Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, die viel mit den Eltern im Auto unterwegs sind

  • Hallo,


    meine Einstandsfrage: :D


    Wenn Kinder von Klein auf an, sehr viel mit dem Auto unterwegs sind. Quasi fast dort wohnen, ;( , werden sie mit der Zeit aggressiv? Kennt das jemand von euch? Habe auch schon im WWW geschaut, aber nicht spezifisches gefunden. ?(


    Nun ist es so, dass es in meinem Umfeld zwei Kinder gibt (5 Jahre und 10 Jahre). Die sind zunehmend beide sehr aggressiv. Beide erzählen mir, dass diese nicht mehr in KiGa bzw, in die Schule wollen, weil sie dort immer warten müssen. Der Jüngere hat es geschafft, dank seiner ausgeprägten Aggressionen, den KiGa nicht mehr besuchen zu dürfen. Der Ältere ist von der Schule weggelaufen. Sie hassen es, zu warten und mögen keine neuen Situationen. Leider ist es auch so, dass die Mutter sehr viel Unterwegs ist, und die Kinder kaum Luft zum Atmen haben (im übertragenen Sinne natürlich) Ständig sitzen die Kids im Auto und müssen irgendwo warten. Sei es ein Termin beim Arzt, oder ein Termin der Mutter etc.


    Ich hoffe, hier auf meine Frage eine Antwort zu finden.


    Lg
    Tina

  • Hallo,


    ich kenne mich nicht wirklich aus und ich verstehe jetzt auch noch nicht, warum die Kinder quasi "im Auto wohnen" (normale Arztbesuche oder ähnliches erklären das ja nicht, denn dann lässt man die Kinder ja normal nicht im Auto sitzen, sondern nimmt sie dann mit rein), aber für mich hört es sich irgendwie nach Vernachlässigung an. Also einfach zu wenig Aufmerksamkeit, was die zwei dann wahrscheinlich über Aggressionen ausdrücken. Vielleicht auch wirklich zu wenig Bewegung, wenn sie ständig nur irgendwo im Auto sitzen und sich körperlich nie richtig auspowern können… Das wären jetzt so meine Ideen, die ich dazu habe. Aber wie gesagt, ich bin kein Fachmann :D Es werden hier sicher noch andere antworten, die es besser einschätzen können.


    Vielleicht sollte man die Mutter einfach mal zu den Beobachtungen ansprechen und zusammen mit ihr überlegen, ob es nicht andere Lösungen gibt, wenn sie Erledigungen zu machen hat. Aber da scheint ja noch mehr im Argen zu liegen, wenn das alles von der Mutter irgendwie gar nicht bewusst wahrgenommen wird.

  • Hallo TinaH77,


    vielen Dank für Ihre Anfrage und herzlich willkommen.


    Ich denke ähnlich wie Verena, dass die von Ihnen bei den beiden Kindern beobachteten Symptome eher auf Vernachlässigung hindeuten. Dies ist allerdings ein großer Begriff.


    Ich denke nicht, dass Autofahren Kinder prinzipiell aggressiv macht. Vielmehr vermute ich, dass das lange Sitzen auf engem Raum und die fehlende Bewegung dazu führen können, dass Aggressionen entstehen. Kinder haben ein ausgeprägtes und natürliches Bedürfnis nach Bewegung, sie wollen aktiv sein, spielen, rennen, laufen, hüpfen, toben, ihren Körper bewegen und spüren. Wird dies über längere Zeit verhindert, wie es beispielsweise durch vieles Sitzen im Auto geschieht, entsteht ein Ungleichgewicht und eine Art "Bewegungs-/Energiestau", der sich auch in Aggressionen ausdrücken kann. Ebenfalls wichtig ist Aufmerksamkeit und Zuwendung, die Kinder brauchen, um seelisch gesund zu bleiben.


    Für mich klingt es auch so, als ginge es bei den beiden Kindern weniger darum, nicht warten zu wollen/ zu können, sondern dass das "Warten" gleichgesetzt wird mit dem Stillsitzen müssen und sich nicht bewegen können oder spielen können.


    Vielleicht sprechen Sie die Mutter der Kinder tatsächlich einmal auf Ihre Beobachtungen an, sofern Sie ihr entsprechend nahe stehen. Kennen Sie die beiden Kinder dadurch, dass diese in denselben Kindergarten bzw. dieselbe Schule gehen wie Ihre eigenen Kinder? Oder sind sie Nachbarinnen? Vielleicht wäre es für Sie ja denkbar, dass Sie sich dieser offenbar viel beschäftigten Mutter als "Babysitterin" anbieten?


