Schulverweigerung: Schwänzen ist KEIN Spaß! Ungehörte Hilferufe...

  • Das Phänomen des Schulschwänzens und der Schulverweigerung gewinnt in der Öffentlichkeit und in der Wissenschaft zunehmend Aufmerksamkeit.


    Unter dem Oberbegriff "Schulversäumnis" ist von Schulmüdigkeit, Schulangst, Schulphobie, Schulvermeidung, Schuldistanzierung, Schulflucht, Schulverweigerung, Schulaversion und Schulabsentismus die Rede.


    Diese Begriffe haben eines gemeinsam:


    Kinder und Jugendliche entziehen sich in unterschiedlichem Ausmaß und aus individuellen Gründen der Schule.


    Nicht selten sind Eltern überrascht, wenn sie erstmals über das unentschuldigte Fehlen ihres Kindes informiert werden. Zunächst reagieren sie und häufig auch das Lehrpersonal mit bewertenden Gedanken zu einem Fehlverhalten:


    • „Mein Kind/ der Schüler/die Schülerin macht wohl blau!"
    • "Hat wohl keinen Bock auf Schule!“
    • "Hat wohl nicht gelernt vor der Arbeit!"
    • „Ich wäre früher nicht auf die Idee gekommen, nicht zur Schule zu gehen…alle gehen dahin! Ist da denn kein Respekt vor den Eltern/ der Lehrkraft?“...


    Der Begriff der Schulverweigerung ist inzwischen verbreitet. Er beschreibt häufiges Schule schwänzen. Eine Form abweichenden Verhaltens, welches sich durch unerlaubte Abwesenheit vom Unterricht zeigt und gegen die Werte und Normen einer bildungsorientierten Gesellschaft verstößt. Der Verstoß gegen die Schulpflicht ist eine
    Ordnungswidrigkeit, welche z.B. durch Bußgelbescheide sanktioniert wird.


    Schwänzen aus Spass!?


    Dass es für Schulverweigerung in der Regel „gute Gründe“ gibt, wird eher selten wahrgenommen.


    Schulverweigerung ist kein Spass!


    Schulverweigerung kann sich schnell zu größeren Problemen auswachsen.
    Als größere Probleme möchte ich an dieser Stelle beispielhaft die folgenden benennen: Ausdruck starker psychischer Belastungen, Nähe zu deliqueten Verhaltensweisen, niedriger bzw. kein Schulabschluss ist häufig Ursache für spätere Langzeit-Arbeitlosigkeit.


    So unterschiedlich, wie der einzelne Mensch ist, so verschieden sind die Gründe und Ursachen, nicht zur Schule zu gehen. Der Weg zur Schulverweigerung hat viele Meilensteine. Schulverweigerung beginnt nicht spontan und abrupt!


    Selten ist Schule allein der Auslöser. Häufiger sind es familiäre Probleme, die durch schulische Schwierigkeiten verstärkt werden. Viele Kinder und Jugendliche fliehen durch die Schulverweigerung aus Situationen, denen sie sich nicht mehr gewachsen fühlen.


    Einige Kinder und Jugendliche, mit denen ich in den letzten siebzehn Jahren gearbeitet habe, sagten vor allem eins: "Es tut gut mit Dir zu reden!"


    Viele Ereignisse- ungehörte Hilferufe- führen nach und nach zur endgültigen Verweigerung.


    Beispiele hierfür sind oftmals Versagens- und Zukunftsängste, Einsamkeit, Verlustangst, Selbstzweifel, Stress, Streit und Probleme mit Eltern oder Lehrern, Mobbing in der Klasse, ...


    ungehörte Hilferufe…


    Mit diesem Beitrag möchte ich Sie einladen, sensibel zu sein, Ihr Kind,
    Ihren Schüler, Ihre Schülerin, Kinder und Jugendliche in Ihrem Umfeld
    wahr- und vor allem ernst zu nehmen!


    Sprechen Sie sie an, zeigen Sie Interesse, hören Sie zu- geben Sie ihnen Wertschätzung, seien sie einfach für sie da!

