Elternteil in Haft

  • Hallo zusammen,


    da ich jetzt kein passendes Thema gefunden habe, erstelle ich einfach ein Neues.


    Wie der Titel schon sagt erwartet den Vater meines Kindes, von dem ich getrennt lebe, bald höchstwahrscheinlich eine Haftstrafe.


    Mich ärgert das ungemein, da er das Ende der Schwangerschaft und die ersten zehn Monate vom Leben des Kindes schon verpasst hat, da er damals einsaß. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch zusammen und da unser Sohn damals die Situation ja gar nicht anders kannte und noch so klein war, war es damals auch keine Schwierigkeit ihm das beizubringen warum und wieso.
    Jetzt ist er fast vier Jahre alt und nach einigem Hin und Her hat sich endlich ein regelmäßiger Umgang mit dem Vater ergeben, was alle Beteiligten viel Nerven und Arbeit gekostet hat. Nun soll diese Regelmäßigkeit wieder (durch reine Dummheit, wie ich meine und was mich noch mehr ärgert) unterbrochen werden.


    Die Bindung zwischen Vater und Sohn ist endlich wieder so wie sie sein soll, eng und vertraulich, sodass der Kleine seinen Vater schon kurz nach dem Umgang, der jeden zweiten Samstag ganztägig stattfindet vermisst und wir schon einige spontane Stunden eingeschoben haben, je nach dem wie er eben Zeit hatte und es sich ergab.
    Ich weiß absolut nicht wie ich dem Kind jetzt klarmachen soll das diese Umgänge nicht wie schon vom Kind gewünscht ausgeweitet werden bis hin zur Übernachtung und zum Wochenende sonder ganz im Gegenteil, wieder wegfallen. Natürlich wollen wir versuchen sooft wie möglich Besuche wahrzunehmen aber im Gegensatz zur ersten Haft nimmt er das ja jetz auch wahr, in welchem Umfeld wir seinen Vater besuchen, ausserdem weiß ich nicht wie regelmäßig ich das zeitlich bewerkstelligen kann/soll. Und mehr als eine Stunde die Woche ist das dann ja sowieso nicht.
    Ich hab wirklich Angst wie sich das auf den Kleinen auswirkt und weiß nicht wie ich ihn auffangen soll, wenn er seinen Vater vermisst und wir eben nicht wie bisher einfach schnell anrufen bzw ein Treffen ausmachen können.


    Habt ihr Erfahrungen mit dem Thema? Wie soll ich meinen Sohn darauf vorbereiten? Geplant ist auf jeden Fall ein Abschiedstreffen sobald wir den Haftantrittstermin wissen, bis dahin wollen wir die Umgänge beibehalten und spontan soviel einschieben wie geht. Gibt es irgendwelche Dinge/Ausgänge/ Extrabesuche die der Vater im Gefängnis beantragen kann? Wie fange ich das Kind auf und wie erkläre ich ihm die Situtation? Bin wirklich am Verzweifeln..


    Danke im Vorraus, Martha

  • Liebe Martha,


    zuerst einmal ein herzliches Willkommen von mir!


    Ich bin bestürzt, in welcher Situation Sie sich befinden und ich kann Sie gut mit Ihren Sorgen und Befürchtungen verstehen, was das Seelenleben Ihres Sohnes betrifft. Und andererseits muss ich sagen, macht mich Ihre Geschichte auch wütend.
    Nicht Sie, sondern die Unverantwortlichkeit des Vaters Ihres Sohnes. Es muss einiges vorfallen, um eine Haftstrafe verbüßen zu müssen..... und nun soll schon eine weitere, eine zweite Haftstrafe folgen?


    Ich fände es richtig, möglichst offen mit dieser Situation umzugehen und Ihrem Sohn zu erklären, warum der Papa ins Gefängnis muss und dass muss er sicherlich nicht, weil er alles gut und "richtig" gemacht hat. Auch zu kommunizieren, wie enttäuscht Sie selbst von ihm sind, finde ich wichtig. Sie machen damit ja nicht den Vater schlecht, sondern sind ehrlich und zeigen Ihrem Sohn Ihre persönlichen Gefühle, die er ohnehin - zumindest unbewusst - wahrnehmen wird.


    Ihren Gedanken, ein Abschiedstreffen stattfinden zu lassen, finde ich gut. Aber ihren Sohn auch während der Haftstrafe so oft wie möglich zum Vater zu bringen, finde ich wiederum bedenklich. Es ist absolut verständlich, dass Sie sich eine Beziehung zwischen Vater und Sohn wünschen, "wie sie eben sein soll", eng und vertraulich. Aber wie soll in dieser Lage eine enge und vertrauliche Beziehung bestehen bleiben? Es stehen so viele Gefühle im Weg: Wut, Ärger, Enttäuschung, Zorn, Entsetzen.... Und auch Ihr Sohn hat das Recht, enttäuscht von seinem Vater zu sein.


