Was mache ich Falsch?

  • Hallo,
    ich bin eine alleinerziehende Mami und gehe jeden Tag Vollzeit arbeiten.
    Meine Tochter (geb am 11.03.2011)ist eigentlich ein sehr glückliches und zufriedenes Kind, im Augenblick aber beginnt der Stress schon morgens vor der Kita und endet mit dem zu Bett bringen.
    Ich hab ehrlich gesagt ein bisschen Angst das sie den Respekt vor mir verliert, sie fängt nämlich an mich anzuschreien und zu hauen wenn sie merkt das sie nicht weiter kommt mit ihrem Willen. :(
    Ich habe es sonst so gehandhabt das ich sie in ihr Zimmer gebracht habe aber da bleibt sie ja nicht mehr drin, Sie macht direkt die Tür wieder auf und weint und schreit weiter,
    Heute Morgen hat sie mich wirklich in den Wahnsinn getrieben damit und ich hätte fast mitgeweint weil ich wirklich kaputt bin von diesem Machtkampf , den sie jeden Tag aufs neue mit mir ausübt. ;(


    Habt ihr eine Idee wie ich auf ihr Verhalten reagieren kann?


    Ich freue mich über eine Antwort :)

  • Herzlich Willkommen hier im Forum und vielen Dank, dass Sie sich mit Ihren Sorgen an uns wenden. Es ist wichtig und ein guter Schritt, dass Sie sich Rat suchen, denn tägliche Machtkämpfe gehen, wie Sie ja selbst schon gemerkt haben, an die Substanz. Damit wir versuchen können, Ihnen einen hilfreichen Rat zu geben, wäre es toll, wenn Sie uns die Machtsituationen ein wenig näher schildern könnten. Vielleicht können Sie uns von ein paar typischen Szenen in Ihrem Tagesablauf berichten, bei denen Ihre Tochter auf Konfrontation geht und uns erzählen wie sie sich dann verhält. Diese Informationen können uns weiterhelfen, die Situation ein wenig besser einzuschätzen.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Dankeschön für Ihre schnelle Antwort.
    Ein Beispiel heute Morgen: Sie möchte sich partout alleine anziehen , ist ja eigentlich auch toll und überhaupt kein Problem, aber sie lässt sich nicht helfen wenn ich zb sehe das es mit der Strumpfhose nicht klappt. Und es hört sich etwas doof an aber wir haben morgens leider nicht so ewig lange Zeit.
    Sie wirft dann die Sachen auf den Boden oder zieht sie wieder aus und sagt mir klar und deutlich: Ich kann das alleine!
    Bei dem Pulli oder der Strumpfhose klappt es nur leider noch nicht so ganz.


    Gestern Morgen hat sie in der Kita bei der Garderobe einfach ihre Sachen in den Flur geschmissen anstatt sie ordentlich in ihr Fach zu legen. Ich habe sie aus der Gruppe zurückgeholt und sie aufgefordert ihre Schuhe in das Regal zu stellen. Da ist sie wieder total wütend geworden und hat sich auf den Fußboden geschmissen.


    Am Sonntag ging es um das Thema baden, zuerst wollte sie nicht, dann doch und dann wieder nicht.
    Es endete damit das ich ihr nur schnell die Haare gewaschen habe und sie dann wieder rausgeholt hab. Dann passte ihr das Handtuch nicht (es sollte pink sein anstatt blau) da hat sie sich regelrecht gewehrt gegen das abtrocknen und mich auch gehauen.


    Wenn ich sie dann in ihr Zimmer bringe in solchen Situationen schreit sie nur und weint vor Wut und bleibt auch nicht da drin. Wenn ich ihr sage, sie soll bitte aufhören udn das sie mir zb mit dem Hauen wirklich weh getan hat, fängt sie oft an meine Sätze wieder zu spiegeln. Also das sie in dem moment sauer ist sagt sie und das sie nicht in ihr Zimmer geht.


    Ich weiß in solchen Momenten irgendwie nicht mehr so richtig weiter :(

  • Hallo,


    vielen Dank für die Beispiele, sie helfen uns sehr, uns die schwierigen Situationen besser vorzustellen. Ihre Aussage, dass Sie morgens schlichtweg keine Zeit haben zu warten bis ihre Kleine sich tatsächlich komplett selbst angezogen hat, klingt keineswegs doof, sondern absolut nachvollziehbar. Bei den meisten Familien ist die Zeit morgens straff kalkuliert und lässt keinen Raum für Experimente oder Machtkämpfe.


    Ich habe aus Ihren Erzählungen allerdings nicht den Eindruck gewonnen, als wollte Ihre Tochter Sie tatsächlich in einen Machtkampf verwickeln oder als würde sie den Respekt Ihnen gegenüber verlieren. Für mich klingt es eher so, als wollte Ihre Kleine groß sein und gerät dabei an ihre Grenzen. Und das frustriert sie und Sie als nächste Bezugsperson müssen dann als Ventil herhalten.


    Dieser Wunsch nach Autonomie ist für das Alter Ihrer Tochter absolut normal und auch wenn es für Sie sicher sehr schwierig ist, braucht sie diese Prozesse, um sich selbst auszuprobieren und eben auch die eigenen Grenzen zu erleben. Sie versucht sich allmählich loszulösen, sei es durch weniger Hilfestellung oder durch Revolution gegenüber Ihren Entscheidungen.