  • Bekannt ist, dass das Schulgesetz den Schulbesuch vorschreibt.


    Die Schulpflicht endet nach Abschluss des zwölften Schuljahres bzw. mit Vollendung


    des achtzehnten Lebensjahres.


    Wer also vorsätzlich oder fahrlässig nicht seiner
    Schulpflicht nachkommt, handelt gegen das Gesetz und somit
    ordnungswidrig. Dies gilt für die Kinder, Jugendliche und ebenso für die
    Eltern und Erziehungspersonen!
    Letztere haben "Mitwirkungspflichten". Wenn sie diese nicht erfüllen, vernachlässigen sie ihre Fürsorge-und Erziehungspflicht.


    Beispiele hierfür sind:


    Kind/Jugendlichen nicht rechtzeitig zur Schule zu schicken.


    Das Kind nicht innerhalb der gesetzlichen Fristen zum Schulbesuch anzumelden (Vorsicht: Gesetze, Stichttage/Altergrenzen-Fristen!- ändern sich immer mal gerne!)


    Das Fehlen zu tolerieren, nicht zu hinterfragen, ohne Attest zu entschuldigen und somit zu unterstützen.


    Über 14-jährigen Schüler und Schülerinnen und ihre Eltern können für diese Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld bestraft werden. Die Höhe orientiert sich an
    der Hartnäckigkeit (dem Grad) des Fernbleibens von der Schule.
    Da Jugendliche selten eigenes Geld haben, kann das Bußgeld auch in soziale
    Arbeitsstunden umgewandelt werden.


    Hilfreiche und weiterführende Informationen zu Schulpflicht und Schulverweigerung, hilfreiche Projekte usw. finden Sie unter anderem unter folgendem Link:


    http://www.chancen-nrw.de/cms/front_content.php?idcat=148

  • Ich arbeite seit mehreren Jahren mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Schule gingen.


    Als hilfreich empfinde ich Gespräche!


    Gespräche über ein gemeinsames "Problem: Schulverweigerung".


    Gespräche...


    zwischen Eltern und Kind!


    zwischen Eltern und Lehrern (Schuldirektion)!


    zwischen Lehrern und Schüler/in!


    zwischen Lehrern und Schuldirektion!


    Gespräche über Gespräche... ;)


    zwischen Lehrern, Eltern, Kind/Jugendlichem!


    zwischen Kind/Jugendlichem, Lehrer/n, Eltern, Schuldirektion!


    zwischen weiteren Helfern, wie zum Beispiel Schulpsychologen,
    Schulsozialarbeitern, Erziehungsberatern, Jugendamt,
    Anti-Aggressionstrainer, Familienhelfer, Ärzte, Psycho-, Ergo-,
    Sprachtherapeuten, Selbsthilfegruppen
    usw.


    Sehr gerne verwende ich in meiner Arbeit (Bereich Hilfen zur Erziehung) folgende Fragestellungen, um Kooperationen herzustellen und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu erweitern:

    Wie muss Schule sein, damit Du hin gehst?


    Was kann wer anders machen, damit Du zur Schule gehst? Was ist hilfreich?


    Was muss wer machen, damit Du weiterhin nicht zur Schule gehst? Was ist schwierig?


    Was macht die Schule für und mit Schulverweigerern? Wer fragt nach Dir/dem fehlenden Schüler?


    Wann/bei welchen Themen machen Sie als Klassenlehrer/Klassenlehrerin Hausbesuche?


    Wer verweigert eigentlich was?


    Diese und andere Fragen haben sich in meiner pädagogischen Arbeit meist
    als Türöffner erwiesen, um Kinder, Jugendliche und ihre Familien an Gespräche mit der Schule heranzuführen oder Lehrer und Lehrerinnen für die Familiensituation ihrer Schüler und Schülerinnen zu sensibilisieren und zu motivieren, die Familie im ihrem Umfeld für ein Gespräch aufzusuchen.


