Ratlos! 2 1/2 Jähriger lehnt Mama ab und ist destruktiv und lustlos

  • Ich bin ratlos, daher wende ich mich an euch und hoffe, ein paar Tipps zu bekommen. Mit Sicherheit habe ich bei der Erziehung Fehler gemacht, aber ich sagte mir immer: Wer macht die nicht? Nichts ist perfekt und ich liebe meine Kinder. Aber manchmal frage ich mich in letzter Zeit, ob ich nicht wirklich doch etwas total falsch gemacht habe.


    Zur Vorgeschichte: Mein Sohn ist genau 2 1/2 und war bis vor knapp einem Jahr ein absolutes Mamakind. Er kam per Not-KS zur Welt und ich konnte ihn (aus verschiedenen Gründen) nicht stillen. Ich habe ihn total behütet und war immer um ihn herum. Er ist mein erstes Kind, das ich mir gewünscht habe und auf das ich mich gefreut hatte und ich habe ihn als Baby geherzt und geliebt über alles und ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Dann, als er 19 Monate alt war, wurde ich schwanger (auch wieder gewünscht und gewollt!!) und er hat sich im Laufe der Zeit immer mehr von mir distanziert und an Papa orientiert. Anfangs war das ganz angenehm, da ich sehr unter Übelkeit litt, aber irgendwann wollte er immer öfter nur mit Papa Dinge machen. Auch ok, dachte ich mir, kann ich mich ein bisschen ausruhen, war ich ja schon kugelrund.


    Irgendwann kam dann die Kleine, diese Genbrut total unkompliziert und natürlich und er war extrem eifersüchtig, sodass ich anfangs gar nicht glücklich sein konnte. Zu allem Überfluss war sie ein Baby das vielviel schrie und bekam den RS-Virus, wir mussten also eine ganze Zeit lang ins Krankenhaus kurz nach ihrer Geburt. Ich kann nicht sagen, wie schlimm das für meinen Sohn war, wir haben jedenfalls sehr "für ihn" gelitten und versucht, ihm die Zeit so schön wie möglich zu machen bei Oma und Opa und mit Besuchen von Mama am Wochenende (Zoo,Ausflüge etc.). Mittlerweile ist die Kleine gesund und munter, 4 Monate alt.


    Zum Problem:
    Ein persönliches, egoistisches Problem von meinerseits ist, dass er Papa so sehr bevorzugt. Er will mit ihm schlafen gehen, er will lieber Papa zu Hause und Mama solle doch weggehen (arbeiten) und er will von mir keine Windel etc. Das ist oft extrem kränkend. Auch wenn ich mir sage er ist ein Kind und es ist eine Phase (hoffe ich). Wie ich damit umgehen kann, weiß ich nicht. Warum das so ist - so extrem habe ich das bei anderen noch nie beobachtet - weiß ich nicht.


    Er kann sich nicht alleine beschäftigen, das ist exremst anstrengend. Vor allem seitdem die Kleine auch noch da ist. Die Tagesmutter zu der er jetzt vormittags geht, berichtet das auch, dass er sich nicht allein beschäftigen könne, so habe sie das noch nicht erlebt. Meistens bräuchten die Kinder nur einen Anstoß etc.


    Er spielt nicht mit seinen Spielsachen. Banal, ja. Aber er spielt mit allen Dingen, mit denen er nicht spielen soll! Er zerlegt/zerreißt das Mobile seiner Schwester. Er räumt Laden aus, verschmiert Wimperntusche, will mich eincremen, klopft auf Dingen herum, blättert meine Mappen durch, will mit meinen Stiften malen etc. Auch in die Hausarbeit einbinden (wie oft habe ich ihn gebeten mir beim Wäsche aufhängen zu helfen, mit mir zu kochen etc.) funktioniert nicht.


    Er tut seiner Schwester weh. Oft weiß ich nicht mal ob bewusst. Er herzt sie und will sie halten oder streichelt sie und im nächsten Moment haut er sie oder drückt ihre Hand fest zusammen.


    Er fragt immer wieder und wieder ob er am Computer ein Video sehen darf. Und das dauernd - wohl weil er nicht mehr so oft darf. Eine Weile - als die Kleine so viel schrie und krank war - habe ich ihn (auch zu ihrer Sicherheit beim füttern) Videos schauen lassen. Nicht ideal, aber es ging nicht anders. Es waren immer ca. 10-15 min und das 3-4 mal am Tag, meist beim Stillen oder wenn sie sehr arge Koliken hatte. Auch als er dann krank war (auch RS-Virus) durfte er schauen und jetzt ist es so, dass er in der Früh und zu Mittag vor dem Schlafen 10-15 min schauen darf, absolute Obergrenze ist 30 min am Tag. Er meckert aber trotzdem ständig, sodass ich so gerne es ganz verbieten will, aber das ist dann mit noch mehr Gejammer verbunden. Und wenn er sich in das Gejammer reinsteigert macht er gar nix mehr, kein Spielen etc.


    Wer hat einen Rat?

  • Ich muss noch dazu sagen, dass ich mir den Mund fusselig rede und erkläre warum was nicht und was schon gemacht werden kann. Auch die Kurzversion schon probiert und NEIN gerufen und ihn geschnappt und weggetragen (wenn er z.B. die Schwester haut). Irgendwie fruchtet nichts. Wenn ich zu viel rede, nimmt er mich nicht ernst. Wenn ich zu streng bin, weint er.


    Und zur Erklärung: Ich schrieb, er durfte Videos sehen auch zur Sicherheit der Schwester... durch/nach den RS-Virus hatte die Kleine Probleme beim Atmen und das Stillen war zusätzlich schwer. Und schon so hätten wir Ruhe gebraucht, da beim ersten Kind nicht gestillt und auch noch neu für mich als Mama.
    Mein Sohn wollte uns immer nur einfach stören, hauen, rumschreien etc.


