr und absolut ernst.
Ermutigen Sie Jugendliche, sich zu entscheiden und damit Verantwortung für sich und ihr eigenes Leben zu übernehmen - und dabei auf sich selbst zu hören, auf ihre eigenen Wünsche und Vorlieben, ihre eigenen Visionen und Träume.
Ermutigen Sie Jugendliche, sich so zu entscheiden, wie sie persönlich es für sich passend und richtig (emp-)finden, auch wenn dies vielleicht nicht Ihren eigenen Vorstellungen entspricht.
Machen Sie Jugendlichen dabei auch bewusst, dass man seinen Weg auch jederzeit korrigieren kann und darf, sollte er sich wider Erwarten als nicht mehr stimmig bzw. "falsch" erweisen.
Und machen Sie deutlich, dass Sie hinter Ihnen stehen und für sie da sind, sollten sie dies wünschen und brauchen.