    Ich denke, es könnte für Sie und auch Ihren Sohn hilfreich sein, sich Untersützung und Rat bei einer Familien-Beratungsstelle zu holen.


    Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft!
    Klara

  • Hallo Klara,


    nun ja man kann nicht wirklich sagen viel vorgefallen, zumindest beim aktuellen Fall handelt es sich "nur" um Schwarzfahren, das unbeabsichtigt weil seine Monatskarte abgelaufen war, das kann natürlich jedem mal passieren, allerdings nicht während der Bewährungszeit und soweit ich weiß bekommt man auch erst ab dem dritten Mal Schwarzfahren eine Anzeige. Soviel dazu, wirklich viel kann man aber vom Vater auch nicht verlangen, der ist halt so, wie ich leider zugeben muss. Habe in einem anderen Thread ja schon über seine Alkoholproblematik geschrieben. Und auch sonst ist er eher einfach gestrickt, bin nicht umsonst getrennt von ihm... .


    Ist aber auch egal, Fakt ist das er und der Umgang dem Kind gut tun also finde ich es auch gut.
    Naja ich weiß nicht ob ich dem Kind das so erklären kann wo sein Vater wirklich ist, bin mir nicht sicher ob er das versteht oder nicht noch mehr verwirrt wird. Ich hätte ihm gesagt das Papa im Urlaub ist, da er auch regelmäßig für eine Woche bei seinen Großeltern Urlaub macht, ist ihm also ein Begriff.


    Und zu den Emotionen: tatsächlich bin ich einfach nur fassungslos wütend wie man so egoistisch und dumm sein kann. In einem Gespräch über die Situation kam von seiner Seite aus auch nur kurz Einsicht bevor er dann über die böse Richterin die ihn "unbedingt einsperren wollte" und die ganze blöde Justiz geschimpft hat und von mir Mitleid wollte weil ja alle so unfair zu ihm wären. Da ich weiß das es bei ihm einfach nichts bringt ehrlich zu sein, habe ich mir ein "Selbst Schuld, kein Mitleid aber denk mal was das für Auswirkungen hat, va auf dein Kind" gespart. Da hätte er zugemacht und wäre gegangen.
    Wir werden uns auf jeden Fall Hilfe in Vereinen und städtischen Angeboten suchen, habe dazu schon viel im Internet gefunden ansonsten hoffe ich das wir das ohne größeres Drama hinter uns bringen können.
    Der Kindergarten weiß auch schon Bescheid, dh ich muss den Kleinen nicht allein auffangen und habe hier viel Rückhalt. Es findet jetzt nächste Woche auch noch ein Gespräch mit dem Vater im Kindergarten statt, ich hoffe da können wir noch einiges klären.
    Danke für dein Verständnis, ich glaub das habe ich nach dem Schock einfach gebraucht :)

  • Liebe Martha,


    dass das alles ein ziemlicher Schock war und ist, zumal sich die Geschichte nun quasi wiederholt, kann ich mir gut vorstellen. Ich finde es sehr gut und auch sinnvoll, dass Sie sich Unterstützung suchen und Beratung in Anspruch nehmen wollen. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, ob es gut ist, dem Kleinen offen zu sagen, wo sein Vater ist, also ob Ihr Sohn dies begreifen kann - nur eines Tages müssen Sie es ihm sagen.


    Wir werden uns auf jeden Fall Hilfe in Vereinen und städtischen Angeboten suchen, habe dazu schon viel im Internet gefunden ansonsten hoffe ich das wir das ohne größeres Drama hinter uns bringen können.
    Der Kindergarten weiß auch schon Bescheid, dh ich muss den Kleinen nicht allein auffangen und habe hier viel Rückhalt. Es findet jetzt nächste Woche auch noch ein Gespräch mit dem Vater im Kindergarten statt, ich hoffe da können wir noch einiges klären.


    Es ist klasse, dass der Kindergarten Sie unterstützt und ich denke, ein Gespräch gemeinsam mit dem Vater dort vor Ort ist eine gute Idee. Auf "neutralem Boden" lassen sich manche Dinge einfach besser besprechen, v.a. wenn eine Situation so emotional aufgeladen ist.


    Ich wünsche Ihnen alles alles Gute!
    Klara

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