Komme mit den Wutausbrüchen nicht mehr klar

  • Hallo Zusammen
    Mein Kind ist nun 24 Monate alt. Er ist ein sehr aufgewecktes Kerlchen. Spricht sehr viel und bekommt immer mehr mit als einem vielleicht lieb ist. Er kann sehr gut hören und sehen und verarbeitet alles umgehend. Zudem hat er ein unglaubliches Gedächtnis, welches er von sich aus abruft. Er hat nicht viel Geduld und kann es überhaupt nicht leiden von mir (also der Mama) getrennt zu sein. Und da kommen die Wutausbrüche und Heulkrämpfe ins Spiel. Es gibt Tage, da bekommt er bis zu 10 solcher Anfälle. Wenn es ganz schlimm ist, zetert er über eine halbe Stunde. Und das meist nur wegen Kleinigkeiten.


    Ich bin die meiste Zeit es Tages mit ihm allein und mit Oma und Opa macht er eher nur selten gern was. er will einfach immer bei mir sein.


    Und da genau liegt mein Problem. Die trotzphase hat er nun seit 10 Monaten und ich kann einfach nicht mehr. Und ehrlich gesagt, ich will auch nicht mehr. Ich bin einfach nur noch genervt und gereizt und bin wegen jedem bisschen direkt auf der Palme. Ich werde leider auch öfter laut, was allerdings daher kommt, weil er so dermaßen laut schreit und kreischt, dass man anders gar nicht bei ihm durchkommt. Er hat eine unglaubliche Lautstärke.


    Ich mache momentan alles falsch, was man nur falsch machen kann. Schimpfen, drohen, ignorieren. Ich hasse das Wort: Nein, aber es ist mittlerweile an der Tagesordnung.


    Ich habe null Möglichkeiten, mal eine Auszeit zu bekommen und somit schaukelt sich alles immer höher. Betreuung geht nicht und er will es ja auch partout nicht. Die Oma wäre ja verfügbar. Und sie ist eine tolle Oma zu ihm.


    Ich nehme nun neurexan in der Hoffnung, dass ich was ruhiger werde, hauptsächlich, weil mein Mann will, dass ich mich besser im Griff habe. Da er aber erst sehr spät von der Arbeit heimkommt, kann er mir sonst auch nicht wirklich helfen.


    Ich weiß aber so langsam echt nicht mehr weiter... ich hoffe so sehr, dass das nur eine Phase ist. Auf einen schönen Tag kommen immer gleich 10 schlechte. Ich würde alles dafür geben, wenn sich das mal ändern würde.


    Ich kann keinen Besuch bekommen, oder mal wo hingehen mit ihm. Er hat nur Unsinn im Kopf und lässt mir keine Minute. Ich kann nicht mal telefonieren.


    Bitte sag mir jemand, dass es besser wird......
    Und wie werdenich eine bessere Mutter??? Ich heule mir jeden Tag die Augen aus und es wird nur noch schlimmer, wenn er mir dann auch noch sagt "Mama hab dich lieb"
    Das hab ich doch gar nicht verdient im Moment...


    Und bitte, ich brauche keinen Ratschlag, dass ich mir Hilfe holen soll von außen.. das lassen die Umstände nicht zu, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Ich habe in meinem Leben vieles überstanden, auch das muss ich irgendwie allein schaffen.


    Danke fürs lesen.

  • Hallo Tyjaku,


    das du mittlerweile mit deinen Kräften und Ideen am Ende bist, kann ich nach deinen Erzählungen gut nachvollziehen...
    Also ich kann dir sagen, dass es anders wird, ob besser anders oder schlechter anders, dass liegt immer im Auge des Betrachters.
    Meine Tochter hatte auch immer wieder Phasen, an denen ich verzweifelt bin - mittlerweile ist sie 4Jahre alt und meiner Einschätzung nach ist sie immer noch derselbe Wirbelwind wie vorher, doch etwas vernünftiger - also sie kann Situationen die ich mit ihr bespreche, besser nachvollziehen... sie lässt sich schneller trösten und oft hat es auch geholfen, wenn ich sie in den Arm genommen habe und gesagt habe, das es ok ist, wenn sie jetzt wütend oder traurig ist... das hab ich natürlich auch nicht immer zu 100% geschafft - doch das brachte sie meist wieder runter.
    Erstaunt war ich, als ich ihr erzählt habe, als sie mal wieder richtig sauer war, wie es mir geht wenn ich sauer oder wütend bin - ich hatte den Eindruck, dass sie sich dadurch viel besser verstanden gefühlt hat und wir kamen darüber ins Gespräch, wann und warum wir hin und wieder wütend werden...
    Vllt ist dein Sohn dafür noch etwas zu jung, doch erklären, wie es ihm und dir gerade damit geht und wie du ihm jetzt vllt helfen könntest, das versteht er bestimmt.


