Cousine aggressiv gegen meine Tochter (und auch gg. ihre eigene Schwester)

  • Meine Nichte (jetzt genau 4 Jahre) hat seit 2 Jahren Probleme mit ihrer Schwester (20 Monate) und meiner Tochter (28 Monate).


    Die Cousine schlägt die kleineren Mädchen regelmäßig ins Gesicht, oft so, dass kein Erwachsener es sieht und sie schubst auch ständig. Ihre Schwester hat sie ab Geburt immer wieder ins Gesicht gehauen und gezwickt. Beißen und Zwicken hat sich mittlerweile reduziert. Sie nimmt grundsätzlich Spielzeug ab und behauptet sie habe es zuerst gehabt (weil ihre Mama immer sagt wer zuerst damit spielt darf es behalten oder es soll gefragt und getauscht werden). Tauschen läuft übrigens so ab: ich will das haben, gib her. Spielzeug reißt sie meiner Tochter regelmäßig einfach aus der Hand. Die Cousine ist außerdem extrem eifersüchtig sobald ihre Eltern andere Kinder auf den Arm nehmen. Meine Tochter darf keinen Besitz ihrer Cousine anfassen (egal ob zB Schuhe, Trinkflasche, Spielzeug... Nichts! Und meine Tochter untersucht so gerne alles).


    Konkret sind das zum Beispiele solche Situationen:


    Situationen 1: meine Tochter kommt am Geburtstag ihrer Cousine zum Spielen dazu, während diese mit einem älteren Mädchen spielt. Meine Tochter nimmt aus dem Wasserspiel ein wenig Wasser. Die Cousine holt aus, will meiner Tochter ins Gesicht schlagen, Oma und Opa gingen dazwischen (wurde mir so von meinem Mann geschildert). Die Cousine will nicht im Spiel mit dem älteren Mädchen gestört werden,sagt das aber nicht (sie könnte das durchaus sprachlich regeln)


    Situation 2: wir sitzen bei Oma zum Kaffee die Cousine spielt teilweise alleine, teilweise mit den zwei kleinen Mädchen. Als wir nicht aufpassen schlägt sie meine Tochter ins Gesicht und schubst sie mit voller Wucht um. Meine Tochter ist dabei umgefallen und mit dem Kopf auf den Boden. Meine Tochter wollte sich wohl neben ihre Cousine auf ein Polster setzen. Ich sage der Cousine sie soll mich holen wenn meine Tochter sie stört, ihre Mama sagt es wird nicht geschubst, gehauen usw. Die Antwort : mach ich beim nächsten Mal wieder! Meine Tochter war extrem erschrocken und hat sehr geweint, wir konnten sie kaum beruhigen. Sonst ist sie nicht so aufgewühlt und ich bekomme sie schnell wieder beruhigt.


    Ich weiß nicht mehr wie ich noch ruhig reagieren soll, denn ich hoffte es wird irgendwann besser. Die Eltern reden zwar ständig mit meiner Nichte, aber Wirkung gleich Null. Ich hab Angst das die Cousine meiner Tochter schaden könnte oder meine Tochter das Verhalten spiegelt. Meine Tochter traut sich mittlerweile kaum mehr mitzuspielen und beobachtet viel, sie sichert sich auch bestimmte Spielzeuge (zB Puppe und Puppenwagen) bevor ihre Cousine kommt und gibt es nicht aus der Hand, sie teilt eigentlich gerne und ist sehr offen und aufgeweckt.


    Vielleicht kann mir jemand Tipps geben, so hab ich keine Lust mehr auf unsere Familientreffen ?(
    Die Eltern sind total inkonsequent in solchen Situationen, ihr Verhalten wird nur kleingeredet (leider von allen Erwachsenen, ausser meinem Mann und mir)


    VG K.

  • Hallo Kathinka! :)


    Zunächst: Ich finde, du hast vollkommen recht, wenn du dich um deine Tochter sorgst. Die körperlichen Übergriffe kommen ja scheinbar bei jedem Zusammentreffen vor (sie sind keine Ausnahme!) und gerade das absichtliche fest Schubsen ist extrem blöd, weil die 4jährige zwangsläufig mehr Kraft als deine knapp 2jährige hat. Da sind Stürze Kopf-Boden nicht unwahrscheinlich. Und unabhängig davon: Wie kommt ein Kind dazu, sich regelmäßig drangsalieren zu lassen?


    Ich sehe es absolut als KEIN Problem an, wenn Kinder in dem Alter (bis Grundschul-Alter etwa) AB UND ZU etwas handgreiflich werden. Das passiert meist in Situationen der emotionalen Überforderung. Bei der Cousine kommt aber scheinbar ein gewisser Vorsatz dazu. Die Emotion ist zwar vorhanden (Eifersucht), das Verhalten aber kein Ausdruck momentaner Überforderung, sondern durchaus ein bisschen "Berechnung". (Du schreibst ja sogar, sie sagt: "Mach ich das nächste Mal wieder!") Und da wird es kompliziert, weil dieses Verhalten ist sehr viel schwieriger zu durchbrechen, als eine momentane "Unpässlichkeit".