    Ich denke, die Situation lässt sich am ehesten entschärfen, wenn Sie das Selbstvertrauen Ihrer Tochter stärken, in dem Sie ihr helfen, die Dinge, die sie gut kann, zu fokussieren. Wie wäre es mit einem Deal mit Ihrer Tochter? Bieten Sie ihr vielleicht an, dass Sie ihr ab jetzt morgens schnell beim Anziehen helfen, damit Sie anschließend Ihnen bei einer gaaanz wichtigen Aufgabe zur Hand gehen kann, die Sie ohne die Unterstützung der Kleinen nicht alleine bewältigen könnten – zum Beispiel beim Versorgen von Haustieren, wenn Sie welche haben, oder beim Packen Ihrer Arbeitstasche, was zu zweit viel besser funktioniert ;) . Das gibt Ihrer Kleinen enormes Selbstvertrauen und hilft ihr, über ihre Schwächen beim Anziehen besser hinwegzusehen. So startet der Tag bereits wesentlich ruhiger und das Frustpotenzial ist nicht bereits nach dem Aufstehen voll ausgeschöpft. Abends, wenn genug Zeit ist, darf sie dann sich ganz alleine fertig machen, ebenso wie an den freien Tagen.


    Mit solchen kleinen Tricks können Sie Ihrer Tochter auch gewisse Entscheidungsspielräume geben, die ihrem Autonomiebedürfnis entgegenkommen. Beim Baden zum Beispiel könnte sie zwischen heute oder morgen entscheiden und diese Entscheidung dann auch verbindlich mitteilen. Auch beim Handtuch rauslegen oder bei der Kleidung kann sie sich mit einbringen, denn selbst getroffene Entscheidungen vermitteln einerseits auch den Kleinsten ein gutes Gefühl und sind andererseits für sie auch verbindlicher.


    Wenn sich ein solcher Wutausbruch dann aber doch ankündigt, müssen Sie ein wenig ausprobieren, was Ihrer Kleinen am besten hilft. Ins Zimmer bringen hatte ja keinen großen Erfolg, dann bliebe als Alternative die Möglichkeit, dass Sie Ihrerseits den Kontakt abbrechen und rigoros das Zimmer, in dem Ihre Tochter rumtobt, verlassen und woanders hin gehen. Wenn dieses Verhalten Ihrerseits jedoch eine gewisse Verzweiflung bei der Kleinen auslöst, sollten Sie einen anderen Weg einschlagen und es damit versuchen, einen körperlichen Kontakt herzustellen, in dem Sie Ihr zum Beispiel einfach eine Hand ruhig auf den Rücken oder den Arm legen. Manche Kinder brauchen eine solche Berührung, um sich wieder zu fangen. In jedem Fall sollten Sie viele Worte vermeiden, denn für diese sind aufgebrachte Kinder absolut nicht empfänglich, sondern empfinden sie viel eher als weitere Provokation.


    Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dem einen oder anderen Ratschlag etwas helfen konnte und wäre froh, wenn Sie und am weiteren Verlauf teilhaben lassen.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Hallo Tanja,


    ich danke Ihnen für diese Antwort und Ihre Sichtweise. So hab ich es bisher noch gar nicht betrachtet und werde es in der kommenden Woche mit Ihren Tipps versuchen.
    Dieses Wochenende ist sie bei ihrem Vater, daher sehe ich sie nach Feierabend leider nur noch kurz :(


    Ich melde mich mal die nächsten Tage hier um Sie auf dem Laufenden zu halten und wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende :)


    Liebe Grüße
    Jenny

  • Hallo,


    ich wollte nur mal Bescheid sagen, dass meine Tochter sich im Großen und Ganzen wieder gefangen hat. Ich habe einen Weg gefunden mit ihrer Wut umzugehen und Sie hatten wirklich Recht, An manchen Tagen muss ich sie einfach nur mal in den Arm nehmen wenn sie so böse wird, dann ist das manchmal wohl alles auch etwas viel für sie. Unser Alltag richtet sich ja doch meistens immer nach der "bösen" Uhr.


    Heute Abend hat sie ihre Kitaverabschiedung und ab nächste Woche besucht sie dann den Kindergarten.


    Ich danke Ihnen für Ihre helfenden Worte! :)


    LG :)

  • Liebe Jenny,


    es ist toll zu hören, dass sich bei Ihnen so einiges zum Positiven entwickelt hat. Sie können wirklich stolz auf sich sein! Sicher ist es für alle Beteiligten sehr anstrengend, wenn der Alltag zeitlich straff durchkalkuliert sein muss und Sie haben sicher Recht, dass Ihrer Tochter das manchmal einfach zu viel wird und sie eben dann Dampf ablässt. Gleichzeitig ist es aber genau eine solche Struktur, die Kindern Sicherheit verleiht. So anstrengend der Alltag also auch ist, für Ihr Kind bringt er auch viel Positives mit sich.


    Mit dem Kitaabschluss wächst Ihre „Kleine“ dann ja jetzt auch zu einer „Großen“ heran und das ist für ihr Autonomiebedürfnis sicher etwas ganz Tolles und bringt vermutlich nochmals so manche Entlastung. Außerdem hat sie ja das große Glück, eine Mama zu haben, die auch in schwierigen Situationen nach einer echten Lösung sucht.


    Viele Grüße
    Tanja

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