    Wut und Trauer gehören zum Alltag dazu und das sollte man auch zulassen.
    Kinder haben oft Schwierigkeiten mit ihren Emotionen umzugehen und kommen da von alleine nicht raus...
    Wenn man dann selber noch wütend wird und das ist immer leichter gesagt als getan, es nicht zu sein, macht es die Situation schlimmer...
    Vllt kannst du in solchen Momenten einfach kurz das Zimmer verlassen und tief durchatmen und an die schönen Momente mit deinem Sohn denken - denn die habt ihr ja auch, die bleiben leider nicht so im Gedächtnis, wie die weniger schönen Momente!


    Raus gehen, auf den Spielplatz, Laufrad fahren, Ball spielen hat bei uns auch immer geholfen um den Kopf etwas frei zu bekommen!


    Glaub mir, du bist mit Sicherheit eine sehr gute Mutter... selbstkritisch, reflektiert, verständnisvoll - Nobody is perfekt und man wächst mit seinen Aufgaben - mal geht es besser, mal weniger gut...


    Jede Mama und jeder Papa machen solche Situationen durch... es ist auch immer davon abhängig welchen Charakter das Kind hat, manche sind da sehr ausdauernd, andere weniger.



    Viele Grüße

  • Die magische Zahl 2 soll besonders schlimm sein, habe ich gehört. ;)
    Im Grunde hat doch fast jeder von uns das Gefühl, dass unsere Kinder von eine Phase in die nächste Springen und alle davon mehr oder wenig anstrengend sind. Ich denke, bei den einen noch anstrengender als bei den anderen. Und wenn es ein Kind ist, dass selbst mit Frust noch nicht so gut umgehen kann, sind die Trotzreaktionen/Wutanfälle noch ein bisschen schlimmer. Es wird schon irgendwann vorbei gehen. :)

  • Hallo Tyjaku,


    ich kann auch sehr gut nachempfinden, dass Sie mit Ihren Kräften und vor allem mit Ihren Nerven am Ende sind. Schreiende und kreischende Kinder haben dazu eine beeindruckende Lautstärke, mit der sie aufwarten können, die nie wirkungslos bleibt, sondern immer etwas in uns auslöst.


    Kinder durchlaufen viele Entwicklungsphasen und ich stolpere immer wieder dabei über den Begriff "Trotzphase", denn im Grunde ist dieser Begriff eine ungünstige Beschreibung dessen, was da genau passiert.
    Ihr Kind ist 24 Monate alt und muss erst lernen, sich auszudrücken und mit seinen Gefühlen umzugehen. Das ist ein Lernprozess, der nicht nur für Sie als Mutter, sondern auch für Ihr Kind anstrengend ist. Seien Sie sich gewiss, dass es Ihrem Kind nicht gut geht, wenn es so brüllt und kreischt. Und dies geschieht keineswegs aus der Motivatin heraus, die Mama nerven zu wollen, im Gegenteil: Ihr Kind versucht, Ihnen etwas mitzuteilen.


    Ich kann Ihnen aus der Ferne nicht sagen, ob Ihr Kind einfach nur seinen Willen durchsetzen möchte und es nun Ihre Aufgabe ist, Grenzen zu setzen. Ich kann auch nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich um Wut handelt, die sich hier ausdrücken möchte. Es ist durchaus möglich, dass Ihr Kind mit Ängsten (Verlustangst tragen wir alle in uns, auch im Erwachsenenalter) zu kämpfen hat. Und ich vermute stark, dass hier große Ängste im Spiel sind, denn Sie beschreiben ja, dass Ihr Kind nicht ohne Sie , nicht ohne seine Mama sein möchte.