    Ein wünschenswertes Ziel aller Beteiligten könnte sein, sich in das Boot des Kindes/Jugendlichen zu setzen, um gemeinsam mit ihm das Meer seiner Möglichkeiten zu entdecken!


    Oftmals gelingt es, über die Gespräche zum "Problem Schulverweigerung" die jeweiligen Handlungsmöglichkeiten aller Beteiligten zu erweitern, neue Perspektiven zu gewinnen und sich jeweils auf einen gemeinsam geplanten Lösungsweg zu begeben.


    Tipp: Veränderungsprozesse brauchen Zeit und Mut. Manchmal schmeißen hohe Wellen zurück! Gegenseitige Stärkung, Motivation, Teamgeist, Spucke und langer Atem sind erforderlich, um in ruhigere und seichte Gewässer zu gelangen.


    Viel Erfolg!


    Weitere hilfreiche Informationen, Anregungen und Ideen für alle Beteiligten:


    Praktische Tipps, Informationen, Arbeitsblätter zum Thema "Schulverweigerer und wie man am besten damit umgeht" entdeckte ich im buddy-Projekt.


    Die dort erhaltenen Anregungen empfinde ich als leicht nachvollziehbar und gut in die Praxis übertragbar. Ich möchte das Projekt an dieser Stelle empfehlen, da ich es als Impuls verstehe, weitere (präventiven) Projekte in den Arbeitsbereichen Schulsozialarbeit, in Grundschulen, Förderschulen, Hauptschulen, Gesamtschulen, Realschulen, Gymnasien, in der Kinder- und Jugendhilfe und in Vereinen zu entwickeln.
    www.buddy-ev.de


    Netzwerk innovative Schulen


    www.inis.stiftung.bertelsmann.de/set.htm


    BMBF Programm "Kompetenzen fördern-Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf" vom Deutschen Jugendinstitut (DJI)
    www.dji.de/schulmuedigkeit

  • Liebe Lehrer und Lehrerinnen,


    nehmen wir mal an, Jemand aus Ihrer Klasse erscheint morgens nicht zum Unterricht...


    Was passiert dann?


    Beginnt der Unterricht?


    Wird nachgefragt, ob Jemand weiß, wo xy ist?


    Was wäre wenn xy morgens das Elternhaus verlassen hat?


    Können Sie sich vorstellen, dass es hilfreich ist, unentschuldigtes Fernbleiben möglichst schnell im Elternhaus zu hinterfragen?


    Senden Sie positives Signale:
    Wertschätzung, Interesse und Kooperationsbereitschaft.


    Zum Beispiel: „Ich vermissse ihren Sohn/ihre Tochter und wollte mal nachfragen, was los ist? Ist er/sie zu sprechen?“


    Bieten Sie spätestens nach drei tägigem Fehlen ein Gespräch in der Schule oder im Haushalt der Familie an. Falls Sie Eltern nicht erreichen oder der Einladung nicht nachgekommen wird, kann durchaus eine schriftliche Sanktion (z.B. Tadel) sinnvoll sein. Bei mehrfachen Schwierigkeiten einer Familie, dass Kind/den Jugendlichen zum pünktlichen Schulbesuch zu bewegen, besteht die Möglichkeit der Schulzuführung (Rechts-und Ordnungsamt). Zudem hat sich in der Praxis als hilfreich erwiesen, sich parallel unterstützende Anregungen und Informationen vom Schulpsychologischen
    Dienst oder vom Jugendamt einzuholen. Regen Sie in der Familie die Kooperation mit diesen Stellen an und bieten Sie die Terminierung, Hinführung und Begleitung von Gesprächen an. Holen Sie sich für den familienspezifischen Austausch von der Familie eine schriftliche Schweigepflichtsentbindung ein. Einige Schulen haben diese vorliegen.


    Falls Sie all diese Schritte bereits gegangen sind, holen Sie sich weitere Helfer zur gemeinsamen Planung der weiteren Vorgehensweise ins Boot (Schule mit Jugendamt).

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