Probleme mit ewigem Stillen

  • Vielleicht vorab: ich bin derzeit Hausmann und Vollzeit-Papa, meine Frau arbeitet (meist zuhause), und ich könnte etwas Hilfe gebrauchen:


    Hat jemand von euch auch solche massiven Probleme mit zuviel Stillen? Meine Frau stillt jetzt seit fast zwei Jahren. Ich fand das immer schön, bin definitiv niemand, der das verurteilt. Das Problem ist nur, dass es meiner Frau langsam zu viel wird. Sie jammert immer, bettelt den Sohn an, er möge doch bitte etwas anderes trinken gehen, möge spielen gehen. Sie schiebt die Verantwortung damit auf ihn ab, vermutlich weil sie es nicht schafft, nein zu ihm zu sagen, will das Stillen aber insgeheim nicht. Natürlich funktioniert das nie, der Kleine geht nicht „etwas anderes trinken“, und mit Kraft losmachen kann man ihn nicht, denn er hakt sich in der Brust fest, beisst im schlimmsten Fall sogar zu, wenn man versucht ihn wegnimmt.
    Immer ist es dann meine Rolle, angerannt zu kommen, ihn mit Spielsachen abzulenken und zu locken bis er loslässt und mitkommt oder ich ihn mitnehmen kann. Oft schreit er dann trotzdem wieder lauthals nach der Mami, heult, tobt, will zurück ins andere Zimmer zu ihr. Ich nehme ihn hoch, tröste ihn, kuschel mit ihm und singe ihm Lieder. Da beruhigt er sich zwar meist. Manchmal gerät er aber auch in einen totalen Tobsuchtsanfall, kreischt und schreit, dass die Nachbarn vier Stockwerke über uns ihn hören. Ich lasse ihn dann zu meiner Frau rennen, weil ich merke, dass das zu hart für ihn wird.
    Meine Frau hat ihm von Anfang an bedingungslos immer die Brust gegeben, (fast) völlig egal in welcher Situation und völlig egal in welcher körperlichen Verfassung sie war. Ich habe ihr früh schon gesagt, dass sie ihm nicht ewig ohne wenn und aber die Brust geben soll, zb wenn die Brust ihr arg weh tat. Vermutlich wäre das seine Chance gewesen, zu lernen, dass die Mama keine willenlose Tankstelle ist, mit der man machen kann, was man will. Ich bin mir sicher, dass er mit der jetzigen Situation dann deutlich besser umgehen könnte, denn bei uns häufen sich derzeit massiv die Probleme mit dem Stillen: er kann nicht an die Brust, wenn meine Frau onlinemeetings zuhause macht oder onlineseminare gibt, und meine Frau will auch einfach ganz oft nicht Stillen, ist körperlich am Ende, aber macht es trotzdem.
    Wenn er nicht trinken darf oder kann, muss der Kleine sehr sehr sehr oft weinen, ist frustriert und traurig, oder meine Frau bricht vor Stillen halb zusammen. Sie fängt neuerdings sogar an, ihm Süßigkeiten und Fernsehen anzubieten, damit er aufhört an ihr zu trinken. (Weswegen es regelmäßig Streit bei uns gibt, denn ich finde es unter jedem Niveau, Süßigkeiten und Fernsehen als Taktik für ein Kind unter zwei Jahren zu missbrauchen, und damit die nächsten Probleme schon vorzuprogrammieren). Ich habe mich schon lange darauf eingelassen, dass er zB Kuchen bekommt, weil meine Frau das von Anfang an unbedingt wollte, und mir der Streit deswegen zu viel wurde.


    Wenn ich alleine mit ihm bin, gibt es NIE solche Probleme wie mit dem Stillen. Er weint so gut wie garnicht, und wenn, dann nur zB weil er hingefallen ist. Ich tröste ihn, wir kuscheln und superschnell ist alles wieder gut. Kommt die Mama heim, geht das Heulen regelmäßig los.
    Meine Frau scheint darauf zu spekulieren, dass sie den Sohn „überreden“ kann, nicht mehr an die Brust zu wollen.
    Wirklich jedesmal, wenn er dann heult, komme ich gerannt, tue mein bestes, in wegzulocken, zu trösten, zu spielen. Das Schlimme ist, dass wenn das nicht klappt und er nicht weg von der Brust will oder zurück zur Mama möchte, dann wirft mir meine Frau vor, ich sei schuld an dem Ganzen. Sie schiebt mir den Schwarzen Peter zu, weil ich dagegen bin, ihm Süßigkeiten zu füttern oder weil ich (angeblich!!!!!) nicht komme und ihr helfe den Sohn „abzuzapfen“, wie sie immer so schön sagt.
    Ich finde nicht, dass ich verantwortlich dafür bin, dass die zwei ihr Problem in den Griff bekommen, springe aber trotzdem immer, wenn ich das Problem mitbekomme. Was soll ich denn da machen, ausser ihn ablenken und weglocken?! Müsste man nicht irgendwie anders darauf hinwirken können, dass der Kleine etwas langsamer machen kann, mit dem von der Mama Trinken???
    Und was kann ich denn überhaupt dazu beitragen?