    Wut und Trauer gehören zum Alltag dazu und das sollte man auch zulassen.
    Kinder haben oft Schwierigkeiten mit ihren Emotionen umzugehen und kommen da von alleine nicht raus...
    Wenn man dann selber noch wütend wird und das ist immer leichter gesagt als getan, es nicht zu sein, macht es die Situation schlimmer...
    Vllt kannst du in solchen Momenten einfach kurz das Zimmer verlassen und tief durchatmen und an die schönen Momente mit deinem Sohn denken - denn die habt ihr ja auch, die bleiben leider nicht so im Gedächtnis, wie die weniger schönen Momente!

    Sie sind die wichtigste Bezugsperson für Ihr Kind! Und genau so scheint der Kleine auch zu empfinden. Und es macht ihm eine Riesenangst, wenn die Mama mal kurz weg gehen möchte.


    Ich kann Sie zudem nur darin bestärken, dass Sie auch mit Ihrem Sohn reden. Auch wenn er vielleicht noch nicht alle Worte versteht, so spürt er durch ihre Körpersprache und den Klang Ihrer Stimme, was Sie ihm vermitteln wollen. Ich meine damit: Versuchen Sie, Ihrem Sohn zu vermitteln, dass Sie ihn nicht verlassen/ alleine lassen wollen, dass Sie da sind, auch wenn Sie mal den Raum verlassen. Und üben Sie das "Alleinesein" oder das "bei der Oma sein" in kleinen Schritten, indem sie zuerst ankündigen, dass sie kurz rausgehen, dann rausgehen und nach ein paar Atemzügen kommen Sie dann wieder rein und gehen direkt auf Ihren Sohn zu und zeigen ihm mit Körperhaltung und Stimme, dass Sie da sind. Und seien Sie bei diesem Training geduldig und nehmen Sie auch Misserfolge in Kauf. Nach und nach können Sie die Zeitspanne erhöhen.


    Wenn Sie noch mehr Tipps brauchen, wenden Sie sich gerne auch an Ihr zuständiges Jugendamt und erkundigen Sie sich dort nach dem Programm "Elternseminare". Jugendämter bieten Fortbildungen/ Kurse für interessierte Eltern zu verschiedenen Themen an.


    Alles Gute!
    Klara

  • Hallo Janella


    Danke für deine Antwort.


    Aus dem Zimmer gehen kann ich gar nicht, dann dreht er total durch.


    Wo ich an meine absoluten Grenzen komme, ist die Tatsache, dass es so extrem viele Wutanfälle sind. Es sind ja gut und gern bis zu 10 Stück am Tag, weil irgendwas nicht nach seiner Pfeife tanzt.


    Ich erziehe ihn recht locker. Lasse ihn fast alle Erfahrungen selbst machen. Aber es gibt ein paar Grundsätze: keine Theater beim Essen, anziehen und wickeln. Und genau da gibt es immer und immer wieder Theater. Und wenn es morgens einmal passiert ist, dann weiß ich, dass der ganze Tag im Eimer ist. Denn dann ist seine Laune hin.


    Haben wirklich schon alles versucht, aber ab und zu hilft mal zu drohen (was ich eigentlich nicht möchte, aber wenn ich so derart am Ende bin, hilft einfach nur das).


    Andererseits ist er bereits sehr vernünftig und er hört auch gut zu. Er geht brav an der Hand an der Straße, rennt nicht, guckt nach Autos. Halt sich an der Treppe fest usw. Er ist wie sein eigener Zwilling. Oder dr. Jeckyl und Mr Hide...

  • Liebe Klara


    Vielen dank für Ihre Rückmeldung.


    Ich gehe auch davon aus, dass es viel
    Mit Angst zu tun hat und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mit seinem Theater oft auch nur testen will, ob ich da bleibe oder ihn allein lasse. So kommt es mir vor. Allerdings hab ich ihn ja noch nie so richtig allein gelassen. Daher weiß ich nicht, woher es kommt.


    Er schläft nachts durch, dennoch schläft er noch nicht allein. Da er morgens um 5 immer was trinken will und wenn man nicht bei ihm wäre, dann wäre er ab dann wach.


    Das mit dem Jugendamt macht mir sorgen. Ich will nicht, dass jemand das Gefühl hat, ich habe mein Kind nicht im Griff... zudem gibt es hier im Ort kaum Angebote für Mütter.