    Das ist mittlerweile kein Problem mehr, weil wir - auch weil das Stillen so schwierig war - auf Fläschchen umgestiegen sind mit 3 Monaten.

  • Hallo laempi,


    herzlich willkommen!
    Vielen Dank für Ihre ausführlichen Schilderungen Ihrer Situation. Ich finde es toll, wie reflektiert Sie die ganze Lage betrachten und wie offen Sie zudem damit umgehen, dass aus Ihrer eigenen Sicht wohl nicht alles "perfekt" gelaufen ist oder läuft. Ich denke, dass wir stets unser Bestes geben und versuchen, eben das, was in unseren Möglichkeiten liegt, aber dass wir uns dennoch auch stets weiterentwickeln können, wenn wir dies wollen.


    Sie scheinen eine sehr liebevolle Mutter zu sein, die Ihre beiden Kinder sehr liebt und Sie nehmen Ihre Fürsorgepflicht dabei auch sehr ernst. Sie sorgen sich sehr um das Wohl Ihrer Kinder und sind sehr für Ihre beiden Kinder dankbar.


    Ich kann gut verstehen, dass Sie gekränkt und verletzt sind, dass Ihr Sohn sich nun so sehr an den Papa klammert. Und Sie haben ja bereits selbst erkannt, dass dies ein egoistisches Thema Ihrerseits ist. Dennoch ist es absolut menschlich, dass Sie dieses Verhalten verletzt, nur persönlich nehmen sollten sie das dennoch nicht.


    Ihr Sohn ist ein Kleinkind, Ihre Tochter ein Säugling. Und für Ihren Sohn ist es sicherlich eine riesige Umstellung, dass er nun nicht mehr das einzige Kind ist, zumal Sie ihn ja sehr bemuttert und behütet und geherzt und verwöhnt haben. Es ist eine Kunst, das "richtige" Maß zu finden, und vom Umsorgen nicht ins Überbehüten zu fallen, um vom Herzen und Liebhaben nicht in ein "Emotional-erdrücken" zu rutschen. Ihrer Beschreibung nach war er eine ganze Zeit lang Ihr "Prinz", Ihr "Herzblatt", Ihr "Traum- und Wunschkind".
    Mit Ihrer zweiten Schwangerschaft kam die Veränderung.... und das starke Behüten, Herzen, Umsorgen kippte in eine andere Richtung, denn durch Ihre Übelkeit und dann durch das schreiende und zudem zuerst kranke zweite Kind mussten Sie sich um sich selbst und dann eben um das zweite Kind mehr kümmern. Ihr Sohn hat damit weniger Aufmerksamkeit bekommen, als es es bis dahin gewohnt war. In seinem Alter kann er damit noch nicht rational umgehen, sondern nur rein emotional. er fühlt sich vernachlässigt, er fühlt sich zurückgewiesen, er versteht in seinem Alter noch nicht richtig, warum Sie sich so anders verhalten (haben), sondern ihm fehlt schlicht und einfach seine Mama, die er ja zu 100% für sich alleine hatte. Und er scheint auch tatsächlich eifersüchtig auf seine kleine Schwester zu sein, so wie Sie es beschreiben, denn plötzlich soll er seine Mama auch noch teilen, obwohl sie ihm doch ganz alleine gehört hat.


    Es ist wichtig, dass Sie einen Weg finden, einen Mittelweg... in dem Sie sich um beide Kinder kümmern und jedes von den beiden seine Aufmerksamkeitsphasen von Ihnen als Mutter erhält. Und zudem ist es wichtig, dass Sie auch gut für sich selbst sorgen, denn sonst reiben Sie sich auf Dauer auf und haben keine Kraft mehr, um Ihre Mutterschaft mit zwei kleinen Kindern gut zu managen.


    Überlegen Sie sich, wann Sie mit Ihrem Sohn spielen können, ohne dass das Baby dabei ist. Wann können Sie mit Ihrem Sohn kuscheln, ohne dass das Baby auch gekuschelt wird? Beide Kinder brauchen Zeiten, in denen sie Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen.


    Dass Ihr Sohn so schlecht alleine spielen kann, kann auch daran liegen, dass er das bisher schlicht nicht können musste, weil Sie ja stets bei ihm waren und ihn so sehr umsorgt haben. Hier können Sie nur mit ihm üben, dass er Schritt für Schritt auch lernen kann, sich mit sich selbst zu beschäftigen.


    Ich hoffe, meine Gedanken helfen Ihnen weiter.


    Klara

  • Eigentlich ist es das schönste auf der Welt, wenn zwei Kinder so dicht beieinander geboren sind. Sie haben eine viel engere Bindung als Kinder mit großem Altersunterschied. Und weil einer eben doch der ältere ist, kann man genau dieses Kind ganz toll mit einbeziehen. Zusammensitzen, beim Stillen zuschauen, "Ei" machen, sich kümmern,...
    Wenn es aber kippt, müssen Grenzen her, ganz klar. Aber eben nur in diesem einen Moment. man darf das Kind deshalb nicht weiter ausschließen, indem man es anders ablenkt, damit es aus der Quere ist.


    Dass dein Sohn der Prinz ist und es diese Cut gab, sodass er deutlich bemerkte, jetzt nur noch zweite Geige zu spielen, ist natürlich etwas blöd gelaufen.
    Ich würde mich zunächst darüber freuen, dass er mit dem Papibezug einen kleinen Ausgleich gewonnen hat. Wer weiß, ob es nicht alles noch schlimmer wäre, wenn es den nicht gäbe.

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