    Hier bräuchte es *eigentlich* die absolute Konsequenz der Eltern. Du schreibst, die Eltern reden mit der Tochter. Das bringt in dem Alter nur blöderweise absolut gar nichts. 4jährige sind - vor allem, wenn die Emotionen reinspielen - absolut nicht greifbar für irgendwelche Gespräche oder Argumente. Es hilft hier langfristig meist nur, das Kind als aus der Situation zu bringen und das ganz klar als Konsequenz auf das Verhalten.


    --> "Du schlägst XY? Wir müssen gehen! Geschlagen wird nicht!" (Und dann müssten die Eltern mit dem Kind halt wirklich gehen bzw. den Raum wechseln o.ä.). Für mich hört sich das grundsätzlich an, als gäbe es keine Konsequenzen für das Fehlverhalten. Erst damit würde man das Schlagen wahrscheinlich langfristig zumindest stark minimieren.


    Parallel dazu hilfreich: Positives Verhalten sofort bestärken ("Wow, das ist total lieb, wie du mit XY umgehst!" etc.) und ein wenig am Ego der Kleinen ansetzen ("Schau doch mal, wie dich die Kleinen bewundern. Sie möchten immer bei dir sein. Ich glaube, du bist ihre Heldin...").


    Spielzeug bzw. persönlicher Besitz: Da muss eine feste Regel aufgestellt werden. Spielzeug, das nicht von jedem bespielt werden darf, wird verräumt. Der Rest ist für alle da. Es liegt an den Erwachsenen, das durchzusetzen. Niemandem wird Spielzeug o.ä. einfach aus der Hand gerissen! Da muss man konsequent sein, dann klappt das auch. Das Verhalten selbst ("Keiner darf meins anfassen, aber ich selbst greife gerne zu!") ist in dem Alter absolut normal. Deshalb macht es eben auch Sinn, die absoluten Lieblingsdinge vorher zu "retten", damit das Kind dennoch das Gefühl hat, Kontrolle über die Situation zu haben bzw. Mitspracherecht über den eigenen Besitz.


    ---


    Eine Verhaltensänderung bei der Cousine wird nur klappen, wenn die Eltern/Großeltern (falls zweitere Betreuungspersonen sind) mitziehen. Du selbst kannst dahingehend vermutlich weniger erwirken, denn du bist für die Erziehung anderer Kinder nicht zuständig. Du kannst (und musst!) aber dein eigenes Kind aus der Situation nehmen.


    Wäre kein tatsächliches Bemühen (sprich: Konsequenz) seitens der Eltern vorhanden, würde ich persönlich die Kontakte wohl erst einmal ein wenig reduzieren. Meist dauern solche "Hau-Phasen" auch nicht ewig. Manchmal kann es ratsam sein, etwas aus der Situation zu gehen, bis sich die Lage entspannt.


    Ich wünsche euch jedenfalls viel Erfolg! :)


    (Mein Sohn ist damals bei der Tagesmutter übrigens von einem anderen Kind auch regelmäßig attackiert worden. Das ist wirklich eine sehr grenzwertige Situation als Elternteil, wenn es eben regelmäßig und absolut bewusst passiert. Und gegen Ende waren wir nur mehr ausnahmslos genervt. Da war das Grundproblem nämlich auch nicht das Kind im engeren Sinne, sondern der Vater, der das "Haudegen-Gemüt" seines Sohnes noch bestärkt hat)

  • Ich würde meinem Kind erlauben von Zuhause etwas was sie spielen möchte, mitzunehmen und wenn die Cousine das dann nehmen will würde ich es ihr verbieten und erklären warum. Diese Art wirkt oft Wunder!!!

    DAS würde ich auf gar keinen Fall tun. Ich kann nicht bestätigen, dass diese Methode Wunder wirkt - ganz im Gegenteil!


    Ich bin mir ziemlich sicher, was im Folgenden passieren würde: Die Cousine wird zähneknirschend einhalten, was die Tante ihr erklärt und verboten hat - und ihren Frust wenig später umso heftiger an dem Mädchen auslassen.

  • Nein, so ist es nicht. Bei meinen Enkeln war es auch so, der Große hat dem Kleinen nicht mal den Dreck unter den Fingernägel gegönnt und da habe ich das ganze nur einmal anwenden müssen und nun Teilen beide Kinder alles miteinander. Die zwei sind jetzt 5 und fast 4 Jahre alt.

  • Ich glaube, es ist manchmal ganz individuell, was nun genau hilft. Menschen sind verschieden, das gilt natürlich auch für Kinder. :)


    Bei manchen Kindern hilft es wohl, "Gleiches mit Gleichem" zu vergelten, weil so ein Reflexionsprozess in Gang kommt (Kinder sind nun mal sehr bei sich), bei manchen verschärft es die Situation...

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