  • Hallo Peter! :)


    Ja, da kann ich einiges dazu sagen. Habe zwei Kinder auch relativ lange gestillt (aber nicht ganz über den zweiten Geburtstag, also deine Frau stillt etwas länger). Das erste Kind musste sich hormonbedingt von selbst abstillen (war mit dem zweiten schwanger und die Milch blieb irgendwann weg), das zweite habe ich abgestillt - weil ich nicht mehr wollte!


    Zunächst: Deine Frau hat in der Babyzeit alles komplett richtig gemacht. Solange Milch die Grundnahrungsquelle darstellt, stillt man freilich nach Bedarf des Kindes. :) Ich habe jetzt nur ganz stark das Gefühl, es passt nicht mehr und für deine Frau ist der Zeitpunkt gekommen, abzustillen. Vor allem auch, weil es sich langsam mit ihren anderen Verpflichtungen spreizt (Telefonmeetings etc.). Du stehst als Partner auch dahinter. Fehlt nur noch der Zwerg, der natürlich (verständlicherweise!) andere Pläne hat und Altbewährtes möchte. ;)


    Großartig diskutieren (für Argumente ist ein Zweijähriger ohnehin nicht zugänglich ;)) und Alternativen anbieten (weg mit Süßigkeiten und Fernsehen als Ersatz, da hast du völlig recht!) würde ich gar nicht. Deine Frau muss fest hinter ihrer Entscheidung, abstillen zu wollen, stehen. Unsicherheiten bekommt der Kleine mit und dann wird es noch schwieriger. Euer Kind kann mittlerweile am Familientisch mitessen, das Abstillen wird keine traumatische Erfahrung sein, vorausgesetzt, die Welt, so wie er sie kennt - kuscheln, Nähe, Rituale,... - bleibt weiterhin unverändert bestehen.


    Grundsätzlich muss das Abstillen kein lang geplanter Prozess sein. Das kann schnell gehen auch. Ich selbst habe meine Tochter von jetzt auf gleich mit etwa 1,5 Jahren abgestillt. Mir war klar, es geht in dem Fall nur "ganz - oder gar nicht" (klingt bei euch auch ein wenig danach). Das war es vielleicht einige Tage lang ein wenig ungemütlich (natürlich verlangt ein älteres Kind halt vehement die Brust), dann aber auch wieder schnell gut. Tatsächlich war die Brust dann sehr schnell vergessen und kein Thema mehr. Ich habe parallel Tee getrunken, der die Milchbildung reduziert (Salbei und Pfefferminz) und "ausgestrichen", sobald die Brust anfing, wehzutun. (Ich weiß nicht, wie viel deine Frau tatsächlich noch stillt. Wenn mehr als "ab und zu", kann ein plötzliches Abstillen körperliche Beschwerden verursachen - Milchstau/Brustentzündung).


    Ich wollte übrigens schlicht (nach knapp über 4 Jahren Schwangerschaft-Stillen-Schwangerschaft-Stillen) auch nicht mehr und habe mir deswegen auch kein schlechtes Gewissen gemacht. Das war wichtig!


    Ich denke, beim Abstillen wirst du sehr gefragt sein. Beim Stillen älterer Kinder gilt meiner Erfahrung nach durchaus "aus den Augen, aus dem Sinn". Wenn du deine Frau während dieser Tage "aus der Schusslinie" nimmst und viel Exklusivzeit mit dem Sohn verbringst - ganz ohne "verlockende Brust", wird es ziemlich sicher leichter gehen.


    Ich würde diesbezüglich raten, euch an eine Stillberaterin zu wenden. Sie hat viel Erfahrung mit dem Abstill-Prozess, auch beim Langzeitstillen. Da bekommt ihr viele weitere praktische Tipps. Und sie kann euch in diesem Prozess begleiten, so ihr das möchtet!


    Alles Liebe,


    Dani!

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