    Ich habe das mit seiner Oma schon sehr oft angesprochen, dass ich einfach mal ne Pause brauche, um selbst auch wieder runter zu kommen, aber ich stoße Familienintern nur auf wenig Verständnis, was alles noch komplizierter macht irgendwie.


    Aber selbst wenn es finanziell ging, mit so einer extremen Phase würde ihn sicher keine Kita nehmen. Und das will ich ja auch eigentlich gar nicht.


    Ich muss einfach irgendwie durchhalten. Nur dass wie ist d noch das Problem...

  • Hallo Tyjaku,


    Sie schreiben, dass Sie Ihren Sohn noch nie richtig allein gelassen haben. Er kennt das also gar nicht und Unbekanntes verunsichert und löst Ängste aus. Sie sind eine ganz wichtige, die Allerwichtigste Bezugsperson in seinem Leben und er reagiert entsprechend, wenn Sie ihn allein lassen wollen.


    Ich denke, Sie kommen nicht umhin, mit Ihrem Sohn das Alleinebleiben in kleinen Schritten zu üben. Üben Sie mit ihm, indem Sie ihm erklären, dass Sie gleich wieder da sind und verlassen sie dann den Raum, in dem er ist. Machen Sie die Tür hinter sich zu, warten Sie nur wenige Sekunden und kommen Sie dann zu ihm zurück. Begrüßen Sie ihn, lächeln Sie. Steigern Sie das Alleinebleiben ganz langsam, sodass Ihr Sohn lernt und vor allem erfährt, dass Sie auch wieder zurück kommen, also dass er sich auf Ihr Wort und auf Sie verlassen kann, dass er vertrauen darf.


    Ihre Formulierung "ich muss einfach irgendwie durchhalten" finde ich beunruhigend. Denn es geht hier nicht ums Durchhalten, sondern darum, dass Sie eine Lösung finden, mit der es Ihnen und auch Ihrem Sohn besser geht. Und glauben Sie mir, Sie sind nicht alleine damit. Es gibt viele Mütter, die diese Problematik auch kennen und mit ihren Nerven irgendwann ebenso am Ende sind wie Sie aktuell.


    Sie müssen mit Ihrem Sohn das Alleinebleiben üben, denn von alleine wächst sich das nicht raus.


    Die Jugendämter bieten Elternseminare an für Eltern, die sich gerne weiterbilden und in ihrer Erziehung weiterentwickeln wollen. Das ist Erwachsenen- bzw. Elternbildung und es geht überhaupt nicht darum, dass man Sie da dann komisch beäugt. Im Gegenteil: Bei den Elternseminaren sind die Teilnehmer Eltern, denen eine gute Erziehung wichtig ist und die es gerne "besser machen" wollen, also engagierte und verantwortungsbewusste Eltern.


    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Geduld und bin gespannt, ob Sie den Versuch wagen, mit Ihrem Sohn nun an das Thema "Alleinebleiben" herangehen werden.


    Alles Gute!
    Klara

  • Ich finde, du stellst die Forderungen an falscher Stelle. Kein Theater beim Wickeln und Anziehen klappt bei sehr vielen Kindern überhaupt nicht. Sattdessen wäre es vielleicht besser, wenn du dich auf andere Sachen konzentrierst. Aus dem Raum gehen, wenn er nach dir ruft, immer "Ich komme gleich" rufen und dann kommen und den Abstand mit der Zeit vergrößern.

  • Hallo Annike,


    ich finde das Trainieren, allein zu bleiben, auch sehr wichtig und würde mich auch darauf konzentrieren.


    Beim Wickeln oder Anziehen hilft es, wenn man mit dem Kind redet und ankündigt, was man machen will, also dass man nun gemeinsam die Windel wechselt, eine neue Hose anzieht usw.


    Klara

  • Hallo Tyjaku,
    Du bist nicht alleine. Mir geht es sehr ähnlich. Was mir etwas hilft ist, früh ins bett zu gehen und min. 6 st. zu schlafen. Dann habe ich am nächsten Tag mehr Kraft.
    Mit den Seminaren finde ich gut, nur wann sollen wir sie machen. Das Kind bleibt ja nicht ohne Mama. Und Abends bin ich persönlich so fix und alle.
    Ich versuche auf jeden Fall mit dem trainieren.
    Grüße

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