    Alles Gute
    Klara

  • Vielen Dank für die tollen Antworten.


    Einiges davon werde ich mir zu Herzen nehmen und es so auch mal weiter geben.
    Die Mutter der Kinder ist eine Freundin von mir. Ich biete mich mehrmals als Sitterin an, doch das möchte die Mutter leider nicht so gern. Sie schiebt es dann auf die Kinder ab, dass die nicht wollen. etc.
    Nun beginne ich Mitte des Monats mit meiner Weiterbildung zur Heimerzieherin. Da wird die Zeit leider sehr knapp sein. Mir liegt wirklich sehr viel an den Kindern und es tut mir auch in der Seele weh, diese so leiden zu sehen. Die Mutter ist leider sehr stur und bewegt sich selten bis gar nicht von ihrem eigenen Weg ab. Der KiGa des Kleinen hat ihr schon geraten, sich eine Hilfe zu holen. *seufz*
    Für diese Hilfe hat sie aber leider keine Zeit, sagt sie. :cursing:

  • Liebe Tina,


    das klingt ja leider ganz danach, als würde es Ihrer Freundin sehr schwer fallen, sich helfen zu lassen, sprich: Unterstützung anzunehmen. Möglicherweise setzt sie dies (unbewusst) mit persönlichem Versagen gleich ("Ich bin nicht gut genug/ Ich schaffe es nicht allein") oder sie möchte in niemandes Schuld stehen. Vielleicht können Sie ja diesbezüglich mit ihr nochmal ins Gespräch gehen, zu einem passenden Zeitpunkt...?!
    Es wäre schade, wenn die Kinder (weiter) unter "negativen Glaubenssätzen" leiden müssten.


    Herzliche Grüße
    Klara

  • Hallo Klara,


    vielen lieben Dank für die Antwort. Das sieht fast so aus, ja.
    Sie setzt sich viel unter Druck. Kann nicht still stehen. :|
    Immer unterwegs. Dem entsprechend sind dann leider auch die Kinder.
    Zu einem gegebenen Zeitpunkt werde ich mit der Mutter noch einmal sprechen. Gegebenenfalls auch mit dem Vater der Kinder. Die Antworten helfen mir wirklich sehr.
    :rolleyes:

  • Liebe Tina,


    ich finde es großartig, dass sie nicht die Augen verschließen, sondern unterstützend tätig sein wollen. Das ist nicht selbstverständlch und viele Menschen verschließen wohl eher die Augen und "trösten" sich damit, dass es ja nicht in ihrer Verantwortung liegt, was an anderer Stelle "schief" läuft.
    Sie sind eine wahrhafte Freundin!


    Wenn Ihre Freundin wie Sie sagen ständig in Bewegung sein muss, stellt sich wiederum die Frage, ob dies deshalb ist, weil sie einfach so viel zu tun und zu erledigen hat oder ob auch hier ein Glaubenssatz greift. Denn viele Menschen setzen (unbewusst) das "NIchtstun" gleich mit Faulheit, obwohl wir Anspannung und Aktion ebenso brauchen wie Entspannung und Passivität, um dauerhaft gesund zu bleiben.


    Ich bin gespannt, wie Ihr Gespräch verlaufen wird. Wichtig fände ich hier, nur zu "spiegeln", zu sagen, was Ihnen auffällt, ohne ihr Vorwürfe zu machen, ohne zu zu verurteilen oder anzuklagen. Ich drücke Ihnen die Daumen und wünsche Ihnen und Ihrer Freundin alles Gute!


    Klara

  • Vielen lieben Dank für die tollen Worte. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich möchte den Kindern helfen, dabei ist es leider nicht immer so einfach, dass die Mutter sich nicht angegriffen fühlt. Sie ist schon immer rastlos gewesen. Seit Beginn der Ausbildung vor 20 Jahren. Dazu kommen Überperfektionismus und Kontrollwahn.

  • Hallo Tina,


    ja, manchmal sieht man nur noch Bäume... und inmitten all der Bäume verschwindet der Wald :D
    Vielleicht wäre es ein Ansatz, dass Sie Ihre Freundin auf sie selbst ansprechen... auch ihre Rastlosigkeit und den Perfektionismus, mit dem man sich selbst ja allzu oft das Leben schwer macht, obwohl es gar nicht schwer sein müsste... und Sie lassen die Kinder erstmal komplett außen vor?!
    Rastlosigkeit lässt die Belastbarkeit sinken, macht leicht(er) reizbar, erschöpft mit der Zeit.... und kann letztlich im schlimmsten Falle zu einem Burn-out führen.


    Ich wünsche Ihnen alles Gute!
